Samstag, 26. März 2011

8022 Arbeitslose in Tel Aviv


 Tel Aviv

Photo: Miriam Woelke

B”H

In Israel gilt Tel Aviv als Eldorado des Jobmarktes und viele junge Leute aus allen Landesteilen machen sich alljährlich auf in die Küstenstadt. Action, sich selbst finden und vor allem Karriere machen. In Tel Aviv ist das bestens möglich und wer sich anstrengt, kann eine Chance haben.

Es versteht sich von selbst, dass eine Menge Neu – Tel Aviver scheitern und desillusioniert in ihre Heimatorte Beersheva, Beit She’an, Migdal HaEmek, etc. zurückkehren. Extrem hohe Lebenshaltungskosten, darunter besonders extreme hohe Mieten (ich kann ein Lied davon singen) sowie Stress wo man hinschaut. Tel Aviv ist immer “on the run” und sogar viele Touristen übersehen bei ihrer Urlaubsplanung, dass Tel Aviv LAUT ist. Ein Straßenverkehr, der nie zu stoppen scheint, Leute unterhalten sich lautstark auf der Straße und im Sommer wird alles noch schlimmer, denn allgemein geht man wegen der Hitze später schlafen. Tel Aviv hört nie auf zu pulsieren; auch am Schabbat nicht. Dagegen sind Jerusalem und alle anderen Orte geradezu “Ruheparadiese”.

Die aktuelle Ausgabe der Lokalzeitung “Ha’Ir” berichtet, dass momentan 8022 Tel Aviver arbeitslos gemeldet sind. Davon sind 2275 Arbeitslose im Alter von 25 – 34 Jahren und insgesamt 52 % der Arbeitslosen seien unter 44 Jahre. Jüngere Leute also. Wie kommt das ? Wer in der Stadt einen Job sucht, surft sich durch die Jobanzeigen im Internet, schreibt Bewerbungen per Fax oder e – mail (wie in Israel üblich) oder ergreift Initiative und ruft direkt bei Unternehmen an oder geht gleich persönlich vorbei. Nummer Eins im Bereich der erfolgreichen Jobsuche ist nach wie vor Mundpropaganda. Freunde oder Bekannte berichten von offenen Stellen und so kommt die Mehrheit an ihren neuen Job.

“Ha’Ir” jedoch berichtet weiter, dass die Jobsuchenden im Alter von 25 – 34 sich wenig beeilen, eine neue Arbeit zu suchen geschweige denn zu finden. Man sitzt lieber daheim und schaut TV oder wendet sich seinen Privatinteressen zu. Über die Gründe spekuliert die Zeitung und kam zu demselben Ergebnis wie ich in meinen Gedanken: Die Jungen kleben am Geld der Eltern. Die Mehrheit der jungen Neu – Tel Aviver könnte ohne die finanzielle Unterstützung der Eltern hier in der Stadt niemals lange durchhalten. Und wer reichlich von Mami und Papi bekommt, der kennt keine panischen Gedanken an die Arbeitssuche und dass man ja zum 1. des Monats die Miete zahlen muss.

Immer noch gibt es in Tel Aviv mehr Arbeit als anderswo im Land. Tel Aviv ist DER Jobmarkt in Israel, doch immer mehr Jobangebote liegen im Hightech – bzw. im Finanzbereich. Nicht alle Leute sind dafür qualifiziert und jeder ist gefragt, Initiative zu ergreifen. Erfindungsreichtum wie ich es noch nicht einmal bei Ex – DDRlern oder Russen erlebt habe. Man kommt halt durch, aber es verwundert wenig, dass Tel Aviv eben auch das Eldorado der Startups ist. Und das nicht nur im Hightech – Bereich.

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