Mittwoch, 31. Januar 2007

" Juedische Scheinidentitaeten "

B"H

Durch Zufall bin ich gerade auf die Site von Edna Brocke gestossen, wo diese einen sehr interessanten Artikel ueber juedische Scheinidentitaeten verfasst hat:

http://weblog.waz.de/index.php/volltext/von-juedischen-scheinidentitaeten/?weblog=wazessen

Ihr Beitrag bringt mich auf das gleiche Thema zu sprechen, welches meine Freunde und ich in Jerusalem immer wieder erleben. Ich moechte es hier nicht als nur deutsches Thema ansprechen, sondern findet es international statt. Genauso sind Englaender, Amerikaner etc. daran beteiligt.
Edna Brocke verweist zu dem Thema auf die Schuldgefuehle der Deutschen, wo ich ihr zustimme. Bei anderen Nationalitaeten sehe ich es eher als "dazugehoeren wollen" an.

Immer wieder erlebe ich es, dass sich Nichtjuden als Juden ausgeben. Ob das nun bei Shabbtot ist, wo sie gelegentlich auftauchen, in der Innenstadt oder zu anderen Anlaessen. Ploetzlich stellt sich ein Nichtjude als Jude vor. Gestern noch sagte er, er sei Nichtjude, heute ist er Jude und morgen traegt er Zizit.
Ich moechte hierfuer einmal nur zwei Beispiele geben, obwohl ich die Liste noch endlos fortsetzen koennte. Meine Beispiele betreffen in diesem Falle nur Deutsche:

1.
2001, Rosh HaShana bei Chabad in der Innenstadt: Ein Berliner, welcher an der Hebrew University in einem Auslandsprogramm lernte, hat sich bei einem Chabad - Rabbiner als Berliner Jude ausgegeben. Somit wurde er zum Neujahrsfest eingeladen.
Der Rabbi platzierte den Pseudo - Juden genau neben mich, weil ich mich ja mit ihm unterhalten koenne. Nach wenigen Saetzen war mir klar, dass er von der Berliner Gemeinde absolut keine Ahnung hatte. Vom Judentum auch nicht, nie gehoert.
Anzumerken waere vielleicht noch, dass sich der Berliner derartig daneben benahm und Vortraege eines weiteren Rabbiners dermassen stoerte, dass dieser ihn anschrie.

Nach den Feiertagen kam der Chabad - Rabbi auf mich zu und sagte, dass er sich einmal naeher erkundigt habe, ueber diesen angeblichen Berliner Juden. Ergebnis: Er war kein Jude.


2.
2006, Shabbat in Rabbi Machlises Haus: Ein Deutscher sitzt inmitten von Yeshiva - Studenten und um dazuzugehoeren, gibt er sich als Jude aus. Unsicher und so auffaellig, dass sogar ein russischer Jude stutzig wurde und zu mir meinte: Der luegt doch.

Ich bin kein Psychologe und habe auch kein Verlangen danach zu analysieren, warum diese Leute soetwas von sich geben. Juden gegenueber sehe ich es als unfair. Nicht nur, dass eine falsche Identitaet angenommen wird, aber das jemand vielleicht mit an einer Minyan beteiligt sein koennte, ist unbegreiflich. Ueber etwaige Auswirkungen wird anscheinend nicht nachgedacht.

Aber wie gesagt, es ist nicht nur ein deutsches Problem.

Oberflaechlichkeiten

B"H

Ich weiss nicht, ob ich es Oberflaechlichkeit oder nur ganz einfach Dummheit nennen soll.

Da fragte in einem YAHOO - Forum jemand nach Jerusalem und bekam folgende Antwort, welche uebrigens zur besten Antwort ueberhaupt gekuert wurde:

Jerusalem sei voll Militaer und Maschinengewehre und derjenige Antwortende haette davon taeglich Kopfschmerzen. Israelis seien amerikanisch, mit aelteren Leuten kommt man ins Gespraech und juengere sind nur arrogant. In Tel Aviv sei alles besser und relaxter und es sei auch viel waermer.

So also wird Jerusalem beschrieben und damit auch noch zur besten Antwort. Ich weiss nicht wer das schrieb, doch eines ist sicher; von Jerusalem hat derjenige absolut keine Ahnung. Klischees und Vorurteile.

Viele Touristen erhoffen sich anscheinend einiges. Sie kommen und wollen sofort mit Israelis kommunizieren. Am liebsten ueber Politik. Wobei sie natuerlich wissen, wie alles besser gemacht werden koennte: In Deutschland sei das so und so und so.....

Israelis wiederum haben nicht die Geduld irgendwelchem Englisch zuzuhoeren oder was noch schlimmer ist, gebrochenes Hebraeisch. Die Sepharadim tun sich mit dem Englischen ganz schwer und selbst ich habe keine Lust auf einen unvollstaendigen hebraeischen Satz 10 Minuten warten zu muessen. Geschweige denn mir Touristengedanken ueber israelische Politik anhoeren zu muessen.

Aber auch wenn es sich nicht um Politik handelt, wie erklaere ich einem Touristen das israelische Chaos, die Mentalitaeten, Buerokratie und Protektia ? Viele wissen gar nicht, dass am Shabbat ueberhaupt keine Busse fahren. Jedenfalls nicht in West - Jerusalem.
Das Touristendenken aendert sich sehr schnell, sobald die Leute ein paar Monate in Israel leben. Dann ploetzlich werden aus den ehemaligen Touristen Leute, die genauso schnell vor anderen Touristen fluechten wie ich.

Dienstag, 30. Januar 2007

Tod im Einkaufsparadies

B"H

Canyon, so heissen in Israel die grossen Shopping Malls. Ich habe keine Ahnung, warum diese Malls gerade Canyon heissen...

In Jerusalem gibt es mehrere solcher grossen Shopping Malls. Ueberwiegend ausserhalb des Stadtgebietes. Im Aussenbezirk Pisgat Zeev, im Stadtteil Talpiot oder in Malcha, wo auch die Bahnverbindung nach Tel Aviv ansaessig ist.

Der Canyon Malcha ist riesig und hat mehrere Stockwerke mit Cafes, Shops und Kinos. Die Jerusalemer lieben solche Malls, wo man alles einkaufen kann, ohne gross herumlaufen zu muessen. Deswegen ist die Mall in der Innenstadt, die Ben Yehuda, fast immer leer. Vor allem abends, denn da sitzen alle lieber im Canyon.

Aber davon will ich in diesem Beitrag gar nicht soviel erzaehlen.
Gerade kam in den Nachrichten, dass einmal wieder mehr eine Frau von ihrem Ehemann erstochen wurde.
Wo ? Im Canyon Malcha, mitten im Einkaufsparadies. Ein 77 - Jaehriger erstach seine von ihm getrennt lebende 75 - jaehrige Ehefrau. Sie trafen sich rein zufaellig im Canyon und gingen aufeinander los.

Ich weiss nicht, ob das in Deutschland auch so ein Thema ist, doch in Israel wird fast monatlich eine Frau von ihrem Ex umgebracht. Ueberwiegend findet das unter russischen Neueinwanderern statt, doch auch unter gebuertigen Israelis.
Die Polizei unternimmt gar nichts bei Beschwerden der Ehefrau ueber den Gatten. In Israel hat die Polizei andere Probleme als irgendwelchem Verdacht hinterherzulaufen. Und wenn es denn geschieht, gehen wieder die Diskussionen los und es heisst, dass solche ein Mord vorauszusehen war. Aendern tut sich aber nie etwas. Bis zum naechsten Mord.

Montag, 29. Januar 2007

Wanted

B"H

Wer als Tourist nach Israel kommt, dem werden sicherlich die vielen angeklebten Zettel an den Bushaltestellen auffallen. Nicht nur da. Diese Zettel scheinen irgendwie ueberall zu kleben. Manchmal sogar auf Muelltonnen.

