Sonntag, 11. Oktober 2009

Die Zeit vergeht ...

B"H

Als ich vor drei Jahren (am 22.Oktober 2006), zugegeben aus reiner Langerweile, den Hamantaschen - Blog ins Leben rief, war mir nicht bewußt, was ich damit auslösen würde. Ich saß während einer zweistündigen Mittagspause in der Bäckerei vor dem PC und wollte nicht nur so surfen, sondern meine Zeit wenigstens zu etwas Positivem nutzen. Und so eröffnete ich aus einer spontanen Idee heraus den Blog. So spontan, dass als mich das System nach einem Namen fragte, ich gar nicht wußte, was ich da eintippen sollte. Um mich herum befanden sich Backwaren und auf welche Wörter kommt man da wohl zuerst.
Hm, Mohnkuchen oder Kekse geht ja schlecht, also dachte ich an die nächsten Feiertage. Und so kam ich auf Hamantaschen, ein Titel, den ich immer noch gräßlich finde, aber naja.





Meine Idee war es, der Außenwelt etwas vom orthodoxen Judentum zu vermitteln. Insbesondere natürlich aus der haredischen (ultra - orthod.) Gesellschaft. Letzteres zieht fast immer nur Vorurteile auf sich, denn normalerweise wenden sich die Haredim nicht mit Erläuterungen an die Außenwelt. Später entstand mein Jerusalem - Blog, doch ich verschwiege lieber die Hintergründe, die zu dessen Entstehung führten. Ansonsten halten mich Einige für geistesgestört oder so.


In der Zwischenzeit habe ich mehrere Blogs in zwei Sprachen und ich hoffe, dass ich einigermaßen erfolgreich einige Einblicke an die Leser weitergegeben habe, welche ansonsten gewisse Themen so oder anders nicht gehört oder verstanden hätten.
Mein Privatleben wurde aufgrund der Blogs auch mächtig durcheinandergeschüttelt, denn da ich mittlerweile mehrmals die Woche Shiurim (relig. Vorträge) abhalte, bin ich gezwungen zu pendeln. Zwischendurch mußte ich sogar zweimal die Bäckerei aufgeben, bei der ich nun doch wieder zweimal pro Woche beschäftigt bin. Irgendwie ging dort immer alles schief: Man fand keinen Nachfolger oder dieser entpuppte sich als Katastrophe. Und so bin ich seit einer Woche wieder dabei. Mit eingeschränkter Zeit, aber immerhin.


Viel Privatleben bleibt nicht mehr und viele Freunde sowie Family müssen oft hinten anstehen. Glücklicherweise haben sich Einige daran gewöhnt oder versuchen es, zu akzeptieren.


Zu Beginn des Jahres traf ich mich mit M., einem Mönch aus Deutschland, der in Israel volontierte. Ich nahm ihn mit zu Rabbi Machlis und wir trafen uns ab und an zu Kaffee oder Bier. Danach folgten noch einige wenige weibliche Leserinnen, aber das war es. Treffen sind auch nicht unbedingt mein Hauptziel, sondern die in den Blogs vermittelten Inhalte.


Als ich über die chassidischen Gruppen zu berichten begann, so war dies gleichzeitig für mich ein Ausflug in die eigene Vergangenheit. Erst befürchtete ich, dass ich mich wieder in einen Strudel reissen lasse und sozusagen ins Mea Shearim - Raster zurückfalle. Kurz darauf jedoch merkte ich, dass ich mich sehr wohl wieder in haredischen Kreisen bewegen kann, ohne an meine alten Situationen zu denken. Manchmal überlege ich mir sogar, ob ich nicht alles für mich selber schreibe und so mit mir kommuniziere. Mir nicht selbst einen Weg in die Gesellschaft suche, ohne Mitglied zu sein und Zwängen zu unterliegen. Aber dennoch emotional irgendwie dabei.


Was wäre ein Blog ohne interessierte Leser und da ich kaum weiß, wer diese Leser überhaupt sind, möchte ich mich trotzdem bei allen bedanken und hoffe, dass die Bloginhalte einigermaßen interessant sind. Vor Jahren rief mich einmal einen Berlinerin an und meinte, dass mein Geschreibsel oft total extrem klingt, aber wenn sie so mit mir redet, dann hat sie einenn ganz anderen Eindruck. Mag sein … weiß ich nicht.

14 Kommentare:

  1. Hallo Miriam,

    Deine Blogs gehören für mich zur tägl. Lektüre.
    Du hast mir vor einiger Zeit einmal den Tip gegeben darüber nach zu denken, ob es nicht genau so sinnvoll ist als Bne Noach zu leben, als unbedingt meinen zu müssen den Gijur zu machen.
    Vielen Dank dafür.

