Mittwoch, 17. Dezember 2008

Die Tage vor Chanukkah

B"H

Am kommenden Sonntag abend ist es soweit - dann beginnt das achttägige Lichterfest "Chanukkah". Und wie alle Jahre wieder, hat der Kaufrausch schon begonnen. Die Kinder wollen und sollen Geschenke bekommen.

Bei vielen säkuleren Kinder unterscheidet sich sicher die Art der Geschenke von relig. Kindern. Auch kenne ich einige nationalrelig. Kinder, die nicht jeden abend auf ein Geschenk warten, sondern sich mit ein paar Süßigkeiten begnügen. Bei Kindern aus wohlhabenden Elternhäusern steht etwas Teures auf der Wunschliste.
Auch mir wurde solch eine Liste von den kleinen Töchtern eines befreundeten haredischen (ultra - orthod.) Ehepaares unter die Nase gehalten. Gleich ein ganzer Kinderkatalog und die Eltern taten mir unheimlich leid. Ihre älteste Tochter heiratet im März und die Eltern sind derweil damit beschäftigt, erst einmal das Geld für die Hochzeit aufzutreiben, denn in haredischen Kreisen zahlen die Eltern der Braut den Hochzeitsspaß. Und jetzt warten die Kleinen auf die Chanukkah - Geschenke. Oh je.

Nachdem ich gegen Mittag mit einstündiger Verspätung wegen des Staus auf der Autobahn Tel Aviv - Jerusalem endlich in Jerusalem ankam, führte mich mein Weg gleich neben dem Busbahnhof ins "Center One". Kaum ein Tourist kennt das "Center One" und seine Angebote, von denen eigentlich nicht mehr viele da sind. Eine kleine Einkaufsmall mit ein paar Cafes. Alles fast in haredischer Hand, aber nicht das mir Klagen kommen: Jeder darf ins "Center One" und wird garantiert nicht angemacht.

Ich wollte Schreibwaren kaufen und wo geht man da in Jerusalem am besten hin ? Ins "Kfar HaSha'a'shuim - Ins Vergnügungsdorf". Kein Dorf, sondern eine Ladenkette auf die gesamte Stadt (so auch im "Center One") verteilt. Dort gibt es Billigware. Schreibwaren genauso wie Spielzeug. Hier kauft der relig. und säkulere Jerusalemer Otto Normalverbraucher seine kleinen Geschenke sowie die Schreibwaren für den Schulbeginn nach den Sommerferien, denn die teure Variante "Kravitz" neben der Ben Yehudah kann sich heutzutage kaum mehr jemand leisten.

Als ich ins "Sha'a'shuim" trat, war der Laden gerammelt voll haredischer Frauen. Chanukkah - Geschenke waren angesagt und meines Erachtens nach werden insbesondere haredische Kinder mit den Wünschen knapper gehalten als andere. Vor mir an der Kasse kaufte eine junge Frau für die Kinder von Freunden oder Verwandten einen kleinen an Chanukkah üblichen Plastikkreisel, der beim Drehen rot aufleuchtete sowie eine Plastikfigur zum spielen. Die Frau zahlte nur acht Schekel (1,50 Euro); eine Sensation, wenn man bedenkt, dass sie anderswo mindestens 20 Schekel (4 Euro) oder so gezahlt hätte. Haredim achten auf den Cent der hier Agorah heißt. Vor allem, weil sie meist mehr als fünf oder sechs Kinder daheim warten haben.

Derlei Läden sind In Jerusalem beliebt, da man für wenig Geld noch etwas bekommt; und nicht immer nur Ramsch, sondern vielfach einigermassen an Qualität. Man steigt halt vom Karstadt auf die Kaufhalle um und niemand denkt sich etwas dabei oder schämt sich. Und ganz besonders nicht vor den Feiertagen, denn da geht es wieder einmal ans Portemonnaie.

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