Dies ist die israelische Weise einen Job, eine Wohnung oder sonst etwas zum kaufen oder verkaufen bzw. mieten zu finden oder anzubieten. Man schreibt einen Zettel mit seiner Telefonnummer am unteren Rand und klebt sein Angebot bzw. seine Suche am besten an eine Bushaltestelle. Die Wartenden sind gelangweilt und lesen so alle moeglichen Angebote.
Frueher habe ich die meisten meiner Wohnungen auf diese Art und Weise gefunden oder auch Jobs gefunden. Die Angebote und Anrufer waren meistens serioes. Klar, ein paar gestoerte Anrufer hat man immer, aber man kann ja den Hoehrer einhaengen.

Uebrigens ist es keine Seltenheit, dass auch so die Partnersuche stattfindet. Sogar in religioesen Kreisen.

Samstag, 27. Januar 2007

Lokalschlagzeilen aus Jerusalem

B"H

Die wichtigste Schlagzeile in Jerusalem ist derzeit die von der Schliessung der lokalen INTEL - Niderlassung.
Die hiesige INTEL - Niederlassung im High - Tech - Stadtteil Har Chotzvim (zwischen Sanhedria und Ramot gelegen) soll bis spaetestens Ende des Jahre ganz geschlossen werden. Eigentlich sollen aber die 600 Mitarbeiter schon diese Woche gehen. Es heisst, dass die Niederlassung unproduktiv und veraltet ist.

300 INTEL - Mitarbeiter sollen taeglich nach Kiryat Gat (im Sueden gelegen) pendeln und die restlichen 300 Mitarbeiter sollen sich mit Abfindungen zufrieden geben. Die Pendler aber sind wenig begeistert von der taeglichen Pendelei ins Hauptwerk Kiryat Gat. Diese Woche soll es nochmals zu einen Treff zwischen INTEL - Managern und Vertretern der Stadtverwaltung Jerusalem kommen, wobei aber keinerlei neue Ergebnisse erwartet werden. Fuer die angespannte Arbeitsmarktlage in Jerusalem ist das eine Katastrophe.


Eine weitere Schlagzeile ist die vom geplanten Bau eines neuen riesigen Einkaufszentrums zwischen der Yaffo Strasse und Rehov HaNeviim. Dabei sollen denkmalgeschuetzte Bauten versetzt werden wie schon zur Zeit der Verbreiterung der Yaffo - Strasse am Mahane Yehuda Markt.

Freitag, 26. Januar 2007

Tu Be' Shevat im Mahane Yehuda Markt

B"H

Kommenden Donnerstag (1. Feb.) finden im Mahane Yehuda Markt Tu Be' Shevat (Neujahr der Baeume) Feierlichkeiten statt. Von 12.00 - 15.00 Uhr gibt es Konzerte, Tanzauffuehrungen, Jongleure und vieles mehr.
Wer also in der Naehe ist, kann ja mal vorbeischauen.

Dienstag, 23. Januar 2007

Aliyah, Jobs .....Arbeiten in Israel

B"H

Genannte Themen werden in verschiedenen Online - Foren haeufig diskutiert. Aliyah (Einwanderung) oder einfach nur so in Israel jobben.

Wer Aliyah macht, fuer den ist alles von vornherein einfacher. Jedenfalls bezogen auf die Buerokratie. Der Oleh (Neueinwanderer) muss nur noch einen Job zu finden.

Derjenige, der einfach nur mal eben so in Israel jobben will, hat es da schon schwerer. Wobei es noch dazu darauf ankommt, ob der Tourist Jude oder Nichtjude ist. Auch dort wird wieder in Kategorien unterteilt.

Fuer Touristen, egal ob Jude oder nicht, gelten folgende Regeln:

- Dokument der juedischen Abstammung (wenn vorhanden) bei der Visaverlaengerung nach drei Monaten zum Innenministerium mitnehmen. Statt der ueblichen drei gibt es dann sechs Monate Visaverlaengerung. Nichtjuedische Touristen muessen sich wiederum nur mit weiteren drei Monaten begnuegen und dann wird bald Schluss sein mit der Verlaengerung. Sprich, man muss das Land verlassen.

- Erst Arbeit finden und dann eine Arbeitserlaubnis beantragen. Die Erlaubnis gibt es nur fuer einen Arbeitgeber und ist nicht auf einen anderen uebertragbar.

- Touristenkrankenkasse abschliessen

- Gueltiges Visum

Fuer den nichtjuedischen Touristen erweist sich, lt. vieler Stories, die ich hoerte, der Gang zum Innenministerium zwecks Visaverlaengerung oft als Spiessrutenlauf. Genervte Beamte, ca. 200 Shekel Gebuehren (40 Euro), lange Warteschlangen.....Und nach ein oder zwei Verlaengerungen muss man das Land verlassen. Viele fliegen fuer ein paar Tage nach Zypern, in die Tuerkei oder so....Kommen dann zurueck und bekommen weitere drei Monate. Es ist schon nervig, alle drei Monate das Land verlassen zu muessen. Man kann dies bis zu fuenf Jahre durchziehen und dann ist Schluss. Dann darf man mindestens fuer ein Jahr nicht nach Israel einreisen.

Der juedische Tourist hat all diese Probleme nicht, doch ist fuer ihn auch einmal Schluss. Dann wird ihn das Innenministerium vor die Wahl stellen: Aliyah oder Land verlassen. Das passierte mir vor einigen Jahren.

Dem nichtjuedischen Touristen wuerde ich nicht raten, illegal zu bleiben. Seit Jahren fuehrt Israel eine rigorose Abschiebepolitik durch. Und einmal abgeschoben, ist Schluss mit Israel fuer die kommenden fuenf Jahre.

Grundsaetzlich haben israelische Arbeitgeber etwas dagegen, Touristen ueberhaupt einzustellen. Vielleicht eher in Kneipen oder manchmal auch im Telefon - Marketing. Das sind jedoch aeusserst schlecht bezahlte Jobs mit keinem besonderen Ruf.
Und Vorsicht ! Als Tourist gibt es keine Rechte und viele Arbeitgeber zahlen einfach das Gehalt nicht.
Auch sind Krankenkassen und Sozialversicherungen wesentlich anders geregelt als in Deutschland. Das alles ist nur auf Staatsbuerger zugeschnitten. Die israel. Krankenkassen nehmen nur Staatsbuerger auf. Fuer Touristen gibt es Touristenversicherungen.

Bleibt fuer viele nur die einfachste Loesung: Der Kibbutz. Dort wiederum lernt man aber das israelische Leben nicht kennen, sondern hockt im Kibbutz fest.

Hebraeischkenntnisse kann ich nur anraten. Wer gut Ivrit spricht, hat es in jedem Fall leichter. Tourist oder Neueinwanderer. Wer sich nur auf die HighTech - Branche (Customer - Service oder Telefonmarketing) festlegt, steht nicht besonders gut da. Schichtarbeit und schlechte Bezahlung (ca. 27 Shekel / Std.).
Wer als Guard arbeiten will, verdient noch weniger: 19 Shekel / Std. das israelische Mindestgehalt. Als Guard muss man Staatsbuerger sein und dies zusaetzlich drei Jahre um einen Waffenschein zu bekommen.

Fuer Office - Jobs braucht man Glueck und oft Englisch Muttersprache. Der israelische Arbeitsmarkt ist eh eine Katastrophe und wer mehr Glueck haben will, der sucht an der Kueste: Tel Aviv, Netanya rauf bis Haifa. In Jerusalem schaut es schlecht aus und hier liegen die Gehaelter niedriger als in Tel Aviv.

Putzen war frueher ein guter Tip fuer Touristen; 40 Shekel pro Stunde. Doch heute nimmt keine Familie mehr Touristen. Wegen der fehlenden Arbeitserlaubnis.

Zu Jakobs Frage: Hebraeisch lernen sicherlich. Die Landessprache ist immer ein Vorteil. Auch bei Jobverhandlungen. Das macht von Beginn an einen anderen Eindruck.

