Montag, 31. Dezember 2007

Gerechtigkeit für alle

B"H

Ab morgen (1. Januar 2008) ist es soweit:

Alle israelischen Arbeiter und Angestellten haben ein gesetzliches Anrecht auf einen Rentenplan.

Schätzungen zufolge arbeiten ca. 1 Mio Israelis ohne eine Rentenversicherung, was bisher dem Arbeitgeber billiger kam. Erst nach Jahren der Festanstellung stimmten vereinzelte Arbeitgeber in Individualfällen der Einrichtung eines Rentenplanes zu.
Ein Rentenplan sieht vor, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer in den Rentenplan einzahlen und genau vor diesen Zahlungen hatten sich die Arbeitgeber immer gesträubt.

In ca. 5 Jahren sollen 15% des Arbeitnehmergehaltes in den Plan eingezahlt werden. Ab morgen sind es vorläufig nur 2,5%.

Ab dem 1. Januar wird alles anders und endlich bekommt jeder israel. Arbeitnehmer einen Rentenplan und somit eine Rente.
Zeit wirds.

Sonntag, 30. Dezember 2007

Gefährliche Busfahrt

B"H

Seit einigen Jahren war es recht ruhig, nun beginnt das Problem von vorn. Palästinenser werfen wieder vermehrt Steine auf vorbeifahrende Egged - Busse.

In der vergangenen Woche wurde zweimal die Buslinie 2 auf diese Weise angegriffen. Die Linie 2 startet ihre Route in verschiedenen haredischen (ultra - orthod.) Stadtteilen (Har Nof) und endet an der Klagemauer. Bei ihrer Fahrt vorbei am Damaskustor in Ost - Jerusalem wurden am Blumentor (Shaar HaPerachim) Steine auf den Bus geworfen.

Die Egged - Busfahrer haben bei solchen Vorfällen die Order, einfach weiterzufahren und die Fahrgäste an ein sicheres Ziel zu bringen. So auch in der vergangenen Woche.
Steine zerschmetterten die Fenster der Linie 2 und die Scherben krachten auf die Fahrgäste. Zwei von ihnen wurde verletzt. Der Busfahrer brachte erst den Bus an der Klagemauer zum Stehen, von wo aus die Verletzten in ein Krankenhaus gebracht wurden.

Mir selbst ist dies auch schon einmal passiert. Mit der Linie 2 passierten wir das Damaskustor und kurz darauf krachten zwei riesige Steine gegen die Fenster. Zerschmettert wurde nichts, denn die Scheiben waren aus Plastik und so kamen alle mit einem Schrecken davon. Als sich derlei Vorfälle häuften, nahm die Linie 2 sogar eine andere Route und mied Ost - Jerusalem.

Was genau die Pläne von Egged sowie der Polizei sind, ist unbekannt. Auf alle Fälle kann es nicht so weitergehen.
Aber die Gegend um das Blumentor gilt nie als sicher und durchlaufende Touristen wurden auch schonmal angegriffen. Die Täter tauchen schnell unerkannt im arabischen Markt unter und dort niemand will etwas gesehen haben.

Sylvester in Israel

B"H

Der Artikel zu diesem Thema fällt recht kurz aus, denn es gibt nichts zu schreiben. Zumindest kann man das Thema in wenigen Sätzen abhaken.

Sylvester in Israel findet nur beschränkt statt. Das jüdische Neujahr Rosh HaShana feiern wir ca. im September und es ist keineswegs zu vergleichen mit Sylvesterknallerei etc. Vielmehr ist es ein höchst relig. Fest mit ernstem Hintergrund.

Der bürgerliche Jahreswechsel wurde bis vor einigen Jahren nur kalendarisch wahrgenommen. Seit einigen Jahren jedoch wünschen sich leider auch viele Sekuläre Israelis ein Gutes Neues Jahr (2008). In relig. Kreisen wird weiterhin dieses Datum nicht gefeiert. Wozu auch ? Steht doch gerade der "Heilige Sylvester" für den Antisemitismus, den er zu seiner Zeit stolz verbreitete.

Sekuläre Israelis lassen es teilweise auf den privaten Sylvesterparties richtig krachen; Religiöse wie ich ignorieren das Datum. Und so finden dann auch an der Küste um Tel Aviv wilde Parties statt und in Jerusalem bleibt es verhältnismäßig ruhig.

Damit wäre das Thema auch schon abgehakt.

Frage zur deutschen Staatsbuergerschaft

B"H

Ich veroeffentliche diese anonyme Frage, denn vielleicht interessiert das Thema noch einige andere Leser.

Frage:
mein vater ist israeli und ich war bei visa abteilung und wollte aliha machen da haben sie zu mir gesargt das ich keine aliha machen kann da ich israeli bin und haben mir den pass und den perso n die hand gedrückt und gesargt du kannst beide statsangehörikeiten haben mein vater meine mutter meine schwester ale haben ein israelichen pass ich habe ihn also nie beantragt darf ich zwei haben wie die israelis sargen oder nicht

Wenn ein Elternteil schon Israeli sein sollte, dann bekommen die Kinder normalerweise dessen Staatsangehoerigkeit gleich mit dazu. Ich kenne viele Kinder von Israelis, die im Ausland aufwuchsen und zwischen dem 18. und 25. Lebensjahr Israel meiden, weil sie befuerchten, zur Armee eingezogen zu werden.

Du hattest also Anspruch auf die sofortige Anerkennung.
Mit Deutschland dagegen ist es ein Problem, denn lt. der Deutschen Botschaft in Tel Aviv kann es gravierende Probleme geben.

Meinen Link dazu kennst Du ja schon:

http://lebeninjerusalem.blogspot.com/2007/11/zum-thema-deutsche-staatsbuergerschaft.html

Allerdings kann bei Dir der Fall wesentlich anders liegen, denn Dein Vater war ja schon Israeli und deswegen, wuerde ich an Deiner Stelle die Deutsche Botschaft in Tel Aviv einmal anrufen. Kannst das ja anonym machen.

Donnerstag, 27. Dezember 2007

Photos aus dem Norden

B"H

Ein Freund (Gil Gilad) sandte mir einige tolle Photos aus Nordisrael.







Soziale Gerechtigkeit ?

B"H

Israel hat einmal wieder eine neue Partei.
"Soziale Gerechtigkeit" lautet ihr Name und der Gründer ist kein Geringerer als der russ. - israel. Milliardär Arkadi Gaydamak.

Arkadis Traum ist es, Israel ganz für sich einzunehmen. Zwar hat er alles, was man sich nur wünschen kann, aber irgendwie findet er niemals Ruhe vor seiner Phobie, anerkannt und geliebt werden zu wollen. Und um diese Anerkennung zu bekommen, läßt er den Rubel rollen. Hier das bankrotte Jerusalemer Bikur Cholim - Krankenhaus gekauft, da arme Bürger oder Yeshivot (relig. Schulen) finanziell unterstützt, soetwas kommt an. Das zeigt aktiven Einsatz, den Politiker nur vortäuschen. Arkadi Gaydamak handelt und redet nicht nur.

Nicht nur, dass er sich seit geraumer Zeit als neuer Bürgermeisterkandidat Jerusalems hat aufstellen lassen, jetzt will er in die ganz große Politik einsteigen. Sein Endziel heißt: Ministerpräsident.

Deswegen reist der Milliardär derzeit von Ort zu Ort, um sich mächtig in Szene zu setzen. Bevorzugte Orte sind hierbei die Plätze des kleinen Mannes. Insbesondere die Wochenmärkte.
Arkadi schüttelt fleißig Hände, stößt aber nur allzu schnell auf seine Grenzen. Sein Problem ist, dass er unserer Landessprache nicht mächtig ist. Viele sehen das gar nicht als Problem, sondern reden es einfach schön. Es kann schon sein, dass es manchmal von Vorteil ist, nichts zu verstehen.

Das Problem scheint aber ein wesentlich anderes zu sein als ursprünglich angenommen. Arkadi ist beliebt, weil er Geld hat und damit um sich schmeisst. Wäre das Gegenteil der Fall, dann täten alle genau das aussprechen, was sie im Stillen wirklich denken: "Ein Russe".
Und dann treffe Arkadi Gaydamak genau die Antipathie der Israelis, welche alle russischen Neueinwanderer befällt. Stattdessen aber lebt Arkadi in seiner russischen Welt und sobald er die israel. betritt, macht er sein Portemonnaie auf.

Dienstag, 25. Dezember 2007

Jewish Agency oder Nefesh B'Nefesh

B"H

Übermorgen ist es einmal wieder soweit; die private Aliyah - Organisation "Nefesh B'Nefesh" fliegt 200 Neueinwanderer aus den USA und Kanada ein. Am israel. Ben Gurion Flughafen soll deshalb ein großer Empfang mit viel Prominenz stattfinden.

Seit geraumer Zeit schon bekriegt sich Nefesh B'Nefesh mit der Jewish Agency, welche das eigentliche Neueinwanderungsmonopol innehält. Nefesh B'Nefesh will nun ebenso als solches anerkannt werden und verlangt von der israel. Regierungs Subventionen, welche die Jewish Agency schon längst bekommt.

Was aber macht den Unterschied zwischen Nefesh B'Nefesh und der Jewish Agency aus ?

Zuerst einmal kümmert sich Nefesh B'Nefesh ausgiebig um die Aliyahbewerber. Ein Aliyahantrag (auf Einwanderung nach Israel) endet nicht anonym am Schreibtisch wie bei der Jewish Agency. Ebenso sorgt Nefesh B'Nefesh für Sofortunterkünfte und jeder Neuankömmling weiß genau, wo er wohnen wird. Außerdem wird in den meisten Fällen ein Job gleich mitgeliefert.

Zugegeben, Nefesh B'Nefesh zieht Akademiker vor, denn amerik. Ärzten oder Computerspezialisten ist es einfacher, einen Job zu vermitteln. Zusätzlich behauptet Nefesh B'Nefesh von sich, noch 200.000 weitere Bewerber auf ihrer Liste zu haben.
Die Jewish Agency dagegen hält die Zahlen für übertrieben, schielt aber gleichzeitig auf die Erfolge von Nefesh B'Nefesh. Und ehrlich gesagt, hätte es zu meiner Aliyahzeit schon Nefesh B'Nefesh gegeben, dann hätte ich auch diese Privatorganisation gewählt, anstatt von der Jewish Agency nur gesagt zu kommen, dass ich gefälligst in Israel alles allein machen soll. A la "Flieg und halt die Klappe".

Natürlich gibt es auch bei Nefesh B'Nefesh Negatives zu vermelden und alles ist nicht so rosig wie es scheint.
Jeder Bewerber muß sich zum Beispiel schriftlich verpflichten, den Geldbetrag, den Nefesh B'Nefesh in ihn investiert, in dem Falle zurückzuzahlen, wenn sich der Neueinwanderer entschließen sollte, Israel wieder zu verlassen und in sein Heimatland zurückzukehren.

Des weiteren hörte ich von vielen amerikanischen Nefesh B'Nefesh Teilnehmern, dass die Organisation ihnen die harte israel. Wirklichkeit vorenthielt. Amerikanischen Juden, die noch niemals zuvor in Israel waren, wurde ihre Aliyah dermaßen schmackhaft gemacht, dass sie kurz nach ihrer Ankunft der Kulturschock einholte und nie wieder loslies.

Aber solche Verfahrensweisen sollte man in Kauf nehmen und ich kann nicht verstehen, wie blauäugig manche Leute ihre Einwanderung verfolgen. Eine optimale Vorbereitung wäre, einmal für mind. ein Jahr in Israel zu leben, um zu sehen, ob man zurecht kommt. Aber dies muß jeder für sich entscheiden.

Bleibt noch zu erwähnen, dass auch Nefesh B'Nefesh viele Rückkehrer in die Heimatländer zu vermelden hat.

Montag, 24. Dezember 2007

Kirchenhirte gegen jüdischen Staat

B"H

Ob die Aussage damit zusammenhängt, dass Michel Sabbah katholisch ist oder weil er dazu noch Palästinenser ist, ist unklar. Vielleicht auch gänzlich unwichtig, denn weder die kath. Kirche noch die Palästinenser wollen einen jüdischen Staat Israel. Und genau gegen den hat sich kurz vor Weihnachten oder gerade deshalb davor, der oberste kath. Kirchenhirte Israels, Michel Sabbah, ausgesprochen. Israel könne nicht für sich beanspruchen, ein jüdischer Staat zu sein, denn das würde grundsätzlich Christen und Moslems ausschließen.

Wie allen mittlerweile bekannt sein dürfte, schließt der jüdische Staat Israel niemanden aus. Und wenn hier jemand vom "Auschließen" wettert, dann muß sich besonders die katholische Kirche an die eigene Nase fassen und sich fragen, warum sie während des Mittelalters unzählige Pogrome gegen Juden startete. Talmudausgaben wurden verbrannt, Juden gleich mit und sämtlichen Juden Europas wurden die Menschenrechte abgesprochen. Ein Jude war zur Zeit des Mittelalters weniger wert als eine Kakerlake. Dank der katholischen Kirche.

