Freitag, 20. April 2007

Trauer & Grillparty

B"H

Kommenden Sonntag Abend sowie Montag frueh stehen wir erneut zu einem zweiminuetigen Sirenenton still. Dann ist Yom HaZikaron, der Tag zum Gedenken an die gefallenen israelischen Soldaten und Terroropfer.
Dieser Gedenktag unterscheidet sich emotional sehr vom Holocaust - Gedenktag. Den Unterschied zu beschreiben ist schwer, doch sagte mir einmal jemand, dass es sich bei den Soldaten um ueberwiegend junge Leute handele, die fuer ihr Land kaempften und auf tragische Weise umkamen.
Natuerlich koennte man dies auch ueber viele Holocaust - Opfer sagen, aber Yom HaZikaron hat einen anderen bitteren Nachgeschmack.

Die israelische Presse ist heute voll mit Stories ueber gefallene Soldaten aus dem letzten Libanon - Krieg und wie ihre Angehoerigen das verarbeiten. Im Judentum ist es immer furchtbar, wenn ein Vater das Kaddish - Gebet am Grab seines Sohnes sagen muss, denn eigentlich sollte es umgekehrt sein. Und wenn naechste Woche zweimal die Sirenentoene erklingen, dann ist es fuer die Angehoerigen besonders schlimm.

Am Abend nach dem Gedenktag beginnt sofort im Abschluss unser Unabhaengigkeitstag. Eine Stunde zuvor wird noch getrauert und danach gibt es High Life auf den Strassen. Viele Touristen fragen sich, wie kann das sein, Trauer und anschliessende Feier.
Betrachtet man die juedische Geschichte, dann war es immer so, dass auf Trauer Erfreuliches folgte oder umgekehrt. Genau das soll uns der Gedenktag mit dem anschliessenden Unabhaengigkeitstag klarmachen. Auch wenn noch Traenen in den Augen sind, gibt es wieder einen Grund zur Freude.

Aber nicht nur die Trauer um die Soldaten geht durch die Artikel. Gleich darauf berichtet die Zeitung MAARIV von ehemaligen Wehrpflichtigen, die nach dem Pflichtdienst ersteinmal ins Ausland verschwinden. Das ist der absolute Trend der israel. Soldaten. Pflichtdienst beenden und dann erstmal weg. Keinen Terrorimus mehr sehen und einfach nur irgendwo am Strand abhaengen.
Die beliebtesten Ziele sind nach wie vor Suedamerika, Neuseeland und vor allem Indien. Indien schon allein der Preise wegen. Alles ist billig und man kann dort monatelang von ein paar Dollar leben. Sechs Monate Indien oder durch Suedamerika trampen und nicht an explodierende Busse denken muessen.

Und wie feiern Israelis nun den Yom HaAzma'ut (Unabhaengigkeitstag) ?
Mit riesen Grillparties natuerlich. Wer sich am Dienstag nicht ganz frueh am Morgen in irgendeinem Park oder am Strand einfindet, um sich sein Plaetzchen zu sichern, der wird leer dastehen. Israelis lieben Al HaEsch (das Grillen).
Wo man dieser Tage auch hinschaut, ueberall werden kleine Grillgeraete und Holzkohle verkauft. Der Fleischverbrauch wird auf den hoechsten Wert im Jahr ansteigen und die Wuerstchenfirma Soklobek faehrt im Radio Werbespots rund um die Uhr.
Grillen und auf dem Rasen liegen, so feiert man den Tag. Die meisten haben einen Tag frei, ausser Busfahrer und vielen Verkaeufer, wenn deren Laeden geoeffnet sind.

Wer dennoch etwas Kulturelles will, der kann Museen (Israel - Museum oder das britische Gefaengnis fuer israel. Widerstandkaempfer hinter dem Rathaus) aufsuchen, denn die sind an dem Tag umsonst.

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