Sonntag, 23. November 2008

Die Trendwelt wankt

B"H

Israel ist so ziemlich von allem gebeutelt, doch wenn es um die liebe Wirtschaft geht, dann wird das Thema sofort auf Platz 2 der Agenda gesetzt. Die Sicherheit des Landes dagegen steht stets an erster Stelle, egal, ob die Börsen crashen oder nicht.

Die nördliche Ben Yehudah in Tel Aviv ist in der letzten Zeit durch die vermehrte Eröffnung neuer Rastaurants und Bistros bekannt geworden. Vor allem Junggastronomen liessen sich nieder und eröffneten trendige kleinere Restaurants. Vom Sushi bis zur Hausmannskost - alles ist dabei. Und schick eingerichtet noch dazu. Die ollen Plastikstühle oder Holzbänke sind schon lange out und Tel Avivs Restaurantwelt steht einem New York oder London nicht mehr viel nach. Essen vor toller Kulisse, wenn auch die Preise und die Essensqualität oftmals zu wünschen lassen. Aber man ist halt mal dabei und IN.

Aber seit kurzem fällt auf die neue Trendwelt ein langer Schatten, denn auch die Weltwirtschaftskrise erreicht Israel.
In Deutschland bei Opel oder woanders im Land oder der Welt, wer spürt sie nicht ? Immerhin, Israel ist bisher weitgehend verschont geblieben. Zwar steigen die Lebenshaltungskosten, aber wann tun sie das nicht ?
Massenentlassungen ?
Nein, soweit noch nicht.

Aber dennoch erwischt es uns allmählich. Es gibt Entlassungen und bisher ist von 7000 die Rede. Davon sollen 300 Betroffene sogar aus den Führungspositionen stammen, die sich derweil schämen, den Weg zum Arbeitsamt anzutreten. Sie wollen da nicht auf ihre ehemaligen Untergebenen treffen, so die Begründung.

Tel Aviv ist teuer und wenn es wirtschaftlich einmal nicht so läuft, wird sich halt eingeschränkt. Meistens als allererstes beim Ausgehen. Und dies wiederum bekommen nun auch die Restaurants zu spüren. Die Kette der betroffenen Betriebe und Branchen wird immer länger und die Trendwelt meldet Umsatzrückgang. Zu allem Übel melden auch noch die Rentenkassen Verluste und viele jetzt in Rente gehenden Arbeitnehmer müssen anscheinend mit weit weniger Rentenzahlungen rechnen. Der Staat will nicht einspringen und so mancher Zukunftsrentner sieht seine 40 Jahre langen Einzahlungen dahinschwinden.

Es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann auch in Israel der große Einbruch kommt. Und was dann ? Preise sind eh hoch und die Einkommen in der Peripherie und Jerusalem niedriger als an der Küste um Tel Aviv, Ra'anana, Kfar Saba oder Rishon Le'Zion.
Da im Februar Knessetwahlen anstehen, kommen die Parteien nicht so ganz um die Lage herum und müssen reagieren. Bekanntlich ist Oppositionsführer Benjamin Netanyahu immer eilig bei der Wirtschaftssache und betrachtet alles aus Wall Street Augen. Zipi Livni tat jetzt auch etwas und engagierte einen ehemaligen hochrangigen TNUVA - Manager (Tnuva = staatliche Milchproduktion). Letztendes sind wir, und das ist uns ausreichend bekannt, eh wieder einmal nur auf uns selbst angewiesen und daran wird sich derzeit nichts ändern.

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