Dienstag, 5. August 2008

Gestrandet in Israel

B"H

Immer wieder ereilen mich e - mails von Leuten, die unbedingt in Israel leben möchten. Die Rede ist nicht von Juden, die meine Hilfe wohl kaum benötigen, denn bei der Jewish Agency, Nefesh Be'Nefesh sowie der auch für Deutschland zuständigen British Olim Society sind sie, was die Aliyah betrifft, in guten Händen. Nein, vielmehr kommen die Anfragen von Nichtjuden. Zwar bin ich nicht die Israelische Botschaft, doch kann ich aktuell nur jedem Nichtjuden abraten, mit dem Gedanken zu spielen, seine Bleibe aufzugeben und aufs Geratewohl mit Sack und Pack nach Israel zu ziehen. Einfach so mit dreimonatigem Touristenvisum.

Unzählige Male habe ich schon zu dem Thema einiges berichtet, was jedoch die Leute nicht von ihren "Träumen" abhält. Und nun sage ich nochmals: Wer als Nichtjude einreist, der fliegt irgendwann schneller raus als er es sich das vorstellen kann. Zwar kann der Betreffende vorerst mit einem Drei - Monatsvisum einreisen und sich eine Bleibe suchen. Beim Job schaut es schon komplizierter aus, denn soviel mit illegal jobben ist nicht mehr. Und mehrheitlich plagen sich die Firmen nicht mit der Touristenbürokratie, sprich Arbeitserlaubnis, herum. Da nehmen sie lieber einen Israeli. Noch dazu wo die Visafrage nie geklärt ist.

Was glaubt Ihr (jene, die es angeht) wieviele Touristen ich kenne, die mit der Angst herumlaufen, abgeschoben zu werden ? Jeder Gang zur Visaverlängerung auf dem Innenministerium wird zu Tortur. Empfehlungen mitbringen und was weiß ich … das alles hilft nichts mehr. Ein - zweimal bekommt man eine Verlängerung, und dann ? Danach folgt der nächste Schritt, der da lautet: alle drei Monate nach Griechenland oder Zypern zu fahren, um nach wenigen Tagen wieder nach Israel zurückzukehren und an der Grenze ein neues Drei - Monatsvisum zu erhalten. Eine zeitweilige Ausreise nach Jordanien oder Ägypten bringt gewöhnlich keine drei Monate, sondern meist nur noch einen Monat mit sich.

Und mit einem Touristenvisum ist Euch das arbeiten generell verboten. Jobsuche ? Ist schwer und für Euch noch viel schwerer. Außerdem habt Ihr kaum Rechte und eine reguläre Krankenkasse (außer jene für Touristen) nimmt Euch nicht auf. Dazu die Katastrophe mit dem Innenministerium. Und wer auch noch meint, den Angestellten dort tolle Stories erzählen zu können, der irrt sich aber ziemlich. Meint Ihr, die hören nur Eure Stories ? Wöchentlich kommen Hunderte zur Verlängerung und jeder hat etwas zu jammern. Die Angestellten sind oft alles andere als freundlich und Freunde berichteten mir, dass ihnen schon der Paß zugeschmissen wurde und sie nur noch das Wort "Raus" hörten.

Spätestens nach fünf Jahren ist fast immer Schluß. Dann gibt es auch am Flughafen kein neues Visum mehr und der Betreffende muß Israel für mindestens ein Jahr verlassen. Danach geht der Zirkus von vorn los.

Ich kann nicht verstehen, warum sich Leute das antun wollen. Innerhalb meinen 12 oder 13 Jahren hier sah ich soviele Fälle davon. Leute setzten sich einfach ins Flugzeug und kamen nach Tel Aviv. Vom Land und der Bürokratie hatten sie keine Ahnung und irgendwann gaben sie auf, bekamen Geld aus Deutschland geschickt und flogen heim.

Es wäre sinnvoller, sich vorher gründlichst zu informieren, aber dennoch gilt fast immer, dass es keine neuen Visa gibt. Wer heiraten will, bitte, aber richtiges Mitglied der Gesellschaft wird er als Nichtjude kaum. Hinter dem Rücken heißt es fast immer: "Naja, der ist ja kein Jude".


Links:

Israelische Botschaft in Berlin

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