Freitag, 26. Dezember 2008

Wo ist die Arbeit ?

B"H

Kürzlich erzählte mir eine russische Neueinwanderin etwas sehr Realistisches und nur zu Alltägliches.
Wie viele viele Neueinwanderer, so versuchte auch diese Russin in der Übersetzerbranche Fuß zu fassen. Man kommt neu in Israel an, Jobs sind rar, denn nicht jeder ist dafür geschaffen, sich im vielseits angepriesenen Telefonmarketing zu verdingen. Falls ja, dann nennt man dies "Ich arbeite in der Hightech Branche". Allerdings handelt es sich dabei eher entweder um den Servicebereich oder halt den Verkauf. Und wer nicht verkauft und spurt, der fliegt. In Israel genauso wie auch anderswo auf der Welt.

Wer es etwas weniger stressig sucht, der probiert es als Übersetzer. Vor Jahren zog auch ich diese Laufbahn kurz in Erwägung, nur wurde mir allzu schnell alleine klar, das ich eigentlich überflüssig war. Die Angebote, die ich bekam, bezogen sich kaum auf die deutsche Sprache, dafür jedoch auf Englisch und Hebräisch. Und wer braucht mich eine Deutschstämmige für das Englische, wenn hier Tausende Anglos durchs Land laufen ? Noch dazu, wo das Übersetzen eh nicht besonders bezahlt wird.
Das war mir dann doch alles zu blöd und ich tat es lieber der zweiten Gruppe nach. Privathäuser putzen für ein relativ gutes Gehalt. Außerdem ist das weniger nervenaufreibend und man hat danach frei und kann machen, was man will. So richtig schön proletarisch, aber gut bezahlt.

Das war die Vergangenheit, aber dennoch braucht es einige Zeit, um sich zu etablieren. Auch besagte Russin machte diese Erfahrung. Angeblich spricht sie fünf Sprachen, doch trotzdem will sie niemand haben. Die Übersetzerbüros schreiben Stellen aus, die am Ende gar nicht existieren,. Man gehe zu einem Vorstellungsgespräch, absolviere ggf, erfolgreich einen Übersetzertext und das wars. Man bekommt gesagt, dass sich die Firma halt wieder meldet. Nur tut sie das in den seltensten Fällen.

Die Russin sucht nun dringend Job, da sie sich auf die Anrufe verlassen hatte. Anrufe, die nie kamen und sie in die roten Zahlen bei der Bank gleiten liess. Auf meine Bemerkung hin, dass doch hier in Tel Aviv allgemein mehr Arbeit sei als in Jerusalem gab sie zurück, dass dies vielleicht auf dem Papier so sei. Dreckjobs wie Möbel herumschleppen oder putzen gebe es fast immer. Richtige qualifizierte Jobs dagegen nur wenige und die teilen sich fast immer diejenigen, welche Freunde oder Verwandte haben, die da wissen, wo es Jobs gibt und privat vermitteln. Wo also soll man da anfangen, wenn man doch relativ neu im Land ist ? Diverse Jobsites im Internet sind überlaufen und ehe man sich bewirbt, ist der Job schon vergeben und gar nicht mehr aktuell.

Nichts Ungewöhnliches, sich in Israel von Job zu Job zu hangeln und bei mir ist es im Prinzip oft genauso. Ich unterrichte Judentum bei mehreren Institutionen und wie andere Referenten oder Lehrer bin auch ich jedesmal neu an einen Vertrag gebunden. Bei Lehrern schaut es noch schlimmer aus, denn in Israel besteht für diesen Berufszweig weder eine Jobgarantie noch ein Beamtentum. Fast jeder Lehrer an einer Schule bekommt alljährlich einen neuen Vertrag und muss halt abwarten, ob seine Dienste noch gebraucht werden. Nichts ist sicher und man läuft halt herum und kämpft sich durch. Eine Patentlösung hat sich bisher noch nicht gefunden.

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