Es ist sicherlich besser erst einmal einige Monate in Israel zu leben und sich dann fuer oder gegen eine Aliyah zu entscheiden.
Von ausserhalb Arbeit zu suchen bringt nichts. Man sollte schon vor Ort sein und sich erkundigen. Am Ende des Beitrages gebe ich ein paar Links. In Jerusalem sowie auch in anderen Staedten gibt es Bueros, in denen du Listen abonnieren kannst. Fuer drei Monate bekommst du taeglich einen neue Liste mit Jobangeboten.
Jobsuche funktioniert in Israel anders als in Deutschland. Die meisten finden Jobs durch Freunde. Mundpropaganda.
Riesen Bewerbungen werden auch nicht verschickt, sondern kurze Lebenslaeufe per Fax oder e-mail. Ohne Bild und Zeugnisse. Wenn jemand Interesse hat, ruft er an und macht ein Vorstellungsgespraech aus. Bei diesen Gespraechen werden andere Fragen gestellt als in Deutschland. z.B. was sind deine Vorlieben und deine Schwaechen. Was ist dein Lebensziel und wo siehst du dich in 10 Jahren. Solche Fragen in der Art.

Ulpanim gibt es viele. Kommt drauf an, wo du leben willst.

Hier ein paar Links:

http://israel.zeezo.com/jobs.htm

http://www.israeljobs.com/

http://www.jobs-israel.com/

Praktika sind uebrigens auch noch eine Idee. Jerusalems Krankenhaeuser z.B. nehmen Praktikanten auf.

Jobs in Israel

B"H

Auf besonderen Wunsch von Jakob, werde ich heute abend einen Beitrag hierzu schreiben:

Hi, Miriam:
Ich wollte dies eigentlich in deinem
anderen Blog unter den Artikel
Arbeitsbedingungen posten, aber es
ging nicht, weil das Bild gefehlt hat
und aus jenem Bild hätte ich die Buchtaben
abschreiben müssen, um einen Kommentar
zu Posten, also mach ich es einfach
erstmal hier, ich hoffe es stört nicht.

Jakobo

Hi, Miriam:
Da fällt mir noch ein, hast Du eigentlich
auch Tipps für Einwanderer? Ich meine zum
Beipsiel für die Arbeitssuche, erste
Anlaufpunkte und sowas? Kann man sich
von außehalb schon einen Job suchen?
Was für möglichkeiten gibt es einen
Arbeitsaufenthalt in Israel zu machen,
und sich dann erst zu überlegen ob man
auch Aliah machen will? Wie wären in
diesem Fall die Möglichkeiten einen
Ulpan zu machen? Oder ist es ratsamer
schon vorher Sprachkenntise zu haben?
Wie sind zur zeit die Möglichkeiten
Arbeit zu finden? fragen, fragen,
fragen.... Wenn Du einen Link weist,
würde ich mich wirklich freuen.

Jakobo

Montag, 22. Januar 2007

Arkadi Gaidamak

B"H

Arkadi Gaidamak waere jetzt total happy, wenn er wuesste, dass er eine Blogueberschrift ist, denn Aufmerksamkeit ist fuer ihn das wichtigste im Leben. Nach dem Geld natuerlich.

Arkadi Gaidamak ? Noch nie gehoert ? Nun, dass wuerde ihn jetzt aber wirklich entsetzen woraufhin er gleich eine riesen Werbekampagne in Israels groessten Tageszeitungen starten taete. Geschweige denn vom Fernsehen.

Seit ca. zwei Jahren ist Arakadi ein Begriff in Israel. Kurz sein Werdegang: Er ist aus Russland nach Israel eingewandert, kam in seiner neuen Heimat nicht zurecht und zog nach Paris. Dort ging es aufwaerts mit ihm. Irgendwie kam er in Kontakt mit Waffenhaendlern und illegalen Waffenhandel in ein afrikanisches Land, welches ihn sogar zum Staatsbuerger erklaerte. Durch den Waffenhandel zum Milliardaer geworden, zog er zurueck nach Israel. Nur gibt es einige kleine Schoenheitsfehler: In Frankreich laeuft ein Haftbefehl gegen ihn. Sobald er dort einreist, wird er verhaftet.

In Israel laeuft es fuer ihn nicht besser; Haftbefehle, endlose Verhoere, hier verhaftet, da verhaftet, freigelassen.....So dreht sich das im Kreis. Anklagepunkt: Geldwaesche.

Aber all dies ist nicht der Grund fuer die Beruehmtheit des Arkadi Gaidamak. In die Presse geriet er erst als er vor ca. zwei Jahren den beruehmten sowie bankrotten Jerusalemer Fussballclub Beitar Yerushalaim kaufte. Gaidamak sucht Aufmerksamkeit und Anerkennung in der israelischen Gesellschaft. Egal wie. Und ein Fussball - Club...na, wenn es denn sein soll.
Seine erste Amtshandlung war das beliebte Traineridol Eli Ohana zu feuern. Er sei ein Weichling und bringe keine Erfolge, so Gaidamak. Die Fans nahmen es widerstandslos hin, denn schliesslich versprach Gaidamak Millioneninvestitionen und einen UEFA - Cup - Platz. Bisher blieb der Erfolg aus, obwohl Beitar derzeit an der Tabellenspitze steht. Ausnahmsweise einmal, denn Maccabi Tel Aviv scheint eine Krise zu haben.

Gaidamak hat sein Ziel erreicht. Alle kennen ihn. Doch in der rassistischen israelischen Gesellschaft ist und bleibt er Russe. Das ist auch teilweise seine Schuld, denn im TV tritt er nur in engl., franz. oder russischer Sprache auf.

Nun will Arkadi auch noch in die Politik, denn Olmert sei ebenso ein Weichling und bringe nichts. Er, Arkadi wuerde alles anders machen. Mit Niveau und Erfolg und ohne Bestechung und Connections.
Fuer Olmert ist Gaidamak eine Gefahr und das wissen beide. Gaidamak lacht sich dabei ins Faeustchen und Olmert laesst staendig die Polizei anrollen, ob sie nicht doch noch mehr Beweise gegen den Milliardaer finden koennen. Ihn aus dem Verkehr zu ziehen, sozusagen.
All das ist fuer Arkadi natuerlich eine super Publicity. Hat er doch vor wenigen Monaten den Einwohnern der Negevstadt Sderot einige Busse zur Verfuegung gestellt und viele Bewohner nach Eilat kutschieren lassen.

Sderot wird seit mehreren Jahren regelmaessig mit Katyuscha - Raketen aus Gaza beschossen und vor wenigen Monaten war es besonders schlimm. Die Regierung machte auf Durchhalten, doch Arkadi fuhr nach Sderot, hielt eine Rede und lud alle fuer ein Wochenende in 5 - Sterne - Hotels nach Eilat ein. In Minutenschnelle hatten viele Leute ihre Koffer gepackt und standen mit Kind und Kegel vor den wartenden Bussen. Alles auf Arkadis Rechnung.
Olmert sah das als Landesverrat, doch den Bewohnern war das egal. So what, wir wollen auch mal Lebensfreude und haben ja sonst nichts zu lachen.
Das alles brachte Gaidamak viele Pluspunkte und er droht weiter, fuer die kommenden Wahlen zu kandidieren. Dann werden wir ja sehen.
Derzeit aber beschraenkt er sich darauf Netanyahu und dessen LIKUD - Partei Gelder zu spenden. Solange jedenfalls, bis Olmert wieder neidisch wird und Arkadi wie so oft schon verhaften laesst.

Sonntag, 21. Januar 2007

Nothing

B"H

In Deutschland gab es riesige Stuerme und so auch seit gestern abend in Jerusalem. Gleich mit Ausklang des Shabbates ging es los. Kaelte, Sturm und Regen. Irgendwie war heute allen Leuten das schlechte Wetter anzumerken. Ging wohl so ziemlich aufs Gemuet. Morgen soll wieder die Sonne scheinen bei 12 Grad.

Im Radio werden taeglich die Wasserwerte des See Genezareth (Kinneret) durchgegeben. Israel leidet an chronischem Wassermangel und der Pegel des Kinneret ist seit Jahren zu niedrig.

