Freitag, 2. April 2010

Schabbat Schalom




B"H

Iran und die Atombombe, die Hamas und neue zu befürchtende Anschläge in Israel. Irgendwie aber erscheinen die News im Hintergrund, denn wir haben Pessachferien und die Israelis sind mehr mit sich selbst beschäftigt. Insbesondere mit den Gedanken, wie das fette Minus auf dem Bankkonto nach den Feiertagen ausgeglichen werden soll. Aber man kann ja nicht nur daheim hocken und sollte zumindest einmal etwas unternehmen.

Pessach ist nun einmal teuer. Man schaue nur auf vier kleine für Pessach koschere Semmeln (in Norddeutschland sagt man "Brötchen"), die da 20 Schekel (ca. 4 Euro) kosten. Eine Abzocke ohnesgleichen.

Der Jerusalemer Machane Yehudah Markt ist koscher, der Tel Aviver Carmel Markt hingegen bietet alles. Dieser Tage auch Brot (Chametz) und ansonsten unkoschere Krabben, Krebse oder Shrimps. Man ist also nicht "gezwungen" koscher zu essen, sondern entscheidet selbst. Spirituell betrachtet bringen wir so unseren von G - tt gegebenen "Freien Willen" zum Ausdruck. Am Krabbenstand werden wir also vor die Wahl gestellt und den Kriechtier - Test bestand ich bisher anstandslos. Wer frisst auch solch ein Viehzeug ?

Jeder hat so seine Erlebnisse nachdem er Aliyah macht. Nach Israel einwandern ist nicht leicht; vor allem dann nicht, wenn nicht viel Geld in der Börse ist und man gezwungen ist, schleunigst einen Job zu finden. Nicht nur blabla Aushilfe oder so, sondern einen richtigen Job, dessen Gehalt einen ernährt. Dieser Tage lernte ich eine Engländerin kennen, die vor zwei Jahren Aliyah machte und seitdem herumhechelt. Zuerst platzte das Verlöbnis auseinander und sie zog aus dem Süden des Landes nach Tel Aviv. Wohin dann erst einmal ? Ohne Job, ohne Unterkunft ? Von Freund zu Bekannten und von Bekannten zu Freunden. So durchleben es wahrscheinlich Hunderte von Israelis. Und damit meine ich nicht nur Neueinwanderer.
So schnell wie möglich einen Job finden, selbst wenn es nur als Bedienung bei "Super Sushi" sein sollte. Besseres wird halt später gesucht. Wer nicht so handelt, der sitzt nicht selten in einem Teufelskreis, denn wie Wohnung finden, wenn keine Kohle da ist ?
Bei der Wohnungssuche mahlt zuerst, wer beim Vermieter Cash auf den Tisch legt. Sagt einer, das Geld treffe erst in zwei Tagen ein, hat er schon verloren. So erging er der Engländerin, die nun endlich ihre feste Bleibe fand.

Israel verlangt dem Neueinwanderer Lebensimprovisation ab. Wer rumsitzt und wartet, der bleibt auf ewig sitzen. Wenn es heißt, "man rufe zurück", weist dies auf "Fehlanzeige" hin. Bloss nicht sitzen udn auf einen Anruf warten, der nie kommt. Unsere Gesellschaft funktioniert nach Codes und wer sie nicht schnellstens kapiert und verinnerlicht, hat das Nachsehen.

Ich könnte ganze Erlebnisbände über Neueinwanderer und im Land Geborene verfassen. Wie man lebt, sich über Wasser hält und mit seiner Umwelt kommuniziert. Es wirkt auffällig, dass die Gesichter der Tel Aviver mehr aussagen als die der Jerusalemer. Das Küstengehetze zeigt eher seine Wirkungen als das Beschauliche in Jerusalem. Das "Le'at, le'at - langsam, langsam gegen "Srisut - Beweglichkeit ohne Ende bzw. auf Zack sein".

Der Schabbat wartet mit 27 Grad Hitze auf uns. Ich blieb letztendlich in Tel Aviv hängen, gehe in die Synagoge sowie zu Freunden. Strand wäre auch nicht schlecht, doch garantiert rappelvoll.

"Schabbat Schalom" an alle Leser !



Tel Aviv mit Gesang von Sarit Hadad


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