Donnerstag, 13. Dezember 2007

Kein Zutritt beim Feind

B"H

Die meisten wissen es nicht und wenn man es ihnen erzählt, schauen sie einen mit grossen Augen erstaunt an. "Ah wirklich ?", lautet dann ihre Reaktion.

Mir als israelischem Staatsbürger genauso wie jedem anderen Israeli ist es gesetzlich verboten, in die palästinensischen Autonomiegebiete zu reisen. Nicht, weil unsere Regierung uns keinen Urlaub dort gönnt, sondern ganz einfach aus Sicherheitsbedenken heraus. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Lynch geschieht.

Mit einem israel. Personalausweis hätten wir am Checkpoint zu den Gebieten keine Chance. Die israel. Armee würde uns nicht passieren lassen. Jedenfalls nehme ich dies so einmal an, denn persönliche Erfahrungen damit habe ich keine. Mir käme es auch nicht gerade in den Sinn, nach Bethlehem oder Ramallah zu fahren und ich kann mir, weiß G - tt, bessere Orte vorstellen.

So mancher Israeli ignorierte alle Warnungen in der Vergangenheit und einige landeten dann doch irgendwie in den Autonomiegebieten. Ich erinnere mich an den Fall, der vor einigen Jahren geschah: Zwei Restaurantbesitzer aus Tel Aviv fuhren in die Autonomiegebieten, um billig Obst und Gemüse einzukaufen. Ihre Fahrlässigkeit kam ihnen teuer zu stehen. In einem paläst. Restaurant wurden sie von Terroristen abgeführt und außerhalb des Ortes exekutiert.
Dies ist kein Einzelfall und schon allein aus dem Grund würde ich mich nie auf derlei Russisches Roulette einlassen.

Touristen dagegen dürfen überall hinfahren, nur nicht nach Gaza. Momentan ist dies auch weniger ratsam, denn in Gaza herrschen andere Gesetze als woanders auf der Welt.
Aber auch Touristen geben sich ihren dummen Sentimentalitäten hin und wollen das was sie im TV sehen, einmal unbedingt "live" erleben. Und so endete dann vor zwei Wochen ein amerik. Tourist in Nablus (Shechem). Shechem ist das Terroristennest überhaupt und selbst die Palästinenser meiden den Ort. Der Amerikaner fand das anscheinend toll und schon als er dort aus dem Bus stieg, wurde er beäugt. Ein Palästinenser kam dann auf ihn zu und warnte ihn, er solle hier verschwinden, denn man weiß ja nie.

Die Mehrheit der Touristen fährt nach Jericho, Bethlehem oder Ramallah. Orte, die etwas weniger gefährlich sind. Jericho gilt insgesamt als friedlich, Bethlehem will am Tourismus verdienen und kann sich keine terroristischen Auswüchse leisten und Ramallah beginnt den Tourismus als einträgliches Geschäft anzuerkennen. Schleppt man doch die Ausländer gerne zum neu eingerichteten Arafat - Campus mit Grabestour oder in die benachbarten Flüchtlingscamps. Dort stellt niemand "dumme" Fragen wie: Warum die Leute immer noch im Flüchtlingscamp leben und die arab. Bruderstaaten hier nicht helfen. Nein, seit 60 Jahren will gelitten werden, um auch ja viel Spenden aus dem Touristentaschen zu ziehen. Und da gibt man gerne, bei soviel "Leid".

Nicht nur der Zutritt in die Autonomiegebiete ist uns Israelis untersagt; auch dürfen wir nicht in den Iran, den Libanon oder in weitere arab. Staaten einreisen.
Erstens wollen uns diese Länder eh nicht und zweitens befürchtet unsere Regierungs Kidnappings. Und damit wir nicht so enden wie Ron Arad, Gilad Schalit, Ehud Goldwasser, Eldad Regev und weitere, sind uns derlei Reisen grundsätzlich untersagt.

