Mittwoch, 21. Januar 2009

Aktuelles zur Arbeitslosigkeit in Israel

B"H

Manchmal mag es glatt so erscheinen als habe ich fast nur Negatives aus Israel zu berichten. Kriege und Terror und jetzt auch noch die aktuellen Arbeitslosenzahlen.
Wie sich sicher jeder ausmalen kann, gibt es auch Positives und das Positive ist, dass Israelis immer in der Lage sind, zu überleben. Erst kommt der soziale Fall und danach geht alles wie beim Stehaufmännchen. Jedenfalls in vielen Fällen.

Für dieses Jahr (2009) rechnet die "Bituach Le'umi - Sozialversicherung" mit insgesamt 226.000 Antragstellern auf Arbeitslosengeld. Dies entspricht einer Arbeitslosenquote von 7,5 %. In diesem noch laufenden Monat Januar 2009 besteht eine Arbeitslosenquote von 6,4 %. Allerdings liegt diese Quote niedriger als im Januar des Vorjahres.

Der israelische Export wuchs im Jahre 2008 um 10 %, sprich 78 Milliarden Dollar. Dies sind fast acht Milliarden Dollar mehr als im Jahr zuvor.

Nach dem Gazakrieg erwartet Israel mehrere Wirtschaftssanktionen, wenn auch vielseits nur passiv. In den Köpfen der internationalen Verbraucher spukt oftmals ein negatives Israelbild und daher kann es durchaus sein, dass sie im Laden auf Produkte aus anderen Ländern umspringen. Einige Obstplantagen meldeten schon, dass sie auch ihren Zitrusfrüchten sitzenbleiben. Die Früchte seien reif für den Export, doch wegen der schleppenden Nachfrage liegen sie immer noch auf Lager.

Zu Beginn berichtete ich vom sozialen israelischen Überlebenswillen. Dies ist auch in unserem Lande dringend von Nöten, denn gerade hier liegen die Lebenshaltungskosten höher als anderswo in der Welt. Fast jeder Tourist stöhnt erst einmal, sobald er zum Einkaufen geht. Brot, Joghurt, Käse, Wurst, Fisch, alles ist viel teurer und viele Israelis sind gezwungen zu lernen wie man sich einschränkt.

Neulich plauderte ich mit einer Frau in einem Tel Aviver Waschsalon und sie meinte, dass gerade in dieser Stadt alles viel zu teuer sei. "Und wie machen das die Bewohner zu überleben ?", fragte ich. Berechtigterweise, denn wieviele Leute sehe ich in Cafes oder Restaurants sitzen. Und wieviele kaufen unentwegt Klamotten ein ?
Meine Gesprächspartnerin meinte, dass wer einen gutbezahlten Job hat, sich schon etwas leisten kann. Alle anderen, die dennoch konsumieren, laufen im Overdraft der Banken. Und sie selber schränke sich halt rigoros ein. Entweder Moped oder Laptop. Dies stand für sie kürzlich zur Debatte und sie entschied sich für das Moped.

Hinzu kommt die aktuelle Wirtschaftkrise, die auch Israel erfasste. Wenn auch nicht so stark wie in Teilen Europas oder den USA. Aber wer in Tel Aviv die Augen aufmacht, der sieht viele Restaurants schliessen. Und das sogar in der Promimeile Rothschild Boulevard. Niemand ist mehr sicher vor dem Konkurs und wer es sich als Ladenbesitzer leisten kann, der geht runter mit den Preisen.

Mein allgemeiner Tipp für all jene, die sich auf Jobsuche befinden:
Tel Aviv ist nach wie vor ein besseres Pflaster als andere Landesteile. Jerusalem ist jobmässig fast tot und die Gehälter liegen erfahrungsgemäß eh niedriger als an der Küste.

Für Touristen ist die Jobsuche so gut wie möglich aussichtslos, denn Israel hat genügend eigene Arbeitslose, die untergebracht werden müssen. Touristen haben eine Chance im Altenpflegebereich, mehr fällt mir momentan nicht ein. Allerdings betrifft dies den privaten Pflegebereich und nicht den offizellen der Altenheime. Und "privat" bedeutet in dem Fall, dass der Arbeitsnehmer teilweise von der israelischen Bituach Le'umi bezahlt wird. Die Jobvermittlung läuft hierbei über private Vermittlungsagenturen. Meist werden diese von Philippinas genutzt, doch auch Leute aus anderen Ländern können dort persönlich vorsprechen.

Alles weitere ist überwiegend Staatsbürgern vorbehalten. Allein schon aus gesetzlichen Gründen. Die Visavergabe ist eh zur absoluten Katastrophe ausgeartet und die Behörden drohen ständig mit Abschiebung. Außerdem weigern sich viele Betriebe ganz einfach mit Touristen zusammenzuarbeiten, denn die Sozialgesetze sind in Israel wesentlich anders verankert als, zum Beispiel, in Deutschland. Krankenkassen etc. werden anders abgerechnet und der Normalotourist hat eh nur Anspruch auf eine Touristenkrankenkasse.

Fazit: Die Arbeitslosigkeit wird ansteigen, doch für Nichtstaatsbürger ist der Ofen so gut wie ganz aus.

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