Mittwoch, 12. Januar 2011

"Wohnungssuche in Zfat (Nordisrael)" oder "Mein Zfat - Syndrom" und ich


In der Altstadt von Zfat

Photo: Miriam Woelke

B”H

Nicht, dass ich 35 km weiter südlich, in Tiberias (Tveryia) nicht zufrieden bin, dennoch war es immer mein Traum, in Zfat zu wohnen. Momentan vielleicht weniger, denn Zfat liegt auf einem Berg im Oberen Galiläa und das Wetter ist demnach entsprechend kälter als Hunderte von Metern weiter unten am See Genezareth (Kinneret). 

In Zfat habe ich viele Freunde und einige chassidische Gemeinden, zu denen ich regelmässig gehe. Neben Chabad (Lubawitsch) ist das die chassidische Gruppe Zanz und neulich entdeckte ich die Synagoge der Chassidut Kossov.




Freunde aus alter Jerusalemer Zeit sind der Meinung, ich renne meiner haredischen (ultra – orthodoxen) Vergangenheit hinterher und solle mal lieber im “liberalen” Tiberias bleiben. Da sei etwas mehr Action und ich könne mich freier bewegen als im immer haredischer werdenden Zfat.

Zu einem gewissen Teil haben meine Freunde Recht, doch arbeite ich zumeist in Zfat. Das ergab sich so und wird in Zukunft noch mehr Arbeitsstunden verschlingen. Die Busfahrt dauert ca. eine Stunde. Zwei Stunde also sitze ich insgesamt im Bus, wenn ich hinauf auf den Berg und wieder zurück nach Tiberias fahre. Nicht, dass mich das nervt, denn die Landschaft ist wunderschön und der Bus alles andere als überfüllt. Einziger Störfaktor: Der letzte Bus in beide Richtungen fährt schon um 19.15 Uhr.
Morgen ist es einmal wieder soweit. Die Arbeit ruft, ich schaue (wieder mal) ein paar Wohnungen an und treffe nebenbei eine Freundin, die am Sonntag auf ein paar Monate zurück in die USA fliegt. Wenn sie dort ankommt, rauscht sie gleich samt Familie ins Disneyland in Kalifornien. Dabei sagte ich ihr vorhin ausdrücklich am Telefon, dass sie sich doch schon längst im Disney – Rummel befindet. Schliesslich wohne sie in Zfat !



Zfat - Die Stadt der Kunst

Photo: Miriam Woelke


Zfat ist geprägt von einer Menge schräger Gestalten und aus allen Regionen rauschen immer mehr neue Leute an, die ausgerechnet in der Kleinstadt wohnen wollen. Nicht jeder passt dorthin und es wird eine bestimmte Mentalität benötigt, die mir einmal von einer seltsamen amerikanischen Chabadnikit (Chabad Frau) abgesprochen wurde. Sie wolle in Zfat leben und ich solle mal gar nicht erst kommen. Mit Hose und so. Zfat sei religiös, was so nicht stimmt. Aber was soll man gross sagen, wenn eine arrogante Amerikanerin mit Wohnort Tel Aviv dahockt und alles besser wissen will. Seither habe ich sie nicht mehr gesichtet.

Zfat besitzt eine gemischte Bevölkerungsstruktur, aber alle haben eines gemeinsam: Man ist sich bewusst, dass es in der Stadt keine Action gibt. Kein Kino, kein Theater, keine Kultur und kein riesiges Shopping Center. Dafür atmet man saubere Bergluft und darüber hinaus ist die Luft noch kabbalistisch angehaucht, denn Zfat ist die Stadt der Kabbalah. Zumindest jener aus dem Mittelalter. Auf Facebook sah ich vorhin den Kommentar einer Bewohnerin, dass ihr die ganze Atmerei voll auf den Senkel geht. Sie habe langsam die Nase voll von der spirituellen Atmerei und man solle sie ihr Leben leben lassen. 

Ein anderer Kommentar dazu lautete, dass Zfat ein ungeheures Potential habe, DIE Touristenstadt in Israel zu werden. Aber kaum einen der Bewohner interessiere das, weil nur die intelligenzschwachen nach Zfat ziehen. 

Was hat das mit “doof” zu tun ? Meine Disneyland Freundin sagte am Telefon, dass Zfat einen eigenen Charakter habe und man könne hier nicht den Weltenrummel einführen. Wer will denn das ? Das einzige, was zählt, ist die Kabbalahluft und nicht irgendwelche Touristen. 

Ich gehe dann morgen einmal wieder spirituell atmen und das Frieren ist vorprogrammiert, denn auf dem Berg ist es bekanntlich kalt.

Fortsetzung des Zfat – Syndroms folgt !


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