Samstag, 30. Juni 2007

Eine gute Woche

B"H

In Israel ist der Shabbat vorbei und ich muss mich erst einmal akklimatisieren. Jedes Mal passiert es mir aufs Neue, dass ich am Samstag Abend nicht mehr folgen kann, was eigentlich im Rest der Welt Sache ist.
Ab dem Kerzenanzuenden bei Shabbateinbruch jeden Freitag Abend, ist es als tauche man in eine voellig andere Welt ein. Kein TV, kein Radio und und und. Nicht, dass dies bedeutet, dass wir voellig abgeschnitten sind.
Aber dennoch kann nur jedem empfehlen, dies auch einmal zu tun und nicht sein Leben immer nur nach Action oder Ereignissen zu richten. Es geht nichts ueber ein Relaxen und Abschalten.

Wir hatten einen tollen Shabbat, der jedoch auch ohne die grosse Action spannend genug war. Nun haben alle Cafes und Kneipen geoeffnet, dass Wetter ist noch ueber 20 Grad warm und die Leute vergnuegen sich in der Innenstadt. Bis zum naechsten Freitag, wenn wir wieder die Kerzen anzuenden.

Allen Shavua Tov - eine gute Woche.

Freitag, 29. Juni 2007

"Der Staat Israel spuckt mir ins Gesicht"

B"H

Es ist schon der Wahnsinn, wie schnell einen die Nachrichtenfuelle Menschenschicksale konsumieren laesst. Das Schlimme dabei ist, dass wir genau jene Schicksale sofort vergessen, sobald wir von einem anderen Ereignis hoeren.
Genau das ist uns diese Woche wieder passiert.

Da machten alle Medien noch vor ein paar Tagen mobil, denn die Hamas hatte eine Cassette mit einer Aufnahme des gekidnappten Soldaten Giald Shalit herausgegeben. Alles stuerzte sich auf die News und die Eltern von Gilad wurden fast eine Stunde lang live interviewt. Alles redete nur noch von Gilad Shalit.

Seit gestern hat sich das Blatt vollkommen gewendet, denn ploetzlich wurde eine ganz andere Begebenheit aktuell. Praesident oder besser gesagt, fast Ex - Praesident Moshe Katzav machte einen Deal mit dem Generalstaatsanwalt Menny (Menachem) Mazuz. Er unterschrieb, dass er zwei ehemalige Mitarbeiterinnen sexuell belaestigt habe, doch die wichtigsten Anklagepunkte, wie Vergewaltigung, wurden aus seiner Akte gestrichen. Daraus folgt, dass Katzav nicht vor Gericht angeklagt wird, mit keiner Gefaengnisstrafe rechnen muss, jedoch einen finanziellen Schadensausgleich an die zwei betroffenen Frauen zahlen muss.
Im Juli uebernimmt Shimon Peres das Praesidentenamt und alle sind heilfroh, dass Katzav in die Wueste geschickt wird. Seine Praesidentenpension behaelt er uebrigens.

Der Deal mit dem Generalstaatsanwalt ueberraschte sogar die Polizei, denn die war sich sicher, dass Katzav im Knast enden wird. Ebenso wie die Anwaeltin der beruehmten "Mitlonnenet Aleph". Mitlonnenet Aleph brachte die ganze Affaere erst ins Rollen, nachdem sie sich der Anwaeltin Kinneret Barashi anvertraute und ihr von ihrem ehemaligen Boss und den Vergewaltigungen erzaehlte.
Mitlonnenet Aleph ist nur ihr Medienname, denn ihr wahrer Name sowie ihr Gesicht bleiben anonym. Mitlonnenet Aleph heisst soviel wie Anklaegerin A.
Spaeter kam noch eine weitere betroffene Frau dazu, die in der Presse Mitlonnenet Lamed (L) genannt wird.

Katzav also ist dem Knast entkommen und gestern folgte der grosse landesweite Aufschrei dagegen. Fast alle Knessetabgeordneten aeusserten sich negativ ueber den deal.
Mitlonnenet Aleph selbst gab gestern zum ersten Mal eine persoenliche Pressekonferenz, die 44 Minuten lang aufgezeichnet wurde. Ich gebe hier den Link zu der Pressekonferenz, doch ist diese nur in hebraeischer Sprache.
Mitlonenet Aleph erzaehlt, wie sie begann, im Haus des Praesidenten zu arbeiten. Dass er sie von Beginn an mit anzueglichen Anmerkungen belaestigte. Er wollte wissen, mit wem sie ausgehe, wer sie anrufe und er wolle sie naeher kennenlernen. Beim Sex mit seiner Frau denke er nur an sie und sie solle doch einen Rock ohne Unterwaesche darunter anziehen.
All das erzaehlt Mitlonnenet Aleph und die Zeitungen sind heute voll davon. Kaum ein anderes Thema kommt zur Sprache.

Der einzige, der den Deal zwischen Katzav und Mazuz positiv bewertet ist der ehemalige Justizminister und jetziger Yad Vashem Direktor Tommy (Yosef) Lapid. Ihm zufolge habe Mazuz richtig gehandelt, denn ein Prozess haette sich ueber Jahre hinziehen und nur unnoetige Kosten verursachen koennen. Ausserdem bringt ein Prozess immer Geheimnisse ans Licht und die Bevoelkerung muesse nicht alles wissen, was im Praesidentenamt geschehe.

Vielen Dank an Tommy Lapid fuer seine geradezu idiotische Ansicht. Frauen sollen also nicht mehr vor Gericht gehen, denn der Prozess dauert zu lange und kostet zuviel.

Fuer Morgen Abend haben israel. Frauenorganisationen eine Grossdemo am Kikar Rabin in Tel Aviv (vor dem Rathaus in Ibn Gevirol) angekuendigt. Es kann nicht sein, dass derjenige, der ueber Geld und Macht verfuegt, mit seinen weiblichen Mitarbeitern umspringen kann wie er will und mit allem rechtlich davon kommt.

Laut Mitlonnenet Aleph war sie das Sexobjekt des Moshe Katzav. Von Zeit zu Zeit brach sie in der Pressekonferenz in Traenen aus. Sie bereue, dass sie ueberhaupt Anzeige erstattet habe und im Staat Israel gibt es keine Gerechtigkeit der Justiz. Der Staat spucke ihr ins Gesicht.
Anderen betroffenen Frauen raet sie davon ab, sich ueber ihre perversen Arbeitgeber zu beschweren, denn das bringe eh nichts ein ausser Scherereien.

Der Deal sieht vor, dass Katzav Mitlonnenet Aleph mit 35.000 Shekel (7000 Euro) und Mitlonnenet Lamed mit 15.000 Shekel (3000 Euro) abfinden muss.

Mir selber war von Beginn an vieles unklar an dem Fall. Wieso kuendigte Mitlonnenet Aleph nicht als sie belaestigt wurde ? Sie spricht das kurz in dem Interview an, gibt aber keine Details.
Wenn die Anklagepunkte wirklich stimmen, dann laeuft in unserer Justiz einiges schief und ich hoffe, dass es einmal aufgedeckt wird. Die Mitarbeiter im Praesidentenhaus wurden zum Stillschweigen verdammt, doch irgendwann redet immer jemand.

Hier die gestrige Pressekonferenz in hebraeischer Sprache. Aleph bestand darauf, dass ihr Gesicht retouschiert wird.
Auf den roten Knopf im Video druecken !!!


http://news.nana.co.il/Article/?ArticleID=497739

Donnerstag, 28. Juni 2007

Jobs, Jobs, Jobs

B"H

Immer wieder werde ich gefragt, ob es Jobs in Israel gibt und wie sie gefunden werden koennen. Hier die Site der Jerusalemer Einwandererorganisation der Amerikaner (AACI), die ueber eine relativ gute Jobsite verfuegt. Jobs in ganz Israel koennen hierueber abgefragt werden.

http://www.jobs-israel.com/DefaultEng.aspx

Die Firmen geben direkt ihre e - mail - Adressen und Lebenslaeufe koennen direkt versandt werden. In Israel ist es ueblich, die Lebenslaeufe tabellarisch und in Kurzform zu schreiben. Knapp und aussagekraeftig.
Bei vorherigen Arbeitsplaetzen genau die Daten und die genaue Arbeitsposition einschliesslich der Aufgaben angeben.

Photos und ewig lange nervige Bewerbungsschreiben oder Mappen werden nicht verlangt.

Bitte beachten: Die meisten Jobs sind nur fuer Staatsbuerger !!!

Der Wisconsin - Plan

B"H

Vor etwas mehr als einem Monat sprach ich mit zwei Freunden von mir, die beruflich unterschiedlicher gar nicht sein koennten. Der eine, nennen wir ihn T., ist hoch verschuldet und war jahrelang arbeitslos. Wegen seiner vielen Pfaendungen hatte er einfach keine Lust mehr, einen Job zu suchen und lebte ewig vom Arbeistlosengeld. Jeden Montag fand er sich puenktlich auf dem Arbeitsamt ein, unterschrieb ein Formular und bekam puenktlich seine Stuetze aufs Konto. Zumindest die konnte ihm nicht gepfaendet werden.
In Israel ist es ueblich sich einmal pro Woche auf dem Arbeitsamt einzufinden. Jeder Arbeitslose hat dafuer seinen festen Tag, seine feste Uhrzeit und seinen festen Sachbearbeiter.

Der zweite Freund, nennen wir ihn E., ist Abteilungsleiter im Arbeitsministerium. Ein hohes Tier, was T. leicht haette einen Job besorgen koennen, wenn T. sich nicht ewig gestraeubt haette. So half E. immerhin bei Briefen an die Gerichte aus.

Irgendwann kam dann die Regierung auf den Plan, dass man es eigentlich so machen koennte, wie es im US - Staat Wisconsin geschah. Man schickt die Langzeitarbeitslosen einfach wieder zur Arbeit. Mit Hilfe von privaten Vermittlungsagenturen wurde der sogenannte Wisconsin - Plan vor ca. zwei Jahren in Israel durchgesetzt. Arbeitslose mussten sich bei den Agenturen melden und bekamen Jobs zugewiesen. Wer sich weigerte, dem wurde die Unterstuetzung gestrichen. Bei der Jobsuche sollte mehr oder weniger Ruecksicht auf die Qualifikation des Arbeitssuchenden genommen werden. T. musste bei einer Agentur antreten, ob er wollte oder nicht. Er fand sofort Arbeit in seinem Beruf. Einem Beruf, der in Israel haeufig nachgefragt wird, aber einen schlechten Ruf und niedrige Bezahlung mit sich bringt. Aufgrund des Terrors verdienen private Wachunternehmen Milliarden. Sie stellen alle moeglichen Leute ein, lassen sie oftmals mehr als zehn Stunden am Tag arbeiten und zahlen meistens ein Mindestgehalt von 20 Shekel (4 Euro) pro Stunde. Viele Arbeitsnehmer klagen darueber, dass ihre Stundenabrechnungen staendig falsch berechnet wurden und sie zuwenig Gehalt erhalten.

T. wurde also wieder Wachmann. Zuerst vor einer Schule, dann, weil er auf einen Waffenschein warten musste, arbeitete er als Waechter vor einer Supermarktkette. Besser gesagt, er kontrollierte die Taschen der Kundschaft. Schnell veraenderte sich seine Persoenlichkeit zum Positiven, denn durch den Job wurde er selbstbewusster. Fleissig ging er wieder arbeiten. Nach dem Erhalt seines Waffenscheines wurde er wieder an Schulen eingesetzt und ist happy, weil er vor einer Schule weniger gestresst ist als vor einem Supermarkt.

Ziel der Regierung ist es, die Langzeitarbeitslosen wieder in das Berufsleben einzugliedern. Nicht wenige erhielten nach einigen Monaten feste Arbeitsvertraege.
Nun drohte das Aus des Planes. Er sei gescheitert und man wolle andere Moeglichkeiten suchen. Ab August sollte er ganz eingestellt werden.
Doch siehe da, es kam wieder einmal anders. Wider Erwarten wurde der Wisconsin - Plan bis August 2008 verlaengert. Allerdings gibt es eine winzige Gesetzesaenderung: Leute ueber 45 Jahre sollen vom Plan ausgeschlossen werden und individuelle Hilfe erfahren.

Fuer T. wiederum haette das Aus keine Folgen gehabt, denn die Agentur wollte ihn unbedingt behalten.

Mittwoch, 27. Juni 2007

Efrat Gosh

B"H

Hier eine meiner Lieblingssaengerinnen und gerade sehr aktuell auf allen Radiostationen zu hoeren: Efrat Gosh

Was ist eigentlich aus der

Aussenministerin Zipi Livni geworden, die nach dem ersten Winograd - Bericht gegen Ministerpraesident Olmert rebellierte, doch an ihrer eigenen Unentschlossenheit scheiterte ?

Haeufig lesen wir Zeitungsartikel, die sich auf laengere Zeit mit einer bestimmten Person oder einem Ereignis beschaeftigen. Alles ist interessant, doch dann kommt das Aus. Keine Berichte mehr mangels Interesse.
Ich weiss nicht, wie es euch geht, doch mir fallen manchmal Personen ein, von denen ich heutzutage gerne wuesste, was sie machen.

Vor einiger Zeit berichtete ich gross ueber Zipi Livnis Aufstand gegen Olmert, der scheiterte. Sie gab sich opportunistisch und fuegte sich der Macht, um ihren Stuhl als Ministerin zu behalten. Alles Friede, Freude, Eierkuchen, so koennte man meinen.

Fehlanzeige. Im Dezember 2008 finden in Olmerts - Kadima Partei die Wahlen fuer die Kandidatur des Ministerpraesidenten statt. Zipi samt Shaul Mofaz und Meir Shitrit saegen kraeftig am Stuhle Olmerts. Jeder der Drei will von den bisher 25.000 Kadima - Parteimitgliedern als Kandidat gewaehlt werden.
Es herrscht zwar das grosse Schweigen im Walde um Zipi Livni, aber insgeheim verfolgt sie weiterhin ihre Plaene.

