Dienstag, 1. April 2008

Heute und nicht morgen

B"H

Langfristige Planung erweist sich in den meisten Fällen von Vorteil. Selbst wenn sich nicht unbedingt ein schneller Erfolg einstellt, geht es doch allmählich bergauf. Wer Glück hat, verdient sich einen Namen und die Kundschaft kommt immer wieder. In Israel wird in vielen Fällen auf alles andere, nur nicht auf langfristige Planung gesetzt.

Im arab. Teil der Jerusalemer Altstadt wird gnadenlos abgezockt; und das nicht erst seit heute. Touristen fühlen sich bedrängt und hintergangen. Da schlendert man zum Touristenbummel durch die engen Gassen der arab. Altstadt und an jedem Verkaufsstand lauert schon der nächste Händler, der einem sagt, wie toll man ist, wo man denn herkommt und das in seinem Shop alles nur vom Feinsten sei. Der Tourist wird offensichtlich ganz unverbindlich vom Shopinhaber zu einer kostenlosen Tasse Tee eingeladen.

Der Shop selber ist bis unter die Decke vollgestopf mit viel Überflüssigem. Vom Kreuz bis hin zum Salzstreuer, alles ist vorhanden. Die Gerüche orientalischer Gewürze geben dem Touristen ein besonderes Flair; wer dagegen in einem Stand neben der öffentlichen Toilette sitzt, hat weniger Flair.
Der Inhaber beginnt sofort mit seiner Biographie, die da meistens erlogen zusammengestellt ist. Frauen werden schon mal angemacht, wobei seine zwei oder drei Ehefrauen verheimlicht werden. Die politische Lage wird natürlich auch diskutiert und die Israelis sind selbstverständlich an allem schuld. Und dann gehts auch schon thematisch hinüber zum eigentlichen Zweck. Tja, uns geht es so schlecht und da solltest Du schon etwas kaufen, um uns aus der miserablen Lage zu befreien. Der Kühlschrank daheim ist leer und die Mutter hat kein Geld für die Medikamente.

Viele Touristen fühlen sich da überrumpelt. Eigentlich steht ihnen der Sinn nach dem "Gehen", aber da sie westlicher Natur sind, kriechen schon die ersten Schuldgefühle durch die Magengegend. Naja, ich kaufe halt eine Kleinigkeit und dann gehe ich. Die Kleinigkeit wird dann schnell zum teuren Spaß, denn das Angebot des Händlers ist saftig. Aber letztendlich zahlt man lieber, um aus dem engen vollgestopften Laden zu entkommen. Dies ist der Moment, in dem man sich sagt: "Nie wieder". Der Händler freut sich, denn er hat wieder einmal seinen "Made in Taiwan - Ramsch" teuer unter die Leute gebracht. Dass der Tourist sauer ist, interessiert nicht. Hauptsache ich habe jetzt Cash. Wenn besagter Tourist nicht mehr wieder kommt, so what ? An neuer Kundschaft aus aller Welt herrscht ja kein Mangel.

Das gleiche Muster spielt sich in den Hostels der arab. Altstadt ab. Viele von ihnen sind heruntergekommen, aber dennoch werden die Zimmer teuer vermietet. Wer im Billighostel saubere Bettlaken bekommt, kann sich schon freuen. In einigen Hostels werden die Laken schon einmal für mehrere Gäste verwendet. Die Wolldecken werden eh nie gewaschen und wenn ein Gast morgens auscheckt, wird die Decke sorgfältig zusammengefaltet und für den nächsten Gast einsatzbereit aufs Bett gelegt.

Zimmer ohne Fenster sind keine Seltenheit. Wer für eine kleine Gruft ohne Fenster 100 Schekel (20 Euro) zahlt, ist selber schuld. Viele Hostel, wie das am Jaffa - Tor gelegene Petra - Hostel vermelden auch schon einmal Käfer im Bett, welche ihre Opfer des nachts gnadenlos beißen. Das Petra - Hostel ist zwar ein gewisser Kult, dennoch, wer sich mit normalen Leuten unterhalten will, ist dort fehl am Platz. Das Hostel ist ein Magnet für christliche fundamentalistische Spinner, die in allem den Satan sehen und den Weltuntergang predigen.

Das ehemalige Tabasco - Hostel heißt seit einiger Zeit Hebron - Hostel und soll vor Sauberkeit strotzen. Klein aber fein, wenn auch ein Magnet internationaler Friedensaktivisten der "International Solidarity". Als Rechter hat man keine Chance und als Israeli schon gar nicht. Alle arab. Hostels nehmen niemanden mit einem israel. Personalausweis auf. Alle, außer dem Jaffa - Gate Hostel am Jaffa Tor. Wer schon Jude ist, der sollte einen ausländischen Pass dabei haben, um in die anderen arab. Hostels einchecken zu können. Wer dagegen ein gutes, wenn auch etwas teureres Hostel sucht, der schaue hier einmal herein.

Und wer sich schon in Ostjerusalem aufhält, der meide die Taxen. Eine Taxifahrt nach Bethlehem oder Ramallah kommt da leicht auf über 100 Schekel (20 Euro), wenn nicht noch viel mehr. Eine Fahrt zum Toten Meer gar auf 400 Schekel (und mehr). Wer schon reisen will, der begebe sich in einen Bus. An Bussen herrscht kein Mangel und sie sind allemal günstiger als arab. Taxen, bei denen erst der Preis ausgehandelt werden muß. Eine Busfahrt in einem arab. Bus vom Damaskus - Tor kostet ca. 4 Schekel (weniger als einen Euro). Eine Fahrt nach Ramallah kostet ca. 1,5 Euro (7 Schekel).

Mir ist jedesmal unbegreiflich, wie Touristen reihenweise auf diese Machenschaften hereinfallen. Vielleicht wissen sie nicht, sich aus der Situation zu befreien. Vielleicht wollen sie aber auch nur ihr Mitgefühl bekunden. Und wer dann erst einmal in Ramallah den Campus des Arafat - Grabes besucht und hinterher in eines der Flüchtlingslager geschleift wird, der vergiesst auch einmal ein paar Tränen. Bei seiner Abreise steht man dann mit Übergewicht am Flugschalter und fragt sich, was man jetzt um Himmels Willen mit dem arab. Kleid oder dem ollen in China maschinengeschnitzten Holzkamel soll.

Die Dächer der Arabischen Altstadt in Jerusalem



Im Bazar (Shuk)



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