Freitag, 11. Dezember 2009

Jerusalem und die Morderne

B"H

Nicht, dass Jerusalem so veraltet ist, wie die Stadtmauer um die Altstadt andeutet. Die Moderne hielt in Jerusalem schon vor langer Zeit Einzug. Sogar zwei Silicon Valleys entstanden. Ein Valley (Malcha Technology Park) ging etwas den Bach hinunter, dafür erweist sich Nummer 2 (Har Chotzvim) als überaus erfolgreich.

Bisher ist es den Bürgermeistern stets gelungen, Moderne und "Antike / Tradition" zu verbinden und die Stadt hat ihren heimischen Charakter bewahrt. Nicht, dass es das Heimische woanders nicht gäbe, doch in Jerusalem fühlt es sich ganz besonders an. Ich meine damit den Umgang der Bewohner untereinander.
Der jetzige Bürgermeister Nir Barkat ist Hightech - Mensch und will Jerusalem umformen, um, wie es so schön heißt, Wirtschaftsinvestoren aus Tel Aviv anzulocken. Vielleicht plant ja die Stadtverwaltung, Steuererleichterungen zu gewähren und die Jerusalemer Arbeitskraft ist noch dazu billiger als ein Angestellter in Tel Aviv. Dies mag insbesondere für Unternehmen gelten, aber weniger für Restaurants oder kleinere Geschäfte. Was in Tel Aviv boomt und erfolgreich ist, täte im sperrigen Jerusalem kein Bein auf die Erde bringen und schnell wieder schliessen.
Darüber bekam Jerusalem ganz in seiner Nähe ein Konkurrenz - Silicon - Valley; nämlich das in Beit Shemesh.

Jerusalem ist die zweitärmste Stadt in Israel (nach Bnei Brak). Jobs sind rar und oft schlecht bezahlt. Niedrige Löhne reichen kaum mehr für die hohen Mieten, geschweige denn zum Leben. Medikamente, Ausgehen, wer kann sich all das heute noch so richtig leisten, wenn ausgerechnet jetzt der Winter mit seinem nasskalten Wetter auffährt ? Heizen wird Luxus, denn wer zuviel heizt, der sieht einer schockierenden Stromrechnung entgegen. Man ziehe sich warm an und das nicht nur im Winter.

Nir Barkat will einiges ändern und plant einen neuen Gewerbepark. Neue Geschäfte, eine Mall, alles soll attraktiver werden. Ob ihm das gelingen wird, ist fraglich, denn die Jerusalemer Mentalität spricht gegen allzu übertriebene Moderne. Der Tel Aviver ist offen und neugierig; der Jerusalemer zieht lieber die Tür zu und fragt, wozu wir das brauchen.

Jobs, Jobs, Jobs, müssen her, doch derzeit finden sich diese immer noch mehr an der Küste als in den Bergen Judäas.

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