Dienstag, 26. Juni 2007

Reaktionen auf das Shalit - Video

B"H

Ehud Olmert will seinen guten Willen gegenueber Abuz Mazen zeigen und plant 250 inhaftierte Fatach - Aktivisten freizulassen. In Israel ist es immer sehr wichtig dazuzusagen, dass die palaestinensischen Haeftlinge kein Blut an den Haenden haben. Nur solche Fatach - Haeftlinge will Olmert freilassen.

Die Hamas hat im Falle Gilad Shalits ebenso eine Liste mit Haeftlingen zur Freilassung eingereicht. 450 Hamas - Aktivisten will sie fuer die Freilassung Shalits aus israel. Gefaengnissen pressen.
Heute kam die Antwort unserer Regierung. 50 Haeftlinge auf der Liste koennten ohne Probleme freikommen, bei 100 weiteren koenne man diskutieren, aber die restlichen 300 kaemen auf keinen Fall frei, denn sie seien Moerder und Vorbereiter von Selbstmordattentaten.

Mittlerweile hat man auch das Shalit - Video, welches die Hamas gestern freigab, kriminologisch auseinandergenommen.
Er befaende sich in guter gesundheitlicher Verfassung, da er eine fest Stimme hat und er zeigte keine Angst.
Man vermutet, dass auch noch ein Video folgen koennte, denn im Hintergrund wurde die Stimme eines Terroristen ermittelt, der zu Gilad sagte, dass er in die Kamera schauen solle.
Anscheinend beabsichtigt die Hamas mit dem Video, dass auch sie wahrgenommen werden will und sich nicht nur alle Verhandlungen auf Abuz Mazen konzentrieren.

Details ueber die Hamas:

Montag, 25. Juni 2007

Gilad Shalit spricht

B"H

Heute Nachmittag gab die Hamas ein Tonband mit der Stimme Gilad Shalits heraus. Auf den Tag genau vor einem Jahr wurde Gilad von der Hamas aus seiner israel. Militaerbasis von der Hamas nach Gaza verschleppt. Bisher blieb jeder Austauschversuch erfolglos.

Am fruehen Abend traf Olmert im aegyptischen Scharm - el - Scheihk auf Abu Mazen und den jordanischen Koenig Abdallah. Wenige Stunden vorher wollte anscheinend die Hamas das Gipfeltreffen kippen und veroeffentlichte ein Tonband mit der Stimme Shalits.
Darin fordert er die israel. Regierung auf, mehr fuer seine Freilassung zu unternehmen, denn er sei krank und muesse in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Bisher haetten Regierung und Armee versagt und er sitze deshalb seit einem Jahr im Gefaengnis.

Seine Eltern sehen das Band als gutes Omen und hoffen, dass es der Hamas ernst ist, neue Verhandlungsgespraeche aufzunehmen. Dagegen sprachen sich die Mehrheit der Knessetabgeordneten gegen jegliche Erpressungsversuche seitens der Hamas aus. Das Tonband zu veroeffentlichen waere geschmacklos und wuerde den Schmerz der Familie noch verstaerken. Der Hamas ginge es nicht um Menschlichkeit, sondern sie trampele auf den Gefuehlen anderer herum.
Nur der SHASS - Abgeordnete Eli Yishai sprach sie fuer sofortige neue Verhandlungen im Falle Shalits aus.

Zum Thema deutsche Staatsbuergerschaft

B"H

Die Jeanne schrieb auf ihrem Blog einen kurzen Beitrag zum Thema deutsch - jued. Einwanderer nach Israel.

Fuer mich stellte sich die damit verbundene Problematik schon vor zehn Jahren. In deutschen Gesetzen ist verankert, dass ein deutscher Staatsbuerger, der eine andere Staatsbuergerschaft beantragt, automatisch seine deutsche verliert. Soweit mir bekannt ist, wurde das entsprechende Gesetz im Jahre 1919 verfasst.

In der Praxis schaut das so aus:

Macht ein juedischer Deutscher Aliyah nach Israel, muss er sich schnell entscheiden, welche Staatsbuergerschaft er haben bzw. behalten will. Geht er auf das israel. Innenministerium und beantragt seinen israel. Personalausweis, so wird er von den Angestellten darauf aufmerksam gemacht, dass er, falls er ein fuer Ausnahmefaelle vorgesehenes Formular nicht ausfuellt, er seine deutsche Staatbuergerschaft verlieren wird.

Zu kompliziert ?

Ein deutscher Neueinwanderer kann seinen israel. Personalausweis beantragen und dabei gleichzeitig ein Formular ausfuellen, indem er auf die israel. Staatsbuergerschaft verzichtet. Daraus folgt, dass er zwar einen Personalausweis, jedoch keinen israel. Pass bekommt und nicht berechtigt ist, an Knessetwahlen teilzunehmen. In dem Fall kann er seine deutsche Staatsbuergerschaft behalten.
Unterschreibt er das Formular nicht, bekommt er die volle israel. Staatsbuergerschaft und verliert dadurch seine deutsche.

Bis vor kurzem war es so, dass alle Bundeslaender, ausser Bayern, ihren Buergern, die nach Israel ausgewandert waren, die deutsche Staatsbuergerschaft nicht wegnahmen. Anscheinend hat sich nun alles geaendert. Laut Jeanne stellt die dt. Botschaft in Tel Aviv keine dt. Paesse mehr an Neueinwanderer aus.

Ehrlich gesagt ist mir die ganze deutsche Einwandererpolitik zu kompliziert. Da bekommt ein russischer oder rumaenischer Zuwanderer nach Deutschland sofort einen deutschen Pass. Selbst dann, wenn er kein Wort Deutsch spricht und seine dt. Abstammung mehr als zweifelhaft ist. Und uns, die in Deutschland geboren wurden, die Sprache sprechen und dort arbeiteten, nimmt man die Staatsbuergerschaft weg.

Andere Laender machen nicht solch einen Krampf mit Leuten, die im Besitz mehrerer Paesse sind. In den USA ist es offiziell verboten, doch amerikan. Neueinwanderer nach Israel behalten ihre Staatsbuergerschaft. Genauso Englaender, Schweizer, Franzosen und und und. Wer ausser Deutschland noch solch ein Problem daraus macht, ist Suedafrika.

Vor meiner Einwanderung habe ich daran gedacht, dass Formular zu unterschreiben, habe aber den Gedanken wieder verworfen. Die Kehrseite ist naemlich, dass viele israel. Arbeitgeber eine israel. Staatsbuergerschaft von Neueinwanderern verlangen. Dies gilt vor allem fuer diejenigen, die auf Aemtern arbeiten wollen.
Fuer mich war das nicht der Grund mich fuer die israel. Staatsbuergerschaft zu entscheiden. Ich bin eher der Meinung, dass wenn ich in ein Land auswandere, ich mich dazugehoerig fuehlen will. Die israel. Staatsbuergerschaft war mir einfach wichtig.

Uebrigens bin ich fuer viele trotzdem Deutsche. Und das ganz ohne deutschen Pass. Seine Herkunft kann man eben nicht so einfach mal ablegen.

Zwei Meinungen, keine Einigung

B"H

Irgendwo im Internet sah ich gestern zufaellig eine Beschreibung einer Tour durch Jerusalems ultra - orthod. Stadtteil Mea Shearim von fundamentalistischen deutschen Christen. Die Gruppe war mit T - Shirts mit der Aufschrift "Dein G - tt ist auch mein G - tt" in Mea Shearim angerueckt und wollte frommen Juden die "frohe" christliche Botschaft verkuenden.
Ich frage mich wirklich, wieviel Naivitaet von fundamentalistischen Christen noch ausgehen kann und sie ihr "Glueck" ausgerechnet in Mea Shearim versuchen muessen. Das Ende war uebrigens, dass die Gruppe aus dem Stadtteil geworfen wurde.

Ich verstehe nicht, warum Mea Shearim solch eine Faszination auf auslaendische Touristen ausstrahlt. Nur, weil die Einwohner Chassidim sind und ihre eigene Lebensweisen haben, die fuer Aussenstehende schwer verstaendlich sind ? Die Realitaet ist, dass ein jeder Mea Shearim besuchen kann, wenn er sich denn anstaendig benehme. Eines sei aber gesagt, nach einem Gang durch den Stadtteil wissen die Menschen genauso viel oder wenig wie vorher. Was man sieht, sind Haeuser und chassidisch gekleidete Menschen. Von daher vermittelt eine Tour eher einen aeusseren Einblick, aber keinen detailierten. Wer sich nicht ausgiebig mit der Chassidut beschaeftigt und mit den Menschen spricht, eventuell juedisch religioes ist, der hatte eine nette Tour und mehr nicht. Wer kommt und meint, missionieren zu muessen, der wird schnell entfernt. Manchmal sanft und manchmal weniger freundlich, wie die o.g. Gruppe.

Genauso wenig wird es heute keine Einigung in bezug auf ein ganz anderes Thema geben. Premier Ehud Olmert fliegt heute ins aegyptische Scharm - el - Scheik, um den aegyptischen Praesidenten Mubarak, den jordanischen Koenig Abdallah und vor allem Abu Mazen zu treffen.
Erst sah Olmert in Abu Mazen schon fast den palaestinensischen Meschiach, gibt sich aber heute etwas gedaempft. Tolpatschig stuermte er los und versprach Abu Mazen schon im Vorfeld die Erfuellung fast aller Wuensche. Olmerts Sicherheitsberater jedoch stoppten ihn und wiesen auf die prekaere Situation hin.

Abu Mazens Forderungen von Israel sind die Freigabe der von Israel eingefrorenen 600 Mio Dollar der palaestinensischen Regierung. Wegen der Machtuebernahme der Hamas in Gaza wurden die Gelder eingefroren. Ausserdem will Abu Mazen Waffen von Israel, um, so offiziell, die Hamas besser bekaempfen zu koennen und ebenso will er, dass Israel die Checkpoints um Ramallah und die noerdliche Region aufloest.
Israel wiederum will, dass die Fatach den Staat Israel anerkannt und den Terror wirksam bekaempft.

Wovor israelische Sicherheitsexperten vor allem warnen ist, dass Abu Mazen insgeheim mit der Hamas verhandeln und einen Pakt schliessen koennte, was nicht das erste Mal waere. Dann waere Israel in Bedraengnis, denn es haette ihnen Waffen und Gelder geliefert und der Schuss ginge nach hinten los. Wenn man Olmert nicht staendig stoppt, geht der Schuss immer nach hinten los.
Des weiteren sei die Hamas daran interessiert, ihre Macht auszubreiten; in Ramallah, Nablus (Schechem) und anderswo. In diesen Staedten gebe es nur wenige Fatach - Polizisten und es koennte zu einer raschen Uebernahme kommen. Abu Mazen muss sich also etwas einfallen lassen, wenn er seine politische Position behalten will.

In der juengsten Vergangenheit hatte Israel schon etliche Male wichtige Treffen mit arabischen und palaestinensischen Politikern in Scharm - el - Scheik. Nie gab es konkrete Ergebnisse und nach wenigen Tagen waren die Gipfel wieder vergessen. Die Bevoelkerung gibt gar nichts darauf und zeigt kaum Interesse. Entkommen koennen wir den News aber nicht, denn das TV bombardiert uns geradezu mit Infos darueber.

Sonntag, 24. Juni 2007

37 Grad

B"H

Wie die Ueberschrift schon sagt, schwitzten wir heute in Jerusalem bei 37 Grad Hitze. Die ganze Woche soll es so bleiben und ich habe, ehrlich gesagt, jetzt schon die Nase gestrichen voll.
Tagsueber sieht man wegen der Hitze nicht allzu viele Leute auf der Strasse, denn jeder sitzt irgendwo neben einer Klimaanlage. Jetzt am Abend kommen die Leute heraus und gehen in die Cafes. Die Sonne ist untergegangen und sie versengt einem nicht mehr die Haut wie noch am Nachmittag.

Heute frueh um 11.00 Uhr gab es eine Demo zur Erinnerung an das Kidnapping des israel. Soldaten Gilad Shalit. Seine Eltern und viele Sympathisanten versammelten sich im Rosengarten (Gan HaVeradim) gegenueber der Ministerien und der Knesset in der Kaplan Street.
Seit einem Jahr hat sich nicht viel getan und Abu Mazen, bzw. die Hamas spielten entweder auf Zeit, stellten immer neue Forderungen oder beides zusammen. Durch die Uebernahme Gazas durch die Hamas hat sich die Lage fuer Gilad noch verschlimmert und die Situation erscheint derzeit aussichtslos.
Zuerst war die Rede, dass die Hamas den in israel. Haft sitzenden Terroristen Marwan Barghouti freipressen will, doch das Blatt hat sich gewendet. Unter den Palaestinensern gab es eine Umfrage und die Mehrheit der Befragten will Marwan Barghouti als Premier und nicht Ismael Chaniye, das derzeitige Hamas - Oberhaupt. Die Konkurrenz aus dem Hochsicherheitstrakt laesst gruessen.

Laut der Zeitung MAARIV sollen sich in Gaza schon iranische Militaerexperten breitgemacht haben. Der Iran und vor allem Al Khaida wollen die Naehe zu Israel nutzen und noch mehr Anschlaege durchfuehren.

Eine Nachricht hat mich am Freitag ueberrascht.
Es ist bekannt, dass die griechisch orthod. Kirche in Jerusalem den groessten Grundbesitz hat. Ihnen gehoeren die Grundstuecke auf denen das Israel Museum, das Haus des Premierministers und die Knesset stehen, ebenso der gesamte Stadtteil Rehavia und weitere Grundstuecke im arab. Teil der Altstadt.
Es ist kein Geheimnis, dass die griech. - orthod. Kirche staendig Cash benoetigt und deswegen oft einige ihrer Laendereien verkauft. Zuletzt an Juden aus den USA, was fast einen Krieg in der Altstadt verursachte. Die Palis drohten den griech. - orthod. Patriarchen umzubringen, sollte er mit dem Landverkauf an Juden fortfahren.
Schnell wechselte die Kirche den Patriarchen aus und momentan befinden sie sich in einem erneuten Dilemma.
Ein Unterhaendler der jordanischen Regierung, der zugleich der Cousin des Koenigs Abdallah ist, will die Kirche zwingen, ihm diverse Laendereien zu verkaufen. So koennte schlimmstenfalls Jordanien ueber Laendereien in Israel bestimmen. Dem neuen Patriarchen drohte man indirekt fuer den Fall, dass er ablehnen sollte.
Warten wir ab, wie es weitergeht...

