Dienstag, 19. April 2011

Memories aus Ramat Gan


Ramat Gan

Photo: Miriam Woelke

B”H

Wenn es in Israel einen Ort gibt, den ich weder gern durchquere noch in ihm wohnen möchte, so ist dies Ramat Gan (bei Tel Aviv). Ramat Gan ist kein Vorort von Tel Aviv, sondern eine eigenständige Stadt gleich nebendran. Vier Städte gehen direkt ineinander über: Tel Aviv, Ramat Gan, Givatayim und Bnei Brak. Früher war es so, dass wem Tel Aviv zu teuer wurde, er nach Ramat Gan oder Givatayim auswich. Heute sind die hohen Lebenshaltungskosten auch außerhalb Tel Avivs verbreitet. 

Vor vielen Jahren lebte ich fast ein Jahr in Downtown (wenn man es so nennen will) Ramat Gan. Die umliegenden Geschäfte in der Straße sind geblieben; wenn auch aus einem Werkzeugladen ein Friseursalon wurde. Aber das ist der Lauf der Zeit in Israel und nichts Ungewönliches. Kaum ein Laden existiert mehr als fünf oder zehn Jahre.

Meine Mitbewohnerin von damals war nationalreligiös. Modern, mit viel Schminke im Gesicht und hochhackigen Schuhen. 

“Ob es mir etwas ausmachen täte, dass sie einen verheirateten Geliebten habe, der da ab und an auf der Mappe stehe ?”

Irgendwie kommt mir der Großraum Tel Aviv stets als der "Großraum der betrügenden Ehefrauen / Ehemänner" vor. Andernorts geschieht dies sicherlich auch, doch weniger auffällig. Man spricht halt nicht so offen darüber.

Es machte mir nichts aus und der Geliebte stellte sich als ganz nett heraus. Zwei scheinbar religiöse Mitbewohnerinnen, von der die eine dem Geliebten hinterher telefonierte und ein “Liebestagebuch” führte, welches eines Tages aus Versehen von der Nachhilfeschülerin mitgenommen worden war. Panik kam auf und meine Mitbewohnerin rannte erfolgreich dem “Buch” hinterher. Ganz schlimm wurde es, wenn ihre Eltern und ihr Yeshiva (relig. Schule) Bruder zu Besuch kamen und wir alle “heile” Welt vorspielten.

Aber nicht deswegen “verabscheue” ich Ramat Gan. Der “perfekte” Wohnort setzt immer eine verbindendes Gefühlt voraus und in Ramat Gan kam dies bei mir nie auf. Mehr als eine Zwischenstation als Ort sowie im Leben war es nie. Und so ist es bis heute geblieben. Wenn ich einmal dort bin, dann nur, weil ich es durchquere, um woanders hinzugelangen.

Und das Ende der Geschicht ? Es gibt keines, doch hoffentlich hat die Mitbewohnerin von damals doch noch einen Mann zum Heiraten gefunden, wie es sich ihre Eltern erträumt hatten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen