Montag, 5. November 2007

Ist Beitar zu rechts ?

B"H

Alles redet heute über Fußball, doch geht es keinesfalls um irgendein Ergebnis. Sieger und Verlierer sind uninteressant.

Die rege Berichterstattung hat jedoch eine Vorgeschichte. Da ist zum ersten der 12. Jahrestag des Mordes an Premier Yitzchak Rabin, da ist die Tatsache, daß sein Mörder Yigal Amir die Brit Milah (Beschneidungszeremonie) seines acht Tage alten Sohnes feierte, des Weiteren ist Condoleeca Rice in Jerusalem ist und zu guter Letzt fand auch noch ein Fußballspiel der Rivalen Maccabi Haifa und Beitar Yerushalaim statt.
Aber der Reihe nach.

Selbst Tage nach den offiziellen Gedenkfeiern an die Ermordung Yitzchak Rabins im November 1995, läßt uns das Thema nicht los. Immer noch sind heiße Diskussionen im Gange, wer woran schuld hat. Die Linken incl. unsere Regierung sind der Meinung, daß alles nur die Schuld der Rechten sei. Auch heute wieder, denn ganz heimlich sind die gleichen Poster aufgetaucht, welche schon vor zwölf Jahren an den Wänden hingen. Damals zeigten sie Rabin (heute Shimon Peres) mit einem Palituch (Khafiyeh) auf dem Kopf als Zeichen dafür, daß sich der Premier in zuviele Zugeständnisse den Palästinensern gegenüber einließ. Das Ergebnis sahen wir tatsächlich wenige Jahre später als die Palis mit den israel. Waffenlieferungen auf Israelis schossen anstatt den eigenen Terror zu bekämpfen.

Derzeit sind neue Zugeständnisse geplant und sogar Jerusalem soll aufgeteilt werden. Übrigens hatte selbst Rabin zu seiner Zeit solch ein Vorhaben strikt abgelehnt. Zu riskant und am Ende verbündet sich der ewig jammernde Abu Mazen wieder mit der Hamas und alle dürfen raten, was dann wohl passiert. Aber Olmert, der sich gern weltgewand gibt, ist alles andere, nur nicht intellektuell und sicherheitserfahren.

Condoleeca Rice trudelte gestern ein und noch heute sieht man sie durch die Stadt geistern. Mit Zimmerblick auf die Altstadt (sie nächtigt im David Citadel Hotel) sollte ihr eigentlich klar werden, was sie der Stadt antut. Aber wer weiß, vielleicht hat sie gar keine Zeit, um aus dem Fenster zu schauen Ihre Security Guards jedenfalls sind ständig damit beschäftigt, ihre Koffer vor dem Hotel auf und ab zu rollen. Klamotten hat sie für die paar Tage jedenfalls genügend dabei.

Gestern Abend traf sie sich in der Agron Street mit Ehud Olmert. In der Strasse steht das gut bewachte Amerikanische Konsulat und beide diskutierten auch über Jerusalem. Die Rechten (meistens Nationalrelig.) standen draußen und demonstrierten. Polizei und Grenzpolizei hatten alle Hände voll zu tun und die Demonstranten machten mit ihrem Geräuschpegel auch der Condoleeca klar, daß hier noch gar nichts entschieden ist.

Aber es ging nicht nur um Jerusalem, sondern Olmert stimmte abermals einer Freilassung von mehreren Hundert Palästinensern zu. Bei den vielen Freilassungen haben wir alle schon längst den Überblick verloren und wissen nicht mehr, wer da eigentlich genau auf freien Fuß kommt. Terroristen mit Blut an den Händen oder nicht ?

Wen interessiert das denn noch groß, wenn alles nur auf Yigal Amir schaut ?

Amir der ewige Sündenbock, der einen Mann (den Premier) erschoß. Was aber ist mit all den freizulassenden Terroristen, die viele israelische Menschenleben auf dem Gewissen haben ?
Sie schossen wahllos auf Juden und sprengten alles in die Luft, was ihnen in die Quere kam. Aber zu dem Thema will Olmert "seinen guten Willen zeigen". Hoffentlich zeigt Abu Mazen auch etwas von seinem Willen, sonst geht in kurzer Zeit der Schuß nach hinten los.
Dann wird verkündet werden, daß Olmert von nichts wußte und wenn wir Glück haben und nicht selbst in die Luft geflogen sind, lesen wir in der Presse einen neuen Winograd - Bericht über ein weiteres Totalversagen der Regierung Olmert. Aber keine Sorge, Ehud weiß sich da schon zu helfen. Schnell abermals verkündet, daß er Prostatakrebs hat und ordentlich jammern, dann steigt die Beliebtsheistskala wieder. Oder der Winograd - Bericht wird gleich ganz blockiert, wie schon der jetzige über das Versagen im zweiten Libanon - Krieg.

Aber nicht nur die Unwissenheit der Condoleeca ist das Thema; nein, gestern feierte die Familie Amir die Brit Milah (Beschneidung) des Neugeborenen. "Yinon Eliah Shalom" heißt das Kind von Yigal Amir und Larissa Trimbovler. Die Feier wurde im Knast abgehalten, allerdings hatte man eigens ein kleines Zelt im Grünen aufgebaut, damit ein Hauch von Festlichkeit aufkam.

Neue Spekulationen lieferte die Presse gleich mit: Der kleine Bruder Yigals, Amitai (21 Jahre) soll eine Romanze mit der Tocher Larissas (aus ihrer ersten Ehe) haben. Die Tochter heißt Shlomit und ist 15 Jahre alt. Bestätigen wollte die Richtigkeit der Meldung aber niemand.

Die Beschneidungsfeier dauerte ganze 15 Minuten und dann mußte Vater Yigal wieder zurück in die Zelle.

Abends kam es neben der Demo gegen Condoleeca zu einer Sensation, von der heute jeder spricht. Unser lokaler Fußballclub Beitar Yerushalaim spielte im Haifaer Kiryat Eliezer Stadion. Vor Spielbeginn gab es eine Schweigeminute für einen in Tel Aviv ermordeten Jugendlichen und eben wieder einmal Yitzchak Rabin. Der Name Rabin brachte die Beitar - Fans zur Weißglut und sie buhten während der Schweigeminute. Geschwiegen wurde also nicht, sondern randaliert. Rabin sei Müll.

Heute schreien führende Politiker nach einer Verbannung Beitars aus der ersten Liga.

Wer sind die Beitar - Fans eigentlich ? Natürlich ist allseits bekannt, daß Beitar viele SHASS - Anhänger hat. Insbesondere sephardische Haredim (Ultra - Orthod.) gehören zum Hardcore der Fans. Besitzer des Clubs ist der russisch - israel. Milliardär Arkadi Gaidamak, und der entschuldigte sich heute für die Fans.

Geschrei hin oder her, die Linken haben wieder ihr Fressen gefunden. Erst bringt Yigal Amir (auch sephardischer Jude) Rabin um und jetzt schreien die religiösen Fußballfans umeinander. Der böse Geist sei immer noch wach, so philosophierte Olmert, ohne zur Kenntnis zu nehmen, daß er daran nicht ganz unschuldig ist.

Die Bevölkerung selbst hat sich schon lange vom Geschehen verabschiedet. Rice, Olmert, Amir, wer will das wissen außer der Presse. Auf das Fußballspiel aber hatten sich viele gefreut, vor allem die Sepharadim. Und nun ist das auch noch zum Politikum geworden. Noch nicht einmal im Wohnzimmer hat man seine Ruhe.

Wen es interessiert: Das Spiel zwischen Beitar und Haifa endete 0:0.

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