Freitag, 24. Oktober 2008

Ausflug



B"H

Am letzten Montag mittag unternahm ich einen Ausflug in das Arabische Viertel der Altstadt.
Nein, diesesmal nicht mit der Yeshiva "Ateret Cohanim", sondern ganz allein. "Mann, bist Du mutig dahinzugehen", meinten einige meiner amerikanischen Freunde. Aber Amerikaner geben sich stets besorgt und machen sich schnell in die Hose. Immer soll alles sicher sein und falls die Sicherheit einmal dahingestellt bleibt, muß man sie ihnen dennoch versichern.

Allerdings war mir schon etwas mulmig zumute, denn wann gehe ich schon einmal ins Arabische Viertel außer an den Pessach - und Sukkotzwischenfeiertagen Chol HaMoed ? Auskennen tue ich mich im Bazar auch kaum und komme gerade einmal vom Jaffa Tor an die Kotel (Klagemauer) oder von der Kotel zum Damaskus Tor, welches auf Hebräisch eigentlich "Schechem (Nablus) Tor - Shaar Shechem" heißt und mit Damaskus gar nichts zu tun hat. Überhaupt ist die gesamte Altstadt mit Toren überzogen und wer schon auf Sicherheit machen will, der trete durch das Jaffa Tor in die Altstadt. Das Damaskus Tor würde ich vor allem im Dunkeln nicht empfehlen, denn drumherum treiben sich viele Hamas - Typen herum. Gegenüber befinden sich zwei arabische Hostels, das "Palm Hostel" sowie das "Faisal Hostel". Vor allem letzteres ist in Hamashand und es treiben sich viele linksextreme Journalisten aus aller Welt dort herum; genau wie jene jungen Touristen, die meinen, sie müssen ihren Beitrag zum Frieden im Terroristenramallah oder Schechem (Nablus) abvolontieren. Im Faisal findet sich garantiert eine Adresse und die Touris werden für sieben Schekel (ca. 1,50 Euro) im Sammeltaxi in die palästinensischen Autonomiegebiete gekarrt.

Große Risiken wollte ich jedenfalls bei meinem Ausflug ins Viertel nicht eingehen. Keine einsamen Nebengassen und nur immer nach Tourist ausschauen und nicht nach Israeli. Eine Weisheit, für die ich mich schon kurz darauf schämte und doch wieder zum Israeli wurde. Viele andere anwesende Israelis hatten mich unbewußt dazu ermuntert. Allerdings war ich nicht auf dem üblichen Shoppingtrip nach billiger Ramschware, sondern wollte mir die verblichene römische Architektur anschauen. Oder das, was noch davon übrig ist. Außerhalb des Damaskus Tores zum Beispiel. Links vom Eingang, unterhalb der Brücke, befindet sich das ehemalige römische Eingangstor in das antike Jerusalem. Die riesige Einkaufsstraße führte vor 2000 Jahren bis ins heutige Cardo im Jüdischen Viertel. Händler priesen ihre Waren feil, was auch heute noch der Fall ist. Trotz räumlicher Trennung der vier Altstadtbezirke. Das Arabische Viertel ist das größte Territorium, indem auch die meisten Menschen recht eingepfercht leben. Dies hat vor allem den Grund, dass Tausende Palis vor dem israeli. Mauerbau schnell nach Ostjerusalem zogen, um die israelische Staatsbürgerschaft zu behalten, um so sein Arbeitslosen - bzw. Kindergeld vom Staate Israel abzukassieren. Wer kann denn schon im voraus sagen, wann die Abu Mazen Autonomiebehörde einmal zahlt. Pünktlich sicher nicht und was dann ?

Ich zockelte also einigen Tourigruppen hinterher und das, was ich eigentlich suchte, fand ich dann doch nicht. Nämlich die von Herodes gebaute Antonia Festung neben dem Zweiten Tempel. Heute soll nur noch eine kleine Ruine vom dem Gebäude übrig sein. Irgendwo in oder bei der Via Dolorosa. Und so machte ich mich als orthodoxer Jude zur Via Dolorosa auf. Ich war überrascht, dass es davon zwei gab. Eine am Austrian Hospice und die andere weiter unten Richtung Kotel. Und mittendrin befinden sich irgendwelche Stationen, an denen Christen ihren Kreuzzug antraten und beteten. Umgeben von Kitschläden. Der christliche Meschiach mal lächelnd und dann wieder völlig fertig am Kreuz hängend. Jeder bekommt so sein J. Poster nach Belieben. Manche Touristen rasteten sogar aus und begannen, die Häuserwände anzugrabbschen oder zu küssen. Hm, weiß denn niemand, dass diese Straße vor 2000 Jahren so gar nicht existierte. Jerusalem wurde mehrere Male zerstört und immer wieder neu auf den Ruinen aufgebaut. Deswegen ist das Jerusalem von vor 2000 Jahren ca. 20 - 30 Meter unter der Erde zu finden und nicht in den Gassen, in denen wir heutzutage entlanglaufen. Im jüdischen Cardo gibt es ein paar Fenster in die Tiefe, durch welche man in die originalen Gassen bzw. Ausgrabungen schauen kann.

Der Bazar roch nach allem möglichen Zeug. Kräuter, Gewürze, abgestandene Luft … alles war dabei. Hier ein paar Eindrücke. Übrigens fühlte ich mich einigermaßen sicher und war froh, den Trip unternommen zu haben.



Das Haus Ariel Scharons (mit israelischer Flagge) auf dem Weg zum Damaskus Tor.



Touristenkitsch im christlichen Viertel



Die Enge des Bazars









Graffitis an den Häuserwänden. Meist Drohungen gegen Israel incl. Hamassprüche.



Israelische Soldaten auf Patrouille vermitteln uns Juden ein Gefühl der Sicherheit.



Gewürzstand im Arabischen Viertel



Kaktusblüten (Sabras)

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