Daran, dass unsere Stadt der staendige Brennpunkt der Welt ist, haben wir Einwohner uns schon laengst gewoehnt.

Die Ente

B"H

ca. zwei Stunden vor der Gay Parade am letzten Donnerstag liess die Jerusalemer Polizei verkuenden, einen Haredi mit einem Sprengsatz im Stadtteil Mea Shearim gefasst zu haben. Er habe die Parade in die Luft sprengen wollen.

Gestern nun traf ich auf einen Freund von mir, der als Journalist fuer den staatlichen israel. Rundfunksender arbeitet und der fragte mich, ob mir an der ganzen Story nichts auffiele.
Eigentlich hatte ich bisher darueber noch nicht nachgedacht. Komisch war nur, dass wir seit der Meldung nie wieder etwas von dem Vorfall gehoert hatten. Normalerweise nutzt die Presse solche Gelegenheiten die Haredim sofort durch den Schmutz zu ziehen und saemtliche Namen zu nennen.

Mein Bekannter meinte, und damit steht er nicht allein, dass der ganze Vorfall nie stattgefunden habe, sondern eine fiktive Story der Polizei war.
Wie haette die auch jemanden, der mit Sprengsaetzen in Mea Shearim herumlaeuft, so einfach ausfindig machen koennen ? Und seit dem angeblichen Vorfall herrscht nur noch das grosse Schweigen, so als habe es ihn nie gegeben.

Freitag, 22. Juni 2007

Die Frauen im Park

B"H

Langsam kann ich das Wort "Demonstration" nicht mehr hoeren, aber da ich nun einmal in der Hauptstadt lebe, laesst sich kaum eine Demo umgehen.

Die Gay Parade zog die Weltpresse auf eine Art und Weise auf sich, von der andere Demos nur traeumen koennen.
Zum Beispiel die obdachlosen alleinerziehenden Frauen, die seit zwei Wochen in einem Zeltlager in einem kleinen Park unterhalb des Migdal HaIr hausen.
Der Midgal HaIr ist ein ca. 20 - stoeckiger haesslicher Betonklotz mit Bueros aller moeglichen Firmen. Er befindet sich an der King George in der Innenstadt, gleich neben dem Kaufhaus HaMashbir. Ueberquert man die verlaengerte Yaffo, kommt man nach wenigen Metern zu einem kleinen Park (ebenso in der King George). Dort stehen ein paar Zelte und die Frauen beabsichtigen dort mit ihren Kindern solange zu campieren, bis die Stadtverwaltung ihnen eine Unterkunft zuteilt.

Geleitet wird die Demo von der selbsternannten Buergerrechtlerin Ayalah Sabag. Wer kennt Ayalah nicht, denn vor vier Jahren demonstrierte sie gegen die Kindergeldkuerzungen des damaligen Finanzministers Binyamin Netanyahu. Ihre grosse Konkurrentin hiess Vicky Knafo, mit der Ayalah damals in einem Kriegszustand war.
Vicky ging zurueck in die Wueste nach Mitzpe Ramon und die Jerusalemerin Ayalah Sabag setzte ihre Buergerrechtsbewegung fort. Sie selbst wohnt in einer staedtischen Sozialwohnung, kuemmert sich aber dennoch um die beduerftigen Alleinerziehenden.

Den Demonstranten sagte Ayalah, dass der Staat an der Misere schuld sei und nicht sie. Das kann man wiederum sehen wie man will. Wie woanders auch herrscht bei vielen sephardischen Frauen ein Mangel an Schulbildung, was zur Arbeitslosigkeit fuehrt. Dann der Abstieg in die Sozialhilfe, vier bis fuenf Kinder im Haushalt und Mietschulden. Irgendwann steht man dann auf der Strasse und weiss nicht weiter. Die Stadt hat keine Obdachlosensiedlungen und das Warten auf eine Sozialwohnung in Jerusalem kann mehrere Jahre dauern.
Wer eine schnelle Loesung will, der muss sich bereit erklaeren, in die Negevstaedte Arad oder Dimona zu ziehen, denn dort gibt es massig Sozialwohnungen. Allerdings fehlen dort die Jobs und so bleibt man in der Sozialfalle.

Die Frauen im Park wollen nicht aufgeben und frueher oder spaeter muss sich die Stadtverwaltung mit ihnen beschaeftigen.

Bustour Jerusalem - Castel

B"H

Heutzutage scheint jeder alles fuer Youtube zu filmen und so auch diese Busfahrt. Die Fahrt beginnt in der Innenstadt Jerusalems, an der Davidka, geht weiter am Machane Yehudah Marktes vorbei, ueber Yaffa Road und hinunter zum Jerusalemer Vorort Castel etwas ausserhalb gelegen.

Wer noch nie in Jerusalem war, der sieht hier etwas Alltaegliches.

Bilanz der Gay Parade

B"H

Die Bilanz der Parade ist, dass die Gays sich in Jerusalem noch mehr ins Abseits gedraengt haben. Als "normales" Gesellschaftsmitglied muss ich nicht demonstrieren, um meine Normalitaet unter Beweis zu stellen.

Die Stadtverwaltung ist dabei, neue gruene Abfallcontainer in den haredischen Wohngebieten aufzustellen, denn die anderen wurden abgefackelt.

Bei einer Demo in der Bar Ilan Street zu Beginn der Woche, kam es zu brutalen Ausschreitungen seitens der Polizei. Motorradfahrende Polizisten jagten in die Menschenmenge der friedlich demonstrierenden Haredim und loesten eine Panik aus. Ausserdem verkleideten sich Polizisten als Haredim, um so besser Unruhe stiften zu koennen.
Buergermeister Uri Lupolianski sowie Knessetmitglied Meir Porush (Yahadut HaTorah) stellten den Antrag auf einen Untersuchungsausschuss.
Gluecklicherweise machte das israelische TV sehr gute Aufnahmen von den beteiligten Polizisten.

Heute spricht keiner mehr von der Gay Parade. In den Zeitungen gibt es kurze Artikel und sonst herrscht gaehnende Leere zu dem Thema. Im naechsten Jahr wird man sich hoffentlich anders besinnen, und die Parade im Vorfeld verbieten.

Hier ein kurzes Video von der Haredi - Demo, die ich gestern Abend sah.

Donnerstag, 21. Juni 2007

Die Massenwanderung

B"H

Die Gay Parade ist vorbei und insgesamt hat sie nur eine einzige Stunde gedauert. Diese eine Stunde aber hat ausgereicht, um alle Jerusalemer gegen sich aufzubringen, denn seit 16.00 Uhr ist der gesamte Innenstadtverkehr total gesperrt. Die Yaffa Road liegt brach. Noch immer keine Busse und die Leute an den Haltestellen sind dementsprechend sauer. "Sowas braucht hier keiner", so hoert man die Leute in Reaktion auf die Parade aufgebracht sagen.

Den ganzen Weg von Kiryat Moshe bis hin zum Machane Yehudah Markt ging ich zufuss, genau wie alle anderen auch. Keine Busse in Sicht.
An der Kreuzung Yaffa / Saarei Israel, einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte der Stadt vor dem Zentralen Busbahnhof gelegen, fand eine Demo der Haredim statt. Ich sah ueberwiegend Breslover Chassidim sowie litvishe Haredim.

Die Haredim standen ruhig da, bewacht von einem riesen Aufgebot von Polizei und Grenzpolizei. Ueberhaupt standen an jeder Ecke mindestens 10 gelangweilte Polizisten.
Ueber Lautsprecher ertoente u.a. das Lied "Shaar HaRachamim" und Gebete wurden gesprochen.

Einige Hunderte Meter weiter am Machane Yehudah das gleiche Bild. Riesiges Polizeiaufgebot, wovon die meisten schon staendig auf die Uhr schauten und heim wollten. Auf dem Machane Yehudah liefen einige Teilnehmer der Gay Parade herum, die aufgrund ihrer spaerlichen Kleidung und des bunten Stickers mit der Aufschrift "LOVE" sofort identifiziert wurden. Manche der Verkaeufer riefen ihnen Schimpfwoerter hinterher und eine Gruppe dort arbeitender arab. Jugendlicher freute sich als im Radio ertoente, dass die Haredim wieder Steine werfen. "Inschallah", rief einer der Jugendlichen.

Besitzansprueche Ueberlebender

B"H

Seit gestern koennen Angehoerige von Holocaust - Opfern Besitzansprueche in Israel geltend machen.
Derjenige, dessen Familie im Holocaust umkam, kann auf einer jetzt freigegebenen Website schauen, ob seine Angehoerigen Besitz (Grundbesitz, Geld oder Schmuck) in Israel (ehemals Palaestina) angelegt hatten.

Bisher ist die Website mit den Namenslisten NUR auf Hebraeisch erhaeltlich, doch soll sie innerhalb der naechsten zwei Wochen auch in Englisch eingesehen werden koennen.

http://hashava.org.il/

Heisses Wochenende

B"H

Die israel. Tageszeitung MAARIV warnte uns in der vergangenen Woche vor einer katastrophalen Hitzewelle in diesem Sommer. An manchen Tagen werden Temperaturen bis zu sage und schreibe 45 Grad herrschen. Wer die Warnungen nicht ernst nahm, tut es jetzt. Seit gestern herrschen in Jerusalem Temperaturen bis zu 34 Grad. In der Negev schwitzen die Bewohner an diesem Wochenende noch mehr. Auf 43 Grad soll das Thermometer ansteigen.
Das beste ist, man begibt sich an einen Platz, an dem es eine Klimaanlage gibt. Die meisten Jerusalemer Busse sind damit ausgestattet, doch falls einmal nicht, laufe ich lieber.

Heute frueh nahm ich einen Bus mit Klimaanlage und traf auch gleich auf meine Freundin A., die gerade zusammen mit ihrem Mann Aliyah (Einwanderung nach Israel) gemacht hat. Er ist gebuertiger Frankfurter und sie als Suedamerikanerin kam auf Umwegen ueber Israel nach Frankfurt. Beide sind nun hier und wuehlen sich derzeit durch die israelische Buerokratie.
A. beklagte sich bei mir, dass ihr Mann so furchtbar deutsch sei; er wuerde sich auf den Aemtern nicht vordraengeln und allen Leuten den Vortritt lassen. Das mache sie wahnsinnig. Kein Wundern, denn A. lebte zuvor einige Jahre in Israel und kennt die hiesige Mentalitaet. Naja, noch ein paar Monate und ihr Mann wird vielleicht seine Frankfurter Mentalitaet aufgegeben haben.

Strahlender blauer Himmel, Temperaturen ueber 30 Grad und heute ist fuer viele der letzte Arbeitstag in dieser Woche. Die Mehrheit der Israelis arbeitet an den Freitagen nicht und die Ministerien bleiben geschlossen. Fast alle Jerusalemer Bankfilialen haben an Freitagen ebenso geschlossen.
Gestern beendeten 600.000 israelische Schueler das Schuljahr und zogen in die Sommerferien. Die Zeugnisse bekamen die meisten von ihnen noch nicht, denn es gibt wieder Streiterein unter den Lehrern und mir ziemlich unverstaendliche Streiks. Vielleicht kann mir jemand den genauen Grund erklaeren, denn ich steige bei den endlosen Lehrerstreiks nicht mehr durch.
Aber ohne Zeugnis lebt es sich auch ganz gut !!!

Nicht alle Schueler haben seit gestern Sommerferien, denn religioese Schulen haben andere Ferienzeitplaene. Nicht nur das, sondern gibt es den weiteren Unterschied, dass haredi oder nationalreligioese Schulen unterschiedlich lange Ferien haben und weiterhin wird hier in relig. Maedchen - oder Jungenschulen unterschieden.

Wie bekannt, findet am heutigen Spaetnachmittag die Gay Parade statt und viele Polizisten formieren sich schon in der Innenstadt. Den neuesten Zahlen zufolge sollen ca. 8000 Polizisten sowie 1500 zivile Helfer im Einsatz sein, um die Parade zu schuetzen. Vielleicht wird das gar nicht noetig sein, denn die haredische Degel HaThora - Organisation hat die Haredim aufgefordert, auf Randale zu verzichten und lieber daheim fuer Jerusalem zu beten und die Thoralesung dieser Woche zu lernen.

Am Spaetnachmittag unterrichte ich eine Gruppe relig. Kinder und bin somit weit weg von der Innenstadt. Wenn ich spaeter den Bus nach Hause nehme, wird alles schon vorbei sein.

Mittwoch, 20. Juni 2007

Die Mickey Mouse der Hamas

B"H

Schon seit langem benutzt die Hamas die Mickey Mouse, um den Hass gegen Juden und die restliche Welt unter den palaestinensischen Kinder zu schueren. Hier ein Beispiel aus dem Hamas Kinderprogram:

Morgiges Chaos

B"H

Zu allem Unglueck findet die Gay Parade morgen Nachmittag gegen 17.00 Uhr statt. 7000 Polizisten werden ein paar Hundert Gays vor Gegendemonstranten beschuetzen.

Die Parade beginnt in der King George / Ecke Ben Yehudah und fuehrt hinunter durch Keren HaYesod bis in den Gan HaPaamon - Park. Obwohl dies nur einige Hundert Meter sind, wird die gesamte Innenstadt gesperrt und die Busse werden umgeleitet.

