Mittwoch, 30. April 2008

Das IDT - Hire & Fire System

B"H

Wer nach seiner Aliyah nach Israel nichts wird, der wird nicht Wirt, sondern geht zu IDT - Global in Tel Aviv, Jerusalem oder Beer Sheva. Die in New Jersey angesiedelte Firma ITD - Global beschäftigt weltweit Mitarbeiter, die sich als Callcenter - Sklaven verdingen. Ob Customer Service oder Online - Verkauf, bei IDT - Global kommt ein jeder auf seine Ausbeutungskosten. Wird er nicht mehr gebraucht, ist sein Schicksal besiegelt und er fliegt. Dies gilt übrigens genauso bei Nichterfüllung der Verkaufsquote im Online - Marketing. Nichts Neues, denn so ist es halt überall auf der Welt und wen kümmerts ?

Nun hat sich bei IDT - Global ein neuer Besitzer eingekauft und es gehen die Kündigungsängste um. 150 meist führende israelische Mitarbeiter wurden gerade entsorgt und weitere Arbeitsplätze stehen zur Diskussion.
Offiziell sucht IDT stetig neue Mitarbeiter in allen Sprachbereichen। Neulich rief eine riesige Anzeigenkampagne für Leute mit deutschen Sprachkenntnissen. Das Problem hierbei ist fast immer, dass es sich kaum um feste Jobs handelt. Was einem zuvor nicht immer mitgeteilt wird ist, dass es sich in vielen Fällen nur um befristete Aktionen handelt und man daher jederzeit zum Abschuß freigegeben werden kann, sobald die Aktion beendet ist.

Dass es nun auch die Führungskräfte trifft, ist neu und läßt tief blicken। Ein weiteres Problem, welches sich den zukünftigen Jobsuchenden auftut, sind ihre fehlenden oder mangelnden Hebräischkenntnisse. Gleich vom Aliyahflugzeug weg bei IDT - Global angeheuert, tut man sich schwer mit einem Hebräischulpan (Kurs). Man spricht halt Englisch und das reicht. Andere Firmen sind nicht so international wie IDT und wollen Mitarbeiter mit guten Hebräischkenntnissen. Und hier bestätigt sich einmal wieder mehr, wie wichtig es ist, nach der Aliyah die Landessprache zu erlernen und sich auf keinen englischen Ersatz zu verlassen.

Eine neue Heimat nebst Mentalität lerne ich nur anhand der jeweiligen Landessprache kennen. Für mich war die hebräische Sprache schon viele Jahre vor der Aliyah ein wichtiges Anliegen und ich gab viel Geld für Ulpanim in Kibbutzim aus. All das erleichterte mir hinterher die Eingewöhnung in die israelische Gesellschaft. Mich regt es jedesmal total auf, wenn jemand schon länger als zwei drei Jahre hier ist und sich keine Mühe macht, Hebräisch zu lernen. Dann nämlich ist derjenige noch gar nicht in Israel angekommen, sondern steckt mental noch im vorherigen Heimatland fest.
Und all jene, die bei IDT doch noch eine Karriere welcher Art auch immer starten wollen, sollten auf ihre Hebräischkurs nicht verzichten। Wer weiß, vielleicht kommt einem das ja ggf. später vor dem Arbeitsgericht zu Gute, falls man zu unrecht gefeuert worden ist.

Nur so zum Yom HaSchoah

B"H

Wie bekannt (oder auch nicht) beginnt heute (Mittwoch) abend in Israel der nationale Holocaust - Gedenktag "Yom HaSchoah". Morgen früh ertönt ein zweiminütiger Sirenenton, bei dem gewöhnlich alles stillsteht. Selbst der Straßenverkehr.
Jeder Yom HaSchoah ist gekennzeichnet mit vielen Zeugenaussagen von Holocaust - Überlebenden. Die Zeitungen sind voll und auch im Radio kommen alle zu Wort. Die zentrale Gedenkveranstaltung findet heute abend gegen 20.00 Uhr im Jerusalemer Holocaust - Museum "Yad VaShem" statt.

Der Holocaust wird in Israel nach wie vor ernst genommen, trotzdem es jedesmal wieder die neuen / alten Diskussionen gibt. Warum stehen viele Haredim (Ultra - Orthod.) beim Sirenenton nicht still ? Was bedeuten uns heutzutage die Holocaust - Überlebenden ? Wie schaut deren Alltag aus, wenn die Regierung nur zögerlich die Renten erhöht ?
Am Gedenktag selbst geraten unzählige Überlebende in eine mentale Krise und die Help - Lines sind vollbesetzt. Bei AMCHA (einer Organisation zur Betreuung von Überlebenden) werden extra Telefonschichten gefahren.

Da die Überlebenden immer seltener werden, laden große Veranstaltungen immer wieder zu Erlebnisberichten und Vorträgen ein. Mit deutschen Holocaust - Überlebenden habe ich in meinem israel. Leben kaum etwas zu tun gehabt. Die mir bekannte Mehrheit kommt aus Polen und Ungarn. Wobei die Ungarn besonders unversöhnlich sind.
Was deutsche Nichtjuden immer interessiert ist, wie die heutige israelische Gesellschaft auf das Thema reagiert bzw. wie Deutsche in Israel aufgenommen werden. Die Problematik hängt jedoch immer davon ab, wo man sich befindet und mit welchen Israelis man zu tun hat. Verallgemeinerungen wie "man hat uns vergeben" oder "wir sind immer noch schuldig" gibt es daher nicht. Alles hängt vom Individualfall ab. Ich kann auf Leute treffen, bei denen der Holocaust nicht unbedingt eine große Rolle spielt oder ich treffe auf Leute, bei denen es das sehr wohl tut. Allgemein sei vielleicht gesagt, dass Haredim in vielen Fällen besonders empfindlich reagieren. Viele von ihnen haben ihre Familien in der Schoah verloren und zeigen sich unversöhnlich. Der Umgang mit Deutschen ist ihnen generell unangenehm und ich finde, dass man dieses als Deutscher akzeptieren sollte und sich nicht aufzudrängen hat. Komischerweise verspüren manche dt. Touristen oft den Drang zu beweisen, wie toll und unschuldig sie doch heute seien. Das dieses manchmal als penetrant oder nervig aufgefasst wird, scheint bei vielen keine Rolle zu spielen.

Bestes Beispiel hierfür geschah am letzten Pessach; also erst vor wenigen Tagen.
Ein deutscher Volontär aus einem christlichen Hospiz in Jerusalem wollte unbedingt an einer jüdischen Pessach - Seder teilnehmen. Nun sind relig. Juden gewiss nicht darauf erpicht, Nichtjuden zu einem Sederabend einzuladen; noch dazu, wenn jemand aus einem christlichen Hospiz kommt. Als der Volontär dann von einer chassidischen Familie erfuhr, wollte er unbedingt dabei sein. Man teilte ihm jedoch mit, dass der Ausrichter der Feier als einziger den Holocaust überlebte und alles andere als nichtjüdische Deutsche bei seiner Seder haben will.

Am Sederabend tauchte der Deutsche aber auf, was ich und einige andere ziemlich geschmacklos fanden. Ignorant und dumm. Auf Gefühle wurde keine Rücksicht genommen. Nein, man warf ihn nicht hinaus, sondern behandelte ihn freundlich. Das allerdings schien den Volotär munter zu Weiterem zu bewegen, denn gleich darauf schleppte er noch zwei weitere Gestalten aus seinem Hospiz mit an. Einen weiteren Deutschen, der ohne jegliche Kopfbedeckung auftauchte sowie eine Ungarin.
Schade nur, dass die Drei am letzten Pessachabend nicht mit dabei waren als es um den Holocaust ging und der Gastgeber eine lange Rede hielt. Hierbei kam noch ein weiterer Gast, auch Überlebenden, zu Wort und er trug alte chassidische Städtl - Lieder vor. Lieder aus einer Vergangenheit, die heute niemand mehr richtig nachvollziehen kann. Eine Städtl - Vergangenheit, die ausgelöscht worden ist.

Irgendein deutsch - jüdischer Blog gab einen Link zu einem Artikel einer großen deutschen Tagezeitung, wo es um kinderreiche israelische Familien ging. Da ich alles nur mehr oder weniger überflog, kann ich mich weder an den Namen des Blogs noch an den Namen der Tageszeitung erinnern. Das Gefährliche ist jedesmal, wenn sich deutsche Journalisten auf Themen einlassen, von denen sie keinerlei Hintergrundkenntnisse besitzen. Da wird mal kurz durchs Internet gesurft oder mit drei vier Leuten geredet und schwupps habe ich meinen Artikel fertig. Unwissende Leser mögen das Dahingeplätscher glauben, für mich hingegen klang es mal wieder das, was es war: keine Ahnung und davon recht viel.

Ein wichtiger Grund, warum gerade haredische Familien auf Kinderreichtum setzen, hat nicht immer etwas mit fehlenden Verhütungsmittels zu tun. Wobei fehlende Verhütungsmittel ein etwas dreist daher geholtes Argument ist.
Besonders bei haredischen Familien geht nach wie vor der Alptraum der Schoah um। Generationen wurden von den Deutschen vernichtet und nicht wenige Haredim verspüren den manchmal sogar psychopathischen Drang, diese verlorenen Generationen wieder auferleben zu lassen. Und daher oft der Kinderreichtum.

In meinen beiden relig. Blogs Hamantaschen sowie Jerusalem Backyard gehe ich dieser Tage näher auf die jüdische - religiöse Welt und den Holocaust ein.

Dienstag, 29. April 2008

Und was essen wir morgen ?

B"H

So ganz beiläufig neben den Themen "Holocaust - Gedenktag (Beginn am morgigen Mittwoch abend)" und Israels 60. Geburtstag zieht eine schleichende Katastrophe herauf. Die Presse berichtet wie wild, doch das Leben scheint normal weiterzugehen. Dabei wissen viele garantiert nicht, wie es weitergehen soll. Sind wir seit gestern unfreiwillg zur Diät gezwungen ? Viel bleibt uns nicht mehr übrig außer vielleicht einem Lottogewinn oder einem Banküberfall.

Die Preise für Reis, Fleisch, Mais, Humus (Kichererbsen), etc. haben sich gestern fast verdoppelt. Hinzu kommen die Kaffeepreise. Dabei kann ich auf alles verzichten, nur nicht auf Kaffee. Und heute schon erleben wir die traurigen Auswirkungen. "Cafe Aroma" hat das Täschen Kaffee flugs um einen Schekel erhöht. Und man vergesse bloß in keinem Cafe bei der Bestellung zu erwähnen, dass die Tasse bitteschön keinen Schaum enthalten soll. Ansonsten steht man dumm da, denn nur die halbe Tasse ist wirklich voll Kaffee; der Rest ist voll weißem Milchschaum und man ist angeschmiert.

Wie soll man sich da ernähren, wenn das Kilo Tomaten bei neun Schekel (ca. 2 Euro) steht ? Wird sich demnächst eine Zweiklassengesellschaft auftun ? Die Reichen essen sich mit Obst und Gemüse gesund und der Rest kann sehen wo er bleibt. Zwar regen sich die Leute furchtbar auf, doch schnell tritt wieder das typische israelische Verhalten ein. Ein Verhalten, auf das Politiker und Unternehmen spekulieren, denn gerade das ermöglicht es ihnen, mit uns alles machen zu können. Israelis lieben es sich aufzuregen, doch am Ende passiert gar nichts. Geschrei und danach tritt Ruhe ein. "Mistadrim" heißt dies im hebräischen Slang. Man kommt zurecht. Oder zumindest tut man halt so.

Bis zur nächsten Katastrophe dann.

Montag, 28. April 2008

Zum Thema Deutsche Staatsbürgerschaft

B"H

Das Thema lässt einen irgendwie nicht los. Immer wieder gibt es Neuerungen. Ist nun jemand, der nach Israel auswandert / einwandert noch Deutscher oder nicht ?