In Jerusalem ist es sehr ruhig dieser Tage. Sieht man einmal vom politischen Chaos ab, was aber keinen mehr so richtig interessiert. Die Leute haben von der Politik die Schnauze so richtig voll.
Demos gibt es eben auch nicht. Weder von links noch von rechts. Ist wohl zu kalt und ausserdem hat eine Demo in Israel noch nie etwas eingebracht.
Touristen sieht man dieser Tage auch nicht, ausser der amerikanischen Version des Propheten Eliyah (Eliyahu), der bei jedem Wetter in der Shopping Mall predigt.

Die Geschaefte sind alle schon voll mit getrockneten Fruechten fuer den in zwei Wochen kommenden Tu'Be Shevat - Feiertag. Dem Neujahr der Baeume. Irgendwie ist so richtig tote Hose und anscheinend sitzen die Leute nur daheim vor dem TV.

Wenigstens wird morgen das Wetter besser, was die Laune steigert.

Freitag, 19. Januar 2007

Shabbat Shalom

Worship at the Western Wall, Jerusalem



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Jerusalem am Freitag

B"H

Freitags ist ein anstrengender Tag fuer viele. Am Spaetnachmittag beginnt der Shabbat, und im Winter umso frueher. Auch ich stehe freitags frueh auf. Wir haben daheim aus Platzgruenden keine Waschmaschine und ich schleppe woechentlich einmal unsere gesamte Waesche in den Waschsalon. Dazu nehme ich den Bus in die Innenstadt, denn der Waschsalon ist im Stadtteil Nachlaot.
Ich kann die drei Self - Service Waschsalons dort nur empfehlen. Fuer jeden, der guenstig waschen will.

Auf der Busfahrt sah ich gleich fruehmorgens einige Dinge, die man in anderen Teilen der Welt wohl eher nicht sieht.
An der Kreuzung Yaffo und Kikar HaZanchanim (vor dem Rathaus) sah ich ihn wieder; den Mann mit dem Kreuz.
So wie ich freitags meine Waschroutine habe, hat er anscheinend seine Kreuzroutine. Er zog ein riesen Holzkreuz hinter sich her, was nicht allzu schwer war, denn am unteren Ende des Kreuzes waren zwei schwarze Raeder.
Fuer Interessenten: Es gibt am Damaskus - Tor einen Kreuzverleih. Kleine und grosse Kreuze auf Raedern oder nicht.....fuer jeden Geschmack ist etwas dabei.

Der Mann zog sein Kreuz und gleich darauf stuermte eine fuenfkoepfige in blau gekleidete Nonnengruppe am Bus vorbei. Richtung Grabeskirche. Damit nicht genug; auch die Griechisch - Orthodoxen war unterwegs. Gruppe und Priester.
Und das alles, waehrend der Bus an der roten Ampel stand.

In der Innenstadt angekommen, geht es normaler zu. Fussgaengerzone und Yaffo sind nicht ueberfuellt. Ueberhaupt kaufen die Jerusalemer in den grossen Einkaufszentren in Malcha und Talpiot. Deswegen ist die Innenstadt oft leer und es laufen fast nur Touristen herum.
Ausser natuerlich dem Mahane Yehudah Markt. Dort herrscht fast zu jeder Tageszeit Gedraenge und wer als Tourist billig frische Ware einkaufen will, der geht auf den Markt.

Ausser dem Mahane Yehudah sind gerade die Strassencafes ueberfuellt. 16 Grad und Sonne, kein Wunder. Morgen soll es wieder winterlich werden und da tankt man noch schnell Sonne.

Mittwoch, 17. Januar 2007

Stissel

B"H

Normalerweise liebe ich die sephardische Kueche. Vor allem die Kurdische. Doch manchmal hege ich einen regelrechten Heisshunger auf ashkenazische Kueche.
Wenn dem so ist, dann ist natuerlich das ultra - orthodoxe Ge'ula der beste Platz dafuer.

Wer donnerstags in das Restaurant STISSEl geht, dem schlaegt eine immense Auswahl an ashkenazischen Spezialitaeten entgegen. Jeder Tag dort ist ein kulinarisches Erlebnis, aber den Donnerstag sollte man besonders fuer einen Besuch waehlen. Wird doch an dem Tag schon das Shabbat - Essen serviert.

Die Preise sind niedrig und die Qualitaet ist sehr gut. Besonders hat es mir der ungarische Kischke (Pastete) angetan. Der wird nur donnerstags serviert.

Stissel ist ein aeusserst religioer - haredischer Schnellimbiss, in dem nebenbei auch auf Anstand geachtet wird. Es gibt fuer Frauen und Maenner getrennte Tische. Ist jemand verheiratet, so tritt diese Regel ausser Kraft.
Das alles stoert mich nicht, denn das Essen ist sehr gut und die Bedienung nett.

Wer einmal hingehen will: Stissel, Rehov Malchei Israel in Ge'ulah. Takeaway ist auch moeglich.

Montag, 15. Januar 2007

Hindi

B"H

Aus einem mir unbekannten Grund bleibt Hindi mir immer im Gedaechtnis haengen. Ich denke fast immer an sie, wenn ich durch das ultra - orthodoxe Ge'ulah oder Mea Shearim gehe. Ich frage mich jedesmal was sie wohl macht oder wie es ihr geht.

Hindi lebt in Mea Shearim und ihr Lebensweg war von Beginn an vorbestimmt. Zum ersten Mal sah ich sie an einem Shabbat - Essen zu dem ich eingeladen war. Hindi ist die Tochter von Hannah H. aus Mea Shearim. Bei unserer ersten Begegnung kann Hindi nicht aelter als 15 Jahre alt gewesen sein. Sie half ihrer Mutter das Essen zu servieren. Laechelnd und fast stumm. Als sei alles eine Selbstverstaendlichkeit. Was es auch irgendwie war, denn ihre Mutter pflegt jeden Shabbat Leute einzuladen.
Hindi stellte die Teller vor uns hin und kehrte zurueck in die Kueche. So ging das hin und her. Den ganzen Abend.

Und warum klebt sie mir so im Gedaechtnis ? Vielleicht weil ich mitleidig dachte, dass sie bald heiraten wird, Kinder hat und in das beengte Leben von Mea Shearim gehoert. Ich fuehlte mich frei, doch fuer Hindi war alles klar. Sie war nicht der Typ wegzulaufen. Ich sah alles vor mir wie in der Vorschau eines neuen Filmes: Shidduch (Ehepartner) von den Eltern bestimmt, Hochzeit, schwanger, Kinder.

Hindi ist heute wirklich verheiratet. Schon einige Jahre. Natuerlich chassidisch. Anscheinend Satmar. Ich sah sie einige Male in Mea Shearim zusammen mit ihrer Mutter. G-tt sei Dank war ich im Rock und musste mich nicht wegen meiner Kleidung rechtfertigen. "Warum sieht man dich nicht mehr?" fragten sie beide. Ich stotterte irgendwas von kaum Zeit und demnaechst aber wieder.
Hindi traegt nun, wie alle ultra - orthodoxen Frauen, eine Peruecke und ich haette sie fast nicht mehr erkannt.
Gluecklich sah sie allerdings nicht aus, obwohl ich ihr das sehr wuenschen wuerde.

Sonntag, 14. Januar 2007

Der Messias isst Tomaten

B"H

Ich habe nie mitgezaehlt wieviele Messiasse mir im laufe meiner Zeit in Jerusalem schon begegnet sind. Mindestens ein Dutzend. Jerusalem ist die Stadt der Koenige aus der Dynastie Davids, die Stadt des Messias und der Propheten. Zur Zeit des 1. Tempels gab es sogar Prophetenschulen und bis zu 400 Propheten. Laut Geschichtsbuecher.

Auch heute werden wir mit all jenen Leuten ueberflutet. Sie kommen aus allen Teilen der Welt und prophezeihen, kroenen sich selbst zum neuen Koenig Israels oder sind lieber gleich der Messias.

Eine Frau Messias ist besonders hartnaeckig und seit Monaten laeuft sie durch unsere Stadt. Vor ein paar Wochen sah ich sie inkognito beim Tomatenkauf auf dem Mahane Yehuda Markt. Auch ein Messias schneidet sich schon einmal einen Tomatensalat.

