Donnerstag, 26. November 2009

Ganz tief unten

B"H

Jerusalemer kennen es: Die Stadt ist mit "Meschuga'im - Verrückten" übersät. Nein, keine wirren relig. Touristen, die den Meschiach vor sich haben und tanzen, sondern Israelis.
Wenn ich irgendwo hingehe, kommt immer als Rückfrage, wieviele Meschuga'im dort sein werden. "Lo Chasser" lautet dann meine Antwort; an denen fehlt es nirgends.

Steige ich in Jerusalem aus dem Bus, vernehme ich meistens nach einigen Minuten aus irgendeiner Ecke ein lautes "Äääähhh". Dann sind sie wieder unterwegs, Jerusalems Narrische.
Leider nehmen nicht nur sie zu, sondern auch die Anzahl der Kriminellen. Vorgestern abend ging ich durch die King George in der Innenstadt. Es war gegen 20.00 Uhr und plötzlich schrie eine Frau laut auf.

Warum beschrieb ich vorher die Meschuga'im ?
Nun, weil nicht jeder Jerusalemer bei einem Aufschrei sofort reagiert, denn es könnte sich ja wieder um einen Narrischen handeln, der da ausrastet. So auch im Falle der Frau.
Schnell aber stellte sich heraus, dass ihr die Tasche geklaut worden war. Der Dieb rannte auf und davon und ein Nationalrelig. nahm die Verfolgung auf.
Die gesamte Straße glotzte als der Dieb ein Taxi nehmen wollte, der Fahrer ihn schmiss, der Dieb die Tasche wegwarf und nur noch reissaus nahm. Der Nationalrelig. immer hinterher und die Frau schrieb wie am Spiess.

Gefangen wurde der Dieb anscheinend nicht, denn später sah ich eine Polizeistreife auf und abfahren.

Am nächsten Morgen als ich mich auf den Weg zum Zentralen Busbahnhof befand, flippten zwei nepalesische Gastarbeiter aus und zertrümmerten einfach so Fensterscheiben in der Agrippas Street am Machane Yehudah Markt. Soviel zur Hilflosigkeit der "armen" Fremdarbeiter. Sie tun uns wirklich leid !

Jerusalem stellt sich im Umgang mit der Kriminalität wenig geschickt an. "Eile mit Weile" - so das Motto der lahmen Stadt. Tel Aviv samt Bürgermeister Ron Chulda' i sind da anders drauf. Es fliegen die Fetzen und wer nicht spurt, dem Gnade G - tt. Derzeit sind die Prostituierten am und um den Busbahnhof in Levinsky oder Finn Street (samt lasterhafter Umgebung) Lieblingsziel der Polizei. Richtige Freudenhäuser mit Zuhälter und so, gibt es kaum. Stattdessen gesellen sich mehrere Damen zusammen und mieten ihre eigene Behausung mit mehreren Zimmern an. Somit zahlen sie nur Miete und behalten den Rest des Lastergeldes für sich. Die Mehrzahl von ihnen sind (lt. eines langen Zeitungsartikels der MAARIV vom vergangenen Freitag) alleinerziehende Russinnen. Ihr Mann flog wegen Schulden nach Russland und sie stehen alleine da. Irgendwie meinen viele Russinnen ihre Geldprobleme immer nur mit der Prostitution auf die Reihe zu kriegen. Ist das Mentalität oder was ?

Ron Chulda'i plant, die Levinsky Umgebung von der Prostitution und den Gastarbeitern zu befreien. Statt Afrikaner oder Philippinas rollt bald die gehobene Gesellschaft an. Yuppiezone ! Was bringt die tiefste Unterschicht ? Tel Aviv ist materiell orientiert und wer am Busbahnhof ohne Visum herumläuft oder der Ausschnitt zu tief sitzt, wird weggeräumt. Asoziale sind unerwünscht, denn die vergraulen Investoren.

Der Umbruch der Stadt findet nicht nur im Dreck des Busbahnhofes statt. Überall sehen wir die Auswirkungen und mit oder ohne Chulda'i wird sich Tel Aviv noch mehr gen Kapital verändern. Die Rotlichtdamen sind sauer und sehen sich um ihr Einkommen betrogen. "Wenn es hart auf hart kommen, lassen wir uns halt woanders in der Stadt nieder. Ätsch !"

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