Mittwoch, 28. Oktober 2009

Egotrip eines Mörders

B"H

Heute abend und morgen (donnerstag) gedenkt Israel der Ermordung Yitzchak Rabins Anfang November 1995. Aufgrund des jüdischen Kalenders fällt der 14. Jahrestag auf den morgigen Donnerstag. 

Was bleibt heute noch von Rabin übrig ?
Er scheint vergessen. Seine Angehörigen erscheinen kaum mehr in der Presse und die Friedenshoffnungen des "Oslo Abkommens" aus dem Jahre 1994 sind verblichen. Aufgrund des Abkommens wurden Tausende von Maschinengewehren in die palästinensischen Autonomiegebiete geliefert. Ein Akt, der sich im Nachhinein für Israel als selbstmörderisch erwies. Einige Rabin nahe Politiker gaben mittlerweile öffentlich bekannt, dass Oslo Israel nur Schaden zugefügt hat.

Hier ein älterer, doch nach wie vor aktueller Artikel von mir:


Wenn ich bis heute etwas partout nicht ausstehen kann, dann ist das die Pseudo - Religiösität des Rabin - Mörders Yigal Amir und den fanatischen Haß auf alle Religiösen der inzwischen verstorbenen Rabin - Witwe Lea Rabin.


Bei dem zu lebenslanger Haft verurteilten Yigal Amir bin ich mir nie sicher, welcher relig. Gruppe ich ihn zuordnen soll. Da gibt er sich lässig mit schwarzer Samt - Kipa auf dem Kopf, was ihn theoretisch zu einem Haredi (Ultra - Orthod.) machen würde. Andererseits aber pflegte er seine meisten Kontakte vor dem Rabin - Mord am 4. November 1995 in der nationalrelig. Szene.


Amir war bekannt dafür, Shabbatessen zu organisieren und vertraute sich hie und da schonmal einem Freund an, daß ja der Ministerpräsident umgebracht gehöre, weil er mit seiner Friedenspolitik den Palästinensern gegenüber die Existenz unseres ganzen Landes gefährde. Manche nahmen ihn ernst, die Mehrheit jedoch nicht.


Yigal Amir war Jurastudent an der Bar Ilan University in Ramat Gan bei Tel Aviv. Bar Ilan hat einen relig. Ruf, doch sind heutzutage nur etwa 60% der dortigen Studenten religiös. Nationalreligiös wohlgemerkt, denn für richtige Haredim (Ultra - Orthod.) ziemt sich kein Besuch an einer Uni. Nach dem Mord wurden Bar Ilan Studenten teilweise zu Sündenböcken degradiert, aber ein mehrköpfiger externer Untersuchungsausschuß stellte fest, daß die Uni keinerlei negativen Einfluß auf Yigal Amir hatte und sie keineswegs mit der Tat in Verbindung steht.


Yigal Amir wuchs im Küstenort Herzliya auf und seine Familie machte später in den israel. Medien einen eher wirren Eindruck. Vor allem seine Mutter und zwei seiner Brüder. Eine Hausdurchsuchung wurde sogar life im TV übertragen und die Familie legte sofort los mit einer Beschimpfungswelle gegen die Nation. Bis heute besuchen ihn seine Eltern regelmäßig im Knast, in dem er in einer kameraüberwachten Einzelzelle sitzt.
Es ist nie richtig klar geworden, wer genau Amir anstachelte und ob ein Einfluß von Rabbinern stattfand. Er habe sein Land verteidigen wollen und einen jüdischen Verräter darf man der Thora zufolge, so Yigal Amir, liquidieren. Aus.


Gleich nach der Tat fiel Amir durch sein breites arrogantes Grinsen auf. Nachdem die Schüsse fielen und kurz darauf Rabins Tod verkündet wurde, hatten wir alle einen moslemischen Täter erwartet. Aber was kam stattdessen ? Ein junger Kipaträger ließ sich widerstandslos abführen. Das hat uns alle fast aus den Fernsehsesseln gehauen. Seinen Prozess verbrachte Amir ebenso grinsend, so als ob ihn das alles nichts angehe. Kein Wort der Reue oder einer ernsthaften Erklärung, sondern nur ein zynisches Grinsen. Ein Grinsen übrigens, was er bis heute beibehalten hat. Ob er seine frischgebackene Ehefrau Larissa Trimbovler auch so angrinst ?

Nach dem Mord fragten sich alle WARUM ? Doch Yigal Amir grinste und gab konfuse Meinungen von sich. Ich weiß nicht, was die Familie Rabin mehr in Rage brachte. Der Mord an Yitzchak oder das aufgesetzte Grinsen des Mörders. Fest steht, daß Yitzchaks Gattin Lea schon immer einen Haß gegen die Religiösen hegte und dies auch nie verbarg. Bei jeder Gelegenheit hetzte sie und als ihr Gatte umkam, war Lea Rabin nicht mehr zu bremsen. Das Land passe ihr nicht mehr und sie denke daran, die Koffer zu packen, um in die USA auszuwandern. Kurz vorher gab die Pro - Rabin - Initiative den Sticker "Shalom Chaver - Goodbye Friend (gesagt von Bill Clinton)" aus und nach Leas "Auswanderungsgekeife" gab es gleich einen neuen Sticker "Shalom Lea - Goodbye Lea". Nichts nehmen Israelis so übel als wegen jeder Lappalie zu drohen, das Land zu verlassen.