Für mich stellte sich die damit verbundene Problematik schon vor zehn Jahren. In deutschen Gesetzen ist verankert, dass ein deutscher Staatsbürger, der eine andere Staatsbürgerschaft beantragt, automatisch seine deutsche verliert. Soweit mir bekannt ist, wurde das entsprechende Gesetz im Jahre 1919 verfasst.

In der Praxis schaut das so aus:
Macht ein jüdischer Deutscher Aliyah nach Israel, muss er sich schnell entscheiden, welche Staatsbürgerschaft er haben bzw. behalten will. Geht er auf das israel. Innenministerium und beantragt seinen israel. Personalausweis, so wird er von den Angestellten darauf aufmerksam gemacht, dass er, falls er ein für Ausnahmefälle vorgesehenes Formular nicht ausfüllt, er seine deutsche Staatbürgerschaft verlieren wird.

Zu kompliziert ?

Ein deutscher Neueinwanderer kann seinen israel. Personalausweis beantragen und dabei gleichzeitig ein Formular ausfüllen, indem er auf die israel. Staatsbuergerschaft verzichtet. Daraus folgt, dass er zwar einen Personalausweis, jedoch keinen israel. Pass bekommt und nicht berechtigt ist, an Knessetwahlen teilzunehmen. In dem Fall kann er seine deutsche Staatsbürgerschaft behalten.
Unterschreibt er das Formular nicht, bekommt er die volle israel. Staatsbürgerschaft und verliert dadurch seine deutsche.

Bis vor kurzem war es so, dass alle Bundesländer, ausser Bayern, ihren Bürgern, die nach Israel ausgewandert waren, die deutsche Staatsbürgerschaft nicht wegnahmen. Anscheinend hat sich nun alles geändert. Ehrlich gesagt ist mir die ganze deutsche Einwandererpolitik zu kompliziert. Da bekommt ein russischer oder rumänischer Zuwanderer nach Deutschland sofort einen deutschen Pass. Selbst dann, wenn er kein Wort Deutsch spricht und seine dt. Abstammung mehr als zweifelhaft ist. Und uns, die in Deutschland geboren wurden, die Sprache sprechen und dort arbeiteten, nimmt man die Staatsbürgerschaft weg. Andere Länder machen nicht solch einen Krampf mit Leuten, die im Besitz mehrerer Paesse sind. In den USA ist es offiziell verboten, doch amerikan. Neueinwanderer nach Israel behalten ihre Staatsbürgerschaft. Genauso Engländer, Schweizer, Franzosen und und und. Wer ausser Deutschland noch solch ein Problem daraus macht, ist Südafrika.

Vor meiner Einwanderung habe ich daran gedacht, dass Formular zu unterschreiben, habe aber den Gedanken wieder verworfen. Die Kehrseite ist nämlich, dass viele israel. Arbeitgeber eine israel. Staatsbürgerschaft von Neueinwanderern verlangen. Dies gilt vor allem für diejenigen, die auf Ämtern arbeiten wollen. Für mich war das nicht der Grund mich für die israel. Staatsbürgerschaft zu entscheiden. Ich bin eher der Meinung, dass wenn ich in ein Land auswandere, ich mich dazugehörig fühlen will. Die israel. Staatsbürgerschaft war mir einfach wichtig.

Übrigens bin ich für viele trotzdem Deutsche. Und das ganz ohne deutschen Pass. Seine Herkunft kann man eben nicht so einfach mal ablegen.

Offizielle Infos gibt es hier:
http://www.noam.org.il/content/view/98/1/

Sonntag, 27. April 2008

Holocaust - Gedenktag in Israel

B"H
An diesem Mittwoch abend beginnt in Israel der nationale Holocaust - Gedenktag (Yom HaShoah). Heißt, dass am Mittwoch abend keinerlei Vergnügungen wie Theater, Kino oder Disco mehr stattfinden, sondern alles eher schließt.

Am Donnerstag morgen wird ein zweiminütiger Sirenenton zu hören sein, bei dem die Mehrheit der Bevölkerung zum Gedenken stillsteht.

Vorherige Links zum Thema:

Die koschere Sukka in Auschwitz

Die Chassidische Reaktion auf den Holocaust

Der Klausenberger Rebbe

Der Sinneswandel des Rabbi Yissachar Shlomo Teichtal

Jüdischer Häuseraufkauf in der Arabischen Altstadt

B"H

Wie schon an Sukkot (Laubhüttenfest) im letzten Oktober nahm ich auch an diesen Pessach - Feiertagen wieder an einem Trip der extrem rechtsgerichteten nationalreligiösen Yeshiva (relig. Schule) Ateret Cohanim teil. Yeshivat Ateret Cohanim liegt in der Arabischen Altstadt, nicht allzu weit außerhalb des Zuganges zur Klagemauer. Ironischerweise gleich neben der christlichen Via Dolorosa. Die Yeshiva wird von Rabbi Shlomo Aviner geleitet und heute lernen dort etwas mehr als 200 männliche Studenten.

Das Wetter machte uns an diesen Pessach – Feiertagen bestimmt keinen Strich durch die Rechnung. Es herrschte glühende Hitze bei weit über 30 Grad C und Israelis lieben es an den Zwischenfeiertagen von Sukkot sowie Pessach Ausflüge zu unternehmen. So kann ich dann auch nur jedem abraten, Trips an das Tote Meer, den See Genezareth oder anderswohin zu unternehmen. Stattdessen ist es vorteilhafter, die Feiertage abzuwarten, um erst danach an die beliebten Ausflugsziele zu fahren. Nichts ist schlimmer als total überlaufene Orte und bergeweise angesammelter Müll.

Jedesmal wieder gehört auch die Jerusalemer Altstadt zu den begehrten Ausflugszielen aller. Tausende Menschen stapfen täglich in Richtung Jüdisches Viertel sowie der Klagemauer (Kotel). Besonders Nationalreligiöse und Haredim (Ultra – Orthod.) gehören zu den Besuchern und an ihnen haben die Palästinenser im Arabischen sowie jene im Christlichen Viertel nichts zu verdienen. Auch die Armenier gehen leer aus. Wenn relig. Juden die nichtjüdischen Viertel durchqueren, dann nur schnell auf dem Weg zur Kotel. Gekauft wird grundsätzlich nichts. Erstens, weil die Waren nicht koscher für Pessach sind und zweitens aus ideologischen Gründen. "Man kauft halt nicht beim Feind".

Auf dem großen Kotelvorplatz gab es die üblichen Ankündigungen, dass jede Viertelstunde eine Tour durch das Arabische Viertel stattfindet. Veranstalter: Yeshivat Ateret Cohanim. Kostenpunkt: Umsonst.

Unser Guide hieß Avi'ad und ist Student in der Ateret Cohanim. Mit Mikrofon und Photos bewaffnet führte uns der rothaarige Mittzwanziger durch den Tunnel hinein in das Arabische Viertel. Die etwa 20 Teilnehmer setzten sich überwiegend aus nationalrelig. Kindern und deren Eltern zusammen. Sephardischen Juden waren eindeutig in der Mehrzahl und ich war die einzige nichtgebürtige Israelin.

Avi'ad war Aschkenazi und führte uns zuerst nur wenige Meter außerhalb des Tunnels zu einem Haus in jüdischem Besitz. Die Organisation Ateret Cohanim ist bekannt dafür, heimlich still und leise immer mehr arabischen Besitz aufzukaufen, gründlich zu renovieren um so jüdische Familien einzuquartieren. So soll das Arabische Viertel wieder einen jüdischen Touch bekommen.
Nun könnte man glatt argumentieren, dass dies ja gesetzeswidrig oder unfair sei. Mitten im Arabischen Viertel relig. Juden einzuquartieren. Ist das nicht unfair den Palis gegenüber oder noch schlimmer – ist das nicht zu gefährlich für die jüdischen Kinder ? Tagtäglich mit der Terrorgefahr konfrontiert zu werden und um ihr Leben fürchten zu müssen. Was für Eltern können nur solch ein Risiko eingehen ?

Unser erster Stop führte uns zur neu errichteten Yeshiva der Breslover Chassidim (Leiter Rabbi Eliezer Berland). Und genau dort erklärte uns Avi'ad, dass vor den Jahren 1936 bzw. 1929 ausgerechnet das Arabische Viertel voll relig. Juden war. Mehrere Hundert Juden lebten damals dort und hatten Yeshivot errichtet. Selbst bekannte Rabbiner lebten im Arabischen Viertel. In einer Straße gleich außerhalb der Klagemauer, standen vor 1929 sage und schreibe 15 Synagogen. Einstmals gab es ein zweites Mea Shearim ausgerechnet mitten im Arabischen Viertel. Wer denkt heutzutage schon noch daran ?

In den Jahren 1929 sowie 1936 kam es jedoch immer wieder zu Judenpogromen seitens der Moslems. Letztere wollten ihr Viertel "judenfrei" haben und stellten die ansässigen Juden vor die Wahl, ins Jüdische Viertel überzusiedeln oder halt die Folgen zu tragen, sprich niedergemetzelt zu werden. Es kam zu Pogromen, wobei die damalige britische Besatzung nur zuschaute. Man ließ die Araber gewähren, um seine Ruhe zu haben.

Ateret Cohanim sieht im Häuseraufkauf mehrere Bedeutungen.
Erstens sollen wieder vermehrt relig. Juden im Arabischen Viertel angesiedelt werden, damit der einstige Zustand wieder hergestellt wird. Und überhaupt gehört Jerusalem und ganz Israel den Juden und somit haben Moslems hier nichts zu suchen. Extrem wichtig ist es, jüdische Präsenz im Arabischen Viertel zu zeigen. Je weniger Juden dort entlanggehen, desto mehr meinen die Palis alles gehöre ihnen allein. Ein Unternehmen, das ich bewundere, denn ich gehe eher selten durch das Arabische Viertel. Die Mentalität dort stört mich einfach und außerdem könnte ich unter den extremen Bedingungen wie ständige Bewachung aufgrund der Terrorgefahr nicht leben. So wird, zum Beispiel, jedes jüdische Haus von mindestens einer Kamera überwacht. Jemand aus der Tourgruppe fragte, warum denn so wenig Mezuzot an den Türpfosten zu sehen seien. Avi'ad meinte, dass die Palis diese nach ein paar Stunden herunterreissen. Daraufhin kam ein nützlicher Vorschlag aus der Gruppe: Man solle doch die Mezuzot einfach einmauern und nix ware es mehr mit herunterreissen.

Unsere Route war eine wesentlich andere als die am Sukkot vor einem halben Jahr. So gingen wir diesmal auch ins Armenische Viertel, wo ich herausfand, dass die einstige israel. Jugendherge in der Bikur Cholim Street nicht mehr existiert und in eine Yeshiva umfunktioniert wurde. Das ehemalige Bikur Cholim Krankenhaus, welches sich heute in der Neustadt in der Strauss Street befindet, wurde einstmals in der Altstadt gegründet. Und zwar aufgrund christlicher Missionstätigkeiten. Christen hatte ein Missions - Krankenhaus errichtet, in dem Juden missioniert werden sollten. Relig. Juden hielten dagegen und gründeten das Bikur Cholim sowie das spätere "Shaarei Zedek – Krankenhaus". Führende Jerusalemer Rabbiner sprachen sogar einen Bann (Cherem) über das Missions – Krankenhaus aus. Einmal verstarb dort eine alte Frau, die der jüdischen Religion angehörte. Aufgrund des Bannes verweigerte man eine Beerdigung auf einem jüdischen Friedhof. So waren damals in den Zwanziger Jahren die Verhältnisse.

Auf der gesamten Tour machte uns Avi'ad auf ehemalige jüdische Häuser aufmerksam, die seit den Progromen von Moslems bewohnt werden. Die Umrisse früherer Mezuzot an den Türpfosten waren immer noch deutlich zu erkennen. Wir stiegen über Dächer und kletterten über schmale Treppen. Zwei nun von Juden bewohnte Häuser sahen wir uns von innen an und wurden sofort von den dort wohnenden Kindern mit kostenlosen Getränken begrüßt. Bei der Hitze war es eine Wohltat etwas Kaltes zu trinken.