Normalerweise ist sie aber allen in ihrem weissen Messias - Gewand bekannt. Auf dem vorderen Teil des Gewandes steht in goldenen Buchstaben KADOSH (heilig) und auf dem Rueckenteil steht Redeemer (Erloeser).
Frau Messias ist Amerikanerin, Anfang 50 und zugleich auch Koenigin von Israel. Sie lebt in einem arab. Hostel irgendwo in der arabischen Altstadt.

Ich sehe sie meistens nur in der Neustadt. Mit Zepter in der Hand und laechelndem Gesicht. Ab und zu kommt sie aber schon richtig in Fahrt und schreit an belebten Strassenkreuzungen: I am the Messiah, I am your new king.

Als ich sie das erste Mal so erlebte, es war waehrend einer Arbeitspause an der Kreuzung King George / Yaffo, dachte ich zuerst, es wuerde jemand um Hilfe schreien. Ich drehte mich schnell um und da stand sie. Arme samt Zepter nach oben gerichtet und alle segnend. So sah es jedenfalls aus.

Ein paar Tage spaeter beglueckte sie uns alle mit einem Esel in der Ben Yehuda - Fussgaengerzone. Der Esel war offensichtlich fuer einen Tag aus dem arab. Viertel ausgeliehen. Danach sah ich sie nie wieder mit Esel, sondern auf einer Buehne. Keine richtige Buehne, eher ein Mauervorsprung, aber immerhin.

Sie stand an einem Freitag nachmittag im Yaffa - Tor und schrie wieder einmal. Sie sei der Messias und wer nicht an sie glaube, muesse sterben. Eine polnische Touristentruppe war begeistert und fast alle zogen sofort ihre Kameras heraus. Sie dachten naemlich, dass dies eine Freilichtbuehne der Stadt Jerusalem sei. Mit Theaterspielen incl. Messias. Die Polen klatschten auch noch Beifall und Frau Messias war verwirrt. Sie verstand kein polnisch und die Polen kein englisch.

In letzter Zeit sehe ich den Messias seltener, was vielleicht am kalten Wetter liegt. Wer laeuft schon gerne in dem duennen Gewand bei niedrigen Temperaturen herum ? Bestimmt kehrt Frau Messias im Fruehjahr wieder zur Hochform zurueck.

Die Jerusalemer reagieren gelassen. Alles schaut und denkt sich sein Teil.
Es ist sehr traurig fuer diese Frau, denn eigentlich scheint sie normal zu sein. Bis auf ihr kleines Problem natuerlich.

Samstag, 13. Januar 2007

Noch mehr Mentalitaet

B"H

Viele Freunde meinten zu mir, dass ich doch einmal ueber die israelische Mentalitaet schreiben solle. Eine Kanadierin sagte, dass wenn sie selbst nichts ueber israel. Mentalitaet aus dem Internet gelernt haette, sie in Israel wahrscheinlich in Ohnmacht gefallen waere.
Noch dazu kommt, dass ich mich kommenden Monat mit dem Grenzgaenger (siehe Links auf der linken Seite) zum Kaffee treffe. Dieser kommt als deutscher Tourist frisch eingeflogen nach Israel und ich mache mir insgeheim jetzt schon Gedanken, wie ich mich als Israeli da zu benehmen habe. Sicherlich kleben noch einige deutsche Angewohnheiten an mir, da die Herkunft sich nun einmal nicht abschuetteln laesst; andererseits bin ich fuer Deutschland zu israelisch und verdorben. Und mein deutscher Kontakt haelt sich bis auf Freunde und etwas Family sehr in Grenzen. Als weiterer Punkt kommt hinzu, dass ich seit sechseinhalb Jahren Israel nicht mehr verlassen habe und es auch vorerst nicht plane.

Wie verhalte ich mich also richtig ? Oder wie sollte sich der Tourist gegenueber dem Israeli verhalten ?
Es ist ja nicht so, dass ich gerade ins Tischtuch schneuze, soviel weiss ich noch. Aber schon allein die deutsche Planung fuer ein Treffen ist mir fremd. Ruf halt einfach an und sag wenn du da bis. So lautete meine Antwort dem Grenzgaenger gegenueber.
In Israel insgesamt ist man spontaner. Nicht gerade so, dass jeder jedem einfach so ins Haus stuermt. Aber das deutsche Kalenderverhalten habe ich nicht mehr so drauf. Auch ist Israel laut. Mentalitaetsproblem. Allgemein sind eher die sephardischen Juden lauter als die ashkenazischen. Gebruellt wird aber ueberall, was viele Touristen irritiert. Die naemlich glauben, dass wir uns in Israel 24 - Stunden lang anschreien und rumstreiten. Ich kann alle beruhigen; das Gebruell ist oft Teil nur einer Unterhaltung.

Israelis stellen sich grundsaetzlich nirgendwo an. Falls ja, sieht die Schlange immer sehr krumm und verschoben aus. Es existiert eine Art Warteschlange, die jedoch von haerten Kaempfen gepraegt ist. Auslaendern passiert es nicht selten, dass sie die ersten im Laden sind, aber als letzte bedient werden. Ja, wenn ihr nicht flexibel seid und sagt was ihr wollt, dann sieht es schlecht aus. Ich stehe hinten und komme meistens immer als erste dran.

Weiterhin gibt es recht viele Humorunterschiede. Meiner Erfahrung nach sind Deutsche sehr ernst. Natuerlich haben sie Humor, aber wenn man ihnen etwas sagt, wird es oft missverstanden oder zu ernst genommen. Was die Israelis wiederum lustig finden.
Wenn dir ein Israeli etwas voellig Absurdes erzaehlt, glaub es nicht immer und gib entsprechende Antworten zurueck. Auf einer Humorbasis und nicht ausfallend werden. Sarkasmus ist erlaubt und erwuenscht.

Ausserdem haben Israelis staendig das Beduerfnis sich mitteilen zu muessen und klar sind sie die wichtigsten Personen auf der Welt. Sollte dir jemand seine gesamte Biogrpahie erzaehlen, dann wird inoffiziell erwartet, dass du auch etwas von die erzaehlst. Nicht gleich alle intimen Details, aber schon wieviel Miete du zahlst, wo du wohnst, wieviel du verdienst, wo du jetzt hingehst, wo du herkommst, was du jetzt machst......Es gibt kein Entkommen. Israel ist ein kleines Land und jeder kennt irgendwie jeden. Schule, Arbeit, Armee, Nachbarschaft, Family.

Was noch immer nicht die Frage beantwortet, wie ich mich dem Grenzgaenger gegenueber verhalten soll. Vielleicht hat jemand eine Idee und kann mich ueber die aktuellen deutschen Verhaltensregeln informieren.

Aufgeschnappte Sprueche bei den Machlises

B"H

Gestern abend, am Freitag abend - Erev Shabbat, war ich mit zwei Freunden bei Rabbi Machlis zum Abendessen. Des Rabbis Sohn Joschua erzaehlte einen tollen Witz:

What happens if you miss you mother-in-law ?
Well, shoot her again.


Ausserdem meinte Rabbi Machlis beim Hinausgehen zu einem Maedchen: "You've got a free invitation here for the next 1000 years."

Ich hoffe, jeder schafft es einmal an einem Machlis - Shabbat teilnehmen zu koennen.

Shavua Tov - Eine gute Woche.

Donnerstag, 11. Januar 2007

Einkauf im religioesen Supermarkt

B"H

Heute abend habe ich einige kleinere Shabbat - Einkaeufe erledigt. In einem religioesen Supermarkt gleich neben dem Zentralen Busbahnhof. "SOL PO" (Billig Hier) heisst er seit neuestem. Vorher gab es genau den selben Supermarkt und auch das Sortiment war gleich, doch der Name hat sich nun geaendert. Ausserdem wurde das Sortiment neu geordnet, damit ein jeder dennoch den Eindruck erhaelt, sich in etwas Neuem zu befinden.