Buergermeister Uri Lupolianski hat das Vorgehen der Polizei gegen die Haredim stark kritisiert. Obwohl die Haredi - Demo in der Bar Ilan Strasse vor einigen Tagen ruhig verlaufen war, schlugen Polizisten brutal um sich. Seitens der Haredim wird das noch ein Nachspiel haben.

Aenderung der Route:
Die Route fuer die Gay Parade wurde erneut geaendert. Die Parade startet in Shlomo HaMelech und endet wenige Hundert Meter weiter im Gan HaPaamon Park.
Das Offene Haus" versprach dafuer zu sorgen, dass die Gays nicht halbnackt herumlaufen, sondern den Respekt der anderen wahren.

Nachrichtenflut

B"H

Es mag fuer den ein oder anderen ungewoehnlich klingen, aber manchmal habe ich meine Anti - Informationssphase. Nachdem ich morgens die Zeitung las, habe ich fast alles nach spaetestens zehn Minuten wieder vergessen. Die Fuelle der Information ist unglaublich, und wer erinnert sich schon noch an die gestrigen Dreizeiler ? Daher schreibe ich jetzt schnell alles auf, bevor die zehn Minuten vorueber sind.

Die ersten zwei Zeitungsseiten sind derzeit voll Gaza und Hamas. Die Hamas will aus Gaza ein neues Teheran machen. Als ob wir das nicht auch so wuessten. Haben wir es nicht schon lange vorausgesehen ?
Cafes in Gaza sollen geschlossen und der Alkoholausschank verboten werden. Das neue Outfit der Frauen wird demnaechst nicht mehr die Jeans, sondern richtige islamische Kleidung sein. Teheran pur. Und das zwischen Israel und Aegypten. Da ist es kein Wunder, dass der aegyptische Praesident Mubarak seine Botschaft nach Ramallah verlegte.

Gestern Abend schaute ich nach Wochen einmal wieder die deutschen "Tagesthemen". Dort berichtete die schwarzhaarige Moderatorin vom Treffen zwischen Bush und Olmert in Washington, wobei sie sich entruestete, dass ja anscheinend keiner der beiden Politiker die Rechnung ohne die Hamas machen koenne. Oder, um die Meinung der Schwarzhaarigen wiederzugeben, Israel solle gefaelligst auch mit der Hamas verhandeln. Liebend gerne wuerde ich die Moderatorin im zukueftigen Gaza herumreisen sehen; mit Tschador und langem Kleid.
Was in den Tagesthemen ausgelassen wurde war, dass die Hamas Israel nicht anerkennt, es vernichten und einen islamischen G - ttesstaat in der Region ausrufen will. Wie sollen wir denn mit solchen Leuten verhandeln, fuer die wir im Nahen Osten gar nicht existieren ?

Die folgenden Zeitungsseiten beschaeftigen sich mit israelischen Kriminellen, wobei es fuer Vergewaltigungen eine extra Seite gibt genauso wie fuer Morde oder sonstige kriminelle Aktivitaeten.
Zum Schluss folgt der Sport mit der Nachricht, dass Real Madrid in einem gestrigen Freundschafts - Friedens - Fussballspiel die israel. Auswahl mit 8:0 besiegte. Eine Pressekommentatorin schrieb sarkastisch, dass die israel. - palaestinensische Auswahl genauso spielte, wie sich sich im Friedensprozess bewege; naemlich gar nicht.

Irgendwo mittendrin gab es die Meldung, dass heute der Oberste Gerichtshof ueber ein Stattfinden der fuer morgen geplanten Jerusalemer Gay Parade entscheidet. Was keine einzige Zeile mehr wert zu sein scheint, sind die naechtlichen Grossdemos gegen die Parade im ultra - orthod. Stadtteil Mea Shearim. Dort beginnt die Demonstrationsaction allabendlich gegen 23.00 Uhr und zieht sich durch die Nacht.

Oft wuensche ich mir einen langen Urlaub von den ganzen News. Radio abstellen und die Zeitungen unbeachtet lassen. Wenn ich solch einen Anfall bekomme, genau dann passiert immer etwas und Leute fragen mich, hast Du schon gehoert, was geschehen ist ? Und so lese ich weiter in den News, doch einmal am Tag reicht manchmal auch.

Dienstag, 19. Juni 2007

Die Pizzeria gegenueber

B"H

Genau gegenueber von unserer Baeckerei hat eine neue Pizzeria aufgemacht. In der Agrippas Strasse, gleich neben dem Machane Yehudah Markt, ist das eine kleine Sensation. Endlich eine Pizzeria zwischen Falafel und Schwarma (Doener), was einem eh schon alles zum Halse raushaengt.
Wer in Jerusalem schnell reichen werden will meint, einen Falafel - u. Schwarmastand aufmachen zu muessen und schon rolle der Rubel.

Die am Sonntag eroeffnete Pizzeria ist die erste in der Agrippas. Man haette glauben koennen, dass sie a la Machane Yehudah Markt betrieben wird. Etwas schmuddelig und jedes Pizza - Dreieck fuer 10 Shekel (ca. 2 Euro).
Jedoch staunten wir nicht schlecht als der ehemalige Suessigkeitenstand "EREZ" wochenlang umfunktioniert wurde. Alles auf europaeisch getrimmt und in der Agrippas wirkt die Einrichtung der Pizzeria eher Schickimicki.
Ein Kollege laesterte, dass wir hier ja schliesslich nicht in Emek Refaim, dem Kneipenviertel Jerusalems, sind.
Obwohl die Pizzeria noch kein Namensschild traegt und eine Preisliste auch noch nicht gesichtet wurde, wussten meine Kollegen schon alle Einzelheiten. Keiner war da, aber alle wissen Bescheid. Sogar, dass das Betreiberehepaar aus Tel Aviv kommt.

Viel zu teuer, maekelte ein anderer Kollegen. Das Besitzerpaar wuerde mit den Preisen in drei Monaten Konkurs anmelden. 17 Shekel (3,5 Euro) fuer ein Stueck Pizza ? Wir sind hier schliesslich nicht in Tel Aviv.

Falsch. Die Pizzeria laeuft gut an. Nette Einrichtung, sauber, nette Bedienung und fuer die Preise gibt es reichlich Essen. Ausserdem stehen draussen drei kleine Tische mit frischen Blumen. Die Religioesen gehoeren auch schon zur Kundschaft, denn die Pizzeria ist koscher.

Mit ein paar Kollegen werde ich in den naechsten Tagen einmal vorbeischauen. Hoffentlich ueberlebt die Pizzeria, denn sie bringt einen Hauch von neuem Flair in die abgefackelte Agrippas.

Nicht das dies ein einmaliges Ereignis waere. Es scheint, dass sich auf dem Machane Yehudah Markt selbst sehr viel tut. Die engen Marktgaenge zur Agrippas sind neuerding voll mit eleganten Laeden. Und das mitten zwischen Obst, Gemuese, Fisch und alten Pappkartons. Der einzige neue Laden, der etwas schwaechelt ist der Laden mit aethiopischen Spezialitaeten. Ansonsten ist der Machane Yehudah ein Erfolgsgarant.

Das vor einigen Jahren eroeffnete Cafe "Mizrachi" wurde wider Erwarten zu einer Goldgrube. Wer also auf den Machane Yehudah geht, der sollte sich genauer umschauen, denn es gibt eine Menge zu entdecken.
Nahe der Agrippas und nicht allzu weit vom "Mizrachi" gibt es auch ein neues indisches Lokal. Gleich um die Ecke befinden sich zwei neues Cafes.

Der Machane Yehudah veraendert sich zum Positiven. Was fehlt, ist ein Stand, an dem es Heringssemmeln gibt. Aber vielleicht denke ich da dann doch zu deutsch.

Friedensfussball

B"H

Heute Abend findet im Fussballstadion von Ramat Gan (nahe Tel Aviv) ein Fussballspiel fuer den Frieden statt. Real Madrid spielt gegen eine israel. Friedensauswahl von israel. und palaestinensischen Fussballspielern.

Das Spiel wird ab 20.50 (israel. Zeit) vom Kanal 10 (Arutz 10) live uebertragen.

Billige Kampagne von Scientology

B"H

Dieser Tage veroeffentlichte die Scientology Church Schreiben, dass sie die Zustimmung des israel. Praesidenten, des Premierministers sowie des Erziehungsministeriums haetten, in Israel eine Friedenskampagne durchzufuehren.

Die angebenen Inhalt des Schreibens entpuppten sich jedoch als Flop, denn die genannten Politiker bzw. Ministerien wussten gar nichts von den Behauptungen. Niemals haette sich Scientology ueberhaupt an sie gewendet und die Presse klaert heute die israelische Bevoelkerung ueber die falschen Behauptungen Scientologies auf.

Montag, 18. Juni 2007

Kurzmitteilungen

B"H

Als ich gerade die TV - News auf Kanal 10 sah, lief es mir eiskalt den Ruecken hinunter. Bei der gestrigen Haredi - Demo gegen die Gay Parade verkleideten sich Polizisten als Haredim, um diese besser festnehmen zu koennen.

Nur gab es nicht viel zum Festnehmen, denn es waren nur ein paar Hundert Demonstranten in der Bar Ilan Street erschienen und die schrien ihre Parolen. Ploetzlich kamen Polizisten auf Motorraedern und fuhren in die Demonstrantenmenge. Uebrigens habe ich das einmal live bei einer anderen Haredi - Demo miterlebt. Da ist es egal wen man trifft, man faehrt einfach auf die Menschenmenge drauf zu. Die Haredim stroemten auseinander und dann ging das Chaos erst richtig los.

Auf solch eine Polizei kann man alles andere als stolz sein und ich kann die Edah HaCharedit voll und ganz verstehen.

Hoechstwahrscheinlich findet die Parade aufgrund von Sicherheitsbedenken eh nicht statt. Das Gericht muss jetzt entscheiden.


Der russisch - israelische Milliardaer Arkadi Gaidamak kauft nun doch nicht die Supermarktkette Tiv - Taam, denn die will sich nicht koscher machen lassen. Arkadi verzichtete und die Tiv - Taam Aktie landete heute an der Boerse im Keller.


Und was ist eigentlich aus den grossen Versprechungen der Regierung geworden, dass beduerftige Holocaust - Ueberlebende finanzielle Hilfe bekommen ?
Noch ist nichts geschehen, denn man streitet darueber, wie die russischen Neueinwanderer, von denen viele Holocaust - Ueberlebende sind, einzustufen seien. Schliesslich bekaemen sie ja genuegend Geld bei der Aliyah (Einwanderung).
Wir warten also noch auf Ergebnisse.

Bilanz

B"H

Diesen Donnerstag ist es soweit. Nach dem regulaeren und nicht dem juedischen Kalender kann ich meinen 7. Jahrestag der Aliyah (Einwanderung nach Israel) feiern. Jedes Jahr unternehme ich etwas Besonderes an dem Tag, denn er ist einer der wichtigsten in meinem Leben.

Jahrelang war ich zwischen Deutschland und Israel hin und her gependelt. War ich in einem Land, vermisste ich das andere und umgekehrt. Es hat eine ganze Zeit gedauert, bis ich mich endgueltig entschloss. Zum Schluss war ich mehr als zwei Jahre in Deutschland und allem so ueberdruessig, dass ich mich schliesslich zur Jewish Agency bewegte und den Aliyah - Antrag stellte. Wie ich schon zuvor erklaerte, hatte meine Aliyah nach Israel vor allem religioese Gruende. Nach einigen Jahren in Jerusalemer Yeshivot (relig. Schulen), Programmen und Vorlesungen, war ich wider Erwarten nicht mehr in der Lage, mich in eine Diaspora - Gemeinde in Deutschland einzufuegen. Zu Beginn versuchte ich es, resignierte jedoch sehr schnell und nahm meine alten Jerusalemer Kontakte wieder auf. Zum Glueck gibt es Telefone und Internet.
Vielleicht waere alles etwas anders verlaufen, wenn ich nach Berlin oder Frankfurt gezogen waere. Vor allem, weil dort Chabad ansaessig ist. Sicher bin ich mir dessen jedoch nicht, denn ich war bei Chabad sowie der orthodoxen Gemeinde in Berlin, was allerdings auch nicht das richtige war. Zuvor bin ich nach London geflogen, da mir Freunde geraten hatten, dass dort alles besser sei als in Deutschland. Juedisches Leben in allen Varianten, ganz zu schweigen vom koscheren Essen.

Fuer eine Woche flog ich also nach London, um es religioes auszuspionieren. Noch im Flugzeug kurz vor der Landung in Heathrow wusste ich, dass London ein Fehler war. Okay, es war toll ein paar alte Freunde wieder zutreffen und in ein paar richtig koschere Lokale in Golders Green zu gehen. Den Shabbat verbrachte ich sogar bei der chassidischen Satmar - Gruppe.
Die englische Mentalitaet lag mir ueberhaupt nicht und ich vermisste die israelische Chutzpah. Das englische "Sorry" - Sagen bei jedem Anlass war mir zuwider. In Israel wird herumgerempelt und man hoert weniger SORRY - SELICHA, aber irgendwie weiss jeder, wie es gemeint ist. London war ganz nett, aber mehr nicht. Ich flog zurueck nach Bayern, blieb noch ein Jahr und im Juni 2000 kehrte ich zurueck nach Jerusalem. Bis heute habe ich es nie bereut.

Meine Eingliederung fiel mir leicht. Falls man es ueberhaupt Eingliederung nennen kann, denn ich kannte ja schon alles. Einschliesslich der hebraeischen Sprache, was immer von Vorteil ist. Die Mentalitaet war mir bekannt und ich hatte keinerlei Kulturschock. Zwischenzeitlich hat sich mein Freundeskreis ziemlich veraendert. Meine alten Bekannten sehe ich zwar hier und da noch, aber grundsaetzlich findet man in Israel sehr schnell Freunde und ist nie allein. Jedenfalls ging mir das bisher so.