Sämtliche von Juden bewohnten Häuser in der Arabischen Altstadt stehen unter strenger Bewachung. Kameras und Wachleute mit Maschinengewehren. Die Kinder spielen vorwiegend hinter einer hohen Mauer im Vorhof. Aber diese sowie die Siedlerkinder sind, wie wir zu sagen pflegen, "tough". Sie haben keine Angst und wissen mit der Gefahr zu leben. Ausgerechnet diese Kinder zeigen später in der Armee hervorragende Leistungen. Sie folgen dem Ideal ihrer Eltern und wehe, ein Pali nähert sich.

Zum Schluß sahen wir einen 10 – minütigen Dokumentarfilm, der von dem glorreichen Sieg im Sechs – Tage – Krieg berichtete. Die israel. Armee nahm den Tempelberg sowie die Altstadt ein und schmiss die jordanische Besatzung hinaus. Allerdings machte Moshe Dayan einen großen Fehler, indem er die Schlüssel zum Tempelberg an die Moslems zurückgab. Was wäre wohl gewesen, wenn …..? Wäre der Meschiach gekommen und hätte den Dritten Tempel gebaut oder war es ganz einfach noch nicht an der Zeit dafür ?

Wie dem auch sei, Ateret Cohanim erreicht eines ganz sicher:
Juden aus allen Landesteilen, relig. oder säkuler, links oder rechts, nehmen zu Hauf an den Führungen teil und erhalten so einen Einblick in die Politik und das Leben der Juden im Arabischen Viertel und um die eigentliche jüdische Bedeutung Jerusalems. Und nach dem Trip ist sich jeder Teilnehmer sicher, bei der nächsten Knessetwahl auf Olmert zu verzichten.

Jüdischer Häuseraufkauf im Arabischen Viertel - Teil 2

B"H

Nie und nimmer hatte ich an diesem Feiertag eine zweite Ateret Cohanim - Tour durch das Arabische Viertel in Erwägung gezogen. Eine Teilnahme, die vor ein paar Tagen, reicht aus, so dachte ich. Dann aber geriet ich heute mehr oder weniger zufällig in eine zweite Tour. Als ich den Tunnel neben der Kotel (Klagemauer) passierte, machte sich gerade eine neue Tourgruppe auf den Weg und ich nahm spontan daran teil.

Unser Guide hieß diesmal Chaim und ist genauso wie Avi'ad ein Student der Yeshivat Ateret Cohanim. Und was am Wichtigsten war, die Tour nahm beim zweiten Mal einen ganz anderen Verlauf. Und diesesmal war ich auch nicht die einzige "Ausländerin", sondern es waren ein paar amerikanische Haredim (Ultra - Orthod.) sowie eine äthiopische Familie anwesend. Wir waren ca. 30 Leutchen, wovon die Haredim in der Mehrzahl waren. Und wieder wurden wir durch die Arabische Altstadt geführt, um die einstige und jetziger jüdische Repräsentanz erläutert zu bekommen. Unter anderem gingen wir zum sogenannten "Wittenberg - Gebäude", das in der neueren Geschichte dadurch berühmt wurde, dass die Familie des ehemaligen Ministerpräsidenten einen Teil des Hauses kaufte und einzog.

Vor ca. 150 Jahren hatte der russische Rabbi Wittenberg das seinerzeit größte Gebäude in der Arabischen Altstadt gekauft. Wer von der Kotel in Richtung Damaskus - Tor geht und sich auf der Höhe des Österreichischen Hospizes befindet, kann das Haus mit der israelischen Flagge auf dem Dach leicht erkennen. Als Rabbi Wittenberg den Häuserkauf plante, machte ihm ausgerechnet die Kirche einen Strich durch die Rechnung, indem sie selbst das Haus erwarb. Man wollte gleich neben der Via Dolorosa keine Juden haben. Wenig später jedoch konnte der Rabbi die Kirche zum Verkauf bewegen. Allerdings nur dann als er bereit war, die doppelte Summe für das Anwesen zu zahlen. Zur Zeit der moslemischen Pogrome an den Juden im Jahre 1929, war die Familie Wittenberg gezwungen, auszuziehen. Vor einigen Jahren erwarb Ateret Cohanim einige Anteile des Gebäudes, indem derzeit jüdische sowie drei palästinensische Familien wohnen. Laut dem israelischen Gesetz, dem "Diur Mugan", darf man einen Mieter, der sieben Jahre in der gleichen Wohung lebt, nicht einfach so mir nichts dir nichts auf die Straße setzen, sondern er hat entweder lebenslanges Wohnrecht oder muß mit einer enormen Summe abgefunden werden. Und somit haben die palästinensischen Familien Bleiberecht.

Was auf beiden Tours immer wieder zur Sprache kam:
Die Unterteilung der gesamten Altstadt in das hebräische Wort "ROVA - ein Viertel" ist flächenmässig betrachtet völlig falsch. Die Fläche der "Rova HaMuslami - das Arabische Viertel" ist größer als alle anderen Viertel. Nämlich weit mehr als die Hälfte.

Irgendwann landeten wir im "Beit Yuri - im Yuri - Haus", indem heute vier nationalrelig. Familien leben. Auch hier wurden wir von den Kindern mit kalten Getränken empfangen, was bei der Hitze von 37 Grad nur allzu gerne angenommen wurde. Alle waren mehr oder weniger platt und sobald ein neuer Stop eingelegt wurde, standen wir sofort im Schatten.

Vielleicht sollte ich nochmals erwähnen, dass es sich bei vielen der von Ateret Cohanim aufgekauften Häuser um ehemaligen jüdischen Besitz handelt. Die Araber waren nach den Pogromen einfach eingezogen und gaben es als ihr Eigentum aus. Eine Tatsache, die geschichtlich außerhalb Jerusalems leider zuwenig Beachtung findet und es dadurch ständig zu falschen Behauptungen kommt.

Und wie leben kleine Kinder der Familien, die sich im Arabischen Viertel niederlassen ? Wo spielen sie ?
Ganz einfach…Die Häuser sind so gebaut, dass sich im Innenhof oder auf dem jeweiligen Dach kleine Spielplätze befinden. Auf dem Dach wird geschaukelt oder im Sandkasten gespielt; oftmals neben dem Wachposten mit Maschinengewehr. Im Ausland klingt das jetzt vielleicht furchtbar dramatisch oder sogar kinderfeindlich. Was soll denn da bloß einmal aus den Kindern werden ?

In Israel hingegen haut ein Maschinengewehr keinen vom Hocker und soetwas fällt ganz einfach nicht mehr auf. Ich schreibe immer aus meiner Sicht als Israelin und da mag mein Geschreibsel dem einen oder anderen manchmal brutal vorkommen. Aber eines sei gesagt: Nach mehreren Jahren Israel gewöhnt man sich an alles und wer sich in Deutschland bei gewissen Vorkommnissen vor Angst schnell in die Hose macht, der muß sich in Israel an eine ganz andere Gefahrenmentalität zulegen.

Und wie reagierten die Palästinenser, wenn sie da jüdische Tourgruppen durch ihr Viertel kommen sahen ? Waren sie beleidigt oder gar feindlich gesinnt ?
Auch hierbei waren alle Meinungen vertreten. Manchmal gab es feindliche Blicke. Die Mehrheit schien jedoch eher desinteressiert und ging ihrer Wege. Andere wiederum grüßten freundlich und wieder andere schauten auf den Business - Effekt. Sobald sie potentielle Kundschaft (die Israelis) kommen sahen, wurden Verkaufsstände mit kühlen Getränken aufgebaut. Und solch irrwitziges Verhalten gibt es halt nur in Israel.

Donnerstag, 24. April 2008

Bis Sonntag dann

B"H

Für den Rest der Feiertage nehme ich mir eine kleine Pause und stelle keine neuen Beiträge mehr in den Blog. Ab Sonntag geht es dann wieder richtig los, denn ich habe mehrere neue Artikel zusammengestellt.

Allen bis dahin noch schöne Feiertage und Pessach Sameach !!!!

Mittwoch, 23. April 2008

Besucherandrang trotz Preisanstieg

B"H

In den letzten Tagen wurde uns die freudige Mitteilung kundgetan, dass die Arbeitslosigkeit um 4% gesunken sei und Israel sich damit auf dem niedrigsten Arbeitslosenstand seit Jahren befindet. Vielleicht trifft dies auf Tel Aviv zu, auf Jerusalem aber ganz sicher nicht. Dafür sind in Tel Aviv die Lebenshaltungskosten umso höher und demnach ist Jerusalem wieder im Vorteil.

Ich geniesse meine mehr oder weniger letzten Tage in Jerusalem, bevor ich in der nächsten Woche auf längere Zeit ganz nach Bnei Brak übersiedele. Die Ferien in Jerusalem sind nicht immer vorteilhaft, denn wer dieser Tage in die Altstadt geht, der wird sein Geld schnell los. Außer Eiscreme ist kaum noch etwas erschwinglich und daher nehme ich mir mein Essen jedesmal mit.

Aber wer meint, in der Neustadt sei alles billiger, der liegt auch falsch, denn zahlte ich nicht erst heute im Cafe Aroma im Stadtteil Katamon zwei Schekel (40 Cent) mehr für meinen Milchkaffee ? Als ich die Bedienung nach dem Preisanstieg befragte, meinte sie verlegen, dass die Erhöhung nur für diese Pessachwoche gelte. Na, wer sich da nicht eine goldene Nase verdient. Das Aroma ist kein Einzelfall und derzeit atmet man entweder beim Zahlen tief durch oder es wird verzichtet. Schlimm sind diejenigen dran, die mit Kind und Kegel angereist kommen. Welchem Kind kann man da schon alles verweigern ?

Und so wird Pessach wieder einmal zu einem teuren Spass. Wie die Preislisten in Tel Aviv ausschauen, möchte ich lieber erst gar nicht wissen.

Dienstag, 22. April 2008

Enttäuschende Light Show

B"H

Vor ca. einer halben Stunde ging die grosse Light Show an der Altstadtmauer, gleich ausserhalb des Jaffa - Tores, zuende. Die Show wird heute noch stündlich bis 23.00 Uhr wiederholt und findet insgesamt bis Donnerstag statt.

Nachdem soviel Wirbel darum gemacht und selbst 35 Shekel (ca. 7 Euro) Eintritt verlangt wurden, war die Show regelrecht enttäuschend. Kann sein, dass andere anders denken, doch nach einer völlig anderen Ankündigung bin ich nun einmal enttäuscht. Ursprünglich sollte die Show ueber der Stadtmauer lichtermässig die Erschaffung der Welt darstellen, aber stattdessen gab es Kriegsbilder aus dem Sechs - Tage - Krieg (1967). Und ich weiss nicht, warum bei der Darstellung der biblischen "Opferung des Yitzchak" Yitzchak immer als kleiner Junge auftreten muss, wenn er eigentlich schon 37 Jahre alt war. Die Stadtverwaltung hätte zumindest in der Show diesen Fehler verhindern müssen.

Aber nichts ist halt perfekt, was soll ich sagen.
Gut besucht war die Veranstaltung mit Tausenden von Menschen jedoch allemal und die Mehrheit stellte sich vor der Absperrung auf und zahlte keinen Pfennig.

Werbeposter der Light Show

Wer denkt an Goldwasser, Regev und Schalit ?

B"H

Eine ungewöhnliche Pessach - Seder verbrachten die Familie sowie Freunde der drei gekidnappten israelischen Soldaten Gilad Schalit, Ehud Goldwasser und Eldad Regev. Hunderte wollten teilnehmen, doch am Ende wurden nur 50 Personen zugelassen.
Genau vor dem Hause Olmerts stellten sie ihre Sedertafel auf. Umsonst ?
Ehud Olmert nebst Gattin war nicht daheim, sondern feierte im Norden des Landes.

