Mittwoch, 20. Oktober 2010

Go North - Aliyah nach Nordisrael

B"H

Die Aliyah Organisation Nefesh B'Nefesh (NBN) bietet auf ihrer Site die Aliyah in den Norden an. "GO NORTH" - so das Motto. 
Vielerseits siedelte NBN amerikanische, britische und französische Neueinwanderer (Olim) im Zentrum des Landes an. Beersheva in der Negev wurde für einige Olim ebenso zum Hit, denn es muss nicht immer Jerusalem, Tel Aviv, Modi'in oder Netanya sein. Nefesh B'Nefesh drängt in die Provinz, denn die Zentren sind voll, zu teuer und die Jobs werden rar. Trotzdem fühlen sich englischsprechende Neueinwanderer in den grossen Zentren wohl, da es genug Gleichgesinnte gibt. Wer sucht nicht ab und an dieselbe Mentalität und Sprache ?

Seit einiger Zeit also steht der Norden auf dem Programm. Carmiel oder Haifa an erster Stelle, denn dort gibt es die meisten Jobs. NBN arbeitet nicht in Deutschland und für deutsche, schweizer oder österreichische Juden und deren Aliyah nach Israel ist nach wie vor die Jewish Agency zuständig. Aber darum geht es an dieser Stelle weniger, denn im Laufe der Zeit tat sich ein Problem auf, an dass man im Vorfeld nie gedacht hatte. Vor allem nicht jene Neueinwanderer, die sich einen Wohnsitz im Norden suchen.

Nicht wenige Neueinwanderer nach Israel zieht es gerade in den Norden, denn dort lassen sich günstig Wohnungen mieten und die Landschaft ist wunderschön. Für mich aus Bayern bieten die Berge Galiläas eine kleine Erinnerung an Bayern. Wenn denn das Landschaftsbild im Endeffekt doch anders ist.

Wer Aliyah macht, der geht häufig euphorisch zur Sache. Zionismus, in Israel leben, richtig Jude sein ohne Rechtfertigungen vor anderen, wow. Da liegt die Versuchung nahe, sich in der Peripherie niederzulassen und so richtig den pionierreichen Zionismus auszuleben. Nur an eines denken viele Olim nicht:
Viele Orte im Norden haben einen hohen Bevölkerungsanteil sephardischer Juden. Ich nenne hier nur Tiberias am See Genezareth (Kinneret) als Beispiel. Juden aus Marokko, Kurdistan, Tunesien oder anderen arabisch geprägten Ländern. Eine vollkommen andere Mentalität gegenüber den aschkenazischen Juden aus den USA oder Europa. Hinzu kommt, dass sephardische Juden nicht unbedingt die tollen englischen Sprachkenntnisse besitzen und sich im Wesentlichen auf Hebräisch und bestenfalls ihres sephardischen Dialekten oder dem Französischen (die Marokkaner) bedienen.

Neueinwanderer, die sich im Norden niederliessen, einige davon auf dem Golan (an der Grenze zu Syrien) merken plötzlich, dass sie allein dastehen. Hebräisch können sie noch nicht und quälen sich gerade mal so durch einen Ulpan (Sprachkurs). Aber das Anfängerhebräisch reicht längst nicht aus, um frei zu kommunizieren geschweige Freundschaften aufzubauen. Kurz gesagt, viele Olim im Norden stehen als Aussenseiter da. Einsam, keine Kontakte und die Mentalität ist gleich dreimal fremd.
Was tun ?

Der Chabadnik Eli Naiditch vom Chabad - Hostel "Ascent" in Zfat macht sich so seine Gedanken und versucht momentan Kontakte zu Nefesh B'Nefesh zu knüpfen. Treffen für Anglos aus Orten, in denen sonst niemand des Englischen mächtig ist, sollen organisiert werden. Das alles befindet sich in der allerersten Anfangsphase, doch finde ich es eine sehr gute Idee. Andererseits sollte sich der Neueinwanderer im Vorfeld erkundigen, wo genau er sich da niederlässt. Ansonsten besteht die Gefahr, hinterher in der Einsamkeit zu enden.

Neueinwanderer, die sich gerade im Norden niederlassen, verdienen eine hohe Anerkennung, denn es ist gewiss nicht leicht, sich durchzukämpfen und, vor allem, einen Job zu finden. Die Infrastruktur ist rar, es sei denn, man geht tatsächlich nach Haifa oder ins nahegelegene Carmiel.

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