Montag, 1. September 2008

Schlagzeile: "Schulbeginn"

B"H

Alle Jahre wieder, aber dieses Jahr etwas weniger Generve:
Heute ist der 1. September und in Israel bedeutet dieses Datum den Beginn des landesweiten neuen Schuljahres.

Heute war es also so weit und mehr als 1,5 Mio israelische Kinder mußten nach fast drei Monaten Sommerferien zur Abwechselung wieder einmal früh aufstehen. Jedes Jahr wieder gibt es in Israel ein riesen Brimborium um diesen ersten Schultag und schon einen Monat vorher kommt das Thema in die Schlagzeilen.

Zu meiner deutschen Schulzeit war es so, dass halt irgendwann die Sommerferien vorbei waren und man normal wieder zur Schule ging. Man bekam den neuen Stundenplan, kam eventuell in eine neue Klasse und blieb entweder bis zur sechsten Stunde um 13.00 Uhr oder konnte früher gehen. Je nach Lage der Dinge. Gestöhnt wurde teilweise über die neue Lehrerschaft, mit der man sich jedoch irgendwie abfinden mußte. Entweder machte man ihne das Leben zur Hölle oder die Lehrerschaft drehte den Spieß um.

In Israel steht der alljährlich Schulbeginn am 1. September gleichbedeutend für einen Konsumrausch. Jedenfalls für die, die es sich leisten können. Finanziell schlechter Gestellte brauchen jedoch nicht verzweifeln, denn auch sie können, Dank "Dollarshop" und dem billigen "Kfar HaSha'ashuim" ihre neuen Hefte, Ringbücher, Stifte und Schulranzen, einkaufen. Man will ja schließlich dazugehören. Alljährlich tragen die Kinder und Jugendlichen zum Schulbeginn neue Klamotten, neue Schulranzen, ja, überhaupt ist alles neu, nur die Noten bleiben die alten. Schulbücher werden selbst finanziert und wer dies finanziell nicht schafft, bekommt Zuschüsse.

Was ist noch anders ?

In Israel kosten die Schulen Geld. Nichts ist umsonst und diejenigen Eltern, welche mehrere Kinder auf einer Schule haben, bekommen Rabatt. Insgesamt jedoch ist alles nicht so billig und wer Bildung sucht, der muß in die Tasche greifen. Teure Ausflüge, neue Mode, extra Kurse, etc.

Das Notensystem wird nach Prozenten berechnet. Es gibt keine Einser, Zweier, etc. sondern 100 % und abwärts.
In Deutschland besitzt Bayern ein anspruchsvolles Schulsystem und auch Israel steht nicht hinten an. Bildung wird groß geschrieben, wenn es auch unzählige Dropouts gibt. Dennoch wurde heute ein weiteres Alarmsignal gegeben:

Von den mehr als 1,5 Mio israelischer Schüler kommen ganze 500.000 täglich ohne Schulbrot in die Schule. Daheim herrscht Ebbe und es gibt nichts zu essen. Viele Schulen denken daher über allgemeine Schulmahlzeiten nach, damit die Betroffenen wenigstens einmal pro Tage eine warme Mahlzeit bekommen. Eine Mutter gab an, dass sie besser schlafen könne, wenn sie wüßte, dass ihr Kind in der Schule eine Mahlzeit bekäme. Einige Schulen reagierten schon und servieren warme Mahlzeiten in der Mittagspause. Besonders relig. Schulen, denn die Armut unter den Haredim (Ultra - Orthod.) liegt besonders hoch. Aber selbst dort, wo die Kinder nicht der haredischen Bevölkerung angehören, übernahm die sephardisch - haredische SHASS - Partei das Ruder und spendierte Essen.

Die Schulzeit hält allerdings nicht allzu lange an, denn schon in einem knappen Monat stehen die nächsten Ferien zum Rosh HaShana (jüd. Neujahrsfest) an.

6 Kommentare:

  1. Und wieso hat ausgerechnet Bayern ein anspruchsvolles Schulsystem? Woran machst Du das fest?

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  2. B"H

    Als ich des Studiums halber von Niedersachsen nach Bayern zog, war ich in vielen Bereichen bildungsmaessig hinterher.

    Uebrigens nicht nur ich, sondern ebenso weitere Studenten aus anderen Bundeslaendern.

    Beispiel: In bayerischen Schulen wird vielerseits Buchfuehrung unterrichtet. Andere Bundeslaender hatten dieses Angebot nicht und somit war unsere bayerische Uni gezwungen, oder besser gesagt, entschloss sich dazu, extra Buchfuehrungskurse fuer die Studenten aus anderen Bundeslaendern einzufuehren. Wir hingen den Bayern vollkommen hinterher.

    Die Buchfuehrung nur als kurzes Beispiel genommen !

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  3. übrigens zahlen nicht nur die israelischen kinder schulgeld: ich vermute, dass alle kinder, die an jüdische schulen gehen, schulgeld bezahlen (und nicht nur wir). und zwar, je nachdem (einkommen, gemeindemitgliedschaft), gar nicht wenig. das liegt natürlich daran, dass diese schulen in der regel "staatlich genehmigte ersatzschulen" sind, d.h. privatschulen.

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  4. B"H

    In Israel wird das Schulgeld auch fuer staatliche Schulen erhoben. Somit zahlt jeder und nicht nur Schueler von Privatschulen.

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  5. "In Israel wird das Schulgeld auch fuer staatliche Schulen erhoben."

    da können einem die eltern ja nur leid tun. warum lassen sie sich das gefallen? die israelischen staatlichen schulen sind so schlecht!

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  6. B"H

    Ich glaube, dass die staatlichen Schulen in der Vergangenheit einmal umsonst waren, doch seit Jahren ist dies auf Knessetbeschluss nicht mehr so.

    Ich habe keine Ahnung, was fuer Regelungen sozial schlechter gestellte Familien mit den Schulen vereinbaren. Ansonsten regt sich kaum jemand besonders auf und gerade jetzt zum neuen Schuljahr, wurde das Schulgeld sogar wieder einmal angehoben.

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