Donnerstag, 5. August 2010

Raketen & Spiele

B"H

Oh je, ist die Touristenhochsaison im August etwa in Gefahr ? Grad Raketen gingen bei Eilat sowie in Ashkelon nieder und falls das anhält, könnten Reisestornierungen auf die Urlaubsstadt Eilat niederprasseln.
Auch aus dem Libanon wird scharf geschossen, doch in Israel selbst herrscht Ruhe und Gelassenheit. Es ist August, es sind Sommerferien und die Mehrheit der Israelis bekommt dieser Tage ihr Monatsgehalt. Einkaufen, mit den Kindern in den Ferien etwas unternehmen, all das geht vor. Feindliche Attacken, egal ob real oder von der ausländischen Presse, sind wir eh gewohnt.

Genau vor einem Jahr besuchte ich einen Freund, der in der Kassam geplagten Negevstadt Sderot lebt. Momentan befindet er sich allerdings aufgrund eines Jobs im nördlichen Teil des Landes. Noch im letzten August beschrieb er mir das Verhalten der Sderoter Bürger beim Raketenalarm "Zewa Adom - Farbe Rot": Viele stellen sich unter die überall im Ort verstreuten Bunkeranlagen und warten bis der Alarm vorbei ist. Meist gibt es einen Knall und das wars. Andere lehnen sich gegen eine Wand und halten schützend die Hand vor ihr Gesicht.

"Und was, wenn die Kassam neben einem einschlägt ?"
"Ja, das wars dann ! Was sollen wir da groß machen ?"

Zuerst fiel es mir schwer, die Mentalität der Sderoter zu verinnerlichen, doch der Freund führte eine Freundin und mich durch den Ort und wir bekamen einiges an Stories mit. In der Zeitung beschriebene Personen wurden plötzlich Realität und wir standen neben einem Bombenloch im Park oder anderswo.

Was ich damit sagen will, dass wir nach all den Jahren ein alle ein kleines Stück Sderot in uns tragen. Wir alle haben uns nach Terrorattentaten oder Kriegen an einiges gewöhnt und meistern nebenher unseren Alltag. Im Sommer 2001 stand vor dem Haus, in dem ich damals lebte, ein Wagen mit einer 100kg Autobombe. Und wie reagierten wir Bewohner der Straße ? Unsere Aufregung galt der Polizei, welche alles für vier Stunden sperrte und wir nicht in unsere Behausungen konnten und nicht so sehr der eigentlichen Bombe. Wozu auch ? Eines morgens wachte ich auf und vernahm morgens um 8.00 Uhr einen Knall. Eine Selbstmörder hatte sich vor einem israelischen Grenzpolizisten in die Luft gesprengt.

Manchmal erscheint dem Betrachter von außen Israel so völlig absurd, doch wer in unserem Land aktiv lebt, bedeutet, wer Israeli ist, dem kommt nichts mehr seltsam vor.

Und wo bleiben die "Spiele", wie in der Überschrift angedeutet ?
Diese fanden am Montag abend auf dem Machane Yehudah Markt in Jerusalem statt. Dachkonzerte, ein Jongleur, mehrere Bands aller Art und ein Wettlauf der Marktschreier. So gestalten wir unseren Sommer und nicht mit einer offenen Panikmache.

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