Drei Monate nach meiner Aliyah begann die zweite Intifada. Vor allem Jerusalem war von vielen Bombenanschlaegen betroffen, was mich aber nicht zu Rueckkehrgedanken nach Deutschland bewegte. Ich weiss noch, wie ich nach einem Anschlag, bei dem ein Palaestinenser in der Yaffo Strasse mit einem Maschinengewehr wild um sich geschossen hatte, abends in der Yaffo an einer Bushaltestelle stand. Eine Frau fragte mich aufgrund meines Akzentes, wo ich denn geboren sei. "Naja, meinte sie, ins Ausland wuerde sie nicht ziehen, denn hier in Israel wissen wir wenigstens, wer unsere Feinde sind."
Eine Zeit lang wohnte ich direkt in der Innenstadt. Ich liebte die zentrale Lage und die bunte Menschenmenge. So manch einer waere wohl wahnsinnig geworden, denn es war genau zur Zeit der Anschlaege. Die Ben Yehudah flog in die Luft, hinter unserem Haus ging eine Autobombe hoch, vor unserem Haus in der kleinen Nebenstrasse ging erst eine Bombe hoch und wenige Tage spaeter entdeckte die Polizei ein geparktes Auto mit einer 100kg Bombe darin. Deren Entschaerfung dauerte vier Stunden und solange war die gesamte Strasse gesperrt.
Eines morgens gegen acht Uhr, ich war gerade am Aufstehen, sprengte sich ein weiterer Attentaeter in die Luft und wir hoerten den Knall. Meine Mitbewohner und ich waren bald in der Lage vorherzusagen, wie etwas in die Luft flog. Die Explosion eines Selbstmoerder klingt hohl, die einer Autobombe dagegen verursacht einen riesen Knall. Natuerlich hatten wir Angst Bus zu fahren, was einem russischen Roulette glich. Insgeheim beschraenkte ich mich auf weniger belebte Buslinien.

Seit sieben Jahren habe ich das Land nicht mehr verlassen und hatte dies nie besonders gross eingeplant. Falls ja, wuerde eine Woche Deutschland reichen. Selten schaue ich deutsches Satelliten - TV und bin jedesmal aufs Neue verwundert, wie wenig ich mit dem dortigen Leben noch gemeinsam habe. Sicher, ich bin dort geboren, aufgewachsen und habe bis heute diverse Mentalitaeten beibehalten, was unvermeidbar ist. Allerdings koennte ich mir ein Leben, und sei es in Berlin, nicht mehr vorstellen.

Wie werde ich also diesen Donnerstag "feiern" ? Abends werde ich ein besonderes Essen machen und ein Glaesschen Rotwein trinken. Das alles auf dem Balkon unter einer vor dem Haus stehenden Palme. Meine verbliebenen deutschen Freunde werden bei dem Gedanken daran immer neidisch. Eine Palme, wow.
Da ich mehr oder weniger zionistisch eingestellt in, kann ich nur jedem im Ausland lebenden Juden raten, Aliyah zu machen. Nicht wegen der Palmen, sondern weil ich ganz einfach der Meinung bin, dass Juden hierher gehoeren.

Sonntag, 17. Juni 2007

Ruhe fuer Kiryat Shemona

B"H

Der Saenger Shlomi Shabbat mit dem Song "Let us grow with quiet". Hoffen wir, dass die Katyushot auf Kiryat Shemona nur ein Einzelfall waren und wir diese Bilder aus dem Musikclip nicht brauchen.




Hier ein Katyusha - Angriff auf Kiryat Shemona aus dem letzten Libanon - Krieg.

Katyusha auf Kiryat Shemona

B"H

Am heutigen Spaetnachmittag (17.00 Uhr israel. Zeit) wurde die nordisraelische Stadt Kiryat Shemona mit vier Katyusha - Raketen beschossen. Einen kurzen Film darueber gibt es hier. Einfach auf den zweiten Knopf von links klicken. Der Bericht hat einige Sekunden Anlaufschwierigkeiten.

Im TV - Bericht erzaehlen die Einwohner Kiryat Shemonas, dass sie total ueberrascht waren. Nach den Einschlagen verliessen sie die Einkaufszentren und suchten Bunker auf.
Die Hizbollah uebernimmt keine Verantwortung und sagt, es waeren die Palaestinenser gewesen. Olmert will vorerst nicht zurueckschlagen lassen und die naechsten Stunden abwarten.

Trotz den letzten Ereignissen sollten wir Sderot nicht vergessen, denn die Negev - Stadt wurde heute auch wieder mit Kassam - Raketen beschossen.

Demo gegen die Gay Parade

B"H

Zur Stunde findet eine Grossdemo gegen die fuer Donnerstag geplante Jerusalemer Gay Parade statt. Alle Strassen um die Bar Ilan Street in Jerusalem sind fuer den Verkehr gesperrt, da die Haredim (Ultra - Orthod.) ihre Gegendemo abhalten. 300 Polizisten sind im Einsatz, um die Haredi - Demo zu sichern.

Einen Kurzfilm zur Demo gibt es hier. Dort erzaehlt der Reporter, dass sich anstatt der erwarteten 100.000 Haredim nur wenige Hundert eingefunden haben. Dies allerdings nicht mangels Interesse, sondern weil sich Polizei und Armee wegen der Sicherheitslage im Alarmzustand befinden. Es kann sein, dass die Gay Parade bis auf weiteres verschoben wird, da die Lage in Gaza und an der Nordgrenze zum Libanon unsicher ist.

Loeschungen

B"H

Da einige fundamentalistische Christen sowie Antisemiten meinen, sie muessen bei mir ihren Muell ablassen, werde ich es jetzt der Lila nachmachen und alle ueberfluessigen Kommentare loeschen.

Ein guter Tipp an die Betroffenen: Versucht es erst gar nicht mehr !!!

Samstag, 16. Juni 2007

Muell in Shivtei Israel

B"H

Die Strasse Shivtei Israel (Mea Shearim) ist in beide Richtungen gesperrt, da sie mit Muellbarrikaden blockiert ist.

Schon gestern Abend sahen wir den Muell auf Mea Shearims Strassen liegen, denn es gibt momentan keine gruenen staedtischen Muellcontainer mehr in dem Stadtteil. Zuletzt wurden saemtliche Muellcontainer bei den Demos der Haredim gegen die Gay Parade verbrannt. Genaugenommen sind sie dahin geschmolzen.

Aus Protest gegen die Stadtverwaltung wurde vor allem heute der Muell auf die Strasse gekippt. Die Polizei forderte die Muellabfuhr auf, den Muell sofort zu entfernen.

Flucht aus Gaza

B"H

Einige Hundert Palaestinenser sind aus Angst vor Verflogungen der Hamas aus Gaza nach Israel gefluechtet. Nicht nur Zivilisten gehen, sondern vor allem auch Fatach - Politiker setzen sich nach Ramallah ab.

Olmert reist in diesen Tagen in die USA, um mit George Bush zu beraten, wie es mit Gaza weitergeht. Israel will auf keinen Fall einschreiten, solange die eigene Sicherheit nicht gefaehrdet ist.
Es wird von einem eventuellen internationalen Friedenskorps gesprochen, was aber meiner Meinung nach unrealistisch ist. Wer erklaert sich denn derzeit bereit, nach Gaza zu gehen, um Ruhe zu schaffen ? Das gleiche einem Selbstmord.

Weiterhin ueberlegt Israel, der Hamas den Strom abzuschalten, doch wuerde sich das dann auch wieder gegen die Zivilbevoelkerung richten.

Die optimale Loesung ist noch lange nicht in Sicht.

Freitag, 15. Juni 2007

Olmert verreist

B"H

Die Presse kritisiert heute Premier Ehud Olmert, der in diesen Tagen in die USA auf Staatsbesuch reist. Gerade jetzt, wo die Lage in Gaza so undurchsichtig sei, solle er gefaelligst daheim bleiben, so die Kritiker.

Unterdessen ist heute in Jerusalem Hochsicherheitsstimmung. Ueberall Polizei und Grenzpolizei (Mishmar HaGvul). Die Palaestinenser halten ihr Freitagsgebet auf dem Tempelberg ab und da man befuerchtet, dass sich Fatach- und Hamasaktivisten bekriegen koennten, wurde schon fruehmorgens ein Sicherheitsring um die Altstadt gezogen. Ein Ueberschwappen des Konfliktes auf israelisches Territorium will man unbedingt vermeiden.

Die Zeitung MAARIV verkuendet, dass wir nun drei Staaten auf einem kleinen Gebiet sind: Ramallah mit der Fatach, Gaza mit der Hamas und Israel.

Yatzpan in Action

B"H

Obwohl ich kein so toller Fan des israelischen Komikers Eli Yatzpan bin, muss ich doch zugeben, dass er seine Momente hat.
Hier eine tolle Imitation des Hizbollah - Fuehrers Scheich Nasrallah.

Starker Zionismus

B"H

Laut einer aktuellen Umfrage befuerworten 46% der Israelis eine sofortige Aliyah (Einwanderung nach Israel) aller Juden im Ausland.

Bis vor einigen Jahren noch war es ein Tabu, heute ist es etwas Alltaegliches geworden; nicht nur Neueinwanderer verlassen das Land, sondern auch gebuertige Israelis. Besser bezahlte Jobs im Ausland ziehen viele magisch an. In israelischen Foren - Sites haben Foren fuer im Ausland lebende oder schon zurueckgekehrte Israelis Hochkonjunktur.
In Interviews geben solche Israelis immer an, dass ihr Auslandsaufenthalt schliesslich nur befristet sei. 2 - 3 Jahre und dann seien sie wieder daheim in Israel. Spaetestens dann, wenn Kinder anstehen, denn die wollen sie nun wirklich nicht im Ausland aufwachsen lassen.

Andererseits gibt es sehr viele Israelis, die niemals ins Ausland ziehen wuerden und die ueberhaupt kein Verstaendnis fuer im Ausland lebende Juden haben. Wie kann sich jemand in der Zeit des hohen Antisemitismus im Ausland wohl fuehlen ? Ist Geld wichtiger als Israel ?

Shimon unter Druck

B"H

Kaum ist Shimon Peres zum neuen Praesidenten gewaehlt, schon wollen alle Parteien, die seine Wahl unterstuetzten, ihre Wahlversprechen eingeloest wissen. Die haredischen (ultra - orthod.) Parteien erinnerten ihn sogleich an sein Versprechen, die Gay Parade zu stoppen. Peres dagegen liess verlauten, dass er nicht stoppen, sondern vermitteln will.
Vermitteln, aber eher doch stoppen, denn momentan unterstreicht er die Wichtigkeit der Thora fuer das Juedische Volk. Alle wollen die Parade stoppen und derzeit ist man rege dabei, den besten moeglichen Weg dafuer zu finden. Vor wenigen Tagen trafen sich Haredim (Ultra - Orthod.) und Vertreter der Homosexuellen aus dem Offenen Haus.

Als Politiker weiss Peres sehr genau, nach wem er sich zu richten hat und auf wen er bauen muss. Fuer ihn ist es Zeit zum Handeln, sonst wendet sich das Blatt sehr schnell gegen ihn.

Donnerstag, 14. Juni 2007

Es brennt

B"H

Wie man an den Kommentaren zu meinen Beitraegen ueber die eventuelle Jerusalemer Gay Parade und die Demos der ultra - orthod. Juden sieht, schlagen die Wellen online genauso hoch, wie in Jerusalem.:-)

Wo man bei uns in der Stadt hinhoert, die Haredim stehen nicht allein, denn kaum einer in der Bevoelkerung will die Parade bei uns in der Stadt. Es geht weniger um Toleranz als um die negative Verhalten des "Offenen Hauses" (Gay Organisation) in der Fussgaengerzone.
Was uns alle anwidert ist das penetrante Verhalten, dass hier ein Exempel statuiert werden soll. Alles soll mit Absicht stattfinden, gerade weil es Jerusalem ist.

Gestern Abend fanden in Mea Shearim wieder Demos statt. Laut einer Kollegin, die dort wohnt, wurden Muelleimer angezuendet und Polizisten mit Steinen beschmissen. Erwaehnenswert ist, dass von der Polizei genauso viel Gewalt ausgeht.

Wir werden morgen Abend am Shabbat wieder in Mea Shearim unterwegs sein. Am Shabbat wird nicht demonstriert, aber gleich nach dem Ende am Samstag Abend sicher.
Ich werde naechste Woche mal auf eine der Demos gehen und schauen, was vor sich geht.

Gewalt in Gaza

B"H

Ich habe gerade einmal online im SPIEGEL "geblaettert". Ganz einfach um zu sehen, ob schon wieder ueber Israel hergezogen wird, denn am Spaetnachmittag sind in Gaza (Rafiach) fuenf palaestinensische Jugendliche durch Granatfeuer umgekommen.

Schnell war die Hamas mit der Behauptung zur Stelle, dass Israel das Feuer eroeffnet und die fuenf Jugendlichen umgebracht hat. Normalerweise sind SPIEGEL & Co. dann immer schnell zur Stelle und spielen die Marketing Agentur der Hamas.

Nur ist es so, dass die israelische Armee gar nicht in der Naehe war geschweige denn Granaten auf den Gazastreifen schoss. Als die Meldung herumging, da wusste jeder, dass es schwere Kaempfe zwischen Fatach und Hamas gegeben hatte und die Jugendlichen zwischen die Fronten gerieten. Aber wie die Hamas so ist, es muessen immer Ausreden gefunden werden. Schliesslich schaut die Welt zu und schlechte Publicity ist nicht gut fuers Waffengeschaeft.

Laut Olmert schreitet unsere Armee erst dann ein, wenn unser Land gefaehrdet ist. Laut Internet - Umfrage auf Walla sind 50% von fast 13.000 Israelis, die abstimmten, gegen einen israelischen Einmarsch in Gaza.

Die Lage in Gaza selbst ist undurchsichtig. Sicher ist nur, dass die Hamas alles fest im Griff hat.