Die Familien wollten ein Zeichen setzen, denn es tut sich nichts in den Entführungsfällen. Neuerdings heisst es, dass die Hamas einen zweiten Brief Gilad Schalits an seine Eltern herausgeben will. Derzeit jedoch befinden sich unsere Politiker im Pessach - Urlaub und wen scheren da groß die Kassam - Raketen auf Sderot oder das Schicksal der entführten Soldaten ?

Die Site der Entführten


Pessach in Jerusalem

B"H

Das Wetter ist fast unerträglich heiss, dennoch stroemen Tausende in die Jerusalemer Altstadt. Vor allem heute, denn es gab den tradionellen Segen der Cohanim (Tempelpriester). Um 10.30 Uhr geht es weiter, denn der ehemalige sephardische Oberrabbiner, Rabbi Mordechai Eliyahu, gibt sich am Square im Juedischen Viertel die Ehre. Außerdem beginnt um 11.00 Uhr eine Demo am Jaffa - Tor, die bis hin zum Tempelberg fuehren wird. Weiterhin findet um 17.00 Uhr eine haredische Demo im ultra - orthod. Stadtteil Ge'ulah statt, wobei gegen den Verkauf von Chametz (Getreideprodukten) an Pessach demonstriert wird.

Ich werde versuchen, an allen Ereignissen teilzunehmen und in der nächsten Woche folgen Berichte dazu. Schon gestern nahm ich an einer Tour der Yeshivat Ateret Cohanim teil, welche uns zu Häusern im Arabischen Viertel führte, welche von Juden aufgekauft worden sind. Juden im Arabischen Viertel ? Klingt ungewöhnlich, ist es aber nicht. Ich stelle den Bericht voraussichtlich am Sonntag in den Blog.

Viel Spass an den Feiertagen !!!!!

Montag, 21. April 2008

Heisse Feiertage

B"H

Israel unterliegt in dieser Woche einer Hitzewelle mit mehr als 30 Grad und Sonne. Alles verreist und besiedelt die Strände. Auch ich werde mich dem Trubel etwas anschliessen und wünsche allen noch tolle Feiertage.

Pessach in Sderot

B"H

Während wir alle friedlich an unserem Pessach - Mahl schmausen, fallen gnadenlos weitere Kassam - Raketen auf die Negevstadt Sderot. Vielleicht sollten wir uns trotz aller Feiertagsschmauserei einmal bemühen, an die geplagten Einwohner zu denken, die da ständig Bombenalarm haben und in die Bunker müssen.

Kurz vor Pessach gab es in der israelischen Presse Berichte über Oscher Twito. Der nämlich verbrachte seine Seder in Ramat Gan, obwohl er lieben gerne nach Sderot zurückkehren möchte. Oscher befindet sich nach wie vor im Krankenhaus "Tel HaSchomer", wo er derzeit eine Physiotherapie durchläuft. Seine Eltern hingegen suchen eine Wohnung in Aschdod oder Aschkelon. Nur weg aus Sderot.

Oscher aber hat Angst vor einer neuen Umgebung in der Kinder ihn dann vielleicht auslachen, weil er nur noch ein Bein hat. Auf dem veröffentlichten Photo sah er nicht besonders gesund aus, doch sah man deutlich, dass er zu kämpfen bereit ist.

Freitag, 18. April 2008

פסח שמח וכשר - Pessach Sameach & Kascher

B"H

Wie viele andere Blogger auch nehme ich mir eine kleine Auszeit über die Pessach - Feiertage. Ab dem 27. April wird es normal weitergehen.
Vielleicht schreibe ich ab und zu einmal ein paar kleinere Beiträge, wir werden sehen.

Vorab noch ein wichtiger Veranstaltungshinweis:

Am kommenden Dienstag findet an der Kotel (Klagemauer) der traditionelle "Birkat HaCohanim - Segen der Kohanim" statt. Dieser ist Teil des Morgengebetes Schacharit und beginnt ca. gegen 8.30 Uhr. Später gegen 10.30 Uhr wird der ehemalige sephardische Oberrabbiner Mordechai Eliyahu am Square im Jüdischen Viertel anzutreffen sein und eine Rede halten.

Außerdem gibt es gerade in der Jüdischen Altstadt viele Attraktionen, aber ich empfehle, das Essen selber mitzubringen, denn die Preise sind unverschämt.

Pessach Sameach & Kascher - Ein frohes und gesundes Pessach - פסח שמח וכשר

Donnerstag, 17. April 2008

Schimon Peres und die jüdische Identität

B"H

Unser Präsident Schimon Peres ist zweifelsohne ein Linker. Die Palis haben ein Anrecht auf ihr eigenes Land und so - wer kennt diese Sprüche nicht ? Besonders in Deutschland erfreut sich Peres großer Beliebtheit eben weil er ein Linker ist. Rechtspolitiker und insbesondere die Religiösen gelten in der deutschen Presse sowie bei einem Großteil der Bevölkerung geradezu als abartig und total daneben. Wieso können die Fundamentalisten nicht endlich kapieren, dass wir heute in einer modernen Gesellschaft leben ? Soll man sich doch einmal aufwachen und die Vergangenheit Vergangenheit zu sein lassen. Und die Religiösen sind eh alle Hinterwäldler.

Mit diesen Ansichten übersehen alle die wahre Identität des Jüdischen Volkes, die da auf der Thora basiert. Ob Nichtjuden das heute noch hören wollen oder nicht, an der jüdischen Tatsache ändert das nichts. Und warum sollen wir uns von anderen Völkern unsere Religion vorschreiben lassen. Moslems können dieses Problem noch am besten verstehen, denn auch sie werden in der modernen europ. Gesellschaft angegriffen.

Aber nicht nur Nichtjuden nerven uns mit ihrem anti - jüdisch - religiösem Gehabe; selbst aus unseren eigenen Reihen erklingen Stimmen, die da die Religiösen und die Religion als lästiges Anhängsel sehen. Wer braucht denn soetwas heute noch ? Schließlich bin ich mein eigener Herr !!!

Stimmt gewissermassen, aber immer nur solange, bis der nächste Rückschlag kommt. Nach der Diagnostizierung einer schweren Krankheit, zum Beispiel, beginnt das große Jammern. Wo ist G - tt und wieso hilft er mir nicht ?

Oberflächlich betrachtet mag man Schimon Peres eben für jenen Säkuleren halten, der da gegen die Religiösen wettert und nur auf linken Frieden macht. Genau dem ist allerdings nicht so und seit vielen Jahren propagandiert die Jerusalemer Yeshiva (relig. Schule) "Aish HaTorah" gerade Schimon Peres als einen ihrer besten Freunde. Insgeheim nämlich unterstützt Schimon solche Einrichtungen.
Die letzten Tage verbrachte er auf Staatsbesuch in Polen und durchzog einen wahren Vernichtungslagertrip. So besuchte er das Vernichtungslager Treblinka oder die Warschauer Gedenkstätte des einstmaligen jüdischen Ghettos. Leider sagte er den Polen, was sie hören wollten; nämlich das sie keinerlei Schuld am Holocaust haben.

Schimon Peres



Vor wenigen Wochen nahm ausgerechnet Schimon Peres die Haredim (Ultra - Orthod.) vor der säkuleren israelischen Gesellschaft, den Chilonim, in Schutz. Es könne nicht angehen, dass die Haredim ständig dumm angemacht werden und man solle gefälligst mehr Verständnis für die eigene Religion aufbringen. Und überhaupt, was bitteschön hat denn die säkulere Jugend aus Tel Aviv oder Hod HaScharon noch für eine Identität ? Computerspiele und Markenjeans etwa ?

Und jetzt ging Schimon sogar noch weiter in dem er verkündete, dass jemand nur dann ein richtiger Israeli sein kann, wenn er Jude ist. Und obwohl ich nicht viel mit unserem Präsidenten gemeinsam habe, gebe ich ihm in diesem Punkt zu 100% recht.

Ein Israeli ist entweder Jude oder kein Israeli !
Beides, die Religion sowie die eigene Identität, sind nicht voneinander zu trennen. Beides geht Hand in Hand und wenn eines fehlt, ist das andere nicht vorhanden. Moderne hin oder her, die Tatsache bleibt bestehen. Sogar die Palis nennen sich nicht Israelis, sondern entweder Palästinenser oder Moslems mit israel. Personalausweis. Das Wort "ISRAEL" beinhaltet mehr als nur eine lapidare Staatsbürgerschaft. Israel war der zweite Name des biblischen Yaakov und somit ist das Wort an das Jüdische Volk gebunden. Und niemand kann von außen daherkommen und alles hochmodern übernehmen. Um wirklich Israeli zu sein, gehört mehr dazu als Falafel zu essen oder Hebräisch zu sprechen. Seltsamerweise merkt man den Unterschied meistens sehr schnell.

Die Aussage von Peres kommt gerade recht zum Pessach - Fest, denn besonders dann wird der Unterschied mehr als nur deutlich.

Das Monster

B"H

In zwei Jahren soll durch Jerusalem eine hochmoderne Straßenbahn rollen. Dann ist es aus mit den stinkenden Stadtbussen. Die Jaffa Road sowie viele umliegende Strassen sollen zum Einkaufsparadies werden. Fußgängerzonen, welche die Passanten zum Verweilen einladen. Viel Grün und Ruhe halt. Genauso, wie es in den 30iger und 40iger Jahren einmal war. Daran wird seit Jahren hart gearbeitet und der Innenstadtverkehr wurde unzählige Male umgeleitet, wenn nicht ganz gestoppt. So ist seit kurzem die Histadrut Street und der nebenan liegende Teil der Ben Yehudah für den Autoverkehr völlig gesperrt. Die Erweiterung der Fußgängerzone ist schon recht schick anzuschauen.

Einen Haken jedoch sahen einige Stadtratsmitglieder. Einen Haken, den ich nicht nachvollziehen kann und der mir ausgesprochen dämlich erscheint. Die Straßenbahnlinien sollen allmählich in alle Stadtviertel Jerusalems fahren; bis nach Pisgat Ze'ev hinaus. Die Stadtväter aber begannen sich zu fragen, wie denn um Himmels Willen die Straßenbahn die belebteste Kreuzung der Stadt überqueren soll. Der Übergang der Jaffa in den Herzl Boulevard. Man kann doch nicht einfach noch mehr Ampeln installieren und den reinkommenden bzw. hinausfahrenden Verkehr von und nach Tel Aviv blockieren. Da muß doch eine andere Lösung her. Und irgendwer kam dann auf die bekloppte Idee, eine Brücke zu bauen. Eine Brücke, auf der die Straßenbahnen die Kreuzung überqueren und so den fliessenden Verkehr nicht stören. Der spanische Architekt Santiago Calatrava entwarf daraufhin dieses häßliche Brückenmonster. Die Einweihung war für Mai geplant, doch wieder einmal gibt es Verzögerungen. Noch nicht fertig gebaut, weist die Brücke schon Risse auf. Ich bin mir sicher, dass uns das Monstrum irgendwann auf die Köpfe kracht. Lange dauert das nicht mehr.



Wieder einmal muß alles umfunktioniert werden und die Jerusalemer sehen den Kosten nicht mehr lange zu. Erst versagte das Bauunternehmen Moriah mit Verspätungen, dann hieß es, dass die Stahlseile mehr Kosten verschlingen als ursprünglich geplant und nun wird das franz. Unternehmen, welches die Züge stellen soll, hart angegangen. Jeder schiebt die Schuld auf den anderen und die Kosten steigen ins Unermessliche. Von weitem ragt uns dieses weiße Monster entgegen und lacht sich bestimmt eins ins Fäustchen. Irgendwann fällt es um und hoffentlich stehen dann die Verantwortlichen Brückenbauer darunter.
Wer braucht diese irrwitzige Umleitung ? Und wer steigt wirklich in die zukünftige Straßenbahn um am Herzl Boulevard mit der Brücke zusammenzufallen ? Die Brücke ist schon vor ihrer Einweihung ein Schandfleck für die Stadt.