Lea sah sich von Feinden umgeben, die da die Religiösen hießen. Aus ihrer Trauer heraus oder auch einfach so, erklärte sie ihren Privatkrieg gegen die Religion. Im Ausland verehrt und geliebt, in Israel schnell als komplette Nervensäge abgestempelt, denn teilweise gab sie druckreife Sprüche a la Dieter Bohlen ab. Sie kommuniziere täglich mit Yitzchak und täte ihm erzählen, wie sehr ihn alle vermissen. Alle, außer seinem Rivalen Shimon Peres und der Konkurrenz Benjamin Netanyahu. Netanyahu wurde seitens Lea Rabin gleichermaßen zum zweiten Sündenbock degradiert, denn schließlich sei er es gewesen, der Hitler - Rabin - Plakate bei den LIKUD - Demos zuließ und so das Volk gegen Yitzchak aufwiegelte.


Und seien die Zeiten auch noch so schlecht, die israelische Satire blüht immer: "Man stelle eine Frage an Lea Rabin und die Antworte laute ---"Yitzchak würde sagen….."


Nicht, daß mich jemand mißversteht. Natürlich wurde Lea Rabin in ihrer Trauer unterstützt und das Land trauerte mit ihr. Doch was sie nebenbei an Haßparolen von sich gab, überspannte den Bogen. Viele dachten jedoch wie sie und mancherorts wurden Kipa - Träger für einige Zeit zum Outlaw. Die Motive oder Nichtmotive Yigal Amirs kann man allerdings nicht auf alle Religiösen gleichermaßen übertragen.


Eines haben Amir und die Dame Rabin gemein, sie beide vergrößerten die Kluft zwischen religiös und sekulär. Die Rabin - Kinder, Daliah Rabin Pelosof und Yuval Rabin, gaben sich reservierter. Nachdem Yuval mit seiner eigens gegründeten Partei scheiterte, wanderte er in die USA aus. Daliah Pelosof versuchte ihr Glück in der Politik und scheiterte ebenso. Nach Rabins Tod kam einmal kurzweilig der Gedanke auf, daß ja Lea seine Stelle einnehmen könne. Dieser Gedanke schockte einige Leute zutiefst und man gab sich dann doch lieber mit Schimon Peres, dem kleineren Übel, zufrieden.


Was niemand für möglich hielt, traf ein: Schon ein oder zwei Jahre später gab es zwar noch Gedenkveranstaltungen, aber wen interessierte das noch groß. Yitzchak Rabin geriet schnell in Vergessenheit, sein Mörder nie. Letzterer ist bis heute in den Schlagzeilen und vor wenigen Tagen gab es eine Online - Umfrage, ob Yigal Amir weiterhin sitzen oder freigelassen werden solle. Die Antwort war eindeutig: Er solle bis an sein Lebensende im Knast hocken.


Einige Zeit nach dem Tod ihres Mannes erkrankte Lea Rabin an Krebs, woran sie letztendlich verstarb. "Die Grand Dame sei mutig gestorben", so hieß es in der Presse. Zyniker hingegen liessen verlauten, daß es nun keiner Visionen mehr bedarf, sondern sie gleich direkt mit Yitzchak im Himmel kommunizieren könne.

Leas Tod riß niemanden mehr vom Hocker und seitdem ist weitgehend Sendepause um die Familie Rabin. Nur der Egozentriker Amir geistert regelmässig durch die Presse und setzt sich in Szene. Grinsend versteht sich. Nicht wenige sehen nicht unbedingt einen grossen Helden in ihm, doch geben sie ihm im Endeffekt recht. Rabin sei der Vorläufer der heutigen Politik des Landverzichtes gewesen. Aber nicht, daß ein weiterer Politikermord geplant sei, wie Ariel Sharon es gerne über sich behauptete.


Nicht jeder Kipa - Träger läuft mit der Hand am Abzug durch das Regierungsviertel, doch mittlerweile ist es leider so, daß aufgrund von unwahrheitsgemäßen und übertriebenen Verdächtigungen gerne weitere Propaganda gegenüber den Religiösen verbreitet wird. Offiziell heißt es, man wolle ein weiteres Desaster vermeiden, doch inoffiziell werden schonmal Gesetzte übertreten, wenn es gilt, die rechte Szene dingfest zu machen.


Auch ich hoffe, daß Yigal Amir sein Leben im Knast weiterfristet, doch bin ich mir manchmal nicht allzu sicher, daß er dies wirklich tun wird. Irgendwie sehe ich ihn irgendwann einmal frei herumlaufen und garantiert setzt er dann sein breites Grinsen auf.




Das Opfer: Premier Yitzchak Rabin





Die Witwe: Lea Rabin hier mit Bill Clinton





Der Mörder: Yigal Amir (hier einmal ohne Grinsen)

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