    Ich habe lange darüber nachgedacht und der Druck, den ich mir selbst gegenüber erzeugt habe, einen Gijur machen zu müssen, ist raus. Ein Gijur ist nach wie vor nicht vom Tisch.
    Ich lasse mir mittlerweile aber Zeit mich auf den jüdischen Glauben einzulassen ihn zu leben lernen.
    Dein Wissen, das du mit den Lesern in hamantaschen teilst, bietet mir eine Fülle an Informationen aber auch die Beantwortung vieler Fragen.
    Einen herzlichen Dank dafür an dich.

    LG

    Carl

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  2. B"H

    Vielen Danks fuers Kompliment !:-)

    Eigentlich versuche ich das darzustellen, was in Deutschland oft fehlt: Naemlich gewisse Informationen.

    Niemand ist gezwungen mir zuzustimmen, doch gerade Hamantaschen bedeutet eine Menge Arbeit.:-)
    Zu Beginn denkt man gar nicht darueber nach, was es bedeutet, einen Themenblog aufzumachen und ich freue mich, dass es bei den Leuten ankommt.

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  3. Hi Miriam:
    Alles gute zum Geburtstag von deinem Blog :-)

    Ich glaub ich hab angefangen ihn im November danach zu lesen und finde ihn immer sehr spannend und interessant.

    Was stört Dich am namen hamantaschen? Mir gefällt er sehr gut.

    Jakobo

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  4. B"H

    @ Jakob

    An den Namen habe ich mich mittlerweile gewoehnt.:-)
    Mir ist vor drei Jahren aufs Geratewohl nichts besseres eingefallen.

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  5. hi Miriam,

    auch wenn ich nicht immer gleicher Meinung bin, lese ich deinen Blog täglich immer gleich nach den Google.news :-) Es fordert mich oft heraus zu hinterfragen was meine eigene Meinung ist. ganz viele grüsse.
    Lilli
    P.S. und danke für die beiden Rezepte von Honigkuchen sowie wahlnussbrot.

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  6. B"H

    Ich zwinge niemanden mit mir uebereinzustimmen, doch sollten die Inhalte zum Denken anregen.:-)

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  7. Ich stöbere immer wieder in deinen Blogs und finde sie sehr interessant. Besonders faszinierend finde ich es, auf diese Weise einen Einblick in das tägliche Leben in Israel zu bekommen und nicht nur auf Presse und Fernsehen angewiesen zu sein.

    Gemein finde ich es allerdings, dass du deine Leser erst neugierig machst, wie denn dieser Blog entstanden ist und es dann doch verschweigst. Lass uns doch mal mitlachen.

    Dieter L.

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  8. B"H

    Hallo Dieter,

    ich koennte mir dazu eine Story ausdenken, denn wenn ich die Wahrheit sagen taete, wie gerade dieser Blog entstanden ist, dann taeten mich viele in die "Klapsmuehle" einweisen.

    Aber ich gehe einmal oberflaechlich die Gefahr ein:

    Eines freitag nachmittags legte ich mich vor dem Schabbat kurz zum Mittagsschlaf hin und traeumte von einem Blog ueber Jerusalem etc.

    Ich weiss, ich weiss, dass hoert sich jetzt total bescheuert an, war aber so.

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  9. Hallo Miriam,

    was ist daran so schlimm? Damit stehst du doch in alter israelitischer Tradition. Ich hoffe nur, dein Kopf lag dabei nicht auf einem Stein!? :-)

    Übrigens wundere ich mich, dass du bislang noch nicht auf die aktuellen Geschehnisse am Tempelberg eingegangen bist.

    Gruß aus Ostfriesland
    Dieter L.

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  10. B"H

    Nein, der Kopf lag regulaer auf einem Kissen.:-)))

    Zum Tempelberg schrieb ich im letzten "Schabbat Schalom" Artikel udn zuvor ebenso. Derzeit jedoch gibt es nichts zu berichten, denn es ist ruhig.

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  11. na ich mag den namen auf jeden fall :-)

    Du hast ja letztens etwas zu Anne Frank geschrieben. Und irgendwo bin ich aus zufall darauf gestossen, dass Miep Giess eine Holländerin die ihr geholfen hat sich zu verstecken dieses jahr am 15. Februar 100 Jahre alt geworden ist :-)

    Jakobo

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  12. ...aber ein buntes Gewand hat du getragen!

    (Jetzt ist es aber genug mit meinem Gelaber.)

    Dieter L.

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  13. B"H

    Nee, gestreift war ich auch nicht.:-))) Aber G - tt sprach schon zu mir. Auch ohne Leiter.:-)

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  14. Guten Morgen Miriam.

    Das wollte ich hören.

    Dieter L.

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