Sonntag, 6. April 2008

Das Dilemma

B"H

Premier Ehud Olmert hat es nicht einfach dieser Tage und in einem Punkt stimme ich ausnahmsweise einmal mit ihm überein. Nämlich darin, dass er sich ganz einfach bedrängt fühle. Hin und her gerissen zwischen den Fronten. Auf der einen Seite verlangen da die verzweifelten Eltern des vor fast zwei Jahren gekidnappten Soldaten Gilad Schalit, dass nun endlich einmal etwas geschehe. Die israelische Regierung soll ja nur allen Forderungen der Hamas nachkommen, damit Gilad freikommt.

Das Problem ist nur, dass auf der Forderungsliste auch der Oberterrorist Marwan Barghouti genannt ist. Und genau dieser sitzt in lebenslänglicher israel. Haft, da er an unzähligen Terroranschlägen beteiligt war, bei denen Israelis ums Leben kamen. Barghouti zeigt weder Reue noch irgendeine Art von Mitleid. Stattdessen liebt er es im Knast seine Popularität auszuleben und auf die nächsten Wahlen im palästinensischen Autonomiegebiet zu hoffen, bei denen er sich insgeheim als Sieger sieht. Bei einem eventuellen Wahlsieg käme er unweigerlich frei, so glaubt er.

Aber nicht nur Barghouti ist eine der überzogenen Hamas Forderungen. Nehmen wir einmal an, Israel willige der Hamas ein und lasse die geforderten Pali - Häftlinge wirklich frei, worauf hin Gilad Schalit freikäme. Was dann ? Wie lange wird es bis zum nächsten großen Anschlag auf israelischem Territorium dauern ?
Neulich sandten hinterbliebene Eltern von Terroropfern sowie Soldaten einen Brief an die Eltern Schalits. Muß tatsächlich eine Freilassung Gilads um jeden Preis erfolgen ? Auch um den, dass nach dem Austausch erneut Israelis durch die Freigelassenen ums Leben kommen ? Wie fühle sich da wohl Gilad Schalit selbst, wenn er frei daheim sitzt und aufgrund seines Austausches jene ehemaligen Häftlinge wieder Soldaten und Zivilisten ermorden ?
Wo besteht das Limit der israel. Regierung ? Oder in anderen Worten - "Ist Gilad Schalit den fatalen Handel wert" ? Ein Menschenleben gegen das von vielen ?

Schalits Eltern sind sich der zwiespältigen Realität nur allzu bewußt. Aber sie sind vor allem Eltern, die um alles in der Welt ihren Sohn wiederhaben wollen. Premier Ehud Olmert fühlt sich nicht selten von ihnen bedrängt. Wenn halt nichts mehr geht, dann rennen sie zur Presse und klagen Olmert der Tatenlosigkeit an. Auf der anderen Seite jedoch stehen die offiziellen Sicherheitsbedenken des Geheimdienstes Schin Beth, der Armee und vielen anderen.
Hätte die deutsche Bundesregierung einen Andreas Baader oder eine Ulrike Meinhof freigelassen, um den Forderungen der RAF nachzukommen ? Wer einmal einen Handel startet, der ermuntere doch gleichzeitig die Terroristen zu vermehrten Entführungen. Wo also endet der Wert eines Menschenlebens ?
Hanns Martin Schleyer gegen Andreas Baader ?
Gilad Schalit gegen Marwan Barghouti ?

So hart es klingen mag - Olmert regiert ein ganzes Land und vertritt die Interessen aller Bürger. Zumindest sollte er dies.
Ist es daher nicht notwendig, das Leben der Bürger zu schützen und kaltblütige Terroristen hinter Schloß und Riegel zu halten ? Andererseits hat aber auch Gilad Schalit ein Recht auf Freiheit und Leben und was täten wir wohl denken, wären wir an seiner Stelle ?

Eine Patentlösung ist nicht in Sicht und wie auch immer die Entscheidung lauten mag, richtig glücklich wird am Ende niemand und ein Happyend bleibt aus.

Weitere Details:

Free Gilad schalit

Gekidnappte israelische Soldaten

Liste aller gekidnappter israelischer Soldaten

Gilad Shalit banner

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