Nachdem das jüdische Volk 2000 litt, um im Jahre 1948 endlich seinen eigenen Staat zu bekommen, da war es wieder die Kirche, die sich entrüstete.
Was Juden zurück nach Israel ? Das bedeutet ja, dass die Propheten wie Jeremiah (Yirmeyahu) recht behalten und dann kommt womöglich auch noch der "jüdische" Meschiach. Wie sollen wir da unsere Lügen aufrecht erhalten, fragte sich der Vatikan.

Im Gegensatz zur Christenheit geht Israel mit Andersgläubigen wesentlich humaner um. Wir sind ein demokratisches Land und solange sich jemand dementsprechend verhält, bekommt er alle Bürgerrechte. incl. Sozialhilfe, Krankenkasse, etc. Daher ist Sabbahs Aussage unter Demagogie abzuheften. Und nicht nur ich denke so; internationale Menschenrechtsorganisationen haben gegen Sabbah schon Protestausrufe losgelassen.

Zukunftsaussichten "ungenügend"

B"H

Das bürgerliche Jahr nähert sich dem Ende und auch in Israel wird Bilanz gezogen. Nicht unbedingt Bilanz für das ausklingende Jahr, sondern schon gemäß dem neuen Jahr. Alles soll noch viel schlimmer werden. Die Preise steigen. Vor allem diverse Lebensmittel sollen bald zu den Luxusgütern gehören. Brot, Reis, Milchprodukte, etc. Alles steigt um fast 10% an. Wer soll das noch bezahlen ?

Die Regierung hat kaum Zeit, sich mit der fatalen Wirtschaftssituation auseinanderzusetzen. Israel ist ein immerfort bedrohtes Land und hier werden Minister nach Militärerfahrung eingestellt und nicht nach einem Wirtschaftsdoktorat.
Sollen paläst. Terroristen aus den Gefängnissen entlassen werden, die jüdische Israelis bei Terrorattentaten umgebracht haben ? Die Regierung überlegt, diesen Schritt tatsächlich zu gehen, denn schließlich will man den entführten Soldaten Gilad Shalit endlich aus den Fängen der Hamas befreien. Diese Frage ist derweil wichtiger als der steigende Brotpreis.

Wo aber könnte eine eventuelle Regierungsentscheidung solcher Art enden ? Bahnt die Entscheidung, Mörder freizulassen, nicht den Weg für weitere Entführungen von israel. Soldaten ?
Ein paläst. Terrorist bringt ein paar Israelis um, so what ? Mit etwas Glück und weiteren entführten israel. Soldaten kann er schnell wieder freigepresst werden.

Alle Hochachtung vor den Eltern Gilad Shalits, aber kann der Preis für dessen Freilassung wirklich so hoch angelegt werden ?

Sonntag, 23. Dezember 2007

Neue Wohneinheiten auf Har Chomah

B"H

Die Welt regt sich wieder einmal mehr auf, ohne zu wissen, worum genau es eigentlich geht. Werden in Israel neue Siedlungen, Stadtteile oder Wohneinheiten gebaut, dann entrüsten sich Europa und die USA. Von den Palästinenser ganz zu schweigen.

Vor mehreren Jahren gab es einen Clash mit den Palästinenser als die israel. Regierung ihre Einwilligung zur Bebauung des Har Chomah gab. Die Palis beanspruchten das Land für sich und wollten die Welt wachrütteln, was ihnen auch gelang. Die Welt regte sich auf, obwohl niemand Genaues wußte.

Tatsache ist, dass Jerusalem trotz hoher Abwanderungsraten unaufhörlich wächst. Die Stadt platzt aus allen Nähten und Wohnungen werden rar und daher teuer. Nicht jeder kann es sich leisten, in der German Colony oder im weitläufigen Malcha oder Givat HaMassua zu leben und deswegen müssen schnelle und kostengünstige Lösungen her.

Um die Stadtteile Sanhedria herum (an der Bar Ilan Street) entstehen regelmäßig neue haredische (ultra - orthod.) Stadtteile. Dort aber hat eben nur jener Bevölkerungsteil Wohnrecht und man will keine Leute von außerhalb.

Die nichtrelig. bzw. nationalrelig. Bevölkerung sucht also nach Auswegen und da kommt das erweiterte Har Chomah - Projekt gerade recht. Har Chomah liegt außerhalb Talpiots und ist mit der Buslinie 14 bequem zu erreichen. Das Gebiet ist weitläufig und die Neubauwohnungen werden vorwiegend gerne von den Nationalrelig. gekauft oder angemietet.

Zu Beginn war das Bauprojekt etwas heikel, denn nicht wenige Käufer bekamen strategisch vorgerechnet, dass wenn die Palis Raketen abschiessen, die Wohnungen der Bewohner von Har Chochmah genau in der Einflugschneise liegen. So mancher Wohnungskäufer bekam gesagt, dass die Rakete durch sein Wohnzimmer fliegen könnte.
Das alles aber hielt die Käufer nicht ab, denn die Wohnungen sind relativ günstig zu erwerben.

Viele verlassen Jerusalem, weil ihnen die Mieten ganz einfach zu teuer werden. Bisher waren es preiswerte Auswege in eine der außerhalb liegenden Siedlungen zu ziehen. Ins nationalrelig. Beit El oder Efrat zum Beispiel. Ich selbst überlegte mir das auch einmal, verwarf die Idee aber schnell wieder. Ob ich nun in einer Siedlung Mietkosten spare oder nicht, der alltägliche Anfahrtsweg nach Jerusalem holt das Ersparte hinterher eh wieder ein. Man empfahl mir sogar, ich könne ja tägliche Mitfahrgelegenheiten bekommen. Trampen halt. Das wiederum ist mir zu nervig, denn ich will nicht auf andere angewiesen sein. Und was, wenn gerade kein Tramp da ist ? Soll ich mich eine Stunde an den Straßenrand stellen ? Da bleibe ich als Stadtmensch lieber in der Stadt wohnen. Har Chomah oder der Stadtteil Arnona sind sogar noch zu erlaufen am Shabbat. Mit Mühe, aber es ginge.

Ehrlich gesagt verstehen wir nicht, warum sich Ausländer in die Jerusalemer Städteplanung einmischen. Wenn die Palästinenser bauen, was auch teilweise illegal von Statten geht, regt sich auch niemand auf. Sehen Ausländer jedoch jemanden mit einer Kipa über den Tagesschau - Bildschirm laufen, meinen sie sofort, da seien irgendwelche Radikalen am Werk und man müsse schleunigst seine unwissende Meinung abgeben.

Jerusalems Bezirke reichen schon längst nicht mehr aus und selbst die Palis kommen immer mehr in Bewegung. Einer von ihnen erzählte mir am Freitag, dass die Bewohner des paläst. Beit Chaninah völlig verunsichert seien. Sollen sie dort wohnen bleiben oder nicht, denn tägliche höre man andere News von der israel. Regierung. Mal heisse es, Beit Chaninah werde an die paläst. Autonomiebehörde abgegeben und dann wieder nicht. Die Bewohner Beit Chaninahs wollen unter allen Umständen auf israel. Territorium bleiben und nicht von Ramallah eingemeidet werden. Geschehe Letzteres, dann würden die Bewohner auf israel. Gebiet überlaufen. Sprich ihre Wohnungen nach Jerusalem verlegen.

Die Wohnungslage in Jerusalem ist katastrophal und die nächsten Bürgermeisterwahlen stehen an. Der derzeitige Bürgermeister Uri Lupolianski wurde keiner Lage der Stadt Herr und niemand wird ihm eine Träne nachweinen. Zwar steht er zur Wiederwahl, aber die Konkurrenz ist groß. Soweit werden dem derzeitigen Yahadut HaThora - Knessetabgeordneten Me'ir Porush die besten Chancen eingeräumt. Gefolgt von dem russ. - israel. Milliardär Arkadi Gaydamak.

Donnerstag, 20. Dezember 2007

Der Hochzeitsbankrott

B"H

Jedesmal, wenn ich zu einer Hochzeit eingeladen bin, beginnen die Überlegungen aufs Neue. Wieviel Geld soll ich dem Brautpaar schenken ?

Als Europäer habe ich bis heute nicht gelernt, den israelischen Hochzeitswahn zu akzeptieren. Ich kann mir auch nicht erklären, woher der Brauch stammt. Vielleicht aus den USA.

Hochzeiten in Israel werden gewöhnlich ganz groß gefeiert und es ist keine Seltenheit, wenn Hunderte von Gästen anwesend sind. Sogar die Blumenverkäuferin des Stadtteiles wird eingeladen.
Mir scheint das alles übertrieben, denn ich bin kein Freund von großen Parties oder Festivitäten. Außerdem geht jedesmal der Gast selbst in der Masse unter. Man kommt in den Hochzeitssaal, wird an einen Tisch gesetzt und wartet aufs Essen. Vom Brautpaar bekommt man so gut wie gar nichts mit und wenn man Pech hat, sitzt man mit unbekannten Leuten am Tisch.

Eine Hochzeit kostet normalerweise weit mehr als 10.000 Dollar. Bei Religiösen noch mehr, denn da kommen schon einmal 500 - 800 Gäste zusammen. Aber nicht nur, dass das Brautpaar tief in die Tasche greifen muß, irgendwo hat es sich auch noch eingebürgert, große Geschenke mitzubringen. Vorzugsweise Schecks oder Bares im Briefumschlag, denn wer will heute noch drei Mikrowellen geschenkt bekommen ?

Am Saaleingang befindet sich in der Regel eine große Box, wo jeder seinen Briefumschlag einwerfen kann. Es kommt drauf an, wie gut jemand das Paar kennt und demgemäß sollte die Geschenksumme ausfallen. Mindestens 300 Shekel (60 Euro). Viele Leute geben 400 - 500 Shekel. Eine Unmenge an Geld, was ich für eine komplette Verschwendung halte. Es geht hier nicht um den Verdienst, von dem jemand kaum mehrere Hochzeitsgeschenke im Monat aufbringen kann. Vielmehr halte ich das ganze Gefeiere für überflüssig. 30 - 40 Gäste tun es allemal und auf Kellner kann auch verzichtet werden.

Gnade demjenigen, der zu mehreren Hochzeiten in einem Monat eingeladen ist. Dann ist das finanzielle Fiasko vorprogrammiert. Und da tut es niemanden wundern, dass groß in den Zeitungen steht, dass in diesem Jahr 1560 Familien von den Banken aus ihren Häusern geräumt wurden, weil sie außerstande waren, die monatlichen Raten für Kredite / Hypotheken aufzubringen. 1560 Familien wurden per Gerichtsvollzieher geräumt und stehen auf der Straße. Insgesamt zahlen 80.000 israel. Familien ihre monatlichen Hypothekenraten an die Bank nur sehr zögerlich. Gesetzlich dürfen die Banken ein Eigenheim erst dann räumen, wenn der Gläubiger sechs Monate lang mit seinen Raten im Verzug ist.

Neben den großen Hochzeitsfeiern ist es in Israel durchaus üblich, sich irgendwann ein Eigenheim anzuschaffen. Täglich sieht man verlockende Werbeanzeigen in den Tageszeitungen. Neue Wohngegenden werden gebaut, Luxusvillen oder Komfortwohnungen. Wer braucht das alles ? Reicht eine normale Wohnung nicht mehr aus ? Wozu brauche einen einen riesen Kühlschrank mit eigener Bar ?

Immer mehr Leute übernehmen sich finanziell. Am Anfang meinen sie, dass das alles nicht so schlimm sei. "Wir schaffen das schon mit den Raten". Schnell aber stellt sich das Gegenteil heraus und gerade in unserem Land steht man schnell gepfändet auf der Straße. Ich jedenfalls verstehe nicht, warum ein jeder auf so großem Fuß leben will, wenn er ein normales Angestelltengehalt bekommt. Aber anscheinend ist es wie überall auf der Welt und keiner will halt hinten anstehen.

Mittwoch, 19. Dezember 2007

Der Mauer zum Trotz

B"H

Die israel. Tageszeitung HAARETZ beschäftigt sich heute mit einem Thema, welches seit langem in Jerusalem nur allzu allgegenwärtig ist. So richtig aktuell wurde es jedoch erst vor wenigen Jahren und schuld daran ist die Hebräische Universität, die HebrewU Jerusalem, mit Niederlassung auf dem Mount Scopus.

Der Mount Scopus der HebrewU grenzt direkt an den Stadtteil "French Hill" und eben jener Teil der Stadt galt bisher als Adresse für die "linke Intelligenz". Viele Uniprofessoren kauften sich weitflächige Apartments in den Hochhäusern auf dem French Hill. Ebenso liessen sich betuchte Amerikaner nieder und dass viele Einwohner gut betucht sind, läßt schon allein der teure Supermarkt in der Hauptstrasse erkennen.

Im hinterten Teil des French Hill, in der Etzel - Street, besass die HebrewU mehrere Hochhäuser, in denen sie Studentenwohnheime einrichtete. In einem 3 - Zimmer - Apartment lebten mehrere Studenten in einer WG und zahlten die Miete an die HebrewU.
Dies aber gehört alles seit wenigen Jahren der Vergangenheit an, denn die Uni kam auf die Idee, die Hochhäuser zu verkaufen. Besser gesagt, jedes Apartment einzeln an den Meistbietenden. Die Studenten wurden umquartiert.