Photo: Jerusalem Post

Links zum Thema:

http://www.jpost.com/servlet/Satellite?cid=1176152776740&pagename=JPost%2FJPArticle%2FShowFull

http://www.umsl.edu/~sauterv/analysis/creativity/30CALATRAVA.html

Mittwoch, 16. April 2008

Pessach und die Preise

B"H

Nichts Neues:
Die Lebensmittelpreise sind vor Pessach drastisch angestiegen. Jeder Hersteller sowie Ladeninhaber will so richtig mitverdienen am Pessachboom. Der Countdown für die letzten Sedervorbereitungen am Samstag abend läuft. Sogar die Kotel (Klagemauer) wurde geputzt. Alle Bittzettel, die sich in den Mauerritzen innerhalb des Jahres angesammelt hatten, wurden herausgeholt und in eine Genizah (Einrichtung für jüd. - relig. Schriften, die man aufgrund der geschriebenen Namen G - ttes nur auf bestimmte Art und Weise entsorgen kann.) gebracht. Überhaupt soll Jerusalem bis zum anstehenden 60. Unabhängigkeitstag herausputzen. Sogar die Außenwände des Rathauses wurden geputzt.

Alles redet nur noch von Pessach und dem damit für viele beginnenden Urlaub. Eine Woche frei. Und wer im Verkauf arbeitet, darf oftmals schon gegen Mittag heimgehen. Viele Läden haben in der kommenden Woche an den Zwischenfeiertagen von Pessach (Chol HaMoed) nur halbtags geöffnet. In den Kaffeehausketten wird dagegen Hochbetrieb herrschen, genauso wie an beliebten Ausflugsorten.
Pessach geht so richtig schön ins Geld. Erst die Seder mit dem vielen Essen; etwas Besonderes soll es da schon sein. Jedenfalls für jene, die es sich einigermassen leisten können. Die großen Lebensmittelketten wie "Supersal", "Rami Levy" oder "Mega" sind hoffnungslos überlastet. Und da man kaum alles alleine heimschleppen kann, sind in Israel die "Mischlochim - Boten, welche einem die Einkäufe ins Haus bringen, besonders beliebt. Jeder größere Laden bietet solche Mischlochim an.

Tonnenweise gehen Lebensmittel über die Ladentheken. Besonders beliebt: Huhn und Karpfen. Manchmal kommt es mir vor als dürfte es bei dem Ansturm gar keine Hühner mehr geben.
Aber natürlich wird auch getrunken und der Wein geht weg wie warme Semmeln. Und wer noch kein Pessachgeschenk hat, Wein macht sich immer gut. Auch ich werde mich heute Abend etwas in den Einkaufstrubel begeben, denn drumherum kommt man ja auch wieder nicht. Die enormen Preisanstiege sind jedoch nicht mehr zu übersehen. Und passend zum Fest ist auch der Brotpreis mit 4% wieder kräftig angestiegen. Man hatte uns ja gewarnt. Der Weltwirtschaft geht es schlecht und nach Pessach holt uns die Weltwirtschaftslage so richtig ein. Auf dem Machane Yehudah Markt in Jerusalem geht schon jetzt die Krise um. 18 Schekel (3,50 Euro) für 1kg Nußkekse. Im letzten Jahr waren es noch 6 Schekel. Äpfel kosten derzeit 8 Schekel (1,5 Euro) das Kilo und für Avocados blättert man bestenfalls 15 Schekel (3 Euro) hin. Vielleicht hören sich die Preise in deutschen Verhältnissen nicht so kompliziert an; für uns jedoch sind sie eine erneute Katastrophe, denn in Israel wird weniger verdient.

Die Zwischenfeiertage kosten auch Geld. Wer Kinder hat, muß denen in den Ferien etwas bieten. Und man selber will auch einmal wegfahren. Gefragt sind die berühmten "Zimmerim - Zimmer" im Norden des Landes. Man mietet sich in einem Zimmer im Grünen ein und das Zimmer - Geschäft ist in Israel schon längst zu einem wichtigen Wirtschaftszweig geworden. Auch Premier Ehud Olmert verbringt Pessach in einem Zimmer im Norden.

Man miete sich ein Zimmer mit Aussicht



Und wer daheim in Jerusalem bleibt, braucht sich auch nicht zu langweilen. Die Einkaufsparadiese (Malls) bieten Attraktionen für die Kinder, viele Museen gibt es zum halben Preis oder ganz umsonst; besonders empfehlenswert sind die ab Dienstag geplanten Lichtshows an der Altstadtmauer. DIE - DO ab 19.00 Uhr. Zahlen braucht man auch nichts, denn man sieht eh alles von überall her.

Öffentliche Einrichtungen wie Ministerien, Stadtverwaltungen oder die Uni sind an Pessach geschlossen.

Egged - Busse fahren mehr oder weniger normal weiter.

Post und Banken haben jeweils nur halbtags geöffnet.

Und wer wegfahren will, bereut es bestimmt. Während der Feiertage wird alles restlos überlaufen sein. Ob dies das Tote Meer, Eilat oder Tiberias sind, alles ist ausgebucht und teuer. Und Mietwagen sind in Jerusalem auch keine mehr zu haben. Ausgebucht.

Na, dann mal viel Spaß !!!

Dienstag, 15. April 2008

Die Obsession der Eltern

B"H

Ich weiß nicht, wie andere ihre Kindheit verlebten; ich tat dies jedenfalls in vollständiger Unabhängigkeit. Nicht, dass sich meine Eltern nicht um mich kümmerten, doch hatte ich meistens freie Hand und konnte tun und lassen, was ich wollte. In Grenzen natürlich. Wenn ich, zum Beispiel, spielen ging, dann rannten meine Eltern mir nicht hinterher und fragten, wohin ich gehe, mit wem ich spiele oder was wir beabsichtigen zu spielen. Auch gab es zu meiner Kindheitszeit kein Handy oder dergleichen und man wartete halt bis das Kind heimkam. Was blieb einem anderes übrig ?

Israel ist das Land der Handys und fast jedes Kind verfügt über eines. Selbst jene Eltern, die ihre Kinder nicht zu HighTech - Mutanten erziehen wollen, gaben irgendwann kleinbei. Kind braucht ein Handy, damit man es immer und überall erreichen kann. Ebenso wird Kind mit Handy zum Einkaufen geschickt, falls man einmal überraschend die Einkaufsliste ändern will. In einem Terrorland wie unserem weiß man schließlich nie.

Seit Jahren spielt zusätzlich noch eine weitere Angst mit, denn auch Israel bleibt nicht verschont von kriminellen Objekten und auch in unserem Land gibt es Kindesmißhandlungen und Mißbrauch. Und das Jugendliche auf ihre Altersgenossen losgehen, ist beileibe keine Seltenheit. Bewaffnung in der Schule ?
Kein Problem, denn viele israelische Schüler haben alles dabei. Messer werden besonders nachgefragt. Die Milieufrage steht auch an. So bewaffnen sich mehr Kinder aus sozial schwachen Familien als ihre Altersgenossen aus den betuchteren Gegenden. Und bei palästinensischen Jugendlichen schaut es noch viel schlimmer aus. Eine aktuelle Umfrage bewies, dass sich über 30% der palästinensischen Jugendlichen bewaffnen. Auch hier stehen Messer hoch im Kurs. Terrorakte spielen bei den bewaffneten palästinensischen Jugendlichen weniger eine Rolle. Dafür aber steht die eigene Ehre in der eigenen Gesellschaft oben an. Laut der moslemischen Mentalität muß man sich anscheinend als Mann oft beweisen und da kommt eine Waffe gerade recht. Dann ist man stark und kann sein Ego ausleben.

Und auch in Israel geschieht, was überall in der Wett passiert:
Ab und an verschwinden Jugendliche und werden ermordet aufgefunden. Einer der bekanntesten Fälle in der israelischen Kriminalgeschichte ist der Mord an der 15 - jährigen Hanit Kikos aus der Negevstadt Ofakim. Hanit wurde im Jahre 1993 ermordet und sofort nahm die Polizei den Beduinen Suleiman Al - Abeid ins Visier. Obwohl Al - Abeid die Tat bestritt und der Vater des Opfers ihm glaubte, kam es zu einer Verurteilung von 33 Jahren Gefängnis. Innerhalb der letzten Jahre kamen allerdings immer stärkere Zweifel an der Täterschaft auf und weitere Ermittlungen ergaben, dass Al - Abeid anscheinend doch nicht der Täter ist. Trotzdem tut sich die israelische Bürokratie äußerst schwer und erst jetzt entschied Justizminister Daniel Friedman, die Strafe Al - Abeids von 33 auf 27 Jahre zu reduzieren. Al - Abeid könnte demnach frühestens in drei Jahren freikommen.

Obwohl Zweifel an der Täterschaft bestehen, tut sich momentan recht wenig und man wartet erst einmal ab. Typisch für unser Land. Zumindest ist die Bevölkerung auf der Seite Al - Abeids.

Hanit Kikos

Der Geheimdienst im Internet

B"H

Ganz aktuell:

Die Site des israelischen Geheimdienstes SHIN BETH ist nun auch in englischer sowie arabischer Sprache im Internet zu finden:

Englisch:

http://www.shabak.gov.il/english/Pages/default.aspx


Arabisch:

http://www.shabak.gov.il/arabic/Pages/default.aspx

Ivrit:

http://www.shabak.gov.il/Pages/default.aspx

"Wer fährt, setzt sein Leben aufs Spiel"

B"H

"Wer fährt, setzt sein Leben aufs Spiel" - so lautet die alte und aktuelle Warnung unserer Sicherheitsbehörden.

Wie jedes Jahr an Pessach fahren offensichtlich auch in diesem Jahr wieder Tausende Israelis in den Sinai (Teil von Ägypten). Für Israelis gehört der Sinai neben Jordanien zu den bequemsten Urlaubszielen. Man muß nicht buchen und teure Flugtickets in Kauf nehmen. Ohne grosses Grenzüberqueren ist man relativ schnell am Urlaubsort. Und gerade der Sinai mit seinem beliebten Palmenort Dahab passt in die Billigkategorie. Fünf - Sterne - Hotels für wenige Dollar, weisse Sandstrände und romantisches Flair.

Dahab Location



Dahab im Sinai



Das einzige Problem bildet da nur die Al Khaida, welche sich schon lange Zeit im Sinai niedergelassen hat und munter nach israelischen Zielen Ausschau hält. Wozu umständlich in Israel nach Opfern und Terrorobjekten suchen, wenn es viel einfacher geht ? Sollen die Israelis nur in den Sinai kommen. Und so plant Al Khaida immer wieder Terrorattentate und Entführungen.

Dies alles jedoch hält die israelischen Touristen nicht aus dem Sinai fern. Jeder meint halt, dass ihn die Al Khaida Terroristen ganz sicher nicht erwischen. Und deshalb gibt es für Hartgesottene eindeutige Verhaltensregeln in der Tagespresse. Auf alle Fälle solle man es vermeiden, sich schon von weitem als Israeli zu identifizieren. Daher gilt, dass schon allein T - Shirts mit hebrä. Schrift vermieden werden sollen. Ich stelle mir bei dem Gedanken nur all die Israelis vor, die man mit oder ohne T - Shirt eh schon aus der Entfernung erkennt. Normalerweise legen sie keinen großen Wert auf Takt und ihr Geschrei ist überall zu hören.

Und wenn man sie nicht am Geschrei erkennt, dann an einem sicherlich: An den mitgebrachten Bamba - Tüten.



Terror in Dahab:

http://en.wikipedia.org/wiki/2006_Dahab_bombings

Montag, 14. April 2008

Der Ansturm

B"H

Alles bereitet sich in dieser Woche mehr oder weniger auf die ab Samstag abend anstehenden sieben Tage Pessach vor (in der Diaspora) sind es acht Tage. Soweit spielt selbst das Wetter mit bei über 30 Grad Hitze.

Der Ben Gurion Flughafen erwartet spätestens am Donnerstag eine totale Überlastung. Viele Israelis ziehen es vor, die Feiertage für Auslandstrips zu nutzen. Südamerika steht aufgrund des niedrigen Dollarkurses ganz oben auf der Liste.

