Sonntag, 28. März 2010

Pessach in Jerusalem

B"H


Von spirituellen Pessachumtrieben noch keine Spur. In der Bäckerei läuft heute fast noch alles a la "Business as usual" ab. Bis morgen (Montag) früh um 10.00 Uhr dürfen wir noch Chametz (verbotene Getriedeprodukte an Pessach wie Getreide, Brot, Nudeln, Bier, etc.) verzehren. Danach geht sieben Tage lang (in der Diaspora acht Tage) nichts mehr.
In den letzten Jahren kam es jedoch immer mehr in Mode, Kuchen und sogar Nudeln aus Mazze - oder Kartoffelmehl herzustellen und somit brauchen wir weniger auf Kuchen oder Kekse verzichten, denn die wurden so "koscher für Pessach" gemacht. Kokoskekse oder Kartoffelmehlkuchen.


Sephardische Juden haben es bei den Essensgewohnheiten wesentlich einfacher als aschkenazische, denn sie essen Reis (für Aschkenazim als Chametz verboten) oder diverse Hülsenfrüchte wie Mais, Erbsen oder den Humus. Es ist nicht leicht Aschkenazi zu sein an Pessach.


Jetzt vor Pessach habe auch ich noch unendlich zu tun. Waschsalon, schauen, ob in der Bäckerei noch Arbeit anfällt, dann die Heimfahrt nach Tel Aviv und dort der Großeinkauf. Die Seder muss auch noch besprochen werden und die Zeit vergeht wie im Fluge.


Das Wetter soll nicht so toll werden und zum Schabbat bin ich in Jerusalem. Eingeladen bei Freunden im haredischen (ultra - orthodoxen) Mea Shearim, wo die Hausfrau mich zur "Tochter" degradierte, der sie jetzt auf die haredischen Sprünge helfen will.


Tel Aviv weniger, aber Jerusalem wird voll Touristen sein. Die Juden feiern Pessach, die Christen Ostern und die Altstadt wird überquellen. Die Palis verkaufen ihre Ramschsouvenirs und der Feiertagsrubel rollt.
Ich werde auf Sightseeing an der Küste gehen und mich mehr um den relig. Aspekt kümmern.


An den sieben Pessachfeiertagen ändert sich so einiges in der Routine:


1. Busse fahren, doch morgen (Montag) nur bis zum Nachmittag und Dienstag erst abends, nach Ausklang des ersten Feiertages.


2. Ämter, Stadtverwaltung, Bibliotheken und alle öffentlichen Regierungseinrichtungen haben bis zum 6. April dicht. Wer also ein neues Visum oder sonst etwas Amtliches braucht, der muss bis zum 6. April warten.


3. Die Schulen bzw. Unis haben Ferien.


4. Cafes und Restaurants sind offen, doch insbesondere in Jerusalem wird kein Brot etc. verkauft, sondern Semmeln oder Kuchen aus Mazze - oder Kartoffelmehl.


Pessach ist in Israel die nationale Urlaubszeit und das Land reist. Zumindest dann, wenn es das Wetter erlaubt. Es ist also damit zu rechnen, dass sämtliche Parks, Museen, Ausstellungen, Freizeitparks und das Jüdische Viertel der Jerusalemer Altstadt überlaufen sind.


Vorsicht in der Altstadt:
Man sollte sich, wie in jedem Jahr, sein Essen mitbringen, denn die Preise sind unverschämt. Selbst die beiden Makolets (Tante - Emma - Läden) im Jüdischen Viertel schrauben die Preise rauf.


Platz zum Sitzen wird zur Mangelware und wenn, dann sie die Tische verdreckt und nicht abgeräumt. Tausende von Menschen schieben sich so durch und da kommt keiner mehr mit dem Putzen mit.


Wie es in den Kirchen aussieht, weiss ich nicht, doch werden sich Katholiken, Protestanten, Griech. - Orthodoxe, Russ. - Orthodoxe oder Armenier herumschieben und quetschen.
Hinzu kommen die enormen Sicherheitsvorkehrungen der Armee und Polizei in und um die Altstadt herum. Die Palästinenser könnten jederzeit wieder ausrasten und im Gedränge der Altstadt mit ihren schmalen Gassen löst das Panik aus.


Meine Tips:

- Lasst Euch von keinem Pali eine Tour aushalsen, sondern erkundet allein die Alstadt.


- Haltet Euch fern von Einladungen zum Tee der Pali - Shopinhaber im Bazar, denn deren Interesse besteht darin, Euch so richtig einzuwickeln a la "wir sind ja so arm dran und willst Du den doch den Teppich für 1000 Dollar kaufen".


- Geht aus der Altstadt heraus und schaut Euch ebenso die Neustadt an.


- Am Ostersonntag ziehen die Armenier eine riesen Show mit Umzug und Dudelsäcken ab. Die Polizei wird daher sämtliche Zugänge am Jaffa Tor verbarrikadieren. Um die Sperren zu umgehen, ist ein jeder gezwungen einen Umweg über den Zionsberg zu machen, um von dort aus in die Altstadt zu gelangen. Ziemlich nervig wegen ein paar Dudelsäcken.


An Juden noch einen Ratschlag:


Vor allem zu Ostern kommt es vor, dass fanatische christliche Touristen Juden dumm anmachen. Mir selber ist das bei einer Tour der "Ateret Cohanim" passiert. Lasst Euch nicht auf das dumme Geschwätz der Mönche oder Priester ein, wenn sie Juden beschimpfen und ihren christlichen Trupp um sich herum aufhetzen. Geht einfach weiter Eures Weges !


Ansonsten werde ich weniger von Jerusalem und dafür umso mehr aus Tel Aviv, Netanya, Ramat Gan, Petach Tikwah oder Bnei Brak berichten. Die Hafenstadt Yaffo neben Tel Aviv bietet an den Pessachfeiertagen ein kostenloses Theaterfestival in der Innenstadt mit vielen Attraktionen.


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Altstadtbilder

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