Nun aber begann das eigentliche Problem, denn jüdische Kaufinteressenten wurden von palästinensischen ganz einfach überboten. Der HebrewU war egal, an wen sie die Wohnungen verschachert und so kam es, dass plötzlich viele Palästinenser auf den French Hill zogen. Sie verfügten über mehr Cash und schnell verbreiteten sich üble Gerüchte, dass die Palis ja wohl ihr Cash aus den arab. Bruderstaaten bekommen, um sich immer häufiger in jüd. Stadtteile einzuquartieren. Auf diese Weise wollen sie sich ausbreiten, um dann bei eventuellen späteren Friedensverhandlungen Mr. Bush mitzuteilen, dass der Stadtteil, um den es da gehe, eigentlich arab. und nicht mehr jüdisch sei. Folglich gehöre das Land zu Palästina und nicht dem zionistischen Feind.
Der French Hill grenzt an mehrere paläst. Stadtviertel und bisher war es so, dass Palästinenser und Juden Abstand voreinander hielten. Niemand intervenierte bei dem Nachbarn. Hier das paläst. Beit Chaninah und da das jüdische Pisgat Ze'ev und Neve Yaakov.

Seit dem Mauerbau durch Jerusalem ist jedoch alles anders. Tausende Palästinenser sehen nicht ein, warum sie hinter der Mauer leben sollen. Schliesslich haben sie mit dem Terrorismus nichts zu tun und wollen nur ihrer Arbeit nachgehen und die Familie ernähren. Wer jedoch im Autonomiegebiet hinter der Mauer lebt, dem geht es wirtschaftlich mehr als mies. Keine Jobs. Wer nach Israel einreisen will, der muss erst die Checkpoints der Armee überqueren. Die paläst. Autonomiebehörde schert sich nicht um die Landsleute und von der Sozialhilfe kann man nur träumen. Wie schön war es doch als die Israelis noch dort waren. Wer auf israel. Territorium lebt, der ist stolzer Besitzer des begehrten blauen israel. Personalausweises und wer hinter der Mauer lebt, der hat halt Pech gehabt. Nichts da mit der landesweiten Reisefreiheit und der Stütze.

Um in den Besitz des Personalausweises zu bekommen, haben sich die Palis recht viele Tricks einfallen lassen. Zuerst einmal wollen sie unter allen Umständen nach Westjerusalem ziehen. Egal wohin. Die Mieten im paläst. Beit Chaninah stiegen deswegen in die Höhe. Von 200 auf 700 oder sogar 800 Dollar. Beit Chaninah liegt zwischen Jerusalem und dem 20km entfernten Ramallah, gehört aber noch zum israel. Territorium und damit in den Einzugsbereich des blauen Personalausweises. Die Bewohner von Ramallah aber wollen nicht hinten anstehen und suchten Wohnungen in Beit Chaninah, um den Ausweis zu bekommen. Dies wiederum rief die Hausbesitzer in Beit Chaninah auf den Plan, ihre Wohnungen teuer zu vermieten und die Lage auszunutzen.

Genauso geschieht es im arab. Teil der Jerusalemer Altstadt. 600 Dollar für einen alten Lagerraum. Das ist den Palis zuviel und nun weichen sie auf die jüdischen Wohnbezirke wie Pisgat Ze'ev, Neve Yaakov oder den French Hill aus. Alles liegt nahe an Beit Chaninah oder Ramallah und der blaue Personalausweis winkt auch.
Die jüdische Bevölkerung wiederum fühlt sich überrumpelt und will keine arab. Nichbarn. Erstens sind sie der Feind und man weiss ja nie, was abends im Dunkeln auf der Strasse geschehen kann. Und zweitens sinken somit automatisch die Immobilinepreise der eigenen Wohnung. Auf dem French Hill wurde deshalb eigens eine Bürgerinitiative gegründet, die sich u.a. auch mit der HebrewU anlegte. Keine Häuserverkäufe mehr an Palis. Aber all die Ideologie hilft kaum, wenn der Hausbesitzer das viele Cash in der Hand winken sieht.

In den genannten jüdischen Stadtteilen kommt es immer mehr zu Gewalttaten, bei denen arab. Jugendliche verprügelt werden oder umgekehrt. Neve Yaakov ist geprägt von einer sozial schwachen jüdischen Bevölkerung und die Wohnungen dort kosten nur 500 Dollar Miete. Für Jerusalemer Verhältnisse ein Schnäppchen. Viele Russen und Haredim (Ultra - Orthod.) leben daher in Neve Yaakov. Pisgat Ze'ev dagegen hat ein anderes Flair. Die blitzblanken Neubauten beherbergen viele Studenten genauso wie gut betuchte Familien. Eine kleine Oase mitten in den judäischen Bergen. Sogar eine neue Schnellstrasse wurde vom French Hill hinüber nach Pisgat Ze'ev gebaut. Die Alte wurde zu gefährlich, denn immer wieder flogen Steine auf jüd. Autofahrer. Nun liegt die Schnellstrasse in einem Tunnel.

Ein zweiter Weg an einen blauen israel. Personalausweis zu kommen, ist natürlich die Hochzeit. Unzählige israel. Palästinenser heiraten plötzlich Partner aus den Autonomiegebieten. Danach wird dann fröhlich aufs Innenministerium stolziert und wer Glück hat, bekommt so seinen blauen Ausweis. Allerdings hat die Regierung dem schon einen Riegel vorgeschoben, denn so schnell werden auch aufgrund einer Hochzeit keine Ausweise mehr vergeben.

Eine Lösung des Häuserkaufes ist nicht in Sicht. Solange jüd. Eigentümer das viele Cash der Palis bevorzugen und an sie verkaufen, boomt das Geschäft. Zum Leidwesen der jüd. Bevölkerung in diesen Gebieten, denn dort wird es weiterhin einen Anstieg der Gewalt geben. Ganz so einfach läßt man sich sein Zuhause nun doch nicht abjagen. Wenn es ganz extrem wird, dann kann jede Siedlung einem Palästinenser sogar den Zutritt verwehren, wie es schon seit vielen Jahren in Beit El oder in Efrat geschieht. Die Bürger der Siedlungen stimmten mehrheitlich dafür. Und wer das jetzt als Diskriminierung betrachtet, der sollte bedenken, dass kein Jude Zutritt in ein paläst. Dorf bzw. Siedlung hat. Palästinenser kommen jederzeit zu uns aber sollten wir zu ihnen gehen, setzen wir unser Leben aufs Spiel.

Dienstag, 18. Dezember 2007

Die Heilige Nacht im Heiligen Land

B"H

In wenigen Tag wird es wieder einmal voll in der Jerusalemer Altstadt, denn die Christen auf der ganzen Welt feiern Weihnachten. Zu der Zeit haben die Shops im arabischen Markt Hochkonjunktur und es gibt etwas zu verdienen. Christliche Touristen kaufen alles; Holzschnitzereien "Made in China", CD's und selbst Teppiche gehen über die Ladentheken. Zur Weihnachtszeit zeigt man sich besinnlich und da ist es egal, ob der arab. Händler einen über den Tisch zieht. Für viele Touristen wird es daher ein teurer Trip.

Nicht wenige zeigen sich vollkommen enttäuscht über ihren Weihnachtstrip ins Heilige Land. In der Jerusalemer Neustadt ist von einem christl. Fest eh nichts zu spüren. Kein Weihnachtsbaum oder Schmuck, kein Stille Nacht - Musikgedröhne, nichts. Selbst in der arab. Altstadt hält man sich bedeckt. Die Touristen sollen kaufen und sonst nichts.

Im christl. Teil dagegen, samt der Armenier, ist Weihnachtsschmuck present. Wenn sich das Wetter hält, dann sahnen die Händler ordentlich ab. In der Regel aber giesst es am Heiligen Abend immer in Strömen und das Fest findet in den Hotels bzw. Hostels statt.

In Bethlehem werden Tausende Touristen erwartet, was der Stadt ebenso einiges an Einkommen beschert. Sicher wird dort mehr Weihnachtskitsch zu haben sein und wer Geld sparen will, der kaufe seine Souvenirs in Bethlehem und nicht in der Jerusalemer Altstadt. Ansonsten ist tote Hose und wer meint, dass ausgerechnet in Israel die Weihnachtspost abgeht, der irrt und wird enttäuscht. Noch dazu wo die griech. - orthod., die russ. - orth. sowie die armenische Kirche das Fest erst im Januar begehen. Wer trotzdem kommt, der bringe sich Winterkleidung mit und vor allem Geld und einen Regenschirm.

Big Brother is watching all of us

B"H

Manch einem mag es aufgrund anderweitiger Schlagzeilen entgehen; gestern verabschiedete die Knesset mit großer Mehrheit ein Gesetz, welches es der israel. Polizei ermöglicht, eine neue Database zur Überwachung der Bürger einzurichten. Laut Gesetz ist es ab sofort erlaubt, jeden israel. Bürger bei Verdacht vollkommen überwachen zu lassen. Dies beinhaltet ebenso seinen Telefonanschluß. Ob Handy oder Hausanschluß, alles darf überwacht werden und weiterhin wird somit festgestellt, wo sich der Telefonbesitzer gerade befindet. Heisst, sein Aufenthaltsort (mit Handy) darf lokalisiert werden.

In Deutschland scheint diese Art der Überwachung noch Zukunftsmusik zu sein, obwohl Wolfgang Schäuble immer so seine geheimen Plänchen parat hat. In Israel dagegen wird alles mit Terror und Mafia gerechtfertigt. Drogendeals und etwaige Anschläge könnten so verhindert werden.

Dass Israel sich besonders bei paläst. Terroristen deren Handyanschlüsse bedient, um sie zu orten, ist kein Geheimnis mehr. Auf diese Art und Weise wurden schon einige Terroristen in Gaza exekutiert. Der aktuellste Fall geschah gestern nach Mitternacht. Die israel. Armee schoß eine Granate in das Auto einer der Anführer des militärischen Armes des Djschihad HaIslami in Gaza. Der 37 - Anführer und zwei Mitinsassen waren auf der Stelle tot und aus Gaza verlauteten schon Rachedrohungen gegenüber Israel. Der Exekutierte war einer der Verantwortlichen, die hinter den Kassam - Raketenbeschüssen auf die Negev - Stadt Sderot stehen. Der israel. Geheimdienst Shin Beth verfügte über genaue Informationen, wo genau sich der Terrorist in Gaza aufhält.

Natürlich stellt sich nach dem neuen Knesset - Erlaß wieder einmal die Frage, ob ein kleines Land wie Israel derartige Sicherheitsgesetzte braucht. Oder anders herum gefragt, muß nicht gerade Israel seine Bürger vor Terror jeglicher Art schützen, da dieser nur allzu gegenwärtig ist.

Ich bin mir sicher, dass die Knesset - Abgeordneten nicht wissen, was sich genau hinter dem Erlaß verbirgt. Und wer genau wacht über diese Daten und garantiert eine Sicherheit ? Ein Entkommen für den Bürger gibt es nicht, denn auch nicht regestrierte Telefonnummer unterliegen dem Gesetz.

Sonntag, 16. Dezember 2007

Sderot und was weiter ?

B"H

Auf die Negev - Stadt Sedrot gehen erneut die alläglichen Kassam - Raketenhagel aus Gaza nieder. Dort allerdings feierte die Hamas gestern ungehindert ihren 20. Geburtsag und Tausende waren auf den Beinen, um der Hamas in Gaza - Stadt zu würdigen. Die Fatah - Opposition unter Abu Mazen hat in Gaza keine Chance, denn die Hamas sitzt fest im Sattel. Und das trotz aller israel. Boykotte und dem Abschneiden von der Außenwelt.

Olmert dagegen setzt weiter auf Abu Mazen, der sein Domizil in Ramallah aufschlug. Schliesslich will er nicht von der Hamas hingerichtet werden. Obwohl Abu Mazen genauso wenig wie der Hamas - Führer Ismael Haniye bereit ist, Israel als jüdischen Staat anzuerkennen, verfolgt Ehud Olmert weiter seine irrwitzigen Friedensbemühungen. Trotz aller Sicherheitsbedenken ist er zu hohen Verzichten bereit. Fragt sich nur, wielange Abu Mazen sich im Sattel halten kann. Sollte die Hamas auch das Zepter in der Westbank übernehmen, hat Israel ein riesiges Problem, welches durch Olmerts Unfähigkeit überhaupt erst entstand.

Jetzt der Gipfel in Paris und am 9. Januar 2008 steht der Besuch von George Bush in Jerusalem an. Ich darf gar nicht an das zu erwartende Verkehrschaos denken, sobald Bush sich auch nur in ein Fahrzeug begibt. Ein begeisterter Empfang seitens der Bevölkerung erwartet ihn eh nicht. Olmert dagegen steht beifuss und versucht alles nur Mögliche, um seinen amerik. Boss zu befriedigen. Obwohl erneut Kassam - Raketen auf Gaza fallen zögert der Premier. Mal schickt er eine Spezialeinheit der israel. Armee auf den Boden von Gaza, dann ziehen sie wieder ab. Ohne jedoch grosse Raketenabschussrampen der Hamas aufgestöbert zu haben.

Seit dem Abzug Israels aus Gaza hat sich dieses zum zweiten Libanon entpuppt. Ungehindert errichtete die Hamas Tunnel für den Waffenschmuggel aus Ägypten. Al Khaida liefert nur allzu gerne. Olmert selbst liess verlauten, dass ein grossangelegter Einmarsch in Gaza mindest 100 israel. Todesopfer fordern könnte. Würde ihm die Bevölkerung weitere 100 tote Soldaten verzeihen ? Und ist Sderot das alles wert ?