Im Ben Gurion Flughafen



Wer dagegen extra der Feiertage wegen aus der Diaspora nach Israel einfliegt, kann sich auf hohe Preise freuen. Nicht nur die Flugpreise liegen hoch, auch die Hotels dürften so ziemlich ausgebucht sein. Plätze gibt es sicher noch in den billigen Hostels in der Jerusalemer Altstadt, aber wer will da schon hin ?

Die großen Hotels sind mit Sicherheit ausgebucht und wem die Unterkunft relativ egal ist, der kann auf billige Hostels ausweichen. Ein relig. Jude wird sich nicht unbedingt im arabischen Teil der Altstadt in Jerusalem niederlassen. Schon allein aus dem Grunde nicht, weil dort nichts "koscher für Pessach" ist. Das "Jerusalem Hostel" im Westteil der Stadt (Zion Square) dürfte jedoch koscher geputzt worden sein.

Gewaltige Preisunterschiede gibt es besonders zwischen Tel Aviv und Jerusalem. Nicht nur bei den Hostelpreisen, sondern auch bei den Lebensmittelpreisen. Ich habe einfach einmal eine hilfreiche, wenn auch nur kleine Liste, zusammen gestellt.

Links:

Ben Gurion Airport

EGGED - Busse


Jerusalem

Das empfehlenswerte "Jerusalem Hostel" am Zion Square (Jerusalem)

Hostels in Jerusalem

Jerusalem Zoo

Jüdische Altstadt

Die Klagemauer

Ir David - Stadt König Davids

Israel Museum

Nightlife Jerusalem


Tel Aviv

Synagogen (Nur auf IVRIT !!!!)

Hostels in Tel Aviv

Travel Tel Aviv

Die Oper

Tel Aviv Museum

Eretz Israel Museum

Diaspora Museum

Nightlife Tel Aviv

Wer sich über Pessach in Jerusalem befindet, jüdisch ist und noch keinen Platz für eine Seder hat, kann mir schreiben (miriamwoelke@gmail.com) und ich gebe ihm eine Adresse weiter !!!! Allerdings wird die Seder chassidisch sein (bei Chassidut Gur) und im haredischen Stadtteil Ge'ulah (neben Mea Shearim) stattfinden.

Sonntag, 13. April 2008

Lothar in Netanya

B"H

Der israelische Fußball interessiert mich einfach nicht; lahmes Ballgeschiebe und Spielerskandale noch und nöcher. Wer keine Beziehungen hat, kommt eh nicht groß heraus und wenn jemand einmal groß heraus sein sollte, dann handelt es sich nicht gerade um eine aschkenazische Intelligenzbestie. Bestimmt wird die israel. Spielerszene überwiegend von sephardischen Juden ohne tolle Schulbildung. Und eben jene Bevölkerungsgruppe ist dann vom heimischen Fußball unheimlich angetan.

Vielleicht paßt also der fränkische Lothar Matthäus sehr gut in die israelische Fußballwelt, denn auch ihn nennt man nicht gerade einen Akademiker. Lothar unterschrieb einen Zweijahresvertrag beim Küstenverein "Maccabi Netanya" und wird pro Saison 600.000 Euro beziehen. Außerdem will der deutsch - jüdische Vereinsbesitzer, Daniel Jammer, weiteres Geld in neue Spieler investieren, damit Lothar auch Erfolge vorweisen kann.

In der Zeitung "Haaretz" lesen wir heute, dass der Lothar als Spieler sicher triumphaler auf dem Ben Gurion Flughafen empfangen worden wäre als wenn er nur als Trainer kommt. Als Spieler war er auch in Israel eine Respektperson, als Trainer hingegen weist er mehr Skandale auf als Erfolge. Wollte er nicht überhaupt eben noch der Trainer bei den Münchener Bayern werden ? Aber da lief ihm Feind Klinsmann der Rang ab.

Zuschauerblock in Netanya



Jetzt soll Lothar Matthäus nach Netanya kommen und gegen den großen Konkurrenten "Beitar Yerushalaim" siegen. Aber nicht Beitar ist das Problem, sondern der neue Trainer selber. Wie wird sich Lothar wohl mit der israelischen Mentalität anstellen ? Allein herumkeifen und auf "Ich bin der King" machen kann er sich als Ausländer nicht leisten. Und falls die Bundesliga doch noch rufen sollte, wird sich Matthäus eh schnell verabschieben.

Aufgrund seiner Skandale und ominösen Abgänge macht man sich in Israel keine allzu großen Hoffnungen, dass Lothar sich ausgerechnt in Netanya niederlassen wird.

Ist Netanya für ihn also nur eine zwischenzeitliche Arbeitsbeschaffungsmaßnahme ?

Stadion in Netanya



Weitere Info - Links:

Homepage des Maccabi Netanya

Clubinfos

http://en.wikipedia.org/wiki/Maccabi_Netanya_F.C.

Freitag, 11. April 2008

Christliche Missionare in der Ben Yehudah

B"H

Obwohl es ein religiöses Thema ist, habe ich mich entschlossen, es in diesen Blog und nicht in meinem relig. Blog aufzunehmen. Leider wird dieses Thema immer mehr zu einem wichtigen Jerusalemer Ereignis und entwickelt sich allmählich zu einer einzigen Plage.

Gestern Abend ging ich durch unsere Fußgängerzone Ben Yehudah und sah schon von weitem eine christliche Band spielen. Ihr christliches missionarisches Lächeln bemerkt man schon von weitem. Das dämliche Grinsen soll einem jeden klarmachen: "Ich habe das Licht gesehen und Ihr Juden nicht". Etwas weiter weg traf ich auf einen haredischen (ultra - orthod.) Freund und wir setzten uns weiter weg vom Geschehen, denn wir wollten ganz einfach unsere Ruhe haben. Nach ca. zehn Minuten stand ein junger blonder Typ vor uns. Mit seiner blauen "Holy Bible ?" in der Hand grinste er uns penetrant an. Ob wir denn nicht an neuen Ideen interessiert sind und unseren Lebensstil ändern wollen. Nein, wollten wir nicht und ich war kurz davor dem Typen zu sagen, er solle sich vom Acker machen. Mein Freund hingegen begann eine riesige Diskussion.

Typ kam aus South Carolina und ist 21 Jahre alt. Er wolle den Juden die "frohe Botschaft" verkünden. Welche frohe Botschaft, denn wir haben unsere schon vor mehr als 3000 Jahren am Berg Sinai empfangen ?

Mein Freund redete ihn in Grund und Boden, doch Typ verstand nur Bahnhof. Missionare sind auf speziellen Bibelschulen gedrillt worden und reagieren nur auf ihre eigenen schizophrenen Ideen. Ich dachte daran, Benjamin Kluger von der israelischen Anti - Missionsorganisation "Yad Le'Achim" anzurufen, damit etwas unternommen wird. Leider hatte ich seine Nummer nicht dabei.

Missionieren ist in Israel nicht grundsätzlich verboten, was sich hoffentlich ändern wird. Das Austeilen von Pamphleten und dergleichen ist jedoch gesetzlich verboten. Derzeit ist es allerdings so, dass unsere Regierung allzu gerne Gelder von christlichen Organisationen nimmt und denen gegenüber verpflichtet ist. Eine mehr als traurige Realität.

Hoffentlich wird baldigst etwas geschehen, damit solche Leute leichter und vor allem schneller abgeschoben werden können.

Links zu dem Thema:

Jews for Judaism in Jerusalem

Great Job, Ron Ovadiah

Mein detaillerter Bericht auf Englisch

Donnerstag, 10. April 2008

Lebenstraum

B"H

In einem Cafe sassen kürzlich zwei junge Frauen neben mir am Tisch. Eine von ihnen erzählte ihrer Freundin bei einem Capuccino von ihrer Arbeitslosigkeit. Arbeitslosigkeit ist in Israel nicht unbedingt die große Schande. Eher geht man lockerer damit um und läßt auch seine Freunde an den Infos über Arbeitslosengeld und Vorstellungsgespräche teilhaben. Und so berichtete die Jobsuchende ihrer Freudin von ihren letzten zwei Vorstellungsgesprächen.

Und wieder kam etwas zur Sprache, was ich nicht immer ganz verstehe und ich mich jedesmal frage, warum dies gerade in der israelischen Gesellschaft solch große Rolle zu spielen scheint. Wieso ausgerechnet hier, wo die Israelis die Flexibilität lieben ?
Schon lange hockt kaum jemand mehr jahrelang in einem festen Job, ohne sich zu verändern. Manche wechseln alle paar Monate ihre Jobs oder werden gefeuert. So wechselt man so oft vor sich hin und nichts bleibt ausgeschlossen. Auch nicht die Tatsache, dass jemand in seinen vorherigen Job zurückkehrt. Man kündigt und später ist man halt wieder da. So what ?

Dass, was mich immer wieder verwundert ist, dass selbst eine Verkäuferin bei einem Vorstellungsgespräch gefragt wird, wovon sie im Leben träumt. Geschieht dies aus Interesse heraus, um zu sehen, ob es sich bei der Bewerberin um eine ernsthaft interessierte und verläßliche Person handelt oder ist alles nur Taktik ?
Auch ich bekam in der Vergangenheit derlei Fragen zu hören und, G - tt sei Dank, war ich auf die spezifische Frage von israel. Freunden vorbereitet wordem. Ansonsten hätte ich dämlich und zugleich höchst verwundert aus der Wäsche geschaut. Gebürtige Israelis haben mit dieser Frage nach dem Lebenstraum weniger Probleme, mich jedoch brachte sie immer wieder zum Nachdenken: Ja, wie schaut eigentlich mein Lebenstraum aus ?

Aber das Personalleitergegenüber will keine Blabla - Philosophien hören, sondern dass man ehrgeizig auf die Zukunft schaut. Arbeiten und Geld verdienen. Vielleicht Familie, denn dieser Punkt bringt die Bodenständigkeit zum Ausdruck. Bodenständigkeit und kein flippiges Geschwebe durch der Luft.

Nehmen wir einmal an, dass sich jemand einmal wieder mehr um einen Job bewirbt, den er eigentlich gar nicht will. Aber was soll man machen ? Von irgendetwas muß schließlich gelebt werden und die Bezahlung der Rechnungen wartet auch. Spätestens bei der Frage nach dem eigenen Lebenstraum kommen in einem nicht selten Gedanken auf, welche einen fast oder tatsächlich von dem Vorstellungsgespräch flüchten lassen. Was ist jetzt eigentlich mein Lebenstraum ?
Und dann wacht man plötzlich auf und beginnt das Rennen. Ja, was mache ich hier eigentlich und wieso befinde ich mich nicht mitten in der Traumverwirklichung ?

Mittwoch, 9. April 2008

64% wollen nicht

B"H

Eine aktuelle Umfrage der Universität Haifa hat ergeben, dass 64% der befragten Israelis es ablehnen, in palästinensische Ortschaften zu reisen.

Nun ist es nicht unbedingt immer selbstverständlich für uns, palästinensische Ortschaften aufzusuchen, da jeder jüdische Israeli eh nicht in die Gebiete der Autonomiebehörde wie Ramallah oder Bethlehem einreisen darf. Dieses Einreiseverbot wurde aus Sicherheitsgründen von unserer Regierung erlassen und selbst wer sich bereit erklären sollte, nach Ramallah reisen zu wollen, dem wird am Checkpoint von der israel. Armee die Einreise verweigert.

Aber wer von uns will schon nach Ramallah außer Gestörten wie Talli Fachimah ? Droht uns nicht bei der Einreise in solche Gegenden eh der Lynch ? Daher auch das Einreiseverbot der Regierung.
Touristen hingegen können sich frei bewegen und selbst in gefährliche Paligebiete wie Schechem (Nablus) einreisen. Ramallah steht bei den sogenannten Peaceniks (ausländischen Friedensaktivisten) an erster Stelle. Dort lassen sie sich dann berieseln, wie schlecht es doch den Palästinensern geht und die Juden an allem schuld sind.