Ich gehe immer sehr gerne in religioese Supermaerkte, denn die Preise sind niedriger als anderswo. In einigen muss man natuerlich als Frau einen Rock anhaben, denn das haredi (ultra-orthod.) Publikum wuerde nichts anderes dulden, doch zum "Sol Po" kann jeder kommen wie er will.
Eines stoert mich aber an diesen Supermaerkten. Es gibt vieles nur in riesen Familienpackungen. Daheim sind wir nur zwei Leutchen und somit ungeeignet fuer Familienpackungen. Keine 10 Kinder oder so. Das merkte ich jetzt erst wieder als ich eine Tuete Bamba kaufen wollte und es Bamba nur kiloweise gab.
Bamba ist uebrigens eine Art israelische Nationalspeise fuer Kinder. In Deutschland heisst sowas Wuermchen. Diese salzigen krummen Dinger.
In Israel sind sie deswegen bei Kindern so beliebt, weil diese damit aufwachsen. Wenn das Kind schreit, gibt die Mutter Bamba und das Kind haelt die Klappe. Gewissensbisse braucht die Mutter keine zu haben, denn der Hersteller OSEM reichert das Bamba mit Vitamin C an.

So esse ich auch ab und an einmal Bamba mit Vitamin C. Aber kiloweise war mir dann doch zuviel. Also muss ich heute auf den Vitaminschub verzichten und etwas Richtiges essen. Und schmierige Finger bekomme ich auch nicht.

Neue Website

B"H

Da ich ja, wie ihr wisst, immer gerne meinen Rabbi, Rabbi Mordechai Machlis, erwaehne, hier seine neue eigene Website:

http://www.machlis.org/

Rabbi Machlis ist ein orthodoxer nationalreligioeser Rabbiner amerik. Herkunft. Schon sein Vater war Rabbi und Leiter einer Yeshiva in New York (Torah ve Daat). Rabbi Machlis unterrichtet in verschiedenen Yeshivot und an der Universitaet Bar Ilan in Ramat Gan.

Mittwoch, 10. Januar 2007

Israelische Mentalitaet

B"H

Hier ein guter Witz, der einen wichtigen Punkt der israelischen Mentalitaet beschreibt. Eine Freundin hat ihn mir zugesandt.

A Russian, a Pole, an American, and an Israeli are interviewed.
The interviewer asks each, in turn, "Excuse me, what is your opinion on the current meat shortage?"
The Russian replies, "What's an 'opinion'?"
The Pole replies, "What's 'meat'?"
The American replies, "What's a 'shortage'?"
And the Israeli replies, "What's 'excuse me'?"

Morgen abend Rabbi Machlis

B"H

Am morgigen Donnerstag haelt Rabbi Machlis in seinem Haus im Stadtteil Maalot Dafna eine Yahrzeit (Memorial) fuer seinen Vater. Es gibt ein Essen und einige relig. Vortraege. Das Essen beginnt um 19.30 Uhr. Die genaue Adresse findet ihr in den folgenden Links:

http://lebeninjerusalem.blogspot.com/2006/12/die-machlis-familie.html


On Thursday (11 January 2007) Rabbi Machlis is holding a Yartzeit for his father. There will be a meal of course and teaching. It starts at 7:30.

Dienstag, 9. Januar 2007

Arbeitsbedingungen

B"H

Viele Leute fragen mich, warum ich gerade neben dem Studium in einer Baeckerei arbeite. Natuerlich brauche ich Geld wie alle anderen auch. Studieren in Israel kostet Geld. Und das nicht gerade wenig. Doch wieso gerade Baeckerei und nicht Hightech- oder Buerojob ?

Nun, ich habe dafuer einige gute Gruende. Zuerst einmal ist die Baeckerei flexibel mit ihren Arbeitszeiten und ich habe freie Hand. Keiner redet mir rein und ich mache meinen Job selbstaendig. Um Teig in Brotformen zu giessen braucht man nicht gerade einen Doktortitel.
Doch es gibt noch ganz andere Gruende; die Kollegen sind toll und wir geniessen sehr gute Arbeitsbedingungen. u.a. bekomme ich seit einigen Monaten Rentenbeitraege gezahlt, was in Israel nicht selbstverstaendlich ist.

Die Arbeitsbedingungen in Israel sind teilweise entsetzlich. In Deutschland wird gejammert, aber wer einmal hier arbeitet, der erlebt nicht selten sein blaues Wunder. Wer nicht gerade fuer die Kommunalverwaltungen oder die Regierung arbeitet, hat es schwer. Von den unzaehligen Zeitarbeitsfirmen will ich erst gar nicht reden. G-tt sei Dank bleibt mir soetwas erspart.
Ich bin festangestellt und habe sogar gewisse Rechte. Zumindest habe ich sie mir hart erkaempft. Wer nicht kaempft ist ein Freier. Das habe ich schnell gelernt. Ein Freier ist jemand, der sich ausnutzen laesst. Vom Freier zu Arbeitsrechten, so ist mein Werdegang.

Ich habe keine Lust, so wie viele Neueinwanderer, in einer Hightech - Firma zu landen. Schlecht bezahlt und Schichtarbeit. Telefonanfragen aus aller Welt beantworten, ewig genervt sein und Druck von oben zu bekommen. Dann gibt es noch das beruehmte Telefonmarketing. Irgendwelches unnuetze Zeug am Telefon anpreisen und Verkaufsquoten erfuellen.
Oder wie die Russen in Security - Companies zu arbeiten. Genau das gleiche Bild; schlecht bezahlt, keine Rechte und nur ausgenutzt werden. Und alles ohne Rentenbeitraege gezahlt zu bekommen geschweige denn bezahlten Urlaub.
Die Arbeitssituation in Jerusalem ist teilweise hoffnungslos und da mache ich lieber den Baeckereijob. Nicht nur das. Ich bin befoerdert worden und darf nun noch laenger arbeiten. Die Buchungen muessen schliesslich auch gemacht werden.

Wer Aliyah (Einwanderung) machen will, der sollte sich unbedingt bei der Bituach Leumi, der Sozialversicherung, ausfuehrlichst ueber seine Rechte informieren lassen.

Ehud Olmert hat Besuch

B"H

Fast taeglich scheint Ehud Olmert Besuch vor seinem Amtssitz zu bekommen. Dann naemlich erscheint ein unbekannter Israeli mit gruener Muetze auf dem Kopf in der Kaplan - Strasse und beginnt seine Show vor den Fenstern Olmerts.

Gestern war es wieder soweit. Ich kam aus Givat Ram und ging an Olmerts Amtssitz vorbei und besagter Israeli begann zu schreien. Olmert solle sich gefaelligst um seine Akte kuemmern. Er (der Unbekannte) haette keine Wohnung und kein Geld. Und da drinnen in den Bueros wuerden eh nur bestechliche Regierungsbeamte sitzen.

Der Shabak - Typ (innere Geheimpolizei) schaute mich ratlos an und ich lachte nur. Der Unbekannte kam auf uns zu und sagte freundlich "HI". Der Shabak und ich sagten auch HI und das Olmert auf China - Besuch waere. Keine Chance fuer die Akte des Unbekannten.

Sonntag, 7. Januar 2007

Hannah Nachenberg

B"H

Freitag abend, Erev Shabbat, im Mai 2001

Mit einer Freudin bin ich bei Rabbi Machlis zum Shabbat - Essen. Rein zufaellig sitzen wir am Tisch mit David Nachenberg und seiner Frau Hannah. Deren kleine Tochter Sarah ist draussen am Rumtollen mit den Machlis - Kindern.
Seit einigen Jahren kenne ich David. Noch aus der Zeit, wo er Single war. Er ist amerikanischer Herkunft und heiratete irgendwann Hannah, auch Amerikanerin. Sie trafen sich auf einem Konzert der religioesen Popband Schlock-Rock. Liebe auf den ersten Blick sozusagen.

Hannah und David erzaehlten mir von ihren ganzen Problemchen. Nein, in Jerusalem wuerden sie nicht mehr wohnen, sondern waeren nach Modiin gezogen. David arbeitete bei Bank Hapoalim in Ramat Gan und Hannah suchte gerade Job. Das ewig ueberzogene Bankkonto wuerde nerven, aber sonst gehe es ihnen gut.