Mittwoch, 13. Juni 2007

Das gewohnte Hin und Her

B"H

Gay Parade, ja oder nein ?
Noch steht gar nichts genau fest, doch die Gays bereiten sich darauf vor, naechste Woche Donnerstag (21. Juni) ihre Parade abhalten zu duerfen. Falls ja, dann beginnt sie in der Fussgaengerzone Ben Yehudah, geht ueber die King George nach Keren HaYesod hinunter. Der Abschluss wird im Gan HaPaamon (Park) sein. Keine sehr lange Parade also, dennoch mehr als kontrovers.

Zur Stunde findet in Mea Shearim (ultra - orthod. Stadtteil Jerusalems) eine riesen Demo gegen die Parade statt.

Shimon ist Praesident

B"H

Nun hat er es doch noch geschafft und ist, zumindest heute, sein Looser - Image etwas los. Shimon Peres (83) ist unser neuer Praesident.
Von 120 Knesset - Abgeordneten waehlten ihn 86.
23 Abgeordnete stimmten gegen ihn.

Nach der Wahl gaben viele Abgeordnete, die fuer ihn gestimmt hatten an, dass sie seine politische Erfahrung schaetzen und ihn fuer den besseren Kandidaten hielten.

Wer einige Videos zur Wahl sehen will, der kann das hier tun.
Die Video sind leider nur auf Hebraeisch !!!


Ein weiteres Ergebnis stand schon heute frueh fest. Ehud Barak ist nach dem Abtritt von Amir Peretz der neue Vorsitzende der Arbeiterpartei.

Dienstag, 12. Juni 2007

Der aktuelle Maedchenschwarm Israels

B"H

Hier der beliebteste Teenie - Schwarm Israels, der Saenger Ivri Lieder. Er singt ein Lied, welches vor Jahren einmal die israelische Saengerin Rita sang.
Wer das Hebraeische nicht versteht, findet am unteren Rand engl. Untertitel.



Wichtige Entscheidungen

B"H

In Gaza schlagen sich gerade die Fatach und die Hamas gegenseitig die Schaedel ein und es gab schon viele Tote. Abu Mazen versucht zu vermitteln und will einen Waffenstillstand, was schwer sein wird, denn die Kaempfe griffen schon auf Ramallah ueber, wo Fatach - Aktivisten das Hamas - TV besetzten.

Auf israelischer Seite dagegen ueberlegte man, ob eingeschritten werden soll. Aussenministerin Zipi Livni sagte im Radio, dass wir nicht aus Gaza abgezogen sind, um wieder einzumarschieren.
Olmert lehnt einen Einmarsch grundsaetzlich ab. Die Palaestinenser muessen ihre Auseinandersetzungen allein bewaeltigen.


Morgen nun ist es soweit. Unser neuer Praesident soll am Nachmittag gewaehlt werden.
Die Tageszeitung ISRAELI stellte heute die berechtigte Frage:
Shimon Peres, Gewinner oder wieder Looser ?

Alles ist offen, obwohl Peres in den Knessetumfragen fuehrt. Vergangene Woche fuhr er nach Bnei Brak, um die aschkenazisch - litvishen Rabbiner um Rabbi Steinmann hinter sich zu bringen. Ohne deren Zusage zog Peres allerdings wieder von dannen.
Nun ist auf Nana zu lesen, dass Rabbiner einen rabbinischen Erlass beschlossen, dass Peres nicht gewaehlt werden darf, denn er sei eine Gefahr fuer unser Land.
Zuviel habe er schon verbockt; darunter das unselige Oslo - Abkommen und die Raeumung Gush Katifs.


Die naechste Entscheidung faellt schon heute Abend und das Ergebnis steht spaetestens morgen frueh fest. Die Arbeiterpartei waehlt einen neuen Vorsitzenden. Amir Peres ist out.
Heute nun findet eine Stichwahl zwischen dem ehemaligen Premier Ehud Barak und seinem Konkurrenten Ami Ayalon statt. Auch dort ist noch offen, wer gewinnen wird.


Die letzte Entscheidung faellt vielleicht der Oberste Gerichtshof. Heute sagte die Jerusalemer Polizei die Gay Parade aus Sicherheitsgruenden ab. Die Veranstalter der Parade, das "Offene Haus" will sich nun an den Obersten Gerichtshof wenden.

Die Parade steht noch in den Sternen, denn es droht ein grosser Clash mit den Haredim (Ultra - Orthod.).

Montag, 11. Juni 2007

Mizrachi Musik aus Israel

B"H

Mix populaerer Mizrachi - Musik aus Israel.

Hamsterkaeufe

B"H

Unser russisch - israelischer Milliardaer Arkadi Gaidamak ist einmal wieder voll in Action.
Zwar laeuft noch immer ein Geldwaescheverfahren gegen ihn, aber nichts haelt Arkadi von seinen Hamsterkaeufen ab. Nach dem Erstliga - Club Beitar Yerushalaim kaufte er vor ein paar Tagen die Supermarktkette TIP TAAM auf.

Das nichtkoschere "Tip Taam" mit Filialen im ganzen Land soll nun von Arkadi Gaidamak hoechstpersoenlich koscher gemacht werden. Ausserdem will er Billigfilialen im gebeutelten Kiryat Shemona an der Grenze zum Libanon und im raketenbeschossenen Sderot in der Negev eroeffnen. Dort soll es extra Niedrigpreise geben.

Viele sehen im spendablen Gaidamak schon den naechsten Ministerpraesidenten. Wenn nicht demnaechst, dann eben in ein paar Jahren. Bis dahin kauft sich Arkadi schon noch in ein paar mehr Herzen ein. Die Regierung beaeugt ihn mit Misstrauen, macht Arkadi doch auf Volksheld, der sich um die Beduerftigen kuemmert.

Sein naechster Coup soll die Drogeriekette "New Pharm" werden. Mal sehen, was noch folgt...
Uebrigens gingen nach Bekanntgabe seines Kaufes von "Tip Taam" die Aktienkurse soweit hinauf, dass Arkadi seine Kaufsumme schon wieder reingeholt hat.

Bann, Ja oder Nein ?

B"H

Ende Mai wurden israelische Universitaeten und Professoren mit einem britischen Bann belegt.
Nun weilte der englische Erziehungsminister zu Besuch in Israel und sprach sich gegen diesen Bann aus. Die britische Regierung unterstuetze keinesfalls den Bann der Universitaeten.

Verflucht

B"H

Wer heute durch die Strassen Jerusalems geht, der sieht ueberraschend viele Poster a la Mea Shearim - Mitteilungen an den Hauswaenden kleben.
Die anti - zionistische Dachorganisation Edah HaCharedit aus Mea Shearim (Mitglieder sind die chassidischen Gruppen Satmar, Brisk, Toldot Aharon, Dushinsky etc.) hat einen Fluch ueber die Teilnehmer der am offensichtlich 21. Juni stattfindenden Gay Parade ausgerufen.

Naechste Woche wollen die Gays durch Jerusalem marschieren und meine negative Meinung darueber habe ich schon genuegend kundgetan. Gay Parade nach Tel Aviv, aber nicht in Jerusalem !!!

Es bleibt fraglich, ob die Gay Parade in Jerusalem wirklich stattfinden wird, denn die Knesset erliess ein neues Gesetz gegen ein solches Ereignis in der Heiligen Stadt.
Auch wollen die Haredim (Ultra - Orthod.) mit einer Gegendemo von 100.000 Leuten aufwarten, was realistisch sein wird. Das Sicherheitsrisiko wird die Polizei nicht eingehen wollen. Auch haben sich Buergermeister Uri Lupolianski und fuehrende Politiker dagegen ausgesprochen. Ganz zu schweigen von den Jerusalemer Buergern.

Sonntag, 10. Juni 2007

Das gespaltene Jerusalem

B"H

Nichts haette gegensaetzlicher sein koennen; meinen Shabbat verbrachte ich teilweise in Mea Shearim in chassidischer bzw. anderweitiger religioeser Atmosphaere und kurz nach dem Shabbatende nahm das Leben wieder seinen alltaeglichen Lauf. Eben noch in religioesen Stadtteilen, fand ich mich danach im nichtrelig. Teil der Stadt wieder. Sofort nach dem Shabbatende beginnen die Busse wieder zu fahren und die Geschaefte zu oeffnen. Dann ist fuer viele Ausgehzeit.

Ich weiss nicht, wann genau es begonnen hat, aber anscheinend ist die Ben Yehudah (Fussgaengerzone) wieder beliebtes Ausflugsziel. Noch vor kurzem herrschte tote Hose, denn in die unbewachte Innenstadt, in der jede Minute eine Bombe hochgehen kann, traute sich niemand mehr so recht. Einige Pubs und Schnellimbisse, wie das Kentucky Fried Chicken, machten sogar dicht. Die Jerusalemer zogen die bewachten riesigen Malls vor. Weitere beliebte Ziele sind das alte Katamon sowie die neuen Bars in Shlomzion HaMalka, einige Hundert Meter von der Fussgaengerzone entfernt.
Gestern jedoch sah ich, dass es wieder mehr Leute in die Innenstadt zieht. Neue Pubs und Restaurants haben aufgemacht und nebenbei spielen einige gute Bands Musik in den Strassen. Ausserdem ist das Wetter optimal mit noch ueber 20 Grad am Abend.

Ich durchquerte die Ben Yehudah nur kurz, aber was ich dort sah, reichte mir schon. Zwei christliche Choere sangen irgendwelche Friedenslieder. Ein Chor stand im vorderen Teil der Mall und ein weiterer im hinteren. Ich finde soetwas schrecklich, denn zu fast 100% steckt immer versteckte Judenmission dahinter. Unauffaellig werden Flugblaetter mit diversen Inhalten verteilt oder es werden Leute direkt angesprochen.
Vor einigen Jahren hatten wir damit ein richtiges Koreanerproblem. Die Mun - Sekte und auch einige Christen missionierten in der Innenstadt. Viele Israelis informierten die Polizei und nach einiger Zeit mussten die Munis ihre Koffer packen.

Ich denke einmal, dass auch die beiden Choere schnell verschwanden als die Haredim anrueckten. Normalerweise kommen diese etwas spaeter nach dem Shabbatausklang und junge Yeshiva - Studenten bevoelkern ebenso die Innenstadt. Cafes und Restaurants sind ein beliebter Treffpunkt fuer alle, auch fuer junge litvishe Haredim.

Keine Stadt auf der Welt zeigt groessere Gegensaetze als unsere. Hier die Nichtreligioesen, da die Religioesen und dann irgendwann sitzen alle irgendwo zusammen. Dennoch ziehe ich viele Male ein Restaurant in der Mea Shearim - Geulah Gegend vor. Wenn ich dorthin gehe, dann nur mit Freundinnen. Vielerseits sitzen Maenner und Frauen in getrennten Ecken, es sei denn, man ist miteinander verheiratet.
Mea Shearim hat seine eigenen Nachrichten, welche als riesige Poster an alle Hauswaende geklebt sind. TV gibt es keines und viele chassidische Gruppen hoeren auch kein Radio. Wer nun glaubt, dass dort keiner auf dem laufenden ist, der irrt gewaltig. Viele Haredim kennen sich besser aus als ich. Nachrichten werden entweder ueber Mundpropaganda oder durch die beruehmten Poster (Fakschivilim) uebermittelt. Ganze Druckereien verdienen so ihr Geld im ultra - orthod. Stadtteil. Wem das nicht reicht, der kann yiddische Zeitungen kaufen. Den "Jid" von Satmar zum Beispiel.

So hat jeder seine News. In den weltlichen Medien war das gestrige Thema die Vereitelung eines neuen Kidnappings durch unsere Armee. Ein weiterer Soldat sollte von der Hamas nach Gaza verschleppt werden, was fehlschlug. Ein Terrorist wurde erschossen und drei weitere entkamen nach Gaza.
Und wie wir so sind, kommen heute wieder einmal mehr die Fragen auf, wie es denn den vier Terroristen ueberhaupt gelingen konnte, auf israelisches Gebiet vorzustossen. In Mea Shearim dagegen machen andere Dinge Schlagzeilen, doch das missglueckte Kidnapping hatte sich ebenso schnell herumgesprochen.

Samstag, 9. Juni 2007

Im Ghetto

B"H

In Jerusalem kennen wir sie entweder als Militaerpolizisten (Mishmar HaGvul), Waechter vor oeffentlichen Gebaeuden, Banken und Einkaufszentren oder als Mitglieder von Putzkolonnen in Regierungsgebaeuden. Alles in allem nicht gerade berauschende Jobs. Kaum eine Gruppe ist so schwer in die israelische Gesellschaft einzugliedern wie die aethiopischen Juden.

Jene Aethiopier, die noch in Afrika geboren sind, haben es besonders schwer. Mit dem Hebraeisch tun sie sich schwer und hinzu kommen noch die Mentalitaetsunterschiede. Daheim in Aethiopien war der Mann der Herr im Haus und alles richtete sich nach ihm. In Israel ist alles anders, denn hier sind die Kinder ihren Eltern haushoch ueberlegen. Die neue junge Generation ist es, welche die Sprache beherrscht und ihren Eltern alles erklaeren muss.

Letztens kamen Zweifel auf, ob es ueberhaupt eine gute Idee war, die Aethiopier nach Israel zu holen. Mehr und mehr erweisen sie sich als die israelische "Unterschicht", die in ihren eigenen Ghettos lebt. Ohne Schulbildung haben es die aelteren Aethiopier auf dem Arbeitsmarkt schwer und haengen am sozialen Tropf. Ihre Kinder dagegen sehen israelische Kinder mit teuren Klamotten und Computern. Das haetten sie auch gerne, aber ihre Eltern koennen da nicht mithalten.

Von Beginn an machte die Regierung zusaetzlich noch den Fehler die Aethiopier in Eingliederungszentren zu quetschen. Hier sollten sie sich allmaehlich an ihre neue Umgebung gewoehnen und die Sprache lernen. So kam es, dass viele Aethiopier sich suedlich von Tel Aviv, in Rehovot oder Gedera, ansiedelten. Die vorprogrammierte Ghettobildung.

