Mittwoch, 19. Dezember 2007

Der Mauer zum Trotz

B"H

Die israel. Tageszeitung HAARETZ beschäftigt sich heute mit einem Thema, welches seit langem in Jerusalem nur allzu allgegenwärtig ist. So richtig aktuell wurde es jedoch erst vor wenigen Jahren und schuld daran ist die Hebräische Universität, die HebrewU Jerusalem, mit Niederlassung auf dem Mount Scopus.

Der Mount Scopus der HebrewU grenzt direkt an den Stadtteil "French Hill" und eben jener Teil der Stadt galt bisher als Adresse für die "linke Intelligenz". Viele Uniprofessoren kauften sich weitflächige Apartments in den Hochhäusern auf dem French Hill. Ebenso liessen sich betuchte Amerikaner nieder und dass viele Einwohner gut betucht sind, läßt schon allein der teure Supermarkt in der Hauptstrasse erkennen.

Im hinterten Teil des French Hill, in der Etzel - Street, besass die HebrewU mehrere Hochhäuser, in denen sie Studentenwohnheime einrichtete. In einem 3 - Zimmer - Apartment lebten mehrere Studenten in einer WG und zahlten die Miete an die HebrewU.
Dies aber gehört alles seit wenigen Jahren der Vergangenheit an, denn die Uni kam auf die Idee, die Hochhäuser zu verkaufen. Besser gesagt, jedes Apartment einzeln an den Meistbietenden. Die Studenten wurden umquartiert.

Nun aber begann das eigentliche Problem, denn jüdische Kaufinteressenten wurden von palästinensischen ganz einfach überboten. Der HebrewU war egal, an wen sie die Wohnungen verschachert und so kam es, dass plötzlich viele Palästinenser auf den French Hill zogen. Sie verfügten über mehr Cash und schnell verbreiteten sich üble Gerüchte, dass die Palis ja wohl ihr Cash aus den arab. Bruderstaaten bekommen, um sich immer häufiger in jüd. Stadtteile einzuquartieren. Auf diese Weise wollen sie sich ausbreiten, um dann bei eventuellen späteren Friedensverhandlungen Mr. Bush mitzuteilen, dass der Stadtteil, um den es da gehe, eigentlich arab. und nicht mehr jüdisch sei. Folglich gehöre das Land zu Palästina und nicht dem zionistischen Feind.
Der French Hill grenzt an mehrere paläst. Stadtviertel und bisher war es so, dass Palästinenser und Juden Abstand voreinander hielten. Niemand intervenierte bei dem Nachbarn. Hier das paläst. Beit Chaninah und da das jüdische Pisgat Ze'ev und Neve Yaakov.

Seit dem Mauerbau durch Jerusalem ist jedoch alles anders. Tausende Palästinenser sehen nicht ein, warum sie hinter der Mauer leben sollen. Schliesslich haben sie mit dem Terrorismus nichts zu tun und wollen nur ihrer Arbeit nachgehen und die Familie ernähren. Wer jedoch im Autonomiegebiet hinter der Mauer lebt, dem geht es wirtschaftlich mehr als mies. Keine Jobs. Wer nach Israel einreisen will, der muss erst die Checkpoints der Armee überqueren. Die paläst. Autonomiebehörde schert sich nicht um die Landsleute und von der Sozialhilfe kann man nur träumen. Wie schön war es doch als die Israelis noch dort waren. Wer auf israel. Territorium lebt, der ist stolzer Besitzer des begehrten blauen israel. Personalausweises und wer hinter der Mauer lebt, der hat halt Pech gehabt. Nichts da mit der landesweiten Reisefreiheit und der Stütze.

Um in den Besitz des Personalausweises zu bekommen, haben sich die Palis recht viele Tricks einfallen lassen. Zuerst einmal wollen sie unter allen Umständen nach Westjerusalem ziehen. Egal wohin. Die Mieten im paläst. Beit Chaninah stiegen deswegen in die Höhe. Von 200 auf 700 oder sogar 800 Dollar. Beit Chaninah liegt zwischen Jerusalem und dem 20km entfernten Ramallah, gehört aber noch zum israel. Territorium und damit in den Einzugsbereich des blauen Personalausweises. Die Bewohner von Ramallah aber wollen nicht hinten anstehen und suchten Wohnungen in Beit Chaninah, um den Ausweis zu bekommen. Dies wiederum rief die Hausbesitzer in Beit Chaninah auf den Plan, ihre Wohnungen teuer zu vermieten und die Lage auszunutzen.

