Sonntag, 18. September 2011

Der Neue

B”H 

Wir haben einen Neuen bei uns auf der Arbeit. Nicht gerade groß gewachsen, irgendwie russischer Abstammung, aber mehr Israeli. Jedenfalls spricht er akzentfreies Hebräisch ohne den lästigen russischen Einklang. 

Vor eine Woche erschien er frühmorgens und fragte, ob der Boss schon da sei. Nein, war er nicht und wenn, dann in der sogenannten Hauptfiliale und nicht bei uns. Der Neue meinte, er arbeite ab sofort hier und werde sich dann schon mal umschauen. Das hatte noch keiner gesagt und wir schickten ihn doch letztendlich in die andere Filiale. 

Wenig später stellte sich heraus, dass der Neue unser neuer Vorgesetzter ist. Bis dahin hatten wir keinen Vorgesetzten und es lief alles so vor sich hin. Erfolgreich und keiner fragte nach einem Verantwortlichen, denn wir haben ja den Big Boss. 

Einen Tag später lief der Neue mit Liste und Kugelschreiber durchs Haus und machte Notizen. Was alles geändert werden soll und all unsere kleinen Fehler. Kein Zweifel, der neue Besen will kehren, was, meiner Erfahrung nach, nie lange anhält. Lass ihn mal erst in den alten Trott kommen … 

Heute dann gab der Neue seine ersten Instruktionen, die irgendwie richtig waren, doch da er erst eine Woche bei uns ist und von Praxis und Materie Null Ahnung hat, verlief alles nicht gerade glatt. Diverse Arbeitsgänge, die ca. 20 – 30 Minuten dauern, wurden von ihm mit 5 Minuten eingeplant. Wir erklärten ihm, dass seine erstellten Tabellen nichts mit der Realität zu tun haben und er stand ahnungslos da. Der Hausmeister hätte ihm eh fast den Kragen umgedreht. Kommt da an und will nach einer Woche allen was erzählen. 

Im Grunde genommen ist er ja ganz nett und bemüht sich halt. Beweisen will er sich, denn wer bei uns nichts bringt, wird geschasst. Warum aber müssen sich viele Vorgesetzte freundlich und dennoch distanziert geben ? 

Mal sehen, wie wir alle miteinander klarkommen. Seit einem halben Jahr arbeite ich in dem Job und das eigentlich nebenbei. In letzter Zeit war jedoch soviel zu tun, dass ich Stunden dranhängte. Der Neue wedelte auch gleich mit seiner Liste und glaubt, ich brauche keinen Feierabend mehr. 

In ein paar Monaten werde ich aufhören und mich auf nur ein einziges Projekt konzentrieren, doch kämpfe ich noch mit der Bürokratie. Bis dahin bleibe ich nebenbei in dem Job, denn er bringt einiges an Geld ein. Außerdem lernt man dort eine Menge israelischer Psychologie und wer den Studiengang studiert, findet bei uns die besten Praxisobjekte herumlaufen.:-)))

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