9. August 2001

Hannah Nachenberg sitzt mit ihrem Onkel und ihrer Tante samt Tochter Sarah in der Jerusalemer Pizzeria SBARRO. Tante und Onkel sind zu Besuch aus den USA. Gerade wollen sie ihre Pizza essen als es knallt.
Ein palaestinensischer Selbstmordattentaeter sprengte sich am Eingang des SBARRO in die Luft. Es war am fruehen Nachmittag. Hochsommer. Die Pizzeria war gerammelt voll. Um noch mehr Leute in den Tod zu reissen, wartete der Attentaeter, dass die Ampel an der Kreuzung King George / Yaffo fuer die Fussgaenger auf gruen springt. Mehrere Hundert Menschen waren in der Naehe. 15 Menschen starben und 130 wurden verletzt.

Die Bombe war ausser mit Sprengstoff auch mit Naegeln gefuellt. Hannahs Onkel und Tante waren nur leicht verletzt, Tochter Sarah hatte fast keinen Kratzer abbekommen, doch Hannah war vorn ueber den Tisch gekippt.
Die Tante untersuchte sie nach dem ersten Schock. Fast kein Blut, gar nichts.

Die Ambulanz traf ein. Der erste "Erste Hilfe Helfer", der in das Sbarro rannte, war der Gerer Chassid Moshe Frand. Spaeter wurde er vom damaligen Buergermeister Ehud Olmert fuer sein Engagement ausgezeichnet. Er zeigte mir stolz seine Urkunde.

Hannah Nachenberg kam ins Hadassah - Krankenhaus. Dort stellte man fest, dass sie einen Nagel mitten im Herzen hatte. Ihr Mann David wurde sofort verstaendigt und der wiederum rief Rabbi Machlis an.
Der Nagel wurde aus Hannahs Herzen entfernt, doch sie erlangte bis heute nicht mehr das Bewusstsein.


2007

Hannah Nachenberg liegt nach wie vor bewusstlos in einer Reha - Klinik nahe Tel Aviv. Die Augen geoeffnet, doch nichts wahrnehmend. Ihre Tochter Sarah ist in der Zwischenzeit ziemlich gewachsen, doch Bilder malt sie ihrer Mutter immer noch.
David versucht gerade in den USA einen Prozess gegen eine palaestinensische Bank zu fuehren und hat gute Chancen zu gewinnen.
Er arbeitet als Sportlehrer in Modiin und schreibt nebenbei Rap - Musik. Neuerdings hat er auch einen Blog. Er textet Rap - Songs ueber amerikanische juedische Sportler.
Manchmal kommt Michael, ein britischer Saenger, zu Hannah ans Krankenbett. Singt ihr religioese juedische Lieder und Hannah schaut an die Decke. Abwesend. Doch Michael ist sich sicher, etwas Gutes zu tun.

Manchmal sehe ich David Nachenberg, der noch immer zu den Machlises kommt. Allein oder mit Tochter Sarah. Wie es seiner Frau gehe ? Naja, immer das gleiche. Nichts Neues.

http://www.geocities.com/racharik/chana.html

http://books.dreambook.com/racharik/main.html

http://www.mfa.gov.il/MFA/MFAArchive/2000_2009/2000/10/Suicide%20bombing%20at%20the%20Sbarro%20pizzeria%20in%20Jerusale


Nachtrag: Das SBARRO wechselte vor wenigen Jahren seinen Standort und zog um. Es befindet sich heute in der Yaffo - Strasse, gegenueber Cafe Hillel.
Im "alten" Sbarro King George / Yaffo ist heute das Cafe Neeman.

Samstag, 6. Januar 2007

Wie verhalte ich mich in einer Synagoge ?

B"H

Lange Zeit habe ich gezoegert, diesen Beitrag auf dieser Site oder in meinem religioesen Hamantaschen - Blog unterzubringen. Schliesslich habe ich mich durchgerungen, diesen Beitrag hier zu veroeffentlichen, denn er wird vielleicht von mehr Touristen gelesen.

Anlass fuer den Beitrag ist ein gestriges Ereignis in der orthod. Synagoge KOL RINA im Stadtteil Nachlaot. Von einer Freundin bekam ich massive Beschwerden ueber Touristen in Synagogen und vielleicht ist es ganz hilfreich, Leute vorher zu informieren, wie sie sich in israelischen Synagogen verhalten sollten. Vielleicht gibt es diesbezueglich Unterschiede zu Deutschland, doch moechte ich an dieser Stelle die israelische Seite erklaeren.

Ein nichtjuedischer Tourist sollte vorsichtshalber Leute in der jeweiligen Synagoge fragen, ob er am G-ttesdienst teilnehmen darf. In der Grosse Synagoge in der King George muss dies nicht unbedingt sein, denn dort ist es bekannt, dass sehr viele nichtjuedische Touristen am G-ttesdienst teilnehmen. In kleineren Synagogen aber sollte gefragt werden.

Als Mann sollte man eine Kopfbedeckung haben und als Frau einen Rock anziehen. Dies ist vor allem in haredischen Kreisen angebracht, aber auch anderswo.
Siddurim (Gebetbuecher) liegen im allgemeinen aus. Manchmal auch in engl. Sprache. Bitte keine Neuen Testamente oder dergleichen mitbringen.
Auch schreiben orthodoxe Juden am Shabbat nicht und es sollten keine Kugelschreiber waehrend des G-ttesdienstes herausgezogen und geschrieben werden. Auch wird am Shabbat nicht photographiert.

Wenn es regnen sollte, dann zieht in Betracht, dass orthodoxe Juden am Shabbat keinen Regenschirm aufspannen, sondern Regencapes benutzen. Ihr duerft natuerlich Schirme benutzen, doch solltet ihr diese nicht im Synagogenraum selbst, sondern im Vorraum aufbewahren, um nicht andere bei ihrer Shabbatruhe zu stoeren.

Manchmal ist etwas mehr Ruecksicht angebracht, denn ihr seid ja zu Gast und andererseits wollt ihr ja auch, dass sich Gaeste bei euch daheim auch nicht unbedingt fehlverhalten.

Auf meinem Hamantaschen - Blog werde ich demnaechst einmal ein paar kurze doch wichtige halachische Regel erklaeren und warum Juden dies und jenes machen.
Sollte einiges unklar sein, werden die Leute in der Synagoge euch bestimmt behilflich sein, wenn ihr sie fragt.

Donnerstag, 4. Januar 2007

Pleiten ohne Ende

B"H

Die sogenannte Logik vieler Geschaeftsinhaber in der Jerusalemer Innenstadt ist mir unbegreiflich. Macht der eine Laden pleite, steht schon ein neuer Laden parat. Allerdings ohne jegliche innovative Geschaeftsidee. Jeder will das grosse Geld machen und glaubt, mit noch einem Falafelstand neben zwei weiteren auch noch etwas zu verdienen. Falafel neben Falafel, Friseur neben Friseur, Kitschladen neben Kitschladen und so zieht sich das durch die gesamte Innenstadt.

In der Agrippas machte gerade ein weiterer Kitschladen pleite. Eroeffnet vor ca. einem halben Jahr und totalen Ramsch (Partyartikel, Schreibwaren, kleine Stofftiere) im Sortiment, sah ich es kommen. Davon gibt es schon mehr als genug und der Markt ist eh voellig ueberschwemmt. Vor wenigen Tagen wurde wieder ausgeraeumt und nur die Regale blieben. Heute schon wird das neue Schild montiert. Eine Parfuemerei macht auf. Die naechste Pleite ist schon vorprogrammiert.
50m weiter gibt es eine zweite Parfuemerie, bei der es mich schon lange wundert, dass sie noch existiert. Mit dem Design eines Supermarktes wird sie nur von gaehnender Leere gepraegt.

In der Yaffo - Strasse ist es am schlimmsten. Fressbude neben Fressbude und macht die eine dicht, steht die naechste schon da. Sowie der ganz neueroeffnete Imbiss NAVA'S. Dort werden Sandwiche angeboten. Gerade ging ich daran vorbei. Leer. Wenn die Sandwiche so furchtbar aussehen wie auf dem Plakat vor dem Geschaeft, dann wundert mich die Leere allerdings wenig.

