Dienstag, 19. Mai 2009

Kibbutz Program Center

B"H

Insbesondere zum Sommer hin zieht es viele ausländische junge Leute in Israels Kibbutzim. Jobben, den Kibbutz und Land und Leute geniessen. All das kenne ich selbst auch, denn als ich noch jünger war, war ich Kibbutzvolontär. Wenig später wurde ich in zwei weiteren Kibbutzim Ulpanschüler (Hebräischsprachkurs). Wobei die Ulpanim in einem Kibbutz fast immer einen Tag Arbeit und einen Tag Unterricht beinhalten. Insgesamt aber machte ich die Erfahrung, dass es ein Ulpanschüler in vielen Lebenslagen besser hat als ein Volontär. Kulturell zumindest, denn man wird zu Vorträgen eingeladen und fährt auf informative Trips. Nicht selten ist sogar die Unterbringung günstiger, denn mit dem Ulpan strengt sich der Kibbutz an, da er Geld von der Jewish Agency erhält. Demnach stellt ein Ulpan eine Einnahmensquelle für den Kibbutz dar.

Heute morgen machte ich mich einmal zum offiziellen Kibbutz Office in Tel Aviv, in der Frishman Street Nr. 6, auf. Im Untergeschoß findet man das Office des Kibbutz Program Center. Ein paar winzige Büroräume mit wenigen Angestellten bilden die erste Anlaufstelle des Volontärs.
Leider war die Leiterin nicht anwesend und so muss ich mich nochmals hinbemühen, doch gab man mir ein Infoblatt und ich stelle vorab einige Infos davon in den Blog.

Zuvor allerdings muss ich sagen, dass ich in den 80iger Jahren nicht schlecht über den Tisch gezogen worden bin. Eine mir von der Jewish Agency in Frankfurt angeratene Privatagentur sandte mir Formulare und Rechnungen zu. Ohne all das auszufüllen und zu zahlen, bekäme ich später vom Kibbutz Office in Tel Aviv keinen Platz zugeteilt. Also zahlte ich Gebühren plus Krankenkasse.
Alles Quatsch und Geldmacherei, wie sich hinterher herausstellte. Jeder kann im Office in Tel Aviv einfach so vorsprechen und eine Krankenkasse bekommt er dort auch vermittelt.
Hütet Euch also vor der Abzocke in Deutschland oder anderswo. Setzt Euch ins Flugzeug und kommt selber her. So spart Ihr eine ganze Menge Geld.

Einige der Aufnahmebedingungen in das Kibbutz Program:

Man sollte mindestens einen zweimonatigen Aufenthalt im Kibbutz planen. Zwei Monate bis maximal sechs Monate.
Das war einmal anders und man konnte länger bleiben, doch die Visavergabe vom Innenministerium ist begrenzt.

Man sollte in guter körperlicher und seelischer Verfassung sein und sich darüber ein Attest vom Hasuarzt ausstellen lassen.
Weiterhin sind einige Englischkenntnisse erforderlich !

Nur Bewerber im Alter von 18 - 35 Jahren werden akzeptiert !

Die folgenden Infos variieren von Kibbutz zu Kibbutz:

Ein Arbeitstag beinhaltet acht Stunden, eine Sechs - Tage - Woche & drei Tage Urlaub pro Monat.
Arbeit aller Art sollte nicht gescheut werden und nicht in jedem Kibbutz kann man sich seinen Arbeitsplatz aussuchen. Meist jedoch volontiert man in der Landwirtschaft, in Fabriken, im Tourismus (Zimmer vom Guest House putzen) oder im Diningroom (Eßsaal oder in der Küche).

Das Zimmer teilt man mit zwei oder drei weiteren Volontären. Mahlzeiten werden gemeinsam im Diningroom eingenommen, wobei es heute so ist, dass die eigentlichen Kibbutzmitglieder daheim essen. Das Kibbutzsystem hat sich im Laufe der Jahre sehr verändert und mittlerweile ist es so, dass fast nur noch die Volontäre den Diningroom nutzen.

Die Wäsche wird einem gewaschen und wenn vorhanden, kann man die lokale Bücherei sowie das Swimming Pool nutzen.

Der Kibbutz gibt ein monatliches Taschengeld aus. Ein paar Hundert Schekel vielleicht und nichts Berauschendes. Der Kibbutz kommt allerdings NICHT für die Reiseunkosten eines Volontärs auf.
Ehepaare oder Singles mit Kinder werden nicht akzeptiert !

Die beste Zeit zu kommen und sich um einen Volontärsplatz zu bewerben sind die Monate von Mai - September, denn dann gibt es die meiste Arbeit in den Kibbutzim. Man reist mit einem Touristenvisum ein und wandelt dann innerhalb der ersten zwei Wochen das Visum in ein Volontärsvisum um.

Hier der Knackpunkt, der oft nicht im Großgedruckten angegeben ist:

Wie ich sowohl von Volontären als auch von einer Angestellten im Office erfuhr, übersteigt die Nachfrage das Angebot. Derzeit ist das wieder einmal der Fall und der zukünftige Volontär muss nach seiner Bewerbung oft zwei Wochen warten, ehe er einen Platz in einem Kibbutz zugewiesen bekommt. Zwei Wochen also fast täglich im Kibbutz Office vorsprechen und nachfragen, ob sich etwas ergeben hat. Man hängt in Tel Aviv fest und lebt meist im Hostel. Das SKY Hostel oder das Momos (Ben Yehudah Street, Dormitory ca. 15 Euro pro Nacht) liegen ganz in der Nähe und sind preiswert. Wer es exclusiver und sauberer sucht, der gehe ins Gordon Hostel (Dormitory ab 90 Schekel - 18 Euro) in der Gordon Street. Alle drei Hostels liegen nicht weit von der Fishman entfernt und das Kibbutz Office kann innerhalb weniger Minuten erreicht werden.

Geöffnet ist das Kibbutz Office von Sonntag - Donnerstag jeweils von 8.00 - 14.00 Uhr. Adresse: Frishman 6 in Strandnähe. Zu erreichen mit den Buslinien 10 vom Arlozorov Bahnhof oder mit der 4 vom Zentralen Busbahnhof.

Kosten:

- 340 Schekel (ca. 68 Euro) für die Krankenkasse. Gültig für drei Monate und jede weiteren drei Monaten kosten 100 Schekel (20 Euro) extra.
- Man sollte im Besitz einen gültigen Passes sowie Visum sein und ggf. ein Rückflugticket vorweisen.
- Außerdem sollte der Volontär im Besitz von 800 Schekel (160 Euro) sein. Das Geld soll demjenigen nicht genommen werden, nur will man sichergehen, dass er etwas Kleingeld besitzt.
- 360 Schekel (ca. 72 Euro) Gebühren für die Registrierung.
- 110 Schekel (ca. 25 Euro) Visagebühren.

- Ein Kibbutz kann zwischen 300 - 400 Schekel (ca. 50 Euro) Kaution verlangen. Falls etwas zu Bruch gehen sollte.

Den meisten Volontären kommt es auf die Kibbutzatmosphäre an, die sich in den letzten Jahren sehr zum Kapitalistischen hin gewendet hat. Und leider bevorzugen viele Kibbutzim Gastarbeiter aus China, Thailand, etc. und akzeptieren daher weniger Volontäre. Chinesen sind halt billiger und schuften 12 Stunden nonstop für wenig Geld. Außerdem besaufen sie sich abends nicht, wie leider viele Kibbutzvolontäre.

Eines jedoch muss ich als Städter noch loswerden:
Was einem der Kibbutz nicht vermitteln kann, ist das reale Leben in Israel ! Für Israelis gelten Kibbutznik nach wie vor als Hinterwäldler, die nie in der Stadt zurechtkommen würden. Vielerseits stimmt dies sogar. :-)

Wichtige und informative Sites:

Kibbutz Program Center

http://www.kibbutz.org.il/volunteers/about.htm

Sprachkurze (Ulpanim) in Kibbutzim

http://www.kibbutzulpan.org/page.asp?ln=eng

2 Kommentare:

  1. Ich hab vor Ende März nach Israel zu fliegen um dort in einem Kibbutz zu arbeiten. Mir haben deine Infos dabei echt weitergeholfen!

    AntwortenLöschen
  2. B"H

    Dann mal alles Gute, dass Du einen guten Kibbutz fuer Dich findest.

    Den Text schrieb ich schon vor zwei Jahren und ich sollte einfach erneut beim Center vorbeischauen und ein Update verfassen.

    Gehe lieber einmal davon aus, dass sich die hier angegebenen Preise wieder erhoeht haben.:-)

    AntwortenLöschen