Seit Monaten wird ausgerechnet die sonst so langweilige Provinzstadt Rehovot zum sozialen Brennpunkt. Vor allem, nachdem vor einer Woche ein 17 - jaehriger Aethiopier von einem 16 - jaehrigen Aethiopier erstochen wurde. Nach dem Mord fiel die Presse in Scharen ein und interviewte den Vater des Opfers. Der jedoch wiegelte ab. Alle kommen immer nur dann, wenn jemand ermordet wird, doch in Rehovot ist die Gewalt seit Jahren allgegenwaertig.

Als ich das letzte Mal in Rehovot war, da war es ein Provinznest, in dem es nichts zum unternehmen gab. Die Hauptstrasse, Rehov Herzl, bietet ein paar Cafes und das wars. Kurz darauf wurde gleich daneben der riesige neue Busbahnhof gebaut.
Mittlerweile hat sich Rehovot vollkommen veraendert. Neue Stadtteile wurden gebaut und immer mehr Neureiche lassen sich nieder. Die High - Tech Generation aus den umliegenden High - Tech Zentren in Rishon LeZion und Nes Ziona lassen sich nieder. Villen werden gebaut und reiche verwoehnte Teenies laufen mit teuren Designerklamotten herum. Die Mittelschicht lebt geographisch gesehen genau zwischen Kiryat Moshe, dem Stadtteil der Aethiopier und Neve Amit, dem Viertel der Reichen.

Inzwischen hat Rehovot 115.000 Einwohner, von denen 9000 Aethiopier und 22.000 Russen sind. Beruehmt ist die Stadt fuer das Weizman - Institut, wo Landwirdschaft studiert wird. Andere hingegen studieren Kernphysik. Hier die Welt der Akademiker und dort die Welt der Ghettogangs aus Aethiopien. Gleich gegenueber der Bilu - Kreuzung befinden sich die heruntergekommenen Wohnblocks der Aethiopier. Seit dem Mord lassen die Muetter ihre Kinder aus Angst kaum noch aus dem Haus. Es herrscht das grosse Schweigen, denn jeder koennte der naechste sein.

Nachts versammeln sich die Jugendgangs vor Kiosken in der Innenstadt, um sich mit billigem Fusel zuzuschuetten. Ab und an wird aus lauter Frust auch schon einmal ein Auto abgefackelt. Die Rehov Herzl wird nachts zum Chaos. Um die Uni und die Viertel der Reichen herum bemerkt man von dem Brennpunkt nichts. Die Polizei ist machtlos. Alkohol an Minderjaehrige zu verkaufen ist zwar strafbar, doch woher die Gangs im Endeffekt ihren Alk kriegen, kann nicht nachgewiesen werden. Und torkeln sie ersteinmal durch die Innenstadt, kann die Polizei nur bei gewalttaetigen Vergehen einschreiten.

Sozialarbeitern fehlt das Geld, denn im Sozialbereich wird gespart. Einige aethiopische Eltern meinen, dass sich ihre Kinder bessern, wenn sie zur Armee eingezogen werden. Aber ohne Schulbildung ist es auch in der Armee nicht weit her. Die Tageszeitung MAARIV berichtet von einem jungen aethiopischen Soldaten der Golani - Eliteeinheit, der sich hatte vom Militaerdienst freistellen lassen wollte. Seine Begruendung war, dass man ihn zuhause brauche um die Familie zu ernaehren. Seine Vorgesetzten hoerten nicht hin und schliesslich floh der Soldat von seiner Einheit. Nun droht ihm Militaerhaft, sobald er geschnappt wird.

Die Bewohner Rehovots sehen der Zukunft ihrer Stadt mit gemischten Gefuehlen entgegen. Die Reichen werden immer mehr und schotten sich ab und fuer die Armen gibt es kein Entkommen aus dem Teufelskreis.

Freitag, 8. Juni 2007

Die Visafrage

B"H

Immer wieder bekomme ich Anfragen ueber die Visa - Vergabe in Israel. Wie genau schaut es fuer Touristen aus, die laenger in Israel bleiben wollen ?

Die Gesetze fuer die Visaerteilung aendern sich staendig und daher ist es schwer, eine genaue Antwort geben zu koennen.
Wer als Tourist nach Israel einreist, bekommt am Flughafen ein Drei - Monats - Visa ausgestellt. Nach dessen Ablauf muss sich derjenige an das oertliche Innenministerium (Misrad HaPnim) wenden. In Jerusalem laeuft das Verfahren sehr kompliziert habe, wie ich gehoert habe.
Zuerst geht man zum Ministrium, hinterlaesst seine Telefonnummer und wird spaeter zu einem Termin aufgerufen.

Soweit mir bekannt ist, koennen Touristen aus Deutschland, der Schweiz, Oesterreich etc. das Visum einmal um weitere drei Monate verlaengern. Dieses allerdings ist nicht 100%ig sicher, denn vor allem Deutsche gelten als palaestinenserfreundlich und daher kann es passieren, dass bei der Verlaengerung nur ein Monat vergeben wird. Dieses kann auch Leute treffen, die gar nicht beabsichtigen in den palaestinensichen Autonomiegebieten zu volontieren.

Wer ein Praktikum macht, fuer den wird der Arbeitgeber bei der Visavergabe mit einspringen, was sicher leichter ist.

Wer juedisch und als solcher vom Ministerium anerkannt ist, der bekommt bei der Verlaengerung sechs Monate ausgestellt.

Ein neues Visa kostet immer Gebuehren und ich kenne mich mit den Kosten nicht mehr aus. Es duerften auf alle Faelle mehr als 150 Shekel sein.

Populaeres aus Israel

B"H

Die Saengerin Shiri Maimon mit ihrem aktuellen Hit "Ahava Ketana" - Kleine Liebe. Nicht gerade ein "anstaendiges" Video, doch ein gutes Lied.




Beitar Yerushalaim ist israelischer Fussballmeister 2007. Hier die schoensten Beitar - Tore 11 Tore der Saison.

Donnerstag, 7. Juni 2007

Die ewigen Themen

B"H

Wenn ich in Deutschland einmal eine Woche lang keine Nachrichten hoerte, verpasste ich nie etwas. Sogar nach einem Monat war alles beim alten und es gab kaum etwas Neues. Vielleicht war eine beruehmte Persoenlichkeit verstorben, aber sonst…

In Israel ist genau das Gegenteil der Fall. Wenn ich einmal eine Stunde lang keine Nachrichten hoere, habe ich alles verpasst. Von Terroranschlaegen bis hin zu Budgetkuerzungen ist alles dabei.
Unsere Presse hat immer etwas zu berichten und in Israel existiert kein Sommerloch. Die hiesigen Zeitungen sind nicht gezwungen Stories ueber Aliens (siehe BILD - Zeitung im Sommerloch) zu erfinden. Selbst dann nicht, wenn die Knesset im August in den Sommerurlaub geht. Wir haben genuegend Aliens live herumlaufen, was die Sache umso interessanter macht.

Die Presse befasst sich heute ganz gross mit zwei gesellschaftlichen Ereignissen.
Zum einen sollen 2000 Lehrer aus den Provinzen entlassen werden.
Wer will heutzutage in Israel ueberhaupt noch Lehrer werden ? Langes Studium, miserables Gehalt, hoffnungslos ueberfuellte Klassen und nicht selten gewalttaetige Schueler. Dazu kommt, dass die Lehrer in Israel keinen Beamtenstatus haben, sondern nur einfache Angestellte sind. Geheuert und gefeuert, lautet das Motto. Nie weiss ein Lehrer, ob er im kommenden Schuljahr noch an der gleichen Schule unterrichten oder entlassen wird. Jedes Schuljahr wird sich von Arbeitsvertrag zu Arbeitsvertrag gehangelt.

Nun sollen gleich 2000 Lehrer in den Nord - u. Suedprovinzen entlassen werden. Natuerlich laufen sie Sturm gegen den Regierungsplan und haben jetzt den Obersten Gerichtshof eingeschaltet. Der wird am 20. Juni das Urteil faellen, ob die Massenkuendigungen gesetzlich zu rechtfertigen sind.

Zweites grosses Thema ist mal wieder die Gay Parade. Fuer den 21. Juni ist sie in der Jerusalemer Innenstadt geplant und morgen findet eine weitere Parade in Tel Aviv, am Kikar Rabin vor dem Rathaus, statt.
Alle Gegner der morgigen Gay Parade, incl. der Religioesen, werden am Kikar Rabin eine Gegenparade starten. Genau gegenueber von den Gays. Die Gegner wollen mit Tieren aufwarten und nennen ihre Parade daher "Die Parade der Tiere". Genauso sehen sie das Verhalten der Homosexuellen.

Unterdessen erliess die Knesset ein Gesetz gegen eine Gay Parade in Jerusalem, welches mit 41 zu 21 Stimmen angenommen wurde. Eingebracht wurde der Antrag von der haredisch - sephardischen SHASS - Partei und den Nationalreligioesen. Das neue Gesetz wird jede geplante Gay Parade in Jerusalem gesetzeswidrig und unmoeglich machen.

Mittwoch, 6. Juni 2007

Der neue Star

in Israel ist die Band Knesiat HaSechel

Verwirrungen

B"H

Irgendwie kann ich den Nachrichten in diesen Wochen nicht mehr so ganz folgen. Da heisst es, dass ein Krieg mit Syrien sehr wahrscheinlich sei, denn die Syrer wuerden an der Grenze zu Israel mobil machen. Dann hiess es kuerzlich, dass Olmert Friedensgespraeche mit Assad sucht und heute machen unsere Zeitungen mobil. Ein Krieg mit Syrien stehe hoechstwahrscheinlich diesen Sommer an.

Was nun ? Ja oder Nein ? Ist das die neue Methode Leute auf eine kommende Gefahr vorzubereiten oder wissen die Zeitungen nicht, was sie schreiben sollen ?
Den Geheimdiensten zufolge eher nicht, denn die warnen schon lange vor einem Ueberraschungsangriff der Syrer auf dem Golan. Zum gleichen Zeitpunkt wil die Hizbollah vom Libanon aus angreifen und die Hamas in Gaza will auch nicht hinten anstehen.

In den vergangenen Tagen fuehrte unsere Armee Uebungen in der Negev durch. Ich bin mir nicht sicher, ob der neue Eventuell - Krieg mit Panzern gefuehrt wird, besitzen doch die Syrer Langstreckenraketen. Von Atomwaffen ganz zu schweigen.
Assad hat seine Truppen an der israelischen Grenze postiert, will aber keinen Erstschlag ausfuehren. Wahrscheinlich beginnt er irgendwann ein bisschen zu provozieren, um so die Welt auf seine Seite zu bekommen. Das waere ja nichts Neues.

Die Frage, was wir genau machen, sollten wirklich einmal Langstreckenraketen auf uns zufliegen, habe ich mir noch nicht gestellt. Jerusalemer lieben zu sagen, dass kein arabischen Land jemals Raketen auf Jerusalem abfeuern wird. Steht doch hier ihr sogenanntes "Heiligtum" auf dem Tempelberg. Andere meinen lakonisch, dass uns gar nichts Besseres passieren kann als das eine der Raketen voll in den Felsendom knallt. Naja, das Ausland wird uns wieder die Schuld dafuer in die Schuhe schieben, nachdem die arabischen Laender efolgreiche behauptet haben, dass es sich hierbei um israelische Sabotage handelt, aber wer weiss, vielleicht kommt ja so der Meschiach.

Dienstag, 5. Juni 2007

Rutka

B"H

Das Yad Vashem hat ein neues Buch unter dem Titel "Rutka's Notebook" herausgegeben.

Bei dem Buch handelt es sich um das Tagebuch der 14 - jaehrigen polnischen Juedin Rutka Laskier, die auf ihre Deportation wartete. Das Tagebuch wurde erst nach 60 Jahren von Rutkas nichtjuedischer Freundin Stanislawa Sapinska freigegeben.

Vor ihrer Deportation wurde Stanislawa von Rutka gebeten, dass Tagebuch aufzubewahren. "Falls ich nicht zurueckkehre, sollen die Menschen wenigstens wissen, was mit uns geschah," so Rutka. Ihre Freundin musste erst von deren Sohn ueberzeugt werden, dass Buch an die Oeffentlichkeit zu bringen.

Auf 60 Seiten beschreibt Rutka ihr Leben mit den deutschen Besatzern, das Leben im Ghetto, aber auch Privates. Sie schrieb, das sie sich in ein Tier verwandelt, welches zur Schlachtbank gefuehrt wird.
Am 24. April 1943 wurde die Familie nach Auschwitz deportiert und man nimmt an, dass Rutka noch am gleichen Tage umgebracht wurde.

Ihr Vater Yaakov war der einzige Ueberlebende der Familie und wanderte nach seiner Befreiung nach Israel aus. Dort gruendete er eine neue Familie und, im Gegensatz zu Otto Frank (dem Vater von Anne Frank), erzaehlte er niemals etwas ueber seine vorherige Familie. Er wollte den Holocaust vergessen. Im Jahre 1986 verstarb Yaakov Laskier.

Umso ueberraschter zeigte sich seine heute 57 - jaehrige Tochter Zahava Sherz als sie von Rutka erfuhr. Sie hatte niemals gewusst, dass sie eine aeltere Schwester hatte.

Protekzia

B"H

In acht Tagen soll in Israel ein neuer Praesident gewaehlt werden. Das ansonsten so hochangesehene Amt wurde vom letzten Praesidenten, Moshe Katzav, gruendlich besudelt. Mehrere ehemalige Angestellte im Praesidentenhaus wurden von ihm sexuell belaestigt bzw. vergewaltigt. Das Verfahren laeuft noch.
Unserem Land war das maechtig peinlich und so suchte man die Schuld ? Wie konnte Katzav ueberhaupt zum Praesidenten gewaehlt werden, verfuegt er doch ueber keine besondere Bildung ?
Aber damit steht er nicht allein, denn viele unserer Knessetmitglieder sind nicht gerade die grossen Akademiker, sondern wurden eher aufrund ihrer Protekzia auf Wahllisten gesetzt.