Die Antwort lautet, dass Israel keine Antwort auf die fallenden Raketen hat. Verteidigungsminister Ehud Barak will mehr Geld in die Sicherheit Sderots pumpen. Von 300 Mio Shekel (6 Mio Euro) ist dieser Tage die Rede. Aber wieder einmal entkommen die Bewohner ihrer eigenen Stadt und wissen nicht wohin. Die, die es sich leisten können, sind eh schon längst fortgezogen. Sderot, wen interessiert das ?

Unterdessen warten mehrere junge Leute, die der radikalen Siedlerbewegung zugeordnet werden, auf ihren Einzugsbefehl in die israel. Armee. Sie sind volljährig und wollen, wie alle anderen auch, in Eliteeinheiten dienen. Die Armee aber sagt NEIN, denn es handele sich um rechte Demonstranten, die gegen die Räumungen sogenannter illegaler Siedlungen protestierten. Obwohl die Armee teilweise über Motivationsmangel der jungen Leute jammert, diese Art von Soldaten will sie nun auch wieder nicht, weil sie Attentate auf Araber befürchtet. So jedenfalls die offzielle Rechtfertigung. Die Armee selber entscheidet über die Zulassung der Rechten allerdings nicht, denn über ihr steht der innere Sicherheitsdienst "Shabak" und gerade der rät von einer Einberufung ab.

War es nicht bei der Räumung Gazas klar, was für eine Jugend sich der damalige Premier Sharon heranzieht ? Eine Jugend, die mitansehen mußte, wie ihre Eltern und Geschwister aus den eigenen Häusern gezerrt wurden. Und war es nicht klar, dass die Hamas die ehemaligen Siedlungen übernimmt und sie zu Abschussrampen umfunktioniert ?

Nun plant Olmert weitere Räumungen und solange keine Raketen auf sein eigenes Heim fallen, wird sich nichts ändern und er wird weiter seinen Illusionen nachgehen.

Neue Pläne für Givat Sha'ul

B"H

Jeder Jerusalemer freut sich jedesmal wieder aufs Neue, in seine Stadt zurückzukehren. Da war man einmal einen Tag in Tel Aviv oder woanders und sitzt im Bus auf der Heimfahrt nach Jerusalem. Fährt man aus der Richtung Tel Aviv in die Stadt hinein, begrüßt einen normalerweise auf der rechten Seite ein Schild mit der Aufschrift "Welcome to Jerusalem". Dieses Schild erfreut jeden Bewohner unserer Stadt und gibt beim Hinschauen ein Stück Heimat wieder.

Gleich rechts hinter dem Schild kommen graue manchmal sogar häßliche Hochhäuser zum Vorschein. Für den regulären Touristen bleibt kaum Zeit zur näheren Betrachtung geschweige denn eines Besuches jenes Viertels. An der Kreuzung nach der Einfahrt in die Stadt biegt der Bus nach links ab in den Zentralen Busbahnhof. Das wars und das Viertel mit den Hochhäusern ist bereits vergessen.

Vor ein paar Jahren noch wohnte ich gleich hinter jenem Viertel, das da Givat Sha'ul heißt. Die absolute Mehrheit der Bewohner sind Haredim (Ultra - Orthod.). Hinter Givat Sha'ul befindet sich der bekannte nationalreligiöse Stadtteil Kiryat Moshe. Beide Stadtteile haben ihre Besonderheiten, von denen der Normaltourist nichts mitbekommt.

Kiryat Moshe hat zwei Einfahrten, wovon eine die Rabbi Kook Street ist. Gleich rechts in ihr befindet sich die riesige Merkaz HaRav - Yeshiva, die zwar von den Nationalrelig. besucht wird, aber immer mehr einen haredischen Einschlag bekommt. Fährt man geradeaus, landet man in der langen Kanfei Nesharim Street mit ihren Regierungsbüros incl. dem Finanzamt. Gleich daneben gibt es eine Abzweigung zum Jerusalemer Industriegebiet.

Aber warum erzähle ich das alles ?
Selten nur ist ein Stadtteil so auf Wohngebäude bedacht wie eben Givat Sha'ul zwischen Kiryat Moshe und der Kanfei Nesharim Street. Was man sieht sind Wohnhäuser, Yeshivot (relig. Schulen) und Synagogen. Im Winter wirkt alles noch trister als im Sommer und wer allein schon aus dem Fenster schaut, endet in der Depression. Kein Baum, kein Grün, kein Nichts. Nur Haredim rennen die Straßen auf und ab.

Das alles soll sich nun ändern, denn die Stadtplaner wollen Givat Sha'ul aus der Tristesse herausholen. Zwei oder drei Parks sollen weitläufig angelegt werden. Einer davon soll schon in wenigen Monaten für die Bevölkerung zugänglich sein. Wer bisher ein wenig frische Luft am Shabbat schnuppern wollte, der mußte schon in den 30 Minuten entfernten Sacher Park laufen. Givat Sha'ul aber hat aufgrund seiner Religiösen höhere Ansprüche und so werden die Parks dann auch von eben jenem Publikum besucht. Daher ist anzunehmen, dass in den Parks nur der Anstand herrscht und nicht halbnackt herumgelegen wird wie teilweise im Sacher Park, was wieder den Vorteil hat, dass man nicht belästigt oder dumm angemacht wird. Nicht, dass im Sacher Park gleich Sodom und Gomorrha herrscht; eher im Gegenteil. Die haredische Bevölkerung aber fühlt sich unter Ihresgleichen wohler.

Aber nicht nur deshalb werden sich die Parks positiv auswirken. Eher geht es um die Tristesse und die wird ausgeschaltet. Givat Sha'ul hat sich das verdient und zulange haben die städtischen Entscheidungen gedauert.

Donnerstag, 13. Dezember 2007

Kein Zutritt beim Feind

B"H

Die meisten wissen es nicht und wenn man es ihnen erzählt, schauen sie einen mit grossen Augen erstaunt an. "Ah wirklich ?", lautet dann ihre Reaktion.

Mir als israelischem Staatsbürger genauso wie jedem anderen Israeli ist es gesetzlich verboten, in die palästinensischen Autonomiegebiete zu reisen. Nicht, weil unsere Regierung uns keinen Urlaub dort gönnt, sondern ganz einfach aus Sicherheitsbedenken heraus. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Lynch geschieht.

Mit einem israel. Personalausweis hätten wir am Checkpoint zu den Gebieten keine Chance. Die israel. Armee würde uns nicht passieren lassen. Jedenfalls nehme ich dies so einmal an, denn persönliche Erfahrungen damit habe ich keine. Mir käme es auch nicht gerade in den Sinn, nach Bethlehem oder Ramallah zu fahren und ich kann mir, weiß G - tt, bessere Orte vorstellen.

So mancher Israeli ignorierte alle Warnungen in der Vergangenheit und einige landeten dann doch irgendwie in den Autonomiegebieten. Ich erinnere mich an den Fall, der vor einigen Jahren geschah: Zwei Restaurantbesitzer aus Tel Aviv fuhren in die Autonomiegebieten, um billig Obst und Gemüse einzukaufen. Ihre Fahrlässigkeit kam ihnen teuer zu stehen. In einem paläst. Restaurant wurden sie von Terroristen abgeführt und außerhalb des Ortes exekutiert.
Dies ist kein Einzelfall und schon allein aus dem Grund würde ich mich nie auf derlei Russisches Roulette einlassen.

Touristen dagegen dürfen überall hinfahren, nur nicht nach Gaza. Momentan ist dies auch weniger ratsam, denn in Gaza herrschen andere Gesetze als woanders auf der Welt.
Aber auch Touristen geben sich ihren dummen Sentimentalitäten hin und wollen das was sie im TV sehen, einmal unbedingt "live" erleben. Und so endete dann vor zwei Wochen ein amerik. Tourist in Nablus (Shechem). Shechem ist das Terroristennest überhaupt und selbst die Palästinenser meiden den Ort. Der Amerikaner fand das anscheinend toll und schon als er dort aus dem Bus stieg, wurde er beäugt. Ein Palästinenser kam dann auf ihn zu und warnte ihn, er solle hier verschwinden, denn man weiß ja nie.

Die Mehrheit der Touristen fährt nach Jericho, Bethlehem oder Ramallah. Orte, die etwas weniger gefährlich sind. Jericho gilt insgesamt als friedlich, Bethlehem will am Tourismus verdienen und kann sich keine terroristischen Auswüchse leisten und Ramallah beginnt den Tourismus als einträgliches Geschäft anzuerkennen. Schleppt man doch die Ausländer gerne zum neu eingerichteten Arafat - Campus mit Grabestour oder in die benachbarten Flüchtlingscamps. Dort stellt niemand "dumme" Fragen wie: Warum die Leute immer noch im Flüchtlingscamp leben und die arab. Bruderstaaten hier nicht helfen. Nein, seit 60 Jahren will gelitten werden, um auch ja viel Spenden aus dem Touristentaschen zu ziehen. Und da gibt man gerne, bei soviel "Leid".

Nicht nur der Zutritt in die Autonomiegebiete ist uns Israelis untersagt; auch dürfen wir nicht in den Iran, den Libanon oder in weitere arab. Staaten einreisen.
Erstens wollen uns diese Länder eh nicht und zweitens befürchtet unsere Regierungs Kidnappings. Und damit wir nicht so enden wie Ron Arad, Gilad Schalit, Ehud Goldwasser, Eldad Regev und weitere, sind uns derlei Reisen grundsätzlich untersagt.

Problematisch wird es dann, solbald ein Israeli über mehrere Staatsbürgerschaften verfügt. Bestes Beispiel ist der aktuelle Fall des Daniel Scharon. Daniel Scharon ist Israeli, lebt aber in Deutschland und besitzt auch einen deutschen Paß. Sein Lieblingsland ist anscheinend der Libanon, in den er schon unzählige Male einreiste. Mit seinem deutschen Paß.
Vor ein paar Monaten wurde er dann in Beirut verhaftet, weil man ihn eines Mordes bezichtigte.
Der Fall verursachte in Israel großes Aufsehen und viele sahen schon einen neuen Fall "Elchanan Tennenbaum" auf sich zukommen. Ein Israeli verhaftet im Libanon. Wenn da mal nicht gleich Hizbollah - Nasrallah zuschnappt und Daniel Scharon in den Iran schleppen läßt. Für das idiotischen Handeln des Daniel Scharon wollen wir nicht auch noch zahlen. Die Tennenbaum - Katastrophe war genug.
Elchanan Tennenbaum war vor einigen Jahren zwecks Drogendeals in den Libanon eingereist, als Geisel gehalten, um dann später freigekauft zu werden.

Nun war Daniel Scharon an der Reihe und mit der gleichen Dummheit versehen. Israel mischte sich nicht ein und die deutsche Bundesregierung intervenierte. Scharon kam frei und flog nach Deutschland. Vorgestern nun landete er in Israel und wenige Minuten später auch im Knast. "Einreise in ein Feindesland", so lautet die Anklage.

Nichts wird in Israel härter verfolgt als solche Taten. Scharon war im Libanon und natürlich interessiert es die hiesigen Geheimdienste, was man dort von ihm wollte und welche Fragen gestellt wurden.

Daniel Scharon aber macht mir laut Photo nicht einen mitteilungsseligen Eindruck und außerdem verkündete er, dass er gerne wieder in den Libanon fahren möchte. Was in Israel als schweres Vergehen geahndet wird, interessiert manche Israelis mit mehreren Pässen nicht unbedingt. Nicht immer muß gleich eine Spionage vermutete werden, doch derjenige, der mehrere Pässe zur Auswahl hat, identifiziert sich nicht immer mit der Ideologie eines Landes.
Gerade heute scheinen viele Weltenbummler zu sein und wer auch noch im Ausland lebt, betrachtet die Angelegenheiten des ursprünglichen Heimatlandes etwas anders. Nach der Art "Was geht mich das an, denn ich lebe ja hier". Und Scharon selbst sieht sich nicht als Sicherheitsgefahr. Was er allerdings nicht bedenkt ist, dass er trotz deutschem Paß sich selbst und andere in Gefahr bringt. Israeli bleibt nun einmal Israeli. Egal wo.

Mittwoch, 12. Dezember 2007

Die Zukunft wird es zeigen

B"H

Zum letzten Mal in diesem Jahr zündeten wir am gestrigen Abend die Chanukkah - Kerzen. Acht Stück an der Zahl und die Chanukkiah (Menorah) war voll mit Kerzen. Acht Tage lang sahen wir in den Bäckereien kaum etwas anderes als die traditionellen Chanukkah - Sufganiot (Berliner) und wie zu erwarten, schossen deren Preise in die Höhe. Seit heute früh gehören die Sufganiot zur Vergangenheit und sind verschwunden. Bis zum nächsten Jahr.

