Dienstag, 24. April 2007

Die Ausbeutung aethiopischer Juden

B"H

Fuer aethiopische Einwanderer war es schon immer schwer gesellschaftliche Anerkennung zu bekommen. Das faengt allein schon damit an, dass viele von ihnen keine halachischen Juden (nach dem jued. Religionsgesetz) sind.
Vor Jahren wurden automatisch alle aethiopischen Neueinwanderer von ashkenazischen Rabbinern als NICHTJUEDISCH eingestuft, wenn sie keinen orthodoxen Konversionskurs (Giur) durchlaufen hatten. Nur der damalige sephardische Oberrabbiner Ovadiah Yosef erkannte sie auch ohne Konversion als Juden an. Die seiner Meinung nach halachischen Juden und nicht die Nichtjuden versteht sich. Viele juedische Aethiopier brachten damals ihre nichtjuedischen Ehepartner bzw. Kinder mit, was heute gesetzlich nicht mehr ganz so einfach ist.

Die Aethiopier kommen, im Gegensatz zu anderen Neueinwanderern, oftmals nur mit dem, was sie auf dem Leibe tragen. Wo andere ihre gesamte Habe (PCs, Moebel, Kleidung, Besitz) mitbringen, haben die Aethiopier gar nichts. Vielseits sind sie auch noch Analphabeten und ohne jegliche Schulbildung. Vor allem die Frauen.
Des weiteren ist die aethiopische Gesellschaft an gewisse Verhaltensregeln gebunden. So zaehlt z.B. die Frau kaum etwas und darf vom Ehemann verpruegelt werden (lt. aethiopischem Familienrecht). Die herbeigerufene israel. Polizei hat es da nicht immer leicht, obwohl sich schon einiges innerhalb der aethiop. Gesellschaft geaendert hat und deren Frauen jetzt schon einmal Anzeige gegen den Ehemann erstatten.

Ein anderes grosses Problem ist die Sprache. Englisch ist ihnen gaenzlich unbekannt und bei Hebraeischkursen tun sie sich als Analphabeten schwer. Noch dazu muessen sie auf Anhieb die Spielregeln einer neuen Gesellschaft erlernen.
All das fuehrt nicht selten zur Ausnutzung der Aethiopier. Gleich nach der Einwanderung bekommen sie Geld fuer den Wohnungskauf zur Verfuegung gestellt. Schon in den Unterkuenften fuer Neueinwanderer werden sie mit Unbekannten konfrontiert, die sich als Makler vorstellen, ihnen eine Ruine als vielversprechende Immobilie verkaufen und dann mit dem Geld verschwinden.
So kam kuerzlich der Fall einer aethiopischen Familie ans Tageslicht, die fuer 75.000 Shekel (genau die Summe des Einwanderungsministeriums) eine verrottete und verschimmelte Wohnung angedreht bekam.
Die falschen Makler hinterher zu schnappen ist meistens unmoeglich. Die sind mit dem ergaunerten Geld auf und davon und die Aethiopier ihr Geld los.
Die Regierung hat nun versprochen sich um diese Faelle zu kuemmern. Ausserdem will man den falschen Maklern besser auf die Spuren kommen und durch Aufklaerung die Aethiopier auf die Gefahren der Ausnutzung aufmerksam machen. Bei denen hat es sich mittlerweile schon von selbst herumgesprochen und sie sind vorsichtiger geworden. Auf die Regierung und die Polizei vertraut weiterhin niemand so leicht.

2 Kommentare:

  1. Bei meinen Begegnungen mit äthiopischen Juden fand ich interessant, dass einige die hebräische Sprache sehr ernst nehmen - am Anfang meines Studienabschnittes in .il habe ich eine von Ihnen nicht gut verstanden (sie haben auch einen eigenen Akzent noch zu meiner Anfangsbarriere), beim Versuch ihr den Weg auf Englisch zu beschreiben bekam ich prompt die schnappenden Antwort, wir seien in .il und sprächen schliesslich Hebräisch.

    Es gibt in Beersheva ein Zentrum äthiopischer Juden, in dem Frauen arbeiten und über die Geschichte informieren - sehr interessant (wir waren 2001 mit unserer Hebräisch Lehrerin da).

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  2. B"H

    Ich will in diesen Tagen noch einen weiteren Bericht ueber aethiopische Neueinwanderer schreiben, denn in den einen Beitrag wollte ich nicht alles quetschen.

    Ja, sie haben schon einen gewoehnungsbeduerftigen Akzent.:-)
    In Beer Sheva gibt es vielleicht mehr Aethiopier als in Jerusalem. Die meisten wohnen, soweit ich weiss, in Gedera (bei Ashkelon) und an der Kreuzung zwischen Kiryat Ekron / Rehovot.

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