64% sagen also NEIN zur Einreise in palästinensische Ortschaften und dies bezieht sich auf jene Ortschaften, die sich auf israel. Territorium befinden und für uns theoretisch zu erreichen wären. Gebiete um Haifa oder Kfar Saba zum Beispiel.
Aber obwohl dort vieles günstiger ist, will man sich nicht ausgerechnet der Gefahr aussetzen, dass beim Einkauf doch etwas passieren könnte. Dennoch ist an fast jedem Schabbat (bei gutem Wetter) das arabische Viertel in der Jerusalemer Altstadt voll säkulerer Israelis, die sich auf Einkaufstour begeben. Offenbar vertraut man dort auf die stetig anwesende israel. Grenzpolizei "Mischmar HaGvul".

Andererseits gaben 62% der befragten Palästinenser in der Umfrage an, Angst vor einem doch noch stattfindenden Transfer zu haben. "Transfer" - mit dieser Ideologie machen extreme Rechtsparteien wie die des Baruch Marzel oder Anhänger des Rabbi Me'ir Kahane auf sich aufmerksam. Man will die in Israel lebenden Palis einfach nach Jordanien abschieben. So einfach sehe da die Friedenslösung aus. Meines Erachtens nach wäre ein Transfer falsch und ich wähle solche Extremparties nie. Ein Frieden wird aber keinesfalls dadurch entstehen, dass die Palis in Israel bleiben und letztendlich wird es irgendwann heißen: "Wir oder ihr - Es kann nur einen geben".

Hakenkreuze in Mercaz HaRav

B"H

Ein Ereignis, über welches man in der regulären Presse nichts liest, aber immerhin von der haredischen (ultra - orthod.) Zeitung "HaModiah" mit einem Dreizeiler aufgenommen wird:

Die im Stadtteil Kiryat Moshe ausgehängten Poster mit den Photos der ermordeten acht Yeshivastudenten der Yeshiva Mercaz HaRav wurden von Unbekannten mit Hakenkreuzschmierereien versehen. Die Polizei habe eine Untersuchung eingeleitet.

Hakenkreuzschmierereien in Israel ? Deutet dies etwa wieder auf russische Neonazis oder eher auf Palästinenser hin ?
Nicht gerade wenige Palästinenser verkünden immer wieder gern, dass Hitler sein Ziel leider verfehlt habe, indem er es nicht zustande brachte, alle Juden umzubringen. Statements wie diese sind keine Seltenheit und deswegen werden auch Hakenkreuze immer wieder gerne von jungen Palis verwendet.

Links zum Mord der Yeshivastudenten:

http://lebeninjerusalem.blogspot.com/2008/04/notruf-aus-mercaz-harav.html

http://lebeninjerusalem.blogspot.com/2008/03/feigheit-vor-dem-feind.html

http://lebeninjerusalem.blogspot.com/2008/03/mercaz-harav-opfer.html

Dennoch ist es eher unwahrscheinlich, den oder die Täter zu fassen. Nach dem Terrorattentat war der nationalrelig. Stadtteil Kiryat Moshe geschockt. Jeden Donnerstag nachmittag unterrichte ich dort einige nationalrelig. Kinder und bekam die mißtrauische Atmosphäre auf den Straßen zu spüren. Jeder, der offenbar nicht in den Stadtteil hineingehörte, wurde beäugt. Mittlerweile hat sich das anfängliche Mißtrauen jedoch wieder gelegt. Die Yeshiva Mercaz HaRav hat einen hohen Metallzaun um ihr Anwesen gezogen, um Eindringlinge zukünftig fernzuhalten.

Dienstag, 8. April 2008

Die Bereitschaft des Oref

B"H

Morgens um 10.00 Uhr war es soweit. Unsere Bereitschaft wurde getestet.

In dieser Woche werden in Israel landesweit Übungen zum Kriegsfalle praktiziert und heute früh traf es auch die Zivilbevölkerung (Oref - auf Hebrä.). Es ertönte ein Sirenenton für einen eventuellen ABC - Angriff und jedesmal geht es uns dabei erneut durch den Kopf, dass wir soetwas hoffentlich niemals real erleben müssen. Wenn auch nur eine Übung, ein schauriges Gefühl in der Magengegend bleibt.

Site des "Pikud HaOref - israel. Zivilschutz":

http://www.oref.org.il/14-en/PAKAR.aspx

Vor und nach Pessach

B"H

Nächste Woche nach dem ausklingenden Schabbat (am Samstag abend, dem 19. April) beginnen die Juden weltweit ihr Pessachfest. Aber schon seit Wochen werkelt die tüchtige Hausfrau daheim herum, denn alles muß blitzblank geputzt sein und kein Stäubchen Chametz (Getreideprodukte) darf mehr im Hause gesichtet werden.

Aber nicht nur der Pessachputz steht derzeit an oberster Prioritätenstelle; nein, auch der Einkauf hat begonnen. Was braucht man nicht alles für die Pessachseder am ersten Abend (im Ausland wird die Seder zweimal gefeiert) ?

Innerhalb der letzten Jahre hat sich Pessach auch noch zum Geschenketag entwickelt und sozial schwache Familien kommen da kaum noch mit. Viele sind schon froh, wenigstens Mazzot (ungesäuerte Brote), Wein und etwas zu Beissen auf dem Tisch zu haben. Geschenke ? Wie denn das noch ?

In Israel rollen die jährlichen Wogen der kollektiven Hilfsbereitschaft an. Sozial schwache Familien können zu öffentlichen Ausgabestellen gehen und gratis ihr Pessach - Presentkörbchen abholen. Darin enthalten sind Wein, Mazzot, und Lebensmittel. Alles, damit wenigstens die Seder einigermassen menschenwürdig über die Bühne geht. Nicht jeder kann sich mal eben so im Kind David Hotel einmieten oder eine anderweitige private Seder veranstalten. Und sich einladen lassen will man auch nicht immer. Entweder ist man dann im nächsten Jahr genauso verpflichtet oder alle schauen einen mitleidsvoll an.

Der erste Abend, der Sederabend, ist der wichtigste des gesamten Feiertages. Wer ihn übersteht, der hat wieder ein Jahr Zeit. Die Seder bedeutet Familie und wehe dem, der keinen Platz gefunden hat. Zwar kann jeder zu Chabad oder anderen relig. Gruppen bzw. Organisationen gehen und dort die Seder verleben, dennoch geht nichts über einen familieären Touch. Und daher versteht es sich von selbst, dass momentan alles fragt: "Und wo bist Du bei der Seder ?"
Ja, und wo bin ich ? In Mea Shearim natürlich.

Vor dem Feiertag steigen die Lebensmittelpreise oft in schwindelnde Höhe an, aber die katastrophale Überraschung soll erst nach den Feiertagen auf uns niedergehen. Lebensmittelpreise werden nochmals drastisch ansteigen, da es auf dem Weltmarkt halt schlecht ausschaut. Unter anderem sind davon Reis, Olivenöl, Milchprodukte oder das Gemüse betroffen. Ein kurzer Blick auf den Jerusalemer Machane Yehudah Markt genügt, um das Ausmaß abzuschätzen.
1 kg Avocados kostet da tatsächlich 18 Schekel (fast vier Euro). Für den Normalverdiener unerschwinglich und nicht umsonst fragte die Presse schon vor wenigen Wochen, ob sich bald nicht nur noch die Reichen gesunde Lebensmittel leisten können und der Rest halt den Junk abbekommt und nebenbei Magenbitter zur Verdauung schluckt.

Aber auch die Kaffeehausketten schlagen zu. Cafe Neeman verlangt seit Wochen für den großen Milchkaffe 12,50 Schekel statt der bisherigen 9,50 (fast zwei Euro). Allerdings nur dann, wenn man es wagt, sich hinzusetzten. Der Kaffee To - Go kostet nach wie vor 7,50 Schekel.

Was kommt dann erst nach Pessach auf uns zu ?
Denken wir lieber noch nicht daran und freuen wir uns auf die Seder. Wenn wir sie uns leisten können…

Montag, 7. April 2008

Der Straßenstrich

B"H

Bevor ich heute früh wieder einmal von Tel Aviv nach Jerusalem reiste, hatte ich einige Begegnungen, die man sicher in keinem Reiseführer zu lesen bekommt. Derzeit bewegt sich mein Leben mehr oder weniger zwischen Tel Aviv und Jerusalem und ich habe großes Glück, in beiden Städten eine Unterkunft zu haben.

Ein Faktor, der mir bei der Fahrerei besonders zu schaffen macht, ist das Wetter. Tel Aviv, am Mittelmeer gelegen, hat ein warmes feuchtes Klima. Selbst im Winter kann es noch angenehm sein. Jerusalem in den Bergen Judäas hingegen, ist derzeit kühl und trocken. Mittlerweile habe ich mir sogar angewöhnt, zwei Jacken dabei zu haben. Eine Sommer - u. eine Winterjacke.

Heute früh also in Tel Aviv kam ich auf den "genialen" Einfall, vom Zentralen Busbahnhof aus nach Jerusalem zu fahren. Normalerweise nehme ich immer die Buslinie 480 vom Arlozorov - Terminal (an der Stadtgrenze nach Ramat Gan gelegen) nach Jerusalem und meide den Busbahnhof. Der Tel Aviver Zentrale Busbahnhof ist so ziemlich das Widerwärtigste, was einem passieren kann. Gar nicht erst zu reden vom umliegenden Stadtteil. Tel Aviv - Süd steht für Drogen, Prostitution und Gewalt an sich.

Arlozorov - Interchange



Route aus dem Zentralen Tel Aviver Busbahnhof - La Guardia Interchange



Da ich den falschen Bus nahm und dieser nicht direkt zum Busbahnhof fuhr, war ich gezwungen, noch durch einige Nebenstraßen zu laufen. Morgens um 6.45 Uhr war das Chaotenviertel noch relativ ruhig. Eine ältere Russin saß mit ihrer Plastiktüte, in der sie ihre Klamotten verstaut hatte, auf dem Gehsteig. Als sie mich sah, stand sie auf und rannte mit der Plastiktüte auf mich zu. Ob man es glaubt oder nicht, sie wollte mich damit verprügeln. Ich wich ihr aus und sie schrie etwas Russisches hinter mir her. Anscheinend Flüche.

In Rußland muß man heilfroh sein, die Alkoholiker und geistig Gestörten losgeworden zu sein. Wieviele von denen haben sich nach Israel abgesetzt ? Jude oder nicht, zu Beginn der großen Aliyah - Welle aus den GUS - Staaten lies die Jewish Agency alles rein und das Resultat sehen wir heute. Im Jerusalemer Stadtteil Nachlaot hat man nun sogar Metallabtrennungen auf die Parkbänke geschraubt, damit die alkoholisierten Russen dort nicht mehr ihren Wodkarausch ausschlafen.

Die Russin setzte sich wieder auf den Gehsteig und auch ich zog weiter zum Busbahnhof. Zuerst wollte ich eine Abkürzung nehmen, was aber ebenso mißlang. Heute früh war halt nicht ganz mein Tag.
Nach wenigen Minuten befand ich mich im Rotlichtviertel, aber die Damen (bis auf eine) und Freier schliefen noch.

Schnell abgebogen und schon sah ich von weitem den Busbahnhof:



Kurz bevor ich den kleinen Lewinsky - Park vor dem Busbahnhof durchquerte, sah ich sie dann alle: die Illegalen aus Eritrea und dem Sudan. Diese hatten die Gelegenheit genutzt, die offene Grenze zwischen Ägypten und dem Gazastreifen schwarz zu überqueren, um so nach Israel zu kommen, wo sie sich ein besseres Leben erhoffen. Die israel. Behörden wissen nichts mit ihnen anzufangen und sammeln sie gelegentlich zwecks Abschiebung ein. Letzte Woche wurde der gesamte Lewinsky - Park von der Polizei geräumt; die Illegalen wurden verhaftet und die Matratzen aus der Parkanlage entfernt.

Vor dem Park befanden sich jedoch all jene, die sich einer Verhaftung entzogen hatten. Viele Afrikaner standen am Straßenrand und warteten auf Jobs. Manchmal fuhr ein Auto vorbei und der Fahrer konnte die Wartenden als Tagelöhner zum Hungerlohn anheuern. Zwei ebenso anwesende Thailänder hatten offenbar Glück und bekamen einen kurzfristigen Job. Auch im Lewinsky - Park befinden sich wieder Afrikaner und jeder von ihnen scheint auf der Suche nach einem besseren Leben zu sein. Wie lange braucht es wohl, damit sie erkennen, dass sie diesbezüglich in Israel falsch sind, denn es gibt genügend frustrierte Israelis, die den gleichen Traum träumen.

Buslinie 405 verlies den Busbahnhof und wir bogen auf den Ayalon - Highway ab. Ausnahmsweise einmal kein Stau. Der kam dann später kurz vor Jerusalem an der Mozza - Abbiegung. In Jerusalem angekommen, griff ich sofort wieder nach meiner Winterjacke.
Vorbei an unserem neuen hässlichen Wahrzeichen, der Brücke, welche im Mai eingeweiht werden soll, fuhr Linie 405 in den Jerusalemer Busbahnhof ein.

Dieses neue Brückenmonstrum soll zukünftig den Strassenbahnverkehr von der Jaffa Road in die Sderot Herzl leiten.

Sonntag, 6. April 2008

Das Dilemma

B"H

Premier Ehud Olmert hat es nicht einfach dieser Tage und in einem Punkt stimme ich ausnahmsweise einmal mit ihm überein. Nämlich darin, dass er sich ganz einfach bedrängt fühle. Hin und her gerissen zwischen den Fronten. Auf der einen Seite verlangen da die verzweifelten Eltern des vor fast zwei Jahren gekidnappten Soldaten Gilad Schalit, dass nun endlich einmal etwas geschehe. Die israelische Regierung soll ja nur allen Forderungen der Hamas nachkommen, damit Gilad freikommt.

Das Problem ist nur, dass auf der Forderungsliste auch der Oberterrorist Marwan Barghouti genannt ist. Und genau dieser sitzt in lebenslänglicher israel. Haft, da er an unzähligen Terroranschlägen beteiligt war, bei denen Israelis ums Leben kamen. Barghouti zeigt weder Reue noch irgendeine Art von Mitleid. Stattdessen liebt er es im Knast seine Popularität auszuleben und auf die nächsten Wahlen im palästinensischen Autonomiegebiet zu hoffen, bei denen er sich insgeheim als Sieger sieht. Bei einem eventuellen Wahlsieg käme er unweigerlich frei, so glaubt er.

Aber nicht nur Barghouti ist eine der überzogenen Hamas Forderungen. Nehmen wir einmal an, Israel willige der Hamas ein und lasse die geforderten Pali - Häftlinge wirklich frei, worauf hin Gilad Schalit freikäme. Was dann ? Wie lange wird es bis zum nächsten großen Anschlag auf israelischem Territorium dauern ?
Neulich sandten hinterbliebene Eltern von Terroropfern sowie Soldaten einen Brief an die Eltern Schalits. Muß tatsächlich eine Freilassung Gilads um jeden Preis erfolgen ? Auch um den, dass nach dem Austausch erneut Israelis durch die Freigelassenen ums Leben kommen ? Wie fühle sich da wohl Gilad Schalit selbst, wenn er frei daheim sitzt und aufgrund seines Austausches jene ehemaligen Häftlinge wieder Soldaten und Zivilisten ermorden ?
Wo besteht das Limit der israel. Regierung ? Oder in anderen Worten - "Ist Gilad Schalit den fatalen Handel wert" ? Ein Menschenleben gegen das von vielen ?

Schalits Eltern sind sich der zwiespältigen Realität nur allzu bewußt. Aber sie sind vor allem Eltern, die um alles in der Welt ihren Sohn wiederhaben wollen. Premier Ehud Olmert fühlt sich nicht selten von ihnen bedrängt. Wenn halt nichts mehr geht, dann rennen sie zur Presse und klagen Olmert der Tatenlosigkeit an. Auf der anderen Seite jedoch stehen die offiziellen Sicherheitsbedenken des Geheimdienstes Schin Beth, der Armee und vielen anderen.
Hätte die deutsche Bundesregierung einen Andreas Baader oder eine Ulrike Meinhof freigelassen, um den Forderungen der RAF nachzukommen ? Wer einmal einen Handel startet, der ermuntere doch gleichzeitig die Terroristen zu vermehrten Entführungen. Wo also endet der Wert eines Menschenlebens ?
Hanns Martin Schleyer gegen Andreas Baader ?
Gilad Schalit gegen Marwan Barghouti ?

So hart es klingen mag - Olmert regiert ein ganzes Land und vertritt die Interessen aller Bürger. Zumindest sollte er dies.
Ist es daher nicht notwendig, das Leben der Bürger zu schützen und kaltblütige Terroristen hinter Schloß und Riegel zu halten ? Andererseits hat aber auch Gilad Schalit ein Recht auf Freiheit und Leben und was täten wir wohl denken, wären wir an seiner Stelle ?

Eine Patentlösung ist nicht in Sicht und wie auch immer die Entscheidung lauten mag, richtig glücklich wird am Ende niemand und ein Happyend bleibt aus.

Weitere Details:

Free Gilad schalit

Gekidnappte israelische Soldaten

Liste aller gekidnappter israelischer Soldaten

Gilad Shalit banner

Samstag, 5. April 2008

Schreie in die Idylle

B"H

Jedesmal wenn der Schabbat am Samstag abend ausklingt, beginnt der Alltag wieder von vorne. Es mag sentimental klingen, doch selbst die Luft ist nach dem Schabbatausklang wieder anders und deutet den Alltag an. Vielleicht liegt es auch nur daran, dass die nach Abgase stinkenden Stadtbusse wieder die Strassen beherrschen. Der Sonntag ist in Israel normaler Alltag, was wir schon am Samstag abend spüren.

Nach dem Schabbat lieben die Jerusalemer es auszugehen. Die Shopping - Malls werden belagert, genauso wie die Kneipen - und Bummelstrassen Ben Yehudah, sowie die German Colony bzw. Emek Refaim Street. Besonders bei warmen angenehmen Wetter wird ausgezogen und die Fußgängerzone Ben Yehudah ist derzeit dicht bevölkert. Zog am Donnerstag abend noch eine Breakdance - Gruppe auf das Strassenparkett, so gab es nun eine Attraktion ganz anderer Art. Aus dem Haus Nr. 5 schrie ein Lubawitscher Chassid (Chabad) aus dem Fenster hinaus, dass der verstorbene ehemalige Rebbe der Meschiach sei. Ein Ereignis, welches einen Jerusalemer längst nicht mehr aus der Fassung bringt, Touristen hingegen beginnen das Starren mit offenem Munde. Die liessen fast sogar ihr Softeis fallen. Ich denke, dass es kaum eine andere Stadt auf dieser Welt gibt, in der so unterschiedliche Arten Verrückter frei herumlaufen können und sich kaum noch jemand an ihnen stört. Als ich dies einmal einem Engländer gegenüber erwähnte, nannte der mich einen deutschen Rassisten. Schließlich habe jeder ein Recht auf Individualität und niemand kann verlangen, dass nur noch alle angepasst herumlaufen. Das ist teilweise richtig, doch nimmt manchmal die eigenwillige Individualität in unserer Stadt überhand.

Wir haben viele Leute, besonders Touristen, die nach dem Meschiach schreien oder sonst irgendwie durch chaotische christliche Sprüche samt Visionen auf sich aufmerksam machen wollen. Aber nicht nur Touristen drehen durch, sondern genauso Israelis; wenn auch auf andere Art und Weise. Leider gibt es hier im Land ein Gesetz, welches es drastisch erschwert, psychisch Kranke in diverse Institutionen einliefern zu lassen. Jemand kann erst dann eingeliefert werden, wenn er eine Gefahr für sich selbst und die Bevölkerung darstellt. Alle anderen dürfen frei herumlaufen. Und dies macht das Leben in Jerusalem manchmal nicht einfacher.

Donnerstag, 3. April 2008

Notruf aus Mercaz HaRav

B"H

Dieses Video erregt derzeit ganz Israel. Nachdem es erst vor wenigen Tagen auf Youtube erschien, fuhr es schon nach wenigen Stunden mehr als 15.000 Hits ein.
Das Video zeigt den Polizeinotruf aus der Yeshiva Mercaz HaRav, in welcher Anfang März acht Studenten von einem palästinensischen Terroristen erschossen worden waren. Einigen Studenten gelang es, sich vor am Attentäter zu verstecken und per Handy die Polizei anzurufen.

Siehe auch hier:

http://lebeninjerusalem.blogspot.com/2008/03/mercaz-harav-opfer.html


Kein Tag ohne Mißbrauch

B"H

Seit zwei Wochen vergeht kaum ein Tag, an dem die Presse uns nicht mit neuen Kindesmißbrauchsskandalen überschüttet. Die Tageszeitung HAARETZ veröffentllichte heute sogar einen Cartoon in dem eine Frau ein Kind zur Welt bringt und die Ärzte sich fragen, ob sie ihr das Kind überhaupt noch in die Arme legen sollen oder nicht lieber gleich die Fürsorge einschalten.

Kindesmißbrauch findet auch in unserem Land zur Genüge statt und es wird kein Geheimnis daraus gemacht. Und auch in Israel versagen teilweise die Behörden und nicht nur in Deutschland.
Wenn es jedoch zum Mißbrauch innerhalb der relig. bzw. der haredischen (ultra - orthod.) Gesellschaft kommt, dann legt die sekuläre Presse erst so richtig los. Endlich gibt es einmal wieder etwas abzuhetzen über die so Frommen. Haredische Zeitungen hingegen berichten kaum über derlei Skandale, und wenn, dann in einem Vierzeiler. In der haredischen Gesellschaft spricht man darüber nur hinter vorgehaltener Hand. Zu tief steckt die Furcht, dass es einen selbst betreffen könnte und wer weiß, was dann wohl die Nachbarn sagen werden. Der Scham setzt man sich dann lieber doch nicht aus und schweigt. Und wenn es dann einmal geschieht, wird in den seltensten Fällen Hilfe von außen verlangt. Vergewaltigte Mädchen / Frauen müssen teilweise ohne Sozialarbeiter oder Psychologen auskommen und werden so um die Verarbeitung ihrer Erlebnisse gebracht.

Nacheinander kamen gleich mehrere Fälle von Kindesmißbrauch in der haredischen Gesellschaft ans Tageslicht. Der bekannteste Vorfall ist jener von der Mutter mit 12 Kindern, welche ihre Kinder jahrelang mißhandelte. Die Mutter gehört zu einem obskuren reli. Kult, welcher allerdings mit der regulären haredischen Gesellschaft in keinerlei Verbindung steht.

Nun sind mit der Mutter auch zwei Rabbiner angeklagt. Rabbi Elior Chen hatte nämlich der Mutter eingetrichtert, dass ihre Kinder von bösen Geistern besessen sind und diese wollen natürlich erst einmal ausgetrieben werden. Und dann schlug man auch schon einmal mit dem Hammer auf die Finger drauf oder setzte die Kleinen in kochend heißes Badewasser. Überwacht wurde die Dämonenaustreibung vom Adjudanten des Rabbis, von Schimon Gabbai.

Ich erspare es mir lieber, hier einen Kommentar abzugeben, denn mit geistesgestörten selbsternannten Rabbinern verschwende ich nicht meine Zeit. Elior Chen hat sich übrigens vor seiner Verhaftung rechtzeitig nach Kanada abgesetzt. Im Ausland ist er nicht der einzige zweifelhafte Rabbi, der aus Israel vor der Polizei floh. Vielleicht bewirbt er sich ja demnächst in einer deutschen Gemeinde, die keine Papiere verlangt, aber ihm aus lauter Ehrfurcht ein saftiges Gehalt zahlt.

Bevor sich jetzt wieder einige aufregen: Dieses war eine sarkastische Bemerkung basierend auf einer "True Story".