Die Jerusalemer Innenstadt gehörte gestern Abend ganz den Chassidim von Chabad. Nicht nur Kerzen wurden an vielen Stellen angezündet, sondern die Jaffa Road in Höhe des Zion Square stand auch noch voll Mitzwe Tanks (Chabad - Info - Busse). Jeder dieser Busse zog einen kleinen Anhänger mit einer Chanukkiah darauf hinter sich her. Aus den an den Bussen befestigten Lautsprechern dröhnten Songs über den Meschiach und offensichtlich waren dort die Chabad - Meschichisten (jene Mitglieder, die den letzten Lubawitscher Rebben für den Meschiach halten) am Werk.

Aber nicht nur das; vor der kleinen Shopping - Mall in der King George / Ecke Jaffa tanzten mehrere Chabadnikkim mit der hauseigenen gelben Meschiach - Flagge im Kreis. Eine knallgelbe Meschiach - Flagge mit einer Krone mittendrauf.
Ich kann nicht sagen, dass die Tanzenden von besonderer Euphorie geprägt waren. Eher zogen sie etwas lustlos herum und die fröhliche Meschiach - Musik war nur Fassade.

Bei einem der dort Mitwirkenden handelte es sich um eine guten Freund von mir. Nein, Chabadnik ist er nicht. Jedenfalls nicht bisher, aber nun vielleicht doch.
Ich nenne ihn einfach einmal A.

A. ist um die Vierzig und bis vor wenigen Jahren war er Mitglied einer Armeeinheit. Dann wurde er gefeuert, weil er einfach nicht mehr zur Arbeit erschien. Keinen Bock zum Aufstehen. A. liebt das Nichtstun und gern läuft er einfach so durch die Stadt, spricht mit Leuten und klappert alle nur möglichen Suppenküchen zwecks kostenlosem Essen ab. Jobs hatte er hier und da; gewöhnlich bei Wachfirmen.

Aber auch die Wachfirmen schmissen A. recht schnell hinaus, denn sein Drang zum Aufstehen war nach wie vor niedrig. Vor acht Uhr kann er halt nicht aufstehen, so sagte er mir einmal.
A. ist ein netter Kerl, aber die Unzuverlässigkeit in Person. Sein Traum sei eine wohlhabende Frau, die ihn versorgt und bei der er nicht arbeiten muß, den Kühlschrank leert und ansonsten den Tag vor dem Fernseher verbringt.

Alle Klagen auf Mietzahlungen und nichtbezahlte Telefonrechnungen blieben erfolglos. A. interessiert sich nicht dafür. All das ging solange gut, bis das Arbeitsamt die Schnauze voll hatte und ihm einen neuen Job bei einer Wachfirma besorgte. Wir zweifelten schon alle, ob denn das mal gut gehe. Doch wider Erwarten lebte A. auf. Er verdiente etwas Geld und hatte eine Aufgabe. Alles ging gut bis ihn die Wachfirma nach ein paar Monaten um seinen Lohn betrog. Man zahlte ihm einfach 300 Euro zu wenig aus und A. ging.
Seitdem steht er wieder auf der Strasse. Zuerst kam er bei einem Freund unter, dem A. irgendwann auf die Nerven ging, denn A. sucht keinen Job und tut nichts, um aus seiner Misere herauszukommen. Er vertrödelt den Tag.

Als ihn der Freund schmiss, wußte A. nicht wohin und fand irgendwie Chabad. Oder fand Chabad ihn ?
Chabad gab ihm eine Unterkunft, Mahlzeiten und ein paar neue Klamotten zum Anziehen. Da Chabad jedoch kein Obdachlosenheim ist, kann A. dort zwar wohnen, muß allerdings an sämtlichen Chabad - Aktivitäten teilnehmen. Zuerst bekam er eine neue Kipa (Käppi). "Melech HaMeschiach = Meschiach - der König" stand darauf. Vor einer Woche noch machte er sich darüber lustig und meinte, dass sei halt so.

Am letzten Shabbat dann tauchte er schon nicht mehr bei Rabbi Mordechai Machlis zum Essen auf. Wir ahnten nichts Gutes. Chabad schien ihn voll in der Zange zu haben. Und gestern Abend nun sah ich ihn mit anderen Chabadnikkim herumtanzen. Seine Meschiach - Kipa sah man nicht mehr, denn Chabad hatte ihm nun einen schwarzen Hut besorgt. Ganz haredi (ultra - orthod.), nur die blaue Cargo - Hose störte. A. tanzte als habe er keine andere Chance.

Ich sagte nur kurz HALLO und ging weiter. A. war die ganze Szene unangenehm und deshalb verdrückte ich mich schnell. Heute früh traf ich zufällig einen weiteren gemeinsamen Freund von uns, dem ich vom gestrigen Vorfall erzählte. Der meinte nur kurz, dass A. jetzt wenigstens genügend Essen und ein Dach über dem Kopf hat. Der Rest sei doch egal.

Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob ich all das positiv oder negativ beurteilen soll. Natürlich hat A. Essen und ein Dach über dem Kopf, doch irgendwie scheint er seine persönlichen Freiheiten verloren zu haben, denn Chabad erwartet anscheinend Gegenleistungen. Alles hat halt seine Vor - und Nachteile und man kann nie alles haben. Vielleicht tut es ja A. auch ganz gut und er bekommt einen neuen Lebensinhalt und alles wirkt sich positiv auf ihn aus. Auch wenn er nicht bei Chabad bleiben sollte.

Trotz aller Abwägungen stehe ich jedoch erst einmal skeptisch da. Für mich wären derlei persönliche Einschränkungen nichts und ich kann nicht verstehen, wie Chabad jemanden so vereinnahmen kann. In der Beziehung halte ich es mit den Satmarer Chassidim, die Chabad vor allem deshalb kritisieren, weil diese zuviel missionieren. Eine Bekannte der Chassidut Satmar sagte mir einmal, dass wenn Juden relig. werden wollen, sie dieses aus dem eigenen Willen heraus tun sollen und nicht, weil es ihnen jemand vorschreibt.

Ich bin einmal gespannt, was passiert und warte ab. Das Wichtigste jedoch ist, dass A. irgendwie glücklich wird, denn er hätte es endlich einmal verdient.

Montag, 10. Dezember 2007

Kuschi

B"H

Keine Ahnung, ob ich mich auf dem aktuellen Stand befinde, doch Kuschi ist ein abwertendes Wort für einen Farbigen. Vor Jahren noch genoß das Wort Kuschi einen "normalen" Status, entwickelte sich jedoch immer mehr in etwas Negatives. Kuschi, so werden vielerseits die äthiopischen Neueinwanderer genannt und der Ausdruck läßt in dem Moment nichts Gutes ahnen.

Irgendwann haben wir alle aufgehört zu zählen, mit wievielen Projekten die israelische Regierung die Äthiopier in unsere Gesellschaft eingliedern wollte. Wir, das sind die Israelis und die Äthiopier selbst. Letztere sind vollkommen frustiert und haben keinen Bock mehr auf die israel. Gesellschaft, die sie nicht will und ein Land, das sie ausstößt. "F… you", sagen nicht wenige äthiopische Jugendliche und einer davon verkündet heute in der Tageszeitung "Yediot Acharonot", sich in die Luft sprengen zu wollen. Genauso wie die Araber, die auch frustriert seien.

Die Androhung des äthiopischen Jugendlichen klingt übertrieben, aber dennoch zeigt sie sogleich die Misere der Äthiopier. Neulich berichteten die Tageszeitungen über einen weiteren rassistischen Vorfall in der Stadt Petach Tikwa (nahe Tel Aviv). Dort gebe es an einer relig. Schule Pausen nach Rassen getrennt. Äthiopische Schülerinnen gehen zu anderen Zeiten hinaus auf den Pausenhof als alle anderen Schüler. Die Schule begründete diese Anordnung unter anderem mit dem Argument, dass Äthiopier nun einmal andere Sitten haben als wir.

Die Integration will einfach nicht gelingen, auch wenn gerade einmal kein rassistischer Vorfall stattfand. Die Frage ist nur, ob wir wirklich daran schuld sind, wie die Äthiopier behaupten.

Die Ursache des Problemes begann schon mit dem ersten Einwanderungsstrom der Äthiopier. Von den ashkenazischen Juden werden sie nicht als Juden gesehen und man verlangte von ihnen nach der Einwanderung die Teilnahme an orthod. Konversionskursen zum Judentum. Dies lehnten die Äthiopier ab und der ashkenazische Teil des Oberrabbinates sah den Fall als gelaufen. Keine Konversionskurse = keine halachischen Juden.

Erst der damalige sephardische Oberrabbiner, Rabbi Ovadiah Yosef, schrieb die äthiopischen Juden wirklich als Juden ein. Selbstverständlich nur diejenigen, die aus Äthiopien Nachweise über ihre jüdische Identität vorweisen konnten.
Ein weiteres Problem ergab sich aus der Tatsache, dass viele von ihnen mit einem nichtjüdischen Ehepartner verheiratet sind und die Kinder daher keine Juden mehr sind (falls die Mutter nichtjüdisch sein sollte und nicht orthod. konvertiert).

Ein weiteres Problem bildeten die unterschiedlichen Mentalitäten und Lebensumstände. Hier Afrika pur mit dem Analphabetismus und der Erniedrigung der Frau, da eine hochmoderne Industriegesellschaft, die all diese Uraltmethoden nicht mehr akzeptieren will. So haben erwachsene Äthiopier bis heute große Probleme mit der hebräischen Sprache und die Folgen sind Arbeitslosigkeit und Ghettoisierung. Diese Ghettos sind uns allen allgegenwärtig; sei es nun in Teilen Rehovots, in Hadera oder Gedera.

Die Gesellschaft der eingewanderten Äthiopier funktioniert teilweise nach wie vor gemäss Hiercharchien der Stammesgesellschaft. Immer noch haben Clans und deren Oberhäupter das Sagen und die Rechte der Frau bleiben vielfach auf der Strecke. Gewalt in der Familie bis hin zum Töten der eigenen Ehefrau sind keine Seltenheit.

Die Ghettos ziehen eine neue Generation heran, die in vielen Schulen Null Chancen hat. Die Eltern Analphabeten und arbeitslos, die Kinder müssen schon als Teenager jobben, um die Familie zu ernähren. Den Frust über fehlende Anerkennung und soziale Sicherheit lassen sie mit Hilfe von Gangs aus. Die äthiopische Gang zieht aus und besiedelt die Parks.

All dies sind Dinge, die die israel. Gesellschaft zur Kenntnis nimmt. Kriminelle äthiopische Jugendliche und Erwachsene, die gebrochen Hebräisch sprechen. Der vorherige Präsident Moshe Katzav sagte sogar, dass es ein Fehler war, die Äthiopier überhaupt ins Land zu holen, denn zuviele von ihnen seien Kriminelle.

Derzeit bleibt die äthiopische Gesellschaft auf der Strecke, denn sie hat keine Lobby. Noch nicht einmal den israel. russ. Milliardär Arkadi Gajdamak interessiert die Misere. Arkadi, der sonst überall einspringt und hilft.
Arkadi interessiert es nicht und die Regierung Olmert gleich gar nicht. Hätten die Äthiopier Wirtschaftsbosse und Erfolge vorzuweisen, dann sehe natürlich alles anders aus. Bisher aber ist man im Sumpf und es gibt kaum ein Entkommen. Wenn ein Äthiopier es bis auf eine Uni schafft, dann ist das den Zeitungen eine Schlagzeile wert. Aber wer von ihnen hat schon den Willen und den Ehrgeiz es bis zur Uni zu bringen ? Schulen kosten Geld in Israel und Geld ist keines da für die Äthiopier.

Eines ist sicher: Die Äthiopier können nicht für alles die Israelis verantwortlich machen. Es liegt auch an ihnen, wie alle anderen Neueinwanderer auch die Landessprache zu erlernen und sich langsam zu etablieren. Armut, Abstieg, okay, das kann jedem einmal passieren. Aber ich kann nicht nur dasitzen und nichts tun und darauf warten, dass Olmert vorbei kommt und mir einen Scheck überreicht. Leider lernen die Jugendlichen genau das von ihren Eltern. Das Nichtstun und Abwarten.

Sonntag, 9. Dezember 2007

Chanukkah - Kerzen an der Kotel (Klagemauer)

B"H

Der Rabbi der Kotel (Klagemauer), Rabbi Shmuel Rabinovitz, und der Jerusalemer Buergermeister Uri Lupolianski beim Anzuenden der dritten Chanukkah - Kerze am letzten Donnerstag Abend.



Dienstag Abend ist der letzte Abend vom diesjaehrigen Chanukkah.

Jeder macht was er will

B"H

In anderen Ländern schon längst ausgestorben, zieht er in Israel immer noch seine feste Kundschaft an: der Tante Emma Laden (der Makolet).

Es tut mir leid, aber ich kann einfach nicht begreifen, warum die Leute allmorgentlich in die kleinen Läden rennen und dort ihre Zeitung, Semmeln und die Milch einkaufen.

Zeitung ? Okay, das kann ich irgendwie noch verstehen. Aber alles andere nicht mehr. Die Frühstückssemmeln sind zum Erbrechen trocken und ziehen sich auseinander wie ein Kaugummi. Dazu kommt, dass sie und die Milch bzw. Joghurts vollkommen überteuert sind. Viele Kunden rechtfertigen sich damit, dass sie ja nur eine kleine Milch und die Zeitung einholen. Alles andere außer vielleicht noch Salz oder Zucker kann man im Makolet eh nicht einkaufen, denn die Preise gleichen Las Vegas.

