Donnerstag, 18. März 2010

Kobi Peretz - Der Schnulzensänger und seine Steuerhinterziehung

Photo: Tapuz


B"H

Sephardische Mizrachi Musik ist absolut nicht mein Fall. Die Bäckereikollegen in der Produktion im zweiten Stock dudeln fast nur solche Musik, denn sie sind alle sephardische Juden.
Für mich klingt die heutige populäre Mizrachi Musik schwülstig und primitiv. Mit Texten wie "Lass mich Dich verwöhnen ?" und so ein Kram. Kitschig bis Teufel komm heraus, aber verkaufen tun sich die Schinken prima. Jammerten die Sepharadim vor Zeiten noch, dass überall Aschkenazi Pop erklingt, ist es heute genau umgekehrt und ich leide schon, wenn ein Busfahrer den Mizrachi Radiosender rauf und runter spielt. Aktuell nimmt Israel am Grand Prix Eurovision ebenfalls mit einem Mizrachi Song teil. Der Songtext zeugt vom üblichen schwachsinnigen Kitsch, aber Mizrachi ist halt IN.

Bis vor wenigen Jahren war der bekannteste Mizrachi Star der Sänger Eyal Golan. Eine Art israelischer Julio Iglesias Verschnitt oder Roy Black mit "Ganz in Weiss" Songs. Heutzutage sind Golan samt weiterer sephardischer Sängerriege zwar noch im Business, doch fast alle Showkollegen hassen sich gegenseitig. Ich glaube es war die MAARIV, die vor nicht allzu langer Zeit einen detaillierten Artikel dazu brachte.

Ungeschlagene Nummer Eins im Kitschbusiness ist momentan Kobi Peretz. Für einen Auftritt bei privaten Veranstaltungen wie Bar Mitzwah verlangt Peretz 45,000 Shekel (ca. 9000 Euro) pro Stunde. Der Rubel rollt; auch im CD - Verkauf sowie bei Live - Auftritten. Füllte Kobi Peretz doch fast als einziger gleich zweimal die Tel Aviver Nokia Halle mit 14,000 Plätzen. Ferner reist Peretz gerne ins Ausland; vornehmlich in die USA, wo ihn israelische Gemeinden buchen. In LA oder anderswo leben Tausende Israelis und die wollen sich ein Stück Heimat gönnen, indem sie Kobi Peretz engagieren. Noch vor wenigen Wochen hiess es in einer israelischen Zeitungsausgabe (ich glaube es war "Israel Hayom" an einem Freitag), Peretz habe seine israelischen Konzertbesucher in den USA vergrault, denn er betitelte sie in marokkanischem Slang als "Nichtsnutze". Das Publikum jedoch nahm es ihm nicht allzu übel.

Kobi Peretz der Superstar. Überall ist er präsent, viele lieben ihn, andere nicht und zeigen tut er sich vornehmlich im Luxus. Zu Beginn dieser Woche aber schlug das Finanzamt zu. Kein Wunder, wenn man sein Luxusleben in Farbe entweder im TV oder in Magazinen zu sehen bekommt. Peretz begann sich unantastbar zu fühlen, doch da macht das Finanzamt nicht mit. Seine Wohnung unterlag einer überraschenden Razzia und PC sowie mehrere Hundertausend Schekel wurden beschlagnahmt. Woher das Geld stamme und wieso er nur 500 Schekel statt 45,000 für private Auftritte bei der Steuer deklariere ? Auslandsauftritte wurden dem Finanzamt erst gar nicht gemeldet.

Peretz wies jede Schuld von sich und gab an, dass alles nur ein Komplott der neidischen Konkurrenz sei. Die Finanzbeamten hingegen sehen genug Beweise gegen Peretz und obwohl er gegen Kaution und der Konfiszierung seines Wagens sowie der seiner Frau auf freien Fuss kam, lässt der Staat nicht locker. Millionen von Handgeld soll Peretz kassiert haben und somit wird er sich auf saftige Bussgelder gefasst machen.

Mittags kam Kobi Peretz frei und abends dudelte er schon wieder auf einer Privatveranstaltung. Seinem Ruf wird der Skandal schaden, doch seinen CD Verkäufen eher nicht.

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