Problematisch wird es dann, solbald ein Israeli über mehrere Staatsbürgerschaften verfügt. Bestes Beispiel ist der aktuelle Fall des Daniel Scharon. Daniel Scharon ist Israeli, lebt aber in Deutschland und besitzt auch einen deutschen Paß. Sein Lieblingsland ist anscheinend der Libanon, in den er schon unzählige Male einreiste. Mit seinem deutschen Paß.
Vor ein paar Monaten wurde er dann in Beirut verhaftet, weil man ihn eines Mordes bezichtigte.
Der Fall verursachte in Israel großes Aufsehen und viele sahen schon einen neuen Fall "Elchanan Tennenbaum" auf sich zukommen. Ein Israeli verhaftet im Libanon. Wenn da mal nicht gleich Hizbollah - Nasrallah zuschnappt und Daniel Scharon in den Iran schleppen läßt. Für das idiotischen Handeln des Daniel Scharon wollen wir nicht auch noch zahlen. Die Tennenbaum - Katastrophe war genug.
Elchanan Tennenbaum war vor einigen Jahren zwecks Drogendeals in den Libanon eingereist, als Geisel gehalten, um dann später freigekauft zu werden.

Nun war Daniel Scharon an der Reihe und mit der gleichen Dummheit versehen. Israel mischte sich nicht ein und die deutsche Bundesregierung intervenierte. Scharon kam frei und flog nach Deutschland. Vorgestern nun landete er in Israel und wenige Minuten später auch im Knast. "Einreise in ein Feindesland", so lautet die Anklage.

Nichts wird in Israel härter verfolgt als solche Taten. Scharon war im Libanon und natürlich interessiert es die hiesigen Geheimdienste, was man dort von ihm wollte und welche Fragen gestellt wurden.

Daniel Scharon aber macht mir laut Photo nicht einen mitteilungsseligen Eindruck und außerdem verkündete er, dass er gerne wieder in den Libanon fahren möchte. Was in Israel als schweres Vergehen geahndet wird, interessiert manche Israelis mit mehreren Pässen nicht unbedingt. Nicht immer muß gleich eine Spionage vermutete werden, doch derjenige, der mehrere Pässe zur Auswahl hat, identifiziert sich nicht immer mit der Ideologie eines Landes.
Gerade heute scheinen viele Weltenbummler zu sein und wer auch noch im Ausland lebt, betrachtet die Angelegenheiten des ursprünglichen Heimatlandes etwas anders. Nach der Art "Was geht mich das an, denn ich lebe ja hier". Und Scharon selbst sieht sich nicht als Sicherheitsgefahr. Was er allerdings nicht bedenkt ist, dass er trotz deutschem Paß sich selbst und andere in Gefahr bringt. Israeli bleibt nun einmal Israeli. Egal wo.

2 Kommentare:

  1. Im Moment laufen polizeiliche Untersuchungen gegen eine ganze Reihe von Leuten, die in letzter Zeit im Libanon und in Syrien waren. Unter anderem auf gegen ein paar Journalisten. Etwa gegen den sehr bekannten Ron Ben-Yishai, aber auch gegen ein paar kleine Freelancer, etwa Lisa Golmann.
    Wer die Interviews mit Daniel Sharon gelesen hat, weiss, dass es sich um jemanden handelt, dessen Begriff von Realität eine sehr subjektive Sache ist.
    Im Falle der Journalisten ist der Fall aber weniger klar, und die Blogosphäere tippt sich darüber gerade die Finger wund [1]. Lisa Goldmann macht dabei nicht gerade die beste Figur und man kann ihr fuer das Gerichtsverfahren wirklich nur viel Glück wünschen.

    http://israelmatzav.blogspot.com/2007/12/traveling-to-enemy.html#links
    http://bogieworks.blogs.com/treppenwitz/2007/12/since-you-asked.html
    http://www.jewlicious.com/?p=3976

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  2. B"H

    Vor ca. einer Woche las ich von dem Fall eines israel. Blogs, der ueber Talli Fachimah berichtete. Nun, das tat ich auch schon

    http://lebeninjerusalem.blogspot.com/2007/07/talli-fachimah-die-feindin-der-nation.html

    aber der israel. Blog war allem Anschein nach der linken Szene zuzuordnen und der Schreiber wurde vom Shabak zum Verhoer beordert.

    Warum die Journalisten gerade in den Libanon oder anderswo hinfahren, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Persoenlich wuerde ich sehr gerne einmal in den Irak fahren (wegen den Urspruengen der jued. Religion), aber derzeit lasse ich lieber die Finger davon. Ich habe keine Lust auf Kidnapping oder Schlimmeres.

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