Donnerstag, 18. Dezember 2008

Die israelische Arbeitswelt: Geheuert und Gefeuert

B"H

Vor ca. sechs Wochen traf ich in Tel Aviv an einem bestimmten Ort auf einen deutschen Neueinwanderer. Ich glaube er ist aus Frankfurt und er wusste noch nicht einmal, dass ich Deutsch spreche. Normalerweise gehe ich damit nicht hausieren und renne nicht sofort auf jeden Deutschsprachigen los.

Der Deutsche arbeitete in einer gewissen Einrichtung, wo er sich nie so ganz heimisch fühlte. Irgendwie hatte er den Aliyah - Ballast ständig auf seinen Schultern. Er rief die Mama daheim an, las deutsche Websites und schaute deutsches TV. Kam auch nur ein offenbar Deutscher in seine Nähe, so war er hin und weg.

Dann war ich eine kurze Zeit einmal nicht im Geschäft und als ich wieder vorbeischaute, eröffnete man mir auf Nachfrage, der Deutsche sei gefeuert worden. Er tat mir leid, denn der Engländer, der da nun als Nachfolger saß, hatte ein verschmitztes Grinsen im Gesicht. Wohl rausgeekelt, oder was ?

Jetzt war ich wieder eine kurze Zeit nicht in dem Geschäft gewesen und als ich wiederkam, da war auch der Engländer weg.
"Weg", sagte man mir ohne jeglichen weiteren Kommentar.

Soll das irgendjemanden wundern ?
In Israel ist es Alltag geheuert und gefeuert zu werden. Ein Einser - Abschlußzeugnis reicht nicht aus, wenn ich während der Probezeit am Arbeitsplatz sitze und nicht zurechtkomme. Bei vielen Jobs muss es oft schnell schnell gehen. Hier den Telefonhörer in der Hand, da die Kaffeetasse und zwischendurch noch mit dem Kunden, der vor einem steht, gesprochen. Für mich ist das nichts und ich gebe zu, altmodisch zu sein. Wenn ich mit einer Angestellten spreche, dann will ich keinen Mitkonkurrenten am Telefon haben.

Sendet man seine Bewerbung per kurzem Fax oder e - mail ab und wird dann zu einem Vorstellungstermin gebeten, dann bedeutet das schon etwas. Nur ernsthafte Kandidaten bekommen überhaupt einen Rückruf. Neben den obligatorischen Fragen, wo man sich denn in zehn Jahren sehe und was die eigenen Schwächen sind, sollte man sich darauf gefasst machen, gleich mithelfen zu müssen. Mal schauen, wie sich der Bewerber so anstellt. Probezeiten werden groß geschrieben und wenn es nicht klappt, dann packt derjenige seine sieben Sachen und der nächste Bewerber steht meist schon parat. Manchmal ist das nervig und frustrierend. Gerade als Neueinwanderer denkt man sich, dass im neuen Zuhause anscheinend nichts funktioniere. Die Kollegen kennen die Mentalitäten, wurschteln sich durch und sind auch so besser auf Draht. Andererseits kann man oft froh sein, diverse, so ersehnte Jobs nicht bekommen zu haben.

Wer neu ist, der untersteht keinem klaren Kündigungsschutz und Arbeitsverträge, Betriebsrat oder so ? Was ist den das ? In den Genuß kommt man später oder eh nur bei gewissen Firmen. Das Einzige, was immer hilft ist der Wille, sich durchzubeissen und sich nicht zu schämen, auch einmal durchzufallen.

Übrigens lernt besagtes Geschäft gerade einen jungen Amerikaner aus. Ob er wohl bleibt ?

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