Mal sehen, was als naechstes kommt...

Dienstag, 2. Januar 2007

Abzocke am Yaffa - Tor

B"H

Das Yaffa - Tor ist fuer viele das wohl bekannteste Tor in die Altstadt. Geht man hindurch, so fuehrt geradeaus ein Weg in den arabischen Markt (Shuk) und orientiert man sich nach rechts, so gelangt man, an der Polizeistation vorbei, in das armaenische bzw. juedische Viertel.

Rund um das Yaffa - Tor gibt es eine riesen Touristenabzocke. Israelis werden auch versucht ueber den Tisch zu ziehen, doch sind die hartnaeckiger und wissen, was Sache ist. Touristen dagegen sind ahnungslos und koennen zwischen den Preisunterschieden nicht unterscheiden. Oft gerade erst in Israel angekommen, haben sie noch kein Gefuehl fuer die neue fremde Waehrung.

Ueberwiegend Palaestinenser bieten sich vor allem Touristen als Guide durch die Altstadt an. "You need a guide or a hostel ?" So wird normalerweise der erste Kontakt aufgenommen. Wer antwortet und selbst auf kurze Gespraeche eingeht, der hat schon verloren. Dann ist es schwer den aufdringlichen Gespaechspartner wieder loszuwerden.

Die meisten dort auf Kundschaft wartenden Palaestinenser arbeiten illegal als Guide. Heisst, an der Steuer vorbei und nicht in dem Fach ausgebildet. Dafuer werden aber immense Summen von zahlenden Touristen verlangt. Der Guide wird euch durch die arab. Altstadt in verschiedene Geschaefte fuehren und von allem, was ihr dort kauft, bekommt er spaeter vom Ladeninhaber Provision.
Ihr werdet also doppelt ueber den Tisch gezogen; vom Guide und dem Ladenbesitzer.

Genauso verhaelt es sich mit den am Yaffa - Tor ansaessigen Hostels; der Guide fuehrt euch in eines der Hostel und kassiert auch dort vom Hostelinhaber Provision. Im Klartext heisst das, dass ihr fuer das Hostel mehr bezahlen muesst, denn die rechnen dort die Provision des Guide mit ein. Gesagt wird euch das natuerlich nicht, sondern nur immer: "My friend, my friend, don't worry."

Wichtiger Tip: Geht durch das Yaffa - Tor und nehmt euch einen der Buecher - Reisefuehrer mit. Erkundet alles allein, denn das kommt euch im Endeffekt billiger. Selbst bei den Taxis nach Bethlehem muesst ihr vorsichtig sein. Viel zu teuer!!! Geht zum Damaskus - Tor und nehmt einen Bus.
Wenn ihr von Guides angequatscht werdet, kuemmert euch nicht darum, sondern geht einfach weiter. Das wird vor allem eurem Geldbeutel guttun. Denkt daran, ihr seid nicht "my friend" , sondern Beute aus reichen Industrielaendern.

Teddy Kollek verstorben

B"H

Vergangene Nacht ist der ehemalige Jerusalemer Buergermeister Teddy Kollek im Alter von 95 Jahren verstorben.

Montag, 1. Januar 2007

Es ist wieder soweit.....

B"H

In wenigen Tagen ist es wieder soweit. Israelis bekommen immer am 6. des Monats ihr Gehalt bzw. ihren Gehaltsscheck. Wer also etwas besseres zu tun hat, der sollte an diesen Tagen die Banken meiden. Ausser, jemand hat Lust in einer ewigen Warteschlange zu stehen, sich die Fuesse plattreten zu lassen und sich saemtliche Beschwerden der wartenden Proletariermasse anzuhoeren.
Die Bankangestellten sind noch genervter als sonst und froh, puenktlich Feierabend machen zu koennen. Hoffentlich bekommen wenigstens auch sie ihr Gehalt puenktlich von ihren Zeitarbeitsfirmen, denn die meisten Schalterangestellten sind Zeitarbeiter. Keine Rechte, schlecht bezahlt, aber billig fuer die Banken.

Uebrigens, puenktlich gezahlte Gehaelter sind in Israel Gold wert. Muessen doch Tausende ewig auf ihr Geld warten oder bekommen es erst nach Monaten ausgezahlt. Wie diese Leute ueberleben ? Keine Ahnung.

Idyll in der Stadtmitte

B"H

Jerusalem ist schon allein deshalb einzigartig, weil jeder Stadtteil von einer voellig anderen Kultur gepraegt wird. In jedem Stadtteil wohnen unterschiedliche Charaktaere, die irgendwie dorthin gehoeren. Ausser mir selbst vielleicht, denn ich passe in meine Neighbourhood ueberhaupt nicht. Doch irgendwie klappt es mit dem Wegziehen immer nicht. Ich bin kein "Anglo" und kaufe keine Importprodukte im teuren American - Style Supermarkt gegenueber.

Mein Lieblingsstadtteil ist Nachlaot. Zwischen Rehov Yaffo und Bezalel bzw. Sacher Park gelegen, gleich hinter dem Mahane Yehuda Markt. Nachlaot hat eine lange History und viele Jerusalemer Persoenlichkeiten lebten dort. Rabbi Aryeh Levin und die Bannai - Familie (beruehmte israel. Songwriter und Saenger). Vor wenigen Jahren noch voellig heruntergekommen, wollten kaum jemand in Nachlaot wohnen. Heute dagegen steigen die Mieten ins Unermessliche. Schon laenger werden die einst heruntergekommenen Haeuser restauriert und kleine Parks und Gruenanlagen wurden angelegt. Einzig der Spielplatz an der Gilboa - Strasse ist Chaos, denn der wird von russischen Alkoholikern besiedelt, die zwar groehlen, aber ansonsten harmlos sind.

Die alteingesessenen Nachlaoter sind ueberwiegend Kurden, die Ende der 40iger Jahre nach Israel einwanderten. Heute dagegen haben amerikanische Neueinwanderer Nachlaot fest im Griff, was die Kurden aufregt. Aber die hohen Immobilienpreise koennen halt nur aus LA oder New York gezahlt werden.

Selbst die Menschen in Nachlaot haben ihren eigenen Charakter. Neu - Religioese a la Shlomo Carlebach Anhaenger. Die Maenner mit Kipa Sruga (gehaekelte Kipa) und hippiemaessig angezogen und die Frauen in langer Hose und mit Rock darueber. Der Multikulti - Modern - Orthodox - Style.

Gleich hinter dem Mahane Yehuda Markt gelegen, ist Nachlaot eine perfekte zentrale Location. Wer einmal in Jerusalem ist, der sollte unbedingt das idyllische Nachlaot durchwandern oder eine Tour mitmachen. Kauft euch eine Falafel in Agrippas und setzt euch damit auf eine der vielen Baenke Nachlaots.

Fuer Juden gibt es am Shabbat unzaehlige kleine Synagogen. Herausragend ist die Syrische Synagoge in der Shilo - Strasse. Junge Leute dagegen zieht es eher in die Carlebach - Synagoge Kol Rina, in einem Luftschutzkeller gelegen. Completely American.
Rabbi Shalom Brod bietet chassidische Kurse sowohl als auch die dritte Mahlzeit am Shabbat (Seudat Shlishit) an. Nur in englischer Sprache!!!
Er und seine Frau Judy sind kanadischer Herkunft, vollkommen Carlebach und wohnen in Gilboa 18. Dies ist allerdings nur als Hinweis fuer Juden gedacht!
Noch ein Tip: Rabbi Brods dritte Mahlzeit ist vegetarisch. Natuerlich werden Carlebach - Lieder gesungen und Stories von und ueber Shlomo erzaehlt. Nach dem Maariv - Gebet gibt es Havdalah. Leider habe ich haeufig das Gefuehl, das Rabbi Brod seine eigenen Leute vorzieht und niemand anderes zu Wort kommen laesst. Trotzdem, alle Juden, egal welcher Herkunft, sind willkommen.

Mehr dazu unter: http://shlomoyeshiva.org/

Mehr zu Nachlaot: http://www.jerusalemshots.com/Jerusalem_en45-2893.html