Sonntag, 6. Juli 2008

"Laila Lavan" - Tel Aviv im Jazz - Fieber

B"H

Donnerstag, 3. Juli

Seit ein paar Wochen geht es nun schon so und vornehmlich immer donnerstags abends. "Laila Lavan - Weiße Nacht" in Tel Aviv. Und ich kann nicht sagen, wann um die Gegend der Allenby Street, dem nahegelegenen Strand sowie dem Rothschild Boulevard (an die Allenby grenzend) mehr los ist. Tagsüber oder donnerstags nacht bis weit nach Mitternacht.

Der Rothschild Boulevard in Downtown Tel Aviv, an Allenby sowie Dizengoff und Bograshov grenzend, ist das Wahrzeichen der neuen Juppie - Elite. Hier wohnen Leute mit Geld oder die zumindest vorgeben, welches zu haben. Ein paar Studenten in WGs sind auch darunter. Anscheinend sind die Eltern etwas besser betucht und schiessen einiges an Barem dazu. Ansonsten sieht man in der Rothschild Ärzte, Anwälte, High Tech - Leute oder Banker.
Die Lage ist optimal; Strandnähe, äußerst zentral, und tolle alte sowie neue Häuser der architektonischen Vielfalt. Dazu teure Cafes und Restaurants. In der Mitte des breiten Boulevard befindet sich eine Art grüne Promenade zum Bummeln. Alte Bäume, Rasenflächen und Bänke laden zum Verweilen ein. Trotz der Massenabgase vom vorbeiströmenden Verkehr.

Und genau auf dieser ewig langen Pormenade in der Straßenmitte fand die "Laila Lavan" statt. Jazz - und Rockbands, Pianisten der Klassik und des Jazz, sowie Clown und eine undefinierbare Tuba - Band hatten sich offiziell postiert. Überall wurden Postkarten mit den Künstlernamen sowie dem jeweiligen Stand / Bühne verteilt. Auf der Karte las man dann Namen wie Max Ronafeld, Steve Brown oder Yuval Schapira. Drei Pianisten gab es in der Rothschild zu sehen, nur nützten die ausgebenen Programmkarten überhaupt nichts, denn inoffiziell (oder illegal) hatten sich einige weiter Künstler aller Art einfach dazwischen postiert und brachten somit die Reihenfolge durcheinander. Der zweite Pianist in der Rothschild, ein Russe, zog das meiste Publikum an. Kann sein, dass dies auch mit an seinem Outfit lag. Im weißen Hemd mit Fliege saß er verschwitzt da und hämmerte Klassiktöne auf die Tastatur ein. Seine Gesichtsmimik zeigte, dass er sich selbst als Musiker sehr ernst nahm. Sogar einen weiteren Russen hatte er als Aufpasser mit dabei.

Weiter hinten gab es auch eine Rock'n Roll Band, die meistens jedoch nur wirres aus den Instrumenten herausholten. Den populärsten Jazz lieferte eine Teenie Band ab. Nicht älter als 15 Jahre, aber perfekt am Saxophon.

Die Restaurants und Cafes rundherum waren alle voll besetzt und so gab es auch etwas zu verdienen. Ach ja, die Konzerte waren übrigens alle kostenlos und so drängten sich mehrere Tausen Menschen aller Altergruppen durch die Promenade. Die besten Logenplätze hatten allerdings die Anwohner selbst, denn die machten es sich einfach auf ihren Balkons bequem, aßen und tranken Wein. Niemand meldete Ruhestörung an, sondern alle genossen die musikalische Aussicht. Dann wurden auch noch Poster aller Art vekauft. Schwarz versteht sich. Und plötzlich saß eine junge Frau mit weiß angemaltem Gesicht und Querflöte am Mund in einem der Bäume. Spielen tat sie nicht, sondern machte nur auf Mimik. Dafür hatte sie aber ihr Spendenhütchen gleich mit an den Baum gehängt. Auch zwei Jongleure gesellten nicht allzu weit entfernt dazu. Einer davon jonglierte mit Bällen und der andere mit einer Schur und einem Plastikrad darauf. Auch sie wollten Spenden, damit die nächste Miete bezahlt werden kann.

Alles in allem war es ein gelungener Abend mit viel Abwechselung. Nebenbei hatten viele Läden und Imbisse in der gesamten Allenby geöffnet. Ob Pizza oder Bier, alles ging bei der Hitze mit der hohen Luftfeuchtigkeit weg.

Donnerstag früh soll es noch weiter gehen und ich werde es mir wieder anschauen. Empfehlenswert wäre soetwas auch einmal in Jerusalem, aber da herrscht zuviel Terrorangst. Und überhaupt vernahm ich in Tel Aviv heute viele Stimmen von Leuten, die sich entsetzt über das Attentat in Jerusalem äußerten.


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