Genauso geschieht es im arab. Teil der Jerusalemer Altstadt. 600 Dollar für einen alten Lagerraum. Das ist den Palis zuviel und nun weichen sie auf die jüdischen Wohnbezirke wie Pisgat Ze'ev, Neve Yaakov oder den French Hill aus. Alles liegt nahe an Beit Chaninah oder Ramallah und der blaue Personalausweis winkt auch.
Die jüdische Bevölkerung wiederum fühlt sich überrumpelt und will keine arab. Nichbarn. Erstens sind sie der Feind und man weiss ja nie, was abends im Dunkeln auf der Strasse geschehen kann. Und zweitens sinken somit automatisch die Immobilinepreise der eigenen Wohnung. Auf dem French Hill wurde deshalb eigens eine Bürgerinitiative gegründet, die sich u.a. auch mit der HebrewU anlegte. Keine Häuserverkäufe mehr an Palis. Aber all die Ideologie hilft kaum, wenn der Hausbesitzer das viele Cash in der Hand winken sieht.

In den genannten jüdischen Stadtteilen kommt es immer mehr zu Gewalttaten, bei denen arab. Jugendliche verprügelt werden oder umgekehrt. Neve Yaakov ist geprägt von einer sozial schwachen jüdischen Bevölkerung und die Wohnungen dort kosten nur 500 Dollar Miete. Für Jerusalemer Verhältnisse ein Schnäppchen. Viele Russen und Haredim (Ultra - Orthod.) leben daher in Neve Yaakov. Pisgat Ze'ev dagegen hat ein anderes Flair. Die blitzblanken Neubauten beherbergen viele Studenten genauso wie gut betuchte Familien. Eine kleine Oase mitten in den judäischen Bergen. Sogar eine neue Schnellstrasse wurde vom French Hill hinüber nach Pisgat Ze'ev gebaut. Die Alte wurde zu gefährlich, denn immer wieder flogen Steine auf jüd. Autofahrer. Nun liegt die Schnellstrasse in einem Tunnel.

Ein zweiter Weg an einen blauen israel. Personalausweis zu kommen, ist natürlich die Hochzeit. Unzählige israel. Palästinenser heiraten plötzlich Partner aus den Autonomiegebieten. Danach wird dann fröhlich aufs Innenministerium stolziert und wer Glück hat, bekommt so seinen blauen Ausweis. Allerdings hat die Regierung dem schon einen Riegel vorgeschoben, denn so schnell werden auch aufgrund einer Hochzeit keine Ausweise mehr vergeben.

Eine Lösung des Häuserkaufes ist nicht in Sicht. Solange jüd. Eigentümer das viele Cash der Palis bevorzugen und an sie verkaufen, boomt das Geschäft. Zum Leidwesen der jüd. Bevölkerung in diesen Gebieten, denn dort wird es weiterhin einen Anstieg der Gewalt geben. Ganz so einfach läßt man sich sein Zuhause nun doch nicht abjagen. Wenn es ganz extrem wird, dann kann jede Siedlung einem Palästinenser sogar den Zutritt verwehren, wie es schon seit vielen Jahren in Beit El oder in Efrat geschieht. Die Bürger der Siedlungen stimmten mehrheitlich dafür. Und wer das jetzt als Diskriminierung betrachtet, der sollte bedenken, dass kein Jude Zutritt in ein paläst. Dorf bzw. Siedlung hat. Palästinenser kommen jederzeit zu uns aber sollten wir zu ihnen gehen, setzen wir unser Leben aufs Spiel.

2 Kommentare:

  1. Das eben erbaute "Studentendorf" hat die HUJI schon verkauft?!

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  2. B"H

    Hi Yoav, die Haeuser in Etzel waren nicht gerade neu.
    Um die Uni herum gibt es nur noch wenige Dormitories und ich weiss ehrlich gesagt nicht, wo alle Studenten hingezogen sind, denn ich habe keinen Kontakt mehr zum Scopus Berg. Seitdem eine Freudin von mir ihr Studium beendete, komme ich kaum noch dort vorbei.

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