Protekzia ist alles in Israel und wer als Neueinwanderer spaeter dazu kommt, der hat sie nicht. Die Protekzia beginnt schon in der Schule, geht weiter ueber die Armee bis hinein ins Berufs - und Privatleben. Ueberall lernt man Leute kennen, die einem behilflich sind. Gute Freunde sozusagen.
Wer einen Job sucht, der findet ihn meistens durch Mundpropaganda oder Protekzia. Freunde rufen an und mogeln einen irgendwie rein. Selbst, wenn derjenige ueber keine besonderen Faehigkeiten verfuegt.
Ariel Sharon war ein Meister der Protekzia. Er vergab Job an Leute, die fuer ihn stimmten und diese wiederum vergaben Jobs an ihre Freunde. So ist dann jeder jedem verpflichtet, aber lebt wie die Made im Speck. Jedenfalls solange das System funktioniert.

Die kommende Woche stattfindenden Praesidentenwahlen sind ein neues Beispiel fuer Protekzia und die so beliebten Deals (Dilim auf Hebraeisch). Die Kandidaten sind Shimon Peres fuer die Olmert - Partei Kadima und Ruven Rivlin fuer Netanyahus Likud. Peres brauche ich nicht weiter zu erklaeren, denn meine negative Meinung ueber ihn habe ich schon genuegend kund getan.
Mein Kandidat heisst Ruven Rivlin, aber leider waehlt nur die Knesset und nicht das Volk. Rivlin ist solide und nicht unbeding von Skandalen befallen, wie der bestechliche Peres. Wahrscheinlich ist Ruven Rivlin eher nur in Israel bekannt, war er doch jahrelang Knessetvorsitzender.

Beide Kandidaten haben bisher keine Mehrheit auf ihrem Konto verbuchen koennen. Peres und Olmert buhlten bei dem geistigen Oberhaupt der sephardisch - haredischen SHASS - Partei um Stimmen. Angeblich sollen diese ihnen sicher sein.
Rivlin dagegen hat den Likud und die Rechtsparteien hinter sich. Aber Moment, der Abgeordnete der haredischen Partei Yahadut HaTorah, Meir Porush, will eventuell doch fuer Peres stimmen. Oder nicht und fuer Rivlin ?
Viele Knessetmitglieder geben widerspruechliche Aeusserungen von sich und nichts ist sicher. Alles haengt von den Deals ab. Welcher Kandidat macht die besten Versprechungen ? Nicht fuer das Volk, sondern fuer die Parteien.

Die israelische Tageszeitung ISRAELI nennt die bevorstehenden Praesidentenwahlen ein Casino. Jeder ist mit jedem verbandelt und macht geheime Deals. Also bleibt alles offen.

Montag, 4. Juni 2007

Shekel

B"H

Was mir nach all den Jahren immer noch fremd ist in Jerusalem, sind die vielen Bettler auf den Strassen. Kaum eine Strasse in der Innenstadt, an der keine Bettler stehen. In europ. Laender sitzen die Bettler leise am Strassenrand, doch in Israel kann man sie uebersehen nicht aber ueberhoeren. Mit einem Plastikbecher bewaffnet sitzen sie auf ihren Stammplaetzen und wedeln diesen hin und her. "Shekel, Shekel."
Allein die Vorgabe der Summe, die ich spenden soll, geht mir auf die Nerven. Solchen Leuten gebe ich erst gar nichts. Manchmal stehen nationalreligioese Jugendliche an belebten Kreuzungen oder dem Busbahnhof. "Spendet, spendet, auch wenn es nur 10 Agorot (ca. 2 Cent) sind." Ohne Angabe der Summe gebe ich schon eher etwas.

Zugegeben, in London war der Anblick der Obdachlosen und Bettler schlimmer. In Israel sind die Bettler penetranter. Entweder halten sie einem sofort ein obskures relig. Zertifikat unter die Nase, um einen glauben zu machen, dass es sich hier um einen guten relig. Zweck handele oder sie laufen einem solange hinterher, bis man ihnen Geld gibt. Die Leute mit den Zertifikaten laufen meistens im Machane Yehudah Markt auf und ab. Die richtig Penetranten dagegen sieht man entweder auf den Treppen, die zur Klagemauer (Kotel) fuehren. Vor allem aber handelt es sich bei ihnen rund ums Palaestinenser Yaffa - Tor, die meinen, dass alle Touristen Millionaere seien. Da werden gleich harte Dollars oder Euros verlangt, anstatt dem israel. Shekel.
Einmal passierte es mir auf den Treppen zur Klagemauer, dass mich ein Bettler auf Englisch ansprach. Als ich ihm auf Hebraeisch antwortete, liess er mich entgeistert stehen. "Nein, Israelis wolle er nicht als Kundschaft, denn die haetten ja nur Shekel und keine Dollars."

Vor Jahren schon hat die Polizei das Betteln an der Klagemauer offiziell verboten. Betende fuehlten sich durch die ewige Ansprecherei belaestigt. Allerdings wird inoffiziell weitergebettelt, denn es sind dort viele Touristen mit Geld. Ausserdem ist bekannt, dass religioese Juden relativ viel Spendengelder geben, denn im Judentum ist Zedaka (Spenden) eine Mitzwa (Gebot).
Das ist auch der Grund, warum sich unzaehlige Bettler schnell eine Kipa auf den Kopf setzen und sich in ultra - orthod. Stadtteilen zum Betteln niederlassen. Dort liegt der Verdienst wesentlich hoeher als in der Fussgaengerzone.

Immer wieder veroeffentlicht das Jerusalemer Wochenblatt "Kol HaZeman" die geheimen Verdienste der Jerusalemer Bettler. Wer eine Stunde in der Ben Yehudah steht oder ein Instrument spielt, der hat mehr Geld zusammen als ich nach einigen Stunden Arbeit.
Interessanter aber waren die in "Kol HaZeman" angegebenen Motive der Bettler. Die Mehrzahl bediente sich der Bettelei, weil so ihr Einkommen hoeher lag als wenn sie einer regulaeren Arbeit nachgegangen waeren. Einige hatten ausserhalb Jerusalem oder in Beit Shemesh ein Haus gekauft und wollten sie ihre Hypotheken bequemer tilgen.

Die Leute, die das Geld wirklich brauchen, stehen weniger am Strassenrand, weil sie sich schaemen. Jerusalem ist die zweitaermste Stadt Israels nach Bnei Brak bei Tel Aviv. Die Gruende dafuer sind fast gleich. In Bnei Brak leben ueberwiegend Haredim (ultra - orthdox. Juden) und da die Vaeter im Kollel (relig. Institution) lernen und fast nur die Frauen arbeiten, leben die meisten unterhalb der Armutsgrenze. Erwaehnt werden muss jedoch das die Religioesen sich untereinander helfen. Haredim verfuegen ueber ein brilliantes Sozialnetz und helfen sich gegenseitig. Hilfe von aussen kann daher vielmals abgelehnt werden. Eine der besten Hilfsorganisationen gehoert der Chassidut Vishnitz, aber auch andere sind mit dabei.

In Jerusalem leben nicht nur viele Haredim unterhalb der Armutsgrenze. Die Massenarbeitslosigkeit innerhalb der palaestinensischen Gesellschaft ist hoch. Hierbei spielen nicht nur politische Hintergruende eine Rolle. Das grosse Problem der Palaestinenser ist die fehlende Bildung. Schon im Kindesalter muessen Jugendliche arbeiten um ihre Familien zu ernaehren und fuer eine Schulbildung bleibt da keine Zeit.
Eine weitere Rolle spielt die "neue Armut". Durch Budgetkuerzungen der Regierung verloren Leute ihre Jobs oder alleinstehende Muetter ihr relativ hohes Kindergeld. Die Lebenshaltungskosten steigen staendig an, doch die Gehaelter bleiben gleich.

Was wirklich einzigartig in Jerusalem ist, das sind die vielen Suppenkuechen, in denen Arme kostenlose Mahlzeiten bekommen. Ich hoerte, dass manche Suppenkuechen besser als Restaurants seien.
Die Suppenkuechen versorgen taeglich mehrere Tausend Menschen aus fast allen Schichten. Die Mehrheit der Einrichtungen wird von religioesen Juden unterhalten, aber nicht nur. Der grosse Nachteil ist, dass christliche Missionare auf den Trend aufsprangen und ihre eigenen Suppenkuechen gruendeten. Natuerlich unter dem Schein der Loyalitaet. Beduerftige, die einmal dort waren, gehen meist kein zweites mal mehr hin, denn die aufdringlichen Christen begannen sofort mit ihrer Mission. Spende mit Hintergededanken. Viele der christl. Einrichtungen mussten aufgrund von Anzeigen aus der Bevoelkerung schnell wieder schliessen und deren Klientel beschraenkt sich heute ueberwiegend auf nichtjuedische Russen.

Die Stadtverwaltung hat der Armut nichts entgegenzusetzen. Geld fuer Projekte gibt es kaum. Religioese Institutionen aus den USA sind da etwas erfolgreicher. Sie stellen Gelder zur Verfuegung und Verlangen keine Gegenleistungen, was im Judentum absolut verboten ist.
Wer nun grosse Demos der Armen erwartet, versteht die israelische Mentalitaet nicht, die da heisst: Mistadrim - Man kommt zurecht.

Sonntag, 3. Juni 2007

Boykott und Bomben

B"H

Eine israelische Tageszeitung kommt heute zu dem Schluss, dass wir Israelis ja gar keine englischen Produkte mehr benoetigen. Nach dem britischen Akademikerboykott gegen Israel droht auch nun ein Handelsboykott und wir Israelis wollen zurueckschlagen.
Keine Jaguars mehr kaufen und Harry Potter sei eh tot. So what ?

Wer kann sich hier schon einen Jaguar leisten aber Harry Potter, naja, seine Buecher sind bei den hiesigen Kids der Renner. Wie also koennen wir den Briten so richtig schoen schaden ?
Genau, wir boykottieren das Koenigshaus. Wer braucht schon die News von Harry, William und Camilla ? Das ist uns doch egal. Das Problem ist nur, dass unsere Presse eh kaum ueber die Windsor berichtet und wir hier keine Yellow Press wie in England oder Deutschland haben. Wie gross wird der Schaden da nur sein ?


Im SPIEGEL las ich von einer neuen Bucherscheinung. Der Franzose Gilles Rozier schrieb ein Buch ueber ein Busattentat in Jerusalem, in dem er verschiedene Opfer beschreibt. Rozier wohnt nicht in Jerusalem, sondern in Frankreich, und daher scheint ihm das Abkommen israel. Schriftsteller unbekannt zu sein. Diese verkuendeten schon vor Jahren, dass sie keine Buecher ueber Terrorattentate schreiben werden, denn damit sei zuviel Trauer und Leid verbunden. Vielleicht in einigen Jahrzehnten, aber nicht jetzt.


Ein Buch mit ganz anderem Thema ist in Deutschland erschienen. Den Titel habe ich vergessen, doch beschaeftigt sich die Autorin mit ihrer zum Judentum konvertierten Schwester. Letztere ist nationalereligioes geworden, wohnt in einer israel. Siedlung und nun kuendigt die nichtjuedische Schwester ihren Besuch an. Die "Neujuedin" verlangt von der Schwester, sich anstaendig anzuziehen und eine Kopfbedeckung zu tragen.

Hierbei verstehe ich den Sinn ueberhaupt nicht. Wie kann eine Juedin von ihrer nichtjued. Schwester verlangen, eine Kopfbedeckung aufzusetzen ? Anstaendige Kleidung ja, Kopfbedeckung nein, denn zur letzteren ist die nichtjued. Schwester gar nicht verpflichtet.
Wer hat das was missverstanden ? Die relig. Schwester, die vielleicht vollkommen uebertrieben handelte oder die Autorin ? Das wuerde mich interessieren. Oder war es doch nur ich selbst ?

Samstag, 2. Juni 2007

Bericht zum Tisch des Rebben

B"H

Fuer diejenigen, die an meinem Bericht ueber den Tisch des Rebben der Chassidut Toldot Aharon interessiert sind: Auf meinem religioesen Hamantaschen - Blog ist alles nachzulesen.

Shavua Tov - Eine gute Woche

Shavua HaSefer

B"H

Vom 6. - 16. Juni 2007 findet die alljaehrliche "Woche des Buches" (Shavua HaSefer) statt. Trotz High - Tech lieben Israelis ihre Buecher und jaehrlich kommen 2 Milliarden Shekel (10 Mio Euro) Umsatz in die Kassen.

Zur 46. "Woche des Buches" senken die groesste Buchhandlungkette des Landes, Stimatzky, sowie weitere Buchhandlungen drastisch die Preise. Aber nicht nur kaufen ist angesagt, denn das Publikum kann viele israelische Autoren wie z.B. Meir Shalev, Yehudah Rotem, Oren Nehari, Amiah Lieblich oder A.B. Yehoshua live erleben.

Ausstellungsort in Jerusalem ist der alte Bahnhof nahe der Cinematheque.

Oeffnungszeiten: Sonntag - Donnerstag 18.00 - 23.00 Uhr und am Mozzaei Shabbat (Samstag Abend nach Shabbatausgang) von 20.30 Uhr - Mitternacht.

Der Eintritt ist kostenlos !!!

Viele israelische Verlage werden dort sein und Buecher zum Kauf anbieten. Normalerweise gibt es kein grosses Angebot anderer Sprachen ausser Hebraeisch, dennoch koennen einige Buecher in englischer, franz. oder spanischer Sprache gefunden werden. Auch der FELDHEIM - Verlag wird mit einem Sortiment engl. religioeser Buecher vertreten sein.

Darueber hinaus veranstalten Cafes in der ganzen Stadt Lesungen verschiedener Autoren.