Freitag, 31. Oktober 2008

Mieten

B"H

Fast unnötig zu erwähnen, dass das Wetter in Tel Aviv wesentlicher wärmer und angenehmer ist als in Jerusalem. Jerusalem liegt hoch in den Bergen Judäas und ist stets von Winden begleitet. Tel Aviv hingegen liegt im Flachland an der Küste und das Klima ist feucht aber, jedenfalls für mich, viel angenehmer. Ich hasse die nasskalten windingen Winter in Jerusalem.

Als ich vor zwei Wochen das letzte Mal in Tel Aviv war, war es voll wie immer. Touristen, Einheimische, alles tummelte sich in der Stadt. Jetzt aber scheint alles eher verlassen und man merkt das der Winter einkehrt. Obwohl noch warm und sonnig, die Touristen kommen lieber der Sommerhitze wegen.

Unter anderem ging ich gestern auch noch gleich aus und nebenbei überhörte ich in einem Cafe an einem Nebentisch folgendes Gespräch. Ein junger deutscher Tourist zeigte einem Israeli seinen frisch unterschriebenen Mietvertrag. Der Israeli sollte dem Deutschen den Vertrag aus dem Hebräischen übersetzen. Allerdings hatte der Tourist schon unterschrieben und alles schien eh zu spät falls der Mietvertrag Ungereimtheiten ausweisen sollte.

Der Israeli begann dann auch gleich laut auszurufen:
"Bist Du bekloppt ?"
Der junge Deutsche zahlt doch glatt für ein möbliertes Zimmer in der Stadtmitte ganze 1000 Dollar.
Nun, 1000 Dollar für ein Zimmer ? Diese Preise hörte ich von New Yorkern aus Manhattan oder so. Aber in Tel Aviv ?
Der Deutsche jedenfalls meinte, dass man sowas in Deutschland ja auch schon zahle.
Na, vielleicht in München oder Köln, wer weiß.

Dann begannen die nächsten Ausrufe des Israelis. Wenn der Deutsche keinen sofortigen Nachmieter für sein Zimmer findet, zahlt er 500 Dollar Strafe. Und falls er einen Wasserrohrbruch erleidet und der Nachbar einen Schaden meldet, zahlt er er 40.000 Schekel (ca. 8000 Euro).

Der Israeli meinte kopfschüttelnd, dass das ja wohl ein absoluter Knebelvertrag sei und man sowas nicht unterschreibe. Er wünschte dem Deutschen alles Gute mit dem neuen Zimmer. Der Tourist wiederum gab sich unbeeindruckt.

Nicht nur, dass der Tourist völlig über den Tisch gezogen worden war, denn im Normalfall hätte er höchstens 400 - 500 Dollar gezahlt; nein, hier wurde auch noch das Touristendasein vollkommen ausgenutzt. Viele Leute befinden sich Touristen in Israel und meinen, dass Israel so ein westliches weltoffenes Land sei, in welchem ganz sicher auch westliche Maßstäbe, sprich Gesetze, herrschen. Dass diese Ansich total falsch ist, tritt oft erst immer zu spät ins Bewußtsein. Dann nämlich, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Israelisches Recht basiert zwar weitgehend auf dem ehemaligen britischen Mandatsrecht, doch gelten heutzutage wesentlich andere Voraussetzungen.

Und für Mietverträge gilt grundsätzlich, diese vorher immer erst durchchecken zu lassen. Nicht nur der Sprache wegen. Es existiert ein Standartmietvertrag, der benutzt werden sollte und ich weiß, das viele miese Vermieter ihre Chance gekommen sehen und Leute, die keinen blassen Schimmer von den hiesigen Zuständen haben, gerne über den Tisch ziehen. Besonders in Tel Aviv und auch in Jerusalem. Insbesondere dann, wenn der Tourist tatsächlich auch nur Tourist bleibt und keine Aliyah oder so machen wird.

Israel ist nicht eben mal so ein zweites kleines Deutschland, Österreich, eine Schweiz oder ein anderes westliches geordnetes Land. Israel bedeutet vielmals Chaos und das nicht nur auf die Politik oder Sicherheit hin bezogen. Eine völlig andere Mentalität wartet, an die man sich erst einmal gewöhnen muss.
Wie ? In dem man mit Israelis arbeitet. Dann nämlich zeigen sich die Charaktäre und man mert, dass man umdenken muss. Nichts läuft wie in Deutschland und was dort als logisches Argument gilt, ist in Israel noch lange nicht so logisch. Bevor man etwas unterschreibt, sollte man sich auf alle Fälle erst mit Einheimischen beraten. Meine besten Tips bekam ich immer von Israelis und nicht irgendwelchen anderen Touristen, die immer etwas wissen zu meinen. Meine israel. WG - Mitbewohner waren stets hilfreich und dadurch habe ich eine Menge gelernt.

Und wer in Tel Aviv etwas mieten will, sollte ganz besonders auf der Hut sein. Die Mieten überschlagen sich. Meist zahlt man auch noch saftige Kautionen und der Vermieter verlangt unterschriebe Schecks für ein Jahr im voraus, die er monatlich bei der Bank einlöst. Dort ist darauf zu achten, dass die Schecks von einem selber auf die Monate datiert sind. Das hatte der deutsche Tourist auch wieder übersehen. Mir tut er so ziemlich leid, denn er scheint ganz nett, aber für Israel zu unbeholfen. Jedenfalls noch …

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