Die Mehrheit der Makolet - Betreiber sind Männer, die in mir immer den Anschein erwecken, woanders keinen Job gefunden zu haben und nun Dank ihrer kleinen Spelunke abkassieren wollen. Selbst wenn ich etwas dringend brauche, ich ziehe es vor, einen Supermarkt zu aufzusuchen. Am besten gleich auf den Machane Yehudah Markt gehen, aber bloß nicht in dessen Makolet, der ungefähr in der Mitte des Marktes angesiedelt ist.

Um das miese Makolet - Image loszuwerden, haben sich einige Ladenbesitzer entschlossen, ihre Läden zu erweitern, um einem kleinen Supermarkt zu ähneln. Vielerorts ist ihnen das sogar gelungen; so befinden sich einige davon in der Innenstadt wie in der Hillel oder Shammai Street. In Alt - Katamon gibt es den berühmten Minimarkt in der Emek Refaim Street, wo die allerhöchste Vorsicht geboten ist, denn dort wird so richtig abgezockt. Viele Bewohner von Alt - Katamon (außer mir selbst) sind Amerikaner und gerade sie werden von den Israelis automatisch als reich eingestuft. Und dementsprechend schauen dann auch die Preise im Minimarkt aus.

Wenn ich mich denn doch einmal in einen Makolet oder Minimarkt bequeme, stelle ich jedesmal fest, dass die Milchprodukte unterschiedlichen Preiskategorien unterliegen. Und das, obwohl die Preise staatlich festgelegt sind. Die Preisrichtlinien scheinen den Makolet - Inhabern total egal zu sein und so werden auch hier einige Agorot (Cent) draufgeschlagen. Eine Jerusalemer Wochenzeitung untersuchte in der vergangenen Woche mind. zehn Minimärkte und kam zu einem fatalen Ergebnis.
Einkauf im Tante Emma Laden ? Nein, danke.

Wer günstig einkaufen will, der gehe auf den Machane Yehudah oder in einen relig. Supermarkt, wo die Preise erschwinglich sind. Der Supersal - Markt sollte weitläufig gemieden werden, denn auch dort wird gnadenlos abkassiert. Diese Angaben sind gerade in dieser Woche so wichtig, denn der Brotpreis steigt ab heute um weitere 10% an.

Freitag, 7. Dezember 2007

Kikar Davidka

B"H

Einer der haesslichsten Plaetze Jerusalems wird ab naechster Woche renoviert und zum Nobelkoloss aufgeputscht: der Kikar Davidka.

Am Kikar Davidka kreuzen sich die Jaffa Road und die ewig lange HaNevi'im Street. Bisher machte nur das Klal Center am Kikar Davidka von sich reden. Ein ebenso haesslicher Betonklotz voll mit Bueros und Ladenflaechen.
Vor ein paar Jahren explodierte an einer Bushaltestelle vor dem Gebaeude die Buslinie 14. Ein palaes. Selbstmoerder hatte sich in die Luft gesprengt und viele Menschen starben bei dem Attentat.

Ab 2008 / 2009 sollen die sich im Bau befindenden Strassenbahnlinien fuer ein umweltreineres Jerusalem sorgen und der Kikar David wird einer Hauptumschlagspunkte.
Wegen des Umbaus wird es in der Jaffa zu den gewoehnlichen Verkehrskatastrophen kommen. Die Bauarbeiten werden ca. ein Jahr dauern.
Na, dann viel Spass.


Der neue Kikar Davidka

Photo: http://moriah.co.il/project.aspx?cid=67&id=342

Donnerstag, 6. Dezember 2007

Chanukkah Stimmungen aus Jerusalem

B"H

Jerusalem ist dieser Tage in Festtagsstimmung. Heute Abend zünden wir die dritte Chanukkah - Kerze auf der Chanukkiah (Menorah) und selbst wer später heimkommt um die Kerzen zu zünden, der wird sich draußen an all den Feierlichkeiten nicht sattsehen können.

Die beste Chanukkah - Stimmung überhaupt herrscht in dem haredischen (ultra - orthod.) Gebiet Ge'ulah - Mea Shearim in der Jerusalemer Innenstadt. Seit vielen Jahre bin ich dort fast jeden Abend an Chanukkah. Das aufgeregte Treiben in den Menschenüberfüllten Straßen, der Geruch von Latkes (Kartoffelpuffer) und den traditionellen Sufganiot (Berliner, Krapfen), erfüllt die Straßen. In fast allen Fenster stehen die brennenden Chanukkiot; alles in allem, eine grandiose Atmosphäre.

Die chassidischen Gruppen schmeißen ihre eigenen Chanukkah - Parties und als ich gestern an der großen Synagoge der Chassidut Rodzhin vorbeikam, sah ich von außen die Chassidim auf ihren Rebbe warten. Die Feiern waren jedoch schon in vollem Gange.

Aber auch im mehr oder weniger sekulären Teil Jerusalems sind die Feiern in vollem Gange. Die chassidische Gruppe Chabad (Lubawitsch) veranstaltet an jedem Spätnachmittag ein öffentliches Lichterzünden. Insbesondere am Zion Square und in der King George vor dem HaMashbir - Kaufhaus.

In den Bäckereien und auf dem Machane Yehudah Markt konzentriert man sich ganz auf den Sufganiot - Verkauf. Das gräßliche dabei ist, dass die Sufganiot vor Chanukkah noch für einen Shekel (20 Cent) zu haben waren. Seit dem ersten Chanukkah Abend jedoch stiegen die Preise kräftig an. Fünf oder sechs Shekel (ca. 1 Euro) für ein einziges Sufganiah sind keine Seltenheit mehr. Und seien sie auch noch so klein.

Sufganiot zu Chanukkah


Am ersten Chanukkah - Abend kam ich nicht zum eigenen Kerzenzünden daheim, denn ich war bei einem Shiur (Unterricht) und danach schmiss der Rabbi seine Geburtstagsparty. So kam ich erst weit nach Mitternacht heim und war platt. Gestern erst kaufte die Kerzen, was sich als nicht so einfach herausstellte, denn es gab kaum noch welche. Jedenfalls nicht zu den üblichen Preisen und ich hatte keine Lust auf einen überteuerten Kerzenkauf. So landete ich im haredischen Ge'ulah genau richtig und kaufte sie zum regulären Preis ein. Aber wir zünden daheim nicht nur mit Kerzen, sondern auch mit Olivenöl und alles stand gestern parat auf dem Balkon.

Am Shabbat von Chanukkah gibt es Hunderte von Festivitäten bei den Chassidim und ich weiß schon jetzt, dass wir wieder eine durchzechte Nacht haben werden.

Chanukkah Sameach - Fröhliche Chanukkah an alle !!!

Mittwoch, 5. Dezember 2007

Kibbutz - Das Ideal der Vergangenheit

B"H

Bei dem Wort Kibbutz denkt fast ein jeder an eine dorfliche Idylle mitten in Israel. Und wer hat nicht schon einmal mit dem Gedanken gespielt, einige Zeit dort als sogenannter Volontär (Freiwilliger) zu verbringen ? Ein paar Monate freinehmen und einfach nur zusammen mit Leuten aus aller Welt in einem Kuhstall jobben.

Mein erstes Kibbutz Volontariat begann ich im September 1987 in einem kleinen amerikanischen Kibbutz nicht allzu weit von Tel Aviv entfernt. Ich hatte etwas Zentrales gesucht und wollte nicht irgendwo in der Wüstenpampa oder im Norden landen. Als Stadtmensch wollte ich jederzeit die Städte Jerusalem oder Tel Aviv erreichen können.

Wie jeder andere Volontär wohl auch, bewarb ich mich bei einer Agentur in Frankfurt, was nicht billig war. Offiziell hiess es jedoch, dass ich nur mit den Papieren dieser Agentur einen Platz in einem Kibbutz sicher hätte. Im Kibbutz - Office in Tel Aviv wurde ich hinterher eines Besseren belehrt.

Mit Sack und Pack kam ich in dem Office in Tel Aviv an. Damals handelte es sich um ein richtig offizielles Office, doch heute dagegen gibt es viele private Institutionen, bei denen man bei Vermittlung zahlt. Und zwar weniger als bei den Agenturen im Ausland. Auch eine Volontärskrankenkasse in Israel abzuschliessen, erweist sich in den meisten Fällern als viel kostengünstiger. Ich kann daher nur jedem raten, sich vor den Buchungen zu erkundigen.

Bei meiner Ankunft war das Kibbutz - Office in der Tel Aviver HaYarkon Street von deutschen Bewerbern besiedelt. Gräßlich, dachte ich. Da verließ ich Deutschland und was sah ich als erstes ? Deutsche.

Zusammen mit zwei weiteren deutschen Mädels trat ich in das Office der Angestellten und das erste, was ich sagte war, dass ich nicht mit den beiden anderen einen Platz bekommen will. Das klappte wunderbar und ich machte mich allein in einen Kibbutz auf.

Von den Kibbutzidealen hatte ich wenig Ahnung. Ich wurde sehr freundlich aufgenommen und fast alle Mitglieder waren junge halb - Hippie Amerikaner. Mit meinem Englisch haperte es damals gewaltig, was sich nach ca. zwei - drei Monaten Praxis aber gab. Ein kleiner Kibbutz hat den Vorteil, dass man alle Mitglieder schnell kennen lernt und auch die Sorgen und Nöte der Kibbutz - Interna mitbekommt.

Das größte Problem war und ist das Geld. Viele Kibbutzim stehen kurz vor dem Ruin und haben ihr Hab und Gut schon lange an die Banken verpfändet. In meinem kleinen Kibbutz wurde sogar zweimal das Wasser abgestellt, weil die Rechnung nicht bezahlt worden war. Ganz überraschend gab es für drei Stunden keinen einzigen Tropfen Wasser mehr.

Das Ideal der einstigen Kibbutz - Gesellschaft ist schon längst verloren gegangen. Zu Gründerzeiten war der Kibbutz DIE große Kollektivgemeinschaft und fast zu vergleichen mit einem russischen Kolchos. Alles wurde automatisch geteilt und Widersprüche kamen nicht auf. Wem es nicht paßt, der muß ja nicht bleiben.
Doch schon in den späten 80 - iger Jahren kam es zu Problemen. Eine neue Generation war herangewachsen und die wollte die alten Ideale abschütteln. Zum Beispiel beschlossen viele Kibbutzim, die Kinderhäuser abzuschaffen und ihre Kinder allein daheim zu erziehen. Bisher schliefen die Kinder ab einem gewissen Alter alle gemeinsam in einem Haus und so hatten die Eltern mehr Zeit für sich. Im Kibbutz ist eben für alles gesorgt. Vom Essen bis zur Wäsche wird alles erledigt.

Apropos Essen. Auch die gemeinsamen Mahlzeiten im Dining Room stellten sich immer problematischer dar. Erstens wollten immer mehr Familien daheim essen und nicht wie alle im Dining Room sitzen. Und dann kostet die Gesamtversorgung unheimlich viel Geld. So wird heute kaum jemand einen Kibbutz finden, indem für das Essen im Dining Room nicht bezahlt wird. Natürlich nicht in Cash wie in einem Restaurant, aber mit einem individuellen Budget, den jedes Mitglied bzw. jeder Volontär bekommt. Je nach dem was auf dem Teller ist, wird ein Betrag errechnet und durch ein PC - Programm vom Monatsgesamtbudget abgezogen. Abendessen wird in den meisten Kibbutzim gar nicht mehr serviert.

Die Kibbutzim mußten umdenken, wollten sie nicht total im Schuldenberg versinken. Statt der üblichen hauseigenen Manager wurden professionelle Manager aus der Stadt angeheuert. Sie sollten die marode Kibbutz - Wirtschaft wieder in Schwung bringen, denn das alte Mitgliedermanagement war nicht selten zu unflexibel. Und so wurden inrentable Industriezweige geschlossen und neue eröffnet. War der Kibbutz bisher nur für die Mitglieder da, begannen viele nun ihre Häuser an Privatleute von außerhalb zu vermieten. Ganz zur Freude der Stadtmenschen, denn die zogen gerne in die preiswerten Häuser des Kibbutzes ein. Zwar wird ihre Wäsche nicht gewaschen, doch dürfen ihre Kinder die Kibbutz - Schulen besuchen und diese Schulen haben vielmals einen exzellenten Ruf im Lande.

Nach einiger Zeit fanden Moshavim und Kibbutzim weitere Einnahmequellen. Sie begannen ihr Land zu verkaufen und so konnten Menschen von außerhalb ihre eigenen Häuser auf dem eigens erworbenen Grund und Boden bauen. Auch die Touristik wurde neu entdeckt. Die Mehrzahl der Kibbutzim bietet wahre Ferienparadise an. Mit exclusiver Unterkunft, Nutzung des Kibbutz - Pooles und allen Freizeitanlagen. Soetwas kommt bei den Israelis an und dem Kibbutz geht es finanziell gleich wesentlich besser.

