Dienstag, 6. Januar 2009

Einheit beweisen

B"H

Am letzten Freitag mittag sang, wie üblich, die israelische Popsängerin Miri Aloni vor dem Eingang zum Carmel Markt (Kreuzung Allenby / Shenkin / Shaul HaMelech) in Tel Aviv. Miri gilt für die Popindustrie als abgehalftert, denn wer will da noch eine Dame um die sechzig sehen, wenn da alle junges Fleisch bevorzugen ?
Miri Aloni, die ehemalige Grande Dame mit ihren Eskapaden. Groß ist sie heute nicht mehr, doch die Eskapaden sind geblieben.

Jeden Dienstag und Freitag bezieht sie Stellung vor dem Carmel Markt. Wenn halt das TV nicht mehr will, sucht sie sich ihr Publikum woanders und auch vor dem Markt rollt der Rubel, denn vielen sind ihre heimischen Melodien (HaZipor HaKatan, Shir Le'Shalom) halt immer noch ein Begriff. Melodien zum Mitsingen, die so leicht nicht aus dem Kopf zu bekommen sind.
Wenn Miri anrollt, dann als Superstar mit Bodyguard Pnina, von Miri auch BRINGS, genannt ("She BRINGS me the money"), mit dem drogensüchtigen Gatten, blauem Auslegeteppich, kleinen Hockern für Publikum und allem, was zu einer heimischen Atmosphäre dazugehört.

Am vergangenen Freitag saß sie wieder vor Ort und trällerte. Keine Frage, Miri ist ein Publikumsmagnet der ausflugsfreudigen Tel Aviver und man geht halt vor dem Markt mal bei Miri zum Lauschen und Schunkeln vorbei. Ich tue dies fast jeden Freitag mittag ab 12.00 Uhr.

Wir befinden uns mitten im Krieg und kaum jemand singt mehr vom Frieden als Miri Aloni mit ihrem "Shir LeShalom - Friedenslied". Dieses Lied sang sie im November 1995 zusammen mit dem damaligen Premier Yitzchak Rabin vor dem Tel Aviver Rathaus. Wenige Minuten später wurde Rabin erschossen.
Damals wurde Miri auf einen Schlag bekannter als sie eh schon war und auch am letzten Freitag sprach Miri wieder vom Frieden. "Unsere Mitgefühle an die Bewohner des Südens und überhaupt, sei hier jemand im Publikum aus dem raketengeplagten Süden ?"

Eine Familie meldete sich. Sie seien aus Ashdod und gerade bei Verwandten in Holon (nahe Tel Aviv) auf Besuch. Miri liess sich mit der Familie photographieren und die kurzen Momenten gaben dem Publikum ein Gefühl des Zusammenhaltes. Tel Aviver erscheinen manchmal kühl, genervt und gehetzt, doch Miri Aloni schaffte es für einige Momente, all diese Stereotypen vergessen zu machen und das gesamte Publikum zu einer Einheit zu formen.

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