Nicht wenige Kibbutz - Fabriken wurden von privaten Unternehmen aufgekauft und wieder rentabel gemacht. So wurde die Saftfabrik im großen Kibbutz Givat Brenner (nahe Rehovot) vom Tee - Riesen Wissotzky aufgekauft. Auch die High Tech Branche boomt in vielen Kibbutzim. Jetzt wurde ein weiterer neuer Wirtschaftszeig entdeckt.
Vor Jahren war der Kibbutz das Symbol für die Jugend; Kindergärten und Schulen waren angesagt. Heute dagegen ziehen immer mehr ältere Leute aus der Stadt in den Kibbutz, um dort ihren Lebensabend zu verbringen. Für die Altenpflege ist bestens gesorgt, denn die Kibbutzim verfügen über Heime und gutes Personal. Und so kommt ebenfalls wieder Geld in die Kibbutz - Kasse.

Gesellschaftlich hat ein Kibbutz immer seine Vor - und Nachteile. Obwohl heutzutage fast jedes Kibbutzmitglied ein eigenes Auto, einen PC und einen Fernseher daheim hat, ist nicht jeder dafür gemacht, sich dem immer noch sozialistischen Lebensstil anzupassen. Ich könnte nicht nicht ertragen, wenn erst eine Generalversammlung aller Mitglieder darüber entscheidet, wo ich im Kibbutz arbeite oder ob ich eine Uni besuchen darf. Das ist mir zuviel persönliche Einschränkung, aber jeder muß das halt mich sich selbst ausmachen, wo er leben will.

Volontär zu sein, ist natürlich einfacher und mir machte es jedesmal Spaß. Klar, kommt es dabei auch auf die anderen Volontäre an und vor allem auf die Unterbringung. Nicht jeder kann immer mit zwei oder drei weiteren Leutchen in einem Zimmer schlafen. Wie überall gibt es tolle Mitvolontäre und leider auch jene, die sich ewig zusaufen oder wo die Mädels meinen, sie müssen sich jedes männliche Wesen schnappen, was gerade so herumläuft.

Wer sich entschliesst, in einem Kibbutz zu arbeiten, der darf sich nicht der trügerischen Illusion hingeben, gleich von allen Mitgliedern eingeladen zu werden. Denkt immer daran, dass die Mitglieder Tausende von Volontären sahen und sehen und so sind diese irgendwie selbstverständlich geworden. Ihr seid keine Attraktion und es kommt immer darauf an, wie Ihr Euch verhaltet und besonders darauf, wie ihr arbeitet und wie lange ihr bleibt. Wer länger als drei Monate bleibt, der kann durchaus Freunde finden.

Dienstag, 4. Dezember 2007

Und wer will hier Frieden ?

B"H

Am 29. November war es 60 Jahre her, dass die UNO der Gruendung eines unabhängigen Staates Israel zustimmte. Die offizielle Entstehung Israels erfolgte einige Monate später und deshalb finden am kommenden Unabhängigkeitstag im Mai unzählige große Feiern statt.

Israel wird 60.

Aus dem Anlaß gab es gestern eine Sondersitzung der Knesset und man gedachte dem 29. November 1947. Ausnahmsweise waren einmal alle Knessetabgeordneten anwesend.

Alle ?

Fast alle, denn die Abgeordneten der arabischen Parteien blieben der Festveranstaltung demonstrativ fern. Man feiere nicht mit Leuten, die anderer Leute Land besetzen.

Wie war das doch noch gleich mit der Geschichte von Tausenden von Jahren ? Und wer lebte zuerst in Israel ?

Zvi Hendel, ein Abgeordneter der rechten Ichud Ha'Leumi - Partei zeigte sich keineswegs überrascht, denn es sei ja wohl offensichtlich, dass die Palästinenser nur eines wollen: Die Juden sollen hier weg.

Allerdings frage ich mich dann doch, weshalb hier alle vom Frieden reden. Sogar die Palästinenser selbst. Die wiederum machten schon wieder neue Einschränkungen, denn Friede gebe es nur, wenn jede Woche 400 paläst. Gefangene aus israel. Gefängnissen freikommen.

Warum teilen sie es nicht gleich der ganzen Welt offiziell mit ? Offen und ohne Vorbehalte: Die Juden müssen hier weg.

Weg schon, aber auf ausländische sowie israel. Finanzspritzen will man dann lieber doch nicht verzichten.

Montag, 3. Dezember 2007

Chanukkah

B"H

Die juedische Welt steht dieser Tage ganz im Zeichen von Chanukkah. Da es das Ereignis des einzigen jued. Feiertages ist, welches tatsaechlich in Israel stattfand, wird Chanukkah bei uns ganz gross gefeiert. Es wird unzaehlige Parties geben und an vielen oeffentlichen Plaetzen werden gegen Abend die Chanukkah - Kerzen gezuendet.



Hier ein kleiner Vorgeschmack auf das morgen Abend beginnenden 8 - taegige Fest:

http://hamantaschen.blogspot.com/2007/11/vorbereitung-auf-chanukkah.html

http://hamantaschen.blogspot.com/2007/11/chanukkah-insights.html

Festbeleuchtung in der Jaffa Road / Innenstadt













Oeffentliches Kerzenanzuenden mit Chabad

Sonntag, 2. Dezember 2007

Der koschere Antisemitismus

B"H

Zum Freispruch des deutschen Journalisten Henryk M. Broder:

http://hamantaschen.blogspot.com/2007/12/der-koschere-antisemitismus.html

Der verwirrte Psychiater

B"H

Sein Gesicht ist nicht besonders auffallend und er hat eine Statur wie jeder Otto Normalverbrauchers. Wahrscheinlich fällt es allen gerade deshalb so schwer zu glauben, was der Psychiater David Schamir angestellt hat. Selbst wenn wir über seine Schandtat lesen, dann glauben wir, zwei völlig verschiedene Personen vor uns zu haben.

Der 45 - jährige Psychiater David Schamir aus Givataim bei Tel Aviv wollte der Anklage zufolge recht groß ins Spionagegeschäft einsteigen. Der Geschiedene arbeitete jahrelang unauffällig in einer Drogenklinik in Yaffo und keiner weiss sich zu erklären, warum er mit dem iranischen, russischen und indonesischen Geheimdiensten Kontakt aufnahm.

Schamir war Offizier in der israel. Armee und plante offenbar, geheime Infos über den israel. Katastrophenschutz weiterzuverkaufen. Was ihn zu dem Unternehmen bewegte, weiss keiner so genau. Schamir selbst machte nach seiner Verhaftung ein paar verwirrt klingende Angaben wie, er habe ins Ausland ziehen wollen und benötigte Geld. Seit langem habe er den Niedergang der israel. Gesellschaft beobachtet und hätte die Nase voll.

Monatelang hatte David Schamir Faxe und e - mails an iranische Botschaften, den russ. Geheimdienst und an eine indonesische Organisation, die der Hamas nahesteht, gesandt. Der israel. Geheimdienst schnappte ihn und nun wurde David Schamir dem Haftrichter vorgeführt. Niemals hatte er im Traum daran gedacht, aufzufliegen, doch auch e - mails sind heutzutage vor keiner Zensur mehr geschützt. Obwohl ihn alle für einen einmaligen Täter halten, kann ihn durchaus eine hohe Strafe erwarten. Spionage ist nicht so einfach wettzumachen und da Schamir sich verschlossen und eigenbrötlerisch gibt, weiss eigentlich keiner mit Sicherheit zu sagen, was in dessen Kopf vorgeht.

Wie leicht ist es doch heute im virtuellen Zeitalter Informationen aller Art einfach so weiterzugeben. Ohne nachzudenken. Einfach auf SEND klicken und das wars. David Schamir sollte als Exempel dienen und eine Strafe bekommen, die eventuelle Nachahmer abschreckt.

Nehmen aber nicht geben

B"H

Am gestrigen Shabbat herrschte der schönste Sonnenschein und bei dem Wetter ist es jedesmal angenehm, morgens an die Klagemauer (Kotel) zu gehen. Auf dem Weg dorthin ging ich durch den arab. Markt und überhörte eine Konversation zwischen einem jungen amerikanischen Touristen und einem palästinen. Ladeninhaber.

Der Palästinenser antwortete auf die Frage, ob es denn jemals Frieden geben kann: "Nein, niemals".
Mich überraschte diese Antwort keinesfalls, den jungen unwissenden Amerikaner aber schon. Der zuckte die Schultern und bohrte weiter. Was denn Israel tun müsse, damit die Palästinenser Frieden schließen. Nun der Palästinenser kam mit einer üblichen Liste daher:
Alle Checkpoints auflösen, die Hamas aus Gaza frei nach Israel einreisen lassen, alle paläst. Gefangenen sofort freilassen, alles Land zurückgeben und den Tempelberg ganz unter paläst. Autonomie stellen. Kurz gesagt, die Juden sollen sich vom Acker machen und nach Europa oder Amerika ziehen.

Eines ist dazuzusagen; der Ladeninhaber war sehr jung und wenn es seiner Allgemeinbildung entspricht, historische Ereignisse und Daten ganz nach belieben zu verdrehen, dann möchte ich nicht wissen, was die pal. Jugend in ihren Schulen lernt. Die Römer seien niemals in Israel gewesen, sondern immer schon waren Moslems hier. Der Sechs - Tage - Krieg wurde vom Juni in den Oktober verlegt und dass die beiden Tempel nur eine jüdische Lüge seien, wusste der junge Pali auch.

Dem Amerikaner wurde das zu bunt und er machte sich nach wenigen Sätzen von dannen. Schade nur, dass der Ladeninhaber nicht bemerkte, mit welcher Dummheit er da ins Fettnäpfchen trat. Derlei Propaganda kann er unter seinen Landsleuten loslassen, aber nicht vor etwas besser gebildeten Menschen, die sogar über Geschichtskenntnisse verfügen.

Donnerstag, 29. November 2007

Wir heiraten im Ausland

B"H

Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen und obwohl in Israel die Zeit ebenso nach dem jüdischen Kalender berechnet wird, ist es trotzdem wieder an der Zeit für Statistiken.

Jedes Jahr heiraten 5500 Israelis im Ausland, so die kleine statistische Mitteilung heute.

Aha, werden jetzt viele denken; 5500 Israelis heiraten also außerhalb, weil sie einen nichtjüdischen Partner haben. In Israel werden keine Zivilehen geschlossen, es sei denn, man kauft irgendwelche Heiratsformulare bei diversen Botschaften wie Paraguay usw.

Weit gefehlt, denn nur 23% der im Ausland geschlossenen Ehen werden von Nichtjuden geschlossen. Aber auch hier unterteilt sich die Gruppe nochmals. Viele der 23% sind aus den Ostblockstaaten nach Israel eingewandert und beide Partner sind keine halachischen Juden. Oder zumindest einer davon ist es nicht. Eine weitere kleine Gruppe sind diejenigen gebürtigen Israelis, die einen nichtjüdischen Partner heiraten wollen.

Mindestens 75% der Israelis, welche die Ehe im Ausland eingehen, tun dies aus Fun und sind halachische Juden. Zypern und Prag stehen bei den Eheschliessungen ganz hoch im Kurs. Man will die Hochzeit gleich mit den Flitterwochen verbinden. Nachher tun sich jedoch manche schwer, die Ehe vom israel. Innenministerium anerkennen zu lassen und laufen offiziell weiter als Single.

Wer als jüd. Israeli in Israel heiraten will, dem steht nach wie vor der Gang aufs Rabbanut (Oberrabbinat) bevor. In Jerusalem ist das die bekannte Rabbanutfiliale in der HaChavazelet Street, gleich gegenüber dem Zion Square. Zur Eheanmeldung wird ein Personalausweis, der Nachweis der Jüdischkeit sowie eine Gebühr verlangt. Nachgeprüft wird selbstverständlich auch, was bei gebürtigen Israelis eh nur eine geringe Prozedur ist.

Anders dagegen bei den Heiratswilligen aus dem Ausland. Von ihnen werden zusätzliche Papiere verlangt. Unter anderem eine Bestätigung des deutschen Einwohnermeldeamtes, dass derjenige in Deutschland oder anderswo nicht verheiratet ist. Sollte er geschieden sein, müssen die Scheidungspapiere mit eingereicht werden. Es versteht sich von selbst, dass die Scheidung halachisch erfolgt sein muss. Mit Beit Din (rabbinischem Gericht) und allem, was dazu gehört. Ansonsten gilt die Ehe nicht als geschieden und das Rabbanut genehmigt keine erneute Hochzeit. Aber das weiss jeder selbst, wenn er sich zum Rabbinat begibt.

Des Weiteren benötigen ausländische Ehepartner oft einen Brief ihres Rabbis aus der jeweiligen ausländischen Gemeinde. Auf dieses Papier kann aber in vielen Fällen verzichtet werden. Schwieriger wird es da schon bei Konvertiten, die ihren Giur (Konversion) im Ausland machten und nicht in Israel. Bei ihnen kann sich das Verfahren in die ewige Länge ziehen, denn es wird nachgeforscht. Seit ein paar Jahren hat das Oberrabbinat eine extra eingerichtete Abteilung zur Prüfung der halachischen Jüdischkeit. Auf diesem Wege soll gekauften oder gefälschten Papieren auf die Schliche gekommen werden. Hierzu kann ich nur sagen, dass heutzutage gefälschte Papiere kaum noch etwas nützen. Das Jerusalemer Oberrabbinat kennt seine Pappenheimer und andererseits auch diejenigen Rabbiner, welche berechtigt sind, einen Giur durchzuführen. Die jüdische Welt ist klein und jeder kennt jeden.

Vor einigen Jahren lernte ich die Materie des Rabbanutes sehr gut kennen als ich mich offiziell über einen in Deutschland tätigen Rabbiner beschwerte, der Zertifikate verkaufte, um sein Gehalt aufzubessern. Während meiner Gespräche beim Rabbanut legte man mir eine weitere Liste mit Namen diverser Rabbiner vor, die genauso viel Dreck am Stecken haben. Ob ich die auch kennen würde ?

Eine Ausnahme bei dieser Materie bilden diejenigen Partner, die beide konvertiert sind. Rassistisch betrachtet muss ich hierbei anmerken, dass es dem Rabbanut in solchen Fällen oft egal ist, wer da heiratet. Man ist recht lax bei der Nachforschung, wohingegen der Fall strenger gerichtet wird, wenn der Konvertit einen gebürtigen Juden heiratet.

Viele werden diese ganzen Regelungen mit Kopfschütteln beantworten, doch für das jüdische Israel ist die Regelung wichtig. Ansonsten hätten wir hier nichthalachische Katastrophen herumlaufen und im Endeffekt wüßte niemand mehr genau, wer Jude ist und wer nicht. Ich selbst will schon wissen, wen ich heirate, um nicht hinterher zu erfahren, dass jemand gar kein halachischer Jude ist. Man muss nicht unbedingt relig. sein, um dem zuzustimmen. Ich kenne alle möglichen Leute, für die das genauso wichtig ist und wer darauf keine Lust hat, der soll halt ins Ausland fahren.

Meinerseits ist jede geschlossene "Mischehe" eine einzige Katastrophe, wenn der Ehepartner nicht konvertiert. Im Judentum besteht eine Ehe nicht nur wegenirgendwelchen körperlichen Beweggründen, sondern beide Partner sollten auch seelisch miteinander verbunden sein. Und dem Judentum zufolge (siehe Talmud und Kabbalah) haben nur zwei jüdische Partner die gleiche Seele, genauso wie zwei moslemische Partner oder zwei christliche Partner die gleiche Seele haben.

Mittwoch, 28. November 2007

Die Leidenschaft des "Nummerziehens"

B"H

Egal, ob auf dem Amt oder der Stadtverwaltung; in Israel ist jeder Besucher gezwungen, eine Nummer zu ziehen.
Reinkommen, Nummer ziehen, hinsetzen, Klappe halten und warten.

Seit Neuestem hat es auch die Banken erwischt. Heute früh ging ich kurz auf die Bank und fand mich beim Eintritt in einer riesigen um sich schreienden Warteschlange wieder. Meistens sephardische Israelis, was die Schlange erst richtig zum rasen brachte. Eine Frau mit offensichtlich marrokanischen Vorfahren schrie, dass die Israelis nichts weiter als Müll seien. Der Rest stimmte ihr zu.

Zuerst dachte ich, die Bank streike wieder, doch dann kam ein Angestellter schnurstracks auf mich zu und fragte, ob ich meine Nummer dabei habe. "Nummer" ? Anscheinend schaute ich so verdutzt drein, dass er mich zu einem nagelneuen kleinen Metallautomaten schleifte und mir die Tastatur erklärte. "Und hier erst die Personalausweisnummer eingeben, dann bestätigen und dann tippen, was man eigentlich will". Schwupps, kam ein kleiner Zettel mit der Nummer 12 heraus. Zielstrebig rannte der Angestellte, der sich als Filialleiter entpuppte, auf den nächsten Kunden zu.

Ich wollte nur etwas einzahlen und reihte mich in die neue Warteschlange ein. Über den Köpfen der Angestellten befanden sich neue Monitore, auf denen Werbung lief und die Nummern angezeigt wurden. Allerdings fehlte es den Angestellten noch an der Bedienungserfahrung und so drückten sie munter auf falsche Nummern. Mal vorwärts, dann wieder rückwärts. Die Kundschaft schrie, wann es denn hier endlich weitergehe und die Marokkanerin wiegelte alle erst richtig auf.
Der Filialleiter zog sich in sein Back Office zurück und die Angestellten kämpften weiter mit der neuen Nummerntastatur.

Nummer 5, Nummer 6, dann auf einmal Nummer 4, dann B 1, B 3.
Die Kundschafte flippte fast aus und rief den Angestellten Flüche zu.

Endlich Nummer 12 und ich war an der Reihe. Ich rannte auf einen Schalter zu, doch da sagte man mir, dass sie Nummer 13 wollen. Nummer 13 dagegen war ja noch gar nicht auf dem Monitor aufgerufen. "Du bist 12 und musst woanders hin", lautete die Absage an mich. Ich fand die Tussi, die Nummer 12 (mich) erwartete. Ich fragte sie, was das denn für ein neues Chaos sei und sie meinte, wieso, sei doch alles toll so. Das Wartechaos wäre Dank der Nummern abgeschafft.

Abgeschafft ?
Die Marokkanerin marschierte frustriert auf den Ausgang zu und hinter mir brüllte die Menge, da schon wieder falsche Nummern auf den Monitoren erschienen waren.
Gut, dass ich nur selten einen Bankschalter aufsuche.

Kiwusch - Besetzung ?

B"H

Frieden, Normalität, Opfer bringen …genau jene Worte hören wir dieser Tage ständig. Egal, wo wir uns befinden und ob wir es hören wollen oder nicht. Je mehr wir hören, desto besorgter sind wir. Wir sind besorgt um unser Land, unsere Sicherheit und unsere Hauptstadt.

Die linke Presse hetzt gegen die Rechten und deren angeblicher Panikmache. Welche Panikmache, wenn sogar israel. Sicherheitsexperten vor den Olmert - Plänen beim Annapolis - Gipfel warnen. Dabei ist es schon fast unerheblich, ob paläst. Häftlinge freikommen oder nicht, aber eine Aufgabe Samarias wird als Katastrophe betrachtet.
Olmert gibt in den USA Pressekonferenz und zur gleichen Zeit fliegen Kassam - Raketen auf die Negev - Stadt Sderot. Die Hamas in Gaza bleibt weiterhin im Kriegszustand und droht mit Attentaten.

Falls Samaria aufgegeben werden würde, könnten die Kassam - Raketen demnächst auch auf Netanya, Kfar Saba oder Tel Aviv niedergehen. Wo bleibt da der Frieden ?
Und die Teilung Jerusalems steht für die überwiegende Mehrheit der Israelis gar nicht zur Debatte.

Wider jeglicher Realität, träumt Olmert euphorisch vor sich hin und sieht sich schon insgeheim in die Geschichtsbücher eingehen. Abu Mazan dagegen verbreitet einen Optimismus ganz anderer Art. Stolz verkündet er, dass er kein kleines Stück Jerusalem haben wolle, sondern alles. "Und das kriegen wir auch", so seine Worte.
Wer auf die Wortwahl Mazens schaut, dem fällt sofort auf, dass sich nichts geändert hat. "Kiwusch, Kiwusch, Kiwusch - Besetzung, Besetzung, Besetzung". Schluß mit der israel. Besetzung palästinensischer Gebiete.

Welche Besetzung fragen wir uns ?

Wer hat doch gleich im Juni 1967 Israel angegriffen und den Krieg verloren ?

Juden besiedelten das Land schon vor Tausenden von Jahren, wo es noch gar keine Palis oder den Islam gab. Um die Gebietsansprüche aufrecht zu erhalten, behaupteten die Palästinenser, die eigentlichen Nachfolger der antiken Philister zu sein. Dies jedoch stellte sich als historische Fehlkalkulation heraus, kamen doch die Philister aus Griechenland. Schnell wurde umgeschwenkt und man behauptete, von den Kanaanitern abzustammen. Was aber bitteschön ist dann mit Ishmael, dem ersten Sohn Avrahams mit der Sklavin Hagar ? Wenn die Moslems sich als Ishmaeliten betrachten, dann können sie nicht gleichzeitig Kanaaniter sein ?
Was stimmt da jetzt nicht ?
Macht nichts, darüber denkt ja eh niemand genauer nach. Weder Olmert, noch Abu Mazan, noch Bush.

Den Frieden sehen wir noch lange nicht kommen, obwohl ihn sich jeder wünscht. Auf alle Fälle kommt er dann nicht, wenn eine Seite (Israel) auf alles verzichtet, um der anderen (Palästinenser) Gebiete anbietet, die sich später als Terrorquellen entpuppen. Siehe den Fall Libanon und die Hizbollah.

Morgen wird Olmert in den israel. Alltagstrott zurückkehren. Hier warten ganz andere Dinge auf ihn. Nämlich Anklagen wegen Unterschlagungen, Bestechungen, der Winograd - Abschlussreport und aufgebrachte Parteigenossen, die sich wütend fragen, was er da in Annapolis eigentlich von sich gibt.

Montag, 26. November 2007

Düsseldorfer Filmfestival "Jüdische Welten"

B"H

Sonderprogramm zum Filmfestival "Jüdische Welten" 08. bis 13. Dezember 2007



Zum 3. Mal findet die von Erika Rubinstein für die jüdische Gemeinde Düsseldorf kuratierte Filmwoche statt. Von einer Ausnahme abgesehen laufen die Filme erstmals in Deutschland.

Auch dieses Jahr wird es Diskussionen nach den Filmen geben - mit Regisseuren, Schauspielern und Wissenschaftlern. Vor, nach und in den Pausen wird man kleine Köstlichkeiten probieren können. Und sonst trifft man sich, diskutiert und genießt die Zeit.
Gefördert von: American Jewish Joint Distribution Committee, Chais Family Foundation, Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf, Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen.











Weitere Details erfahrt Ihr hier:http://www.duesseldorf.de/kultur/filmmuseum/aktuelles/aktu_index.shtml

Das Filmangebot schaut sehr vielfaeltig aus und es ist immer besser, sich einen guten Film anzuschauen als draussen in der Kaelte herumzulaufen.

Wer einen Job sucht

hat die Möglichkeit, diesen bei IDT - Global zu finden.

Die IDT - Filialen in Jerusalem, Tel Aviv und Beer Sheva suchen derzeit Deutschsprachige für das Telemarketing.

Kein toller Job, denn aus dem Inserat in der "Jerusalem Post" ist zu entnehmen, dass die Bewerber ausschließlich Produkte am Telefon anbieten sollen.
Persönlich habe ich durch Bekannte schon einiges über die Firma IDT Global gehört. Selten traf ich auf jemanden, dem der Job dort gefiel. Vor allem im Telemarketingbereich soll es furchtbar zugehen. Die Leute werden geheuert und gefeuert. Wer sein Verkaufs - SOLL nicht erfüllt, kann sich schnell auf der Straße wiederfinden. Die einzige Chance länger bei IDT zu verweilen ist anscheinend, sich so schnell wie es nur geht in einen anderen Bereich außerhalb des Verkaufs versetzen zu lassen.

Aber wen der Job trotz allem interessiert, der kann sich bei IDT Global. COM bewerben. Vielleicht geht ja sogar alles gut.

Viel Glück !!!

Die unerwünschten "Touristen"

B"H

Mehrere Male habe ich schon darüber berichtet; reiche ausländische Juden kaufen die Immobilien unserer Städte auf. Ob Eilat, Tel Aviv, Netanya oder Jerusalem, wohlhabende Amerikaner und Franzosen sitzen in der ersten Reihe. Sie kaufen begehrte Immobilien in passablen Wohngegenden was das Zeug hält. Die Jerusalemer Immobilienpreise sind in den vergangenen Monaten ins Unermessliche angestiegen und kaum ein junges israel. Ehepaar kann sich noch einen Wohnungskauf in unserer Stadt leisten. Es sei denn, sie ziehen in die vom City - Center entfernteren Stadtteile wie Kiryat Yovel, Talpiot, Arnona oder Givat Mordechai.
Wer dagegen einen Wohnungskauf in den Stadtteilen Rehavia, German Colony, Katamon oder Talbiye plant, der wird gegen eine ausländische Konkurrenz ankämpfen müssen, der es egal ist, ob sie 1 oder 5 Mio Dollar Cash auf den Tisch legt.

Nicht, dass plötzlich alle vorhaben, Aliyah (Einwanderung nach Israel) zu machen. Die Richies aus dem Ausland suchen ganz einfach nur ein Ferienobjekt und kommen auf ein paar Wochen im Jahr angeschaukelt, um frische Luft zu schnappen und ihren Hund Gassi führen zu lassen. Den Rest des Jahres stehen die Wohnungen leer und so entwickeln sich immer mehr kleine Geistergegenden. In manchen mehrstöckigen Gebäuden befinden sich nur noch 2 - 3 israel. permanenter Mieter und der Rest lebt im Ausland. Gebürtige Israelis sind sauer auf die Ausländer, denn sie treiben die Preise hoch und ein Normalverdienender hat keine Chance mehr im Preiswettbewerb. So kommt es, dass insbesondere jung vermählte Paare in die billigeren Vororte oder gleich hinaus nach Beit Shemesh ziehen.

Die Tageszeitung HAARETZ warnt besonders die Geschäftsinhaber solcher Geisterviertel. Wer wird in ihren Läden noch kaufen, wenn die Kundschaft durch Abwesenheit im Ausland glänzt ?

Wohnungen in Jerusalem sind knapp und teuer, aber offensichtlich denkt kein einziger Ausländer an die Einheimischen, die